Mein 10-jähriger Sohn verweigert Kontakt zu mir

Hallo,

mein Sohn ist gerade zehn geworden. Er lebt bei meiner Exfrau (wir sind seit 2011 geschieden) 230 km von mir entfernt. Seit ich ihm im November 2017 erklärt habe, dass ich im Frühjahr dieses Jahres meine Freundin heiraten werde, verweigert er den Kontakt zu mir komplett. Er will mich nicht mehr sehen, mit mir telefonieren, antwortet nicht mal auf meine sms oder WhatsApp wenn ich ihn z.B. frage was er sich zum Geburtstag wünscht…. Der Kontakt zu ihm war schon immer schwierig, obwohl früher habe ihn oft jedes zweites WE gehabt und wir haben regelmäßig mindestens zweimal in der Woche telefoniert. Ich bin aber auch oft genug zu ihm gefahren und musste vor Ort feststellen, dass er auf einmal mich nicht mehr treffen möchte obwohl wir es am Vorabend verabredet haben. Im Hintergrund standen immer wieder irgendwelche trivialen Ausreden (plötzlich wollte er lieber Freunde treffen oder sich zu Hause ausruhen usw.) Meine Ex „schafte“ auch nie ihn dazu zu überreden bzw. zu motivieren - im Gegenteil- sie unterstütze ihn noch in dem Moment und ich durfte oft genug wieder 230 km zurück fahren.

Ich habe mehrmals versucht mit meiner Exfrau dies Problem zu besprechen, sprich eine Lösung zu finden – leider ohne Erfolg, denn sie ist anscheinend nicht wirklich daran interessiert und argumentiert stets mit „…ich kann ihn doch nicht dazu zwingen“.

Ich versuche mir immer wieder jegliche Informationen ihn betreffend selber zu besorgen z.B. was seine schulische Leistungen betrifft. Auch bezüglich der Infos ist meine Exfrau sehr Träge und oft erfahre ich gewisse Sachen gar nicht, wenn ich sie mir selbst nicht organisiere.

Hatte jemand vielleicht was ähnliches erlebt? Ich bin langsam verzweifelt und überlege fieberhaft wie ich mit der Situation weiter umgehen soll. Auf die Unterstützung meiner Exfrau kann ich absolut nicht rechnen und möchte den Kontakt zu meinem Sohn auf gar keinen Fall verlieren.

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Dein Weg führt wohl zum Anwalt und dann vor Gericht zu einer Umgangsklage.

Warum will er dich nicht sehen?

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….weil er mit meiner Freundin/jetzt Frau nicht einverstanden ist. Gleichzeitig war er nie mit ihr alleine. Sie hatte ihn niemals „schiff angeguckt“ oder ihm was Böses gesagt. Anfangs war er ein bisschen eifersüchtig auf sie – aber ich hatte mich sehr oft mit ihm darüber unterhalten und immer wieder erklärt, dass sich wegen meiner Partnerin zwischen uns beiden nichts ändern wird. Das hatte auch so letztendlich drei Jahre funktioniert, bis ich ihm gesagt habe, dass wir heiraten werden.

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Wie wäre es, wenn ihr euch alleine trefft und etwas nur zu zweit unternehmt?

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Hallo,

Wahrscheinlich ist dein Sohn noch immer eifersüchtig auf deine Frau.
Du kannst ihn ja nicht zwingen Zeit mit dir zu verbringen, wenn er das absolut nicht möchte. Wäre es möglich, dass du dir vielleicht Unterstützung von den Großeltern holst, um mit ihm ein Gespräch zu suchen? Womöglich können sie ruhig auf ihn einwirken.

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Ich kann die Situation leider gut nachvollziehen. Ich selbst bin Scheidungskind und habe dann den Kontakt zu meinem Vater schließlich mit 12 Jahren abgebrochen. Es ist der einfachste Weg für ein Kind mit solch einer psychisch problematischen Situation umzugehen.

Diese Zwangsbesuche mit festen Terminen waren mir total unangenehm, sie waren nicht schön, sie waren eben erzwungen. Mit seinem Vater Termine zu machen ist so distanziert, so war mein Gefühl damals. Er wohnte auch weiter weg, also waren Termine da schon sinnvoll, aber ein Kind/Jugendlicher hat oft besseres zu tun, als sich an feste Termine zu halten. Die wohnliche Distanz ist das Problem, da sind spontane Besuche nicht machbar. Dies merkte auch mein Vater und er ließ mich schließlich in Ruhe, dafür bin ich ihm heute sehr dankbar. Mittlerweile bin ich erwachsen und habe einen super Kontakt zu ihm, obwohl wir nun noch weiter auseinander wohnen. Ich musste meiner Mutter nicht mehr gefallen, da ich von ihr nicht mehr abhängig war, so konnte ich mich meinem Vater wieder öffnen. Meine Mutter tat immer so, als würde sie den Kontakt damals unterstützen, kaum war ich allerdings wieder Zuhause, horchte sie mich aus und machte mir Vorwürfe, wie ich denn dieses und jenes ihm "verraten" konnte... Es war Psychoterror und ich wurde in den Streit zwischen meinen Eltern reingezogen. Es passte nicht in mein Bild der liebenden Eltern, ich hatte das Gefühl an allem Schuld zu sein. Da habe ich mir auch irgendwann gedacht, dass mich meine Eltern mal kreuzweise können und habe eben mich von beiden emotional distanziert. Dies führte dann zum Kontaktabbruch zu meinem Vater, bei meiner Mutter wohnte ich ja. Ständig zu hören, wie böse der Vater und seine Freundin doch sind, tat mir sehr weh, auch wenn es nicht ich war, die da beleidigt wurde. Er war und ist schließlich mein Vater.

Ich habe hier keine zufriedenstellende Empfehlung für dich, ich hoffe nur, dass ich dir die Situation deines Kindes eventuell klar machen kann. Und eventuell gibt es dir Hoffnung, dass irgendwann sich die Beziehung zu deinem Sohn verbessert. Mein Vater ließ mich zwar in Ruhe, dachte jedoch stets an wichtige Anlässe und schrieb mir oder schickte mir Päckchen. Er sorgte dafür, dass er mir in Erinnerung blieb und zwar auf liebe Art und Weise. Durch den Kontaktabbruch konnten ja keine weiteren schlimmen Erinnerungen entstehen.

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Hallo schasch,

vielen Dank.

Dürfte ich noch fragen wie der Kontakt zu deinem Vater wieder zu Stande kam bzw. wodurch ausgelöst wurde? Wurdest du mit der Zeit einfach neugierig auf ihn? wolltest du vielleicht erfahren warum damals die Beziehung zwischen deinen Eltern nicht funktionierte? oder hattest du möglicherweise ein Gefühl, dass die „irgendwas/irgendwer“ in deinem Leben fehlt? Hast du in deinem späteren Leben, bevor der Kontakt wieder aufgebaut wurde, deinen Vater vermisst?

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Ich habe geheiratet und wollte ihn dabei haben. Ich habe schließlich nur diesen einen Vater. Ich hatte das Gefühl, dass er sonst dort wirklich gefehlt hätte. Schon davor hatte ich darüber gegrübelt, wie ich wieder Kontakt aufnehmen kann, aber ich brauchte einen Anlass und das war die Hochzeit. Es war unangenehm ihn wieder zu sehen, weil ich nicht wusste, wie er reagiert, aber er hat mich einfach mit offenen Armen empfangen ohne die Vergangenheit zu kritisieren oder mir Vorwürfe zu machen.
Ich habe mit ihm später dann auch über die Vergangenheit geredet. Mit ihm konnte ich das auch richtig, mit meiner Mutter nicht. Es ist zwischen ihnen beiden viel vorgefallen (beide haben meines Erachtens "Schuld" an der Trennung) und ich wollte nicht nur die Sicht meiner Mutter haben. Ich wurde reifer und verstand, dass mein Vater kein Problem mit mir hatte, sondern mit meiner Mutter. Und meine Mutter hatte allerdings ein Problem mit mir, wenn ich den Kontakt gesucht hätte, daher war es wichtig von ihr nicht mehr abhängig zu sein. Ich hatte meinen Vater fast ein Jahrzehnt nicht mehr gesehen und nur auf die Lügengeschichten meiner Mutter vertraut, was ein Fehler meinerseits war. Aber ich weiß, dass mein Vater dennoch für mich da ist, er hat einfach gewartet und jetzt ist mein Kontakt zu ihm wesentlich besser, als zu meiner Mutter. Er hat in der Vergangenheit schon hin und wieder gefehlt, allerdings war mir das Theater meiner Mutter zu anstrengend, sodass ich lieber auf den Kontakt verzichtete. Die Vergangenheut kann keiner von uns ändern, es bringt nichts dieser nachzutrauern, wie sehen vorwärts. Alles Gute für dich und dass ihr eine Lösung findet!

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