Wie hält man das aus?

Ihr Lieben,
vor einer Woche hatte ich meine zweite Fehlgeburt in diesem Jahr, insgesamt die dritte in Folge.
Die beiden letzten Schwangerschaften verdanke ich einer Kinderwunschbehandlung , wir warten inzwischen seit 5 Jahren auf unser Wunschkind...

Bei allen drei Schwangerschaften war ich parallel mit einer meiner engsten Freundinnen schwanger.
Sie hat eine gesunde Tochter geboren, hatte dann auch eine Fehlgeburt und ist aktuell wieder in "glücklichen Umständen".
Und mein Bauch ist wieder leer.

Aktuell fühle ich mich noch wie betäubt, hatte mich emotional aber auch nicht zu 100 Prozent auf die letzte Schwangerschaft eingelassen, aus Selbstschutz wollte ich mich erst freuen wenn das Herzchen schlägt. Und ich durfte es nicht schlagen sehen, beim ersten Ultraschall in der 9. Ssw stand es still 😥

Ich habe Angst vor den nächsten Monaten, vor den wachsenden Babybäuchen in meinem Umfeld, davor dass ich vielleicht ungerecht bin und mich nicht mitfreuen kann am Babyglück.
Davor dass unser Kinderwunsch sich vielleicht nie erfüllt, dass ich für die nächsten Schritte in der KiWu Behandlung keine Kraft mehr habe.
Davor dass es wieder klappt und man der Schwangerschaft nicht traut, ständig besorgt ist oder sich emotional nicht richtig einlassen kann.

Wie schafft ihr das? Was habt ihr euch nach einer Fehlgeburt Gutes getan, eurer Seele und eurem Körper der ja schon einiges geleistet hat auch wenn man es nicht sehen kann?

Wir machen jetzt auf jeden Fall erst mal Pause, Gerinnungsdiagnostik und evtl Genetik stehen an.
Falls es spontan klappt fahren wir auch noch ein paar Tage weg.

Sorry der Text ist länger geworden als ursprünglich geplant, aber irgendwie musste das mal raus.
Danke fürs "Zuhören"!

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Du arme Maus! Erst mal drücke ich dich virtuell ganz feste.
Ich liege nach meiner zweiten FG gerade im Krankenhaus, da die Blutungen beim natürlichen Abgang so heftig wurden.
Zum Glück war meine erste FG im März da eher eine Angängerversion.

Zwei mal durfte ich dieses Jahr ein winziges Herzchen schlagen sehen, zwei mal hörte es in SSW 9 wieder auf.

Neid auf andere kenne ich zu gut und an schlechten Tagen meide ich diese Leute einfach, gehe grundsätzlich aber sehr offen mit meinen Sternenkindern um.

Mit Yoga habe ich begonnen, was mich toll runter holt und war im Juli zum ersten Mal bei einer Psychologin.

Ich glaube akzeptieren hilft, denn es lässt sich nicht ändern.

Trauern dürfen wir trotzdem und das gehört auch dazu.

Alles Gute dir.

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Danke für deine liebe Antwort!
Und fühl auch du dich gedrückt!
Tut mir leid dass du im Krankenhaus bist.
Das musste ich im Januar auch durchmachen weil die Ausschabung nicht wie geplant gelaufen ist und ich dabei relativ viel Blut verloren habe.
Dieses Mal war es glücklicherweise ein unkomplizierter natürlicher Abort.
Komm schnell wieder auf die Beine!

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Ich habe mich heute auch mal wieder in dieses Forum verirrt. Meine Fehlgeburt (Diagnose MA) war an Ostern mit Fehlgeburt und anschließender Ausschabung Ende Mai. Nach Wochen voller Trauer ging es Stück für Stück besser. Viel reden mit unterschiedlichen Freunden und Familie hat mir rückblickend am meisten geholfen. Jeder hat einen ganz anderen Blick auf die Fehlgeburt und ich habe sehr viel Mitgefühl bekommen. Irgendwann habe ich beschlossen ganz offen damit umzugehen. Bevor ich mich in Ausreden verstricken würde, habe ich lieber gleich gesagt, dass ich z.B. gerade keine Babyparty für eine Freundin planen kann, weil ich selbst gerade eine schlimme Zeit durchmache.

Ein kleiner Tapetenwechsel, wenn die Arbeit es zulässt tut auch gut! Ich hab zu der Zeit viel Zeit mit einer Freundin verbracht, die zur gleichen Zeit ihren Vater nach kurzer schwerer Krankheit verloren hat. Sich gegenseitig abzulenken, durch den Tierpark zu spazieren,... Hab mir zu der Zeit auch vieles "gegönnt" – von Essen bis zu einer wahnsinnig überteuerten Jeans. ;-)

Aber es gibt auch Tage, an denen kommt alles wieder hoch. Ich hatte heute einen Termin bei meiner Hautärztin und sie grinste mich an und schaute dann irritiert auf meinen Bauch. "Hier steht beim letzten Besuch waren Sie in der 7 SSW"... Ich erklärte ihr, dass ich es leider verloren habe. Sofort kamen die Tränen. Ich hatte nicht daran gedacht, dass sie mich darauf ansprechen könnte und es traf mich ganz unvorbereitet. Habe mich gerade noch so "rausretten" können, bevor die Tränen liefen.

Andere Schwangere... Das ist nach wie vor die größte "Challenge" für mich. Ich kann Bäuche gar nicht mehr sehen. Meine beste Freundin ist jetzt im 8. Monat... daher bin ich ihr die letzten Wochen etwas aus dem Weg gegangen. Am Wochenende werden wir mal wieder einen netten Tag zu zweit (+1) verbringen. Wird bestimmt nicht einfach für mich, aber es ist wichtig, dass man sich auch diesen Situationen stellt.

Puh langer Text... Entschuldige... Heute ist ein Tag, an dem ich auch sehr grüble, wie es wohl weiter gehen mag. Bei mir stehen noch verschiedene Untersuchungen aus und alles ist sehr ungewiss.

Ich drück dich unbekannterweise!

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Vielen Dank für deine lange Antwort!
Ach Mensch, das tut mir so leid, kann mich so gut in deine Situation beim Hautarzt hineinversetzen. So ging es mir bei der letzten Fehlgeburt und einem Zahnarzttermin. Als die Zahnarzthelferin mir dann tröstend den Arm gestreichelt hat musste ich auch ganz tief durchatmen damit die Tränen nicht laufen.
Tatsächlich kenne ich niemanden in meinem direkten Umfeld mit einer so langen und komplizierten Kinderwunschgeschichte (was ich auch niemandem wünsche) und habe daher das Gefühl dass niemand es wirklich nachvollziehen kann.
Danke euch fürs Zuhören und Aufmuntern!

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Erst einmal mein Beileid. Ich hatte vor 2 Wochen meine 3te MA mit AS in Folge. Wir waren/sind auch in einer Kiwu Klinik in Behandlung und ich war so froh als ich endlich wieder positiv testen durfte. Aber leider dann die traurige Nachricht bei 9+5 Herz schlägt nicht. Mich hat diese MA auch sehr runtergezogen. Bei der Pathologischen Untersuchung fand man Auffälligkeiten hab nächste Woche einen Termin bei einem Gerinnungsspezialisten. Da ich es zu Hause nicht ausgehalten habe sind mein Mann und ich spontan in den Urlaub geflogen mir tut hier die Abwechslung sehr gut am Sonntag geht es wieder zurück in die Heimat und den Alltag hoffe das ich dann nicht wieder in ein tiefes Loch falle.
Versucht ein paar Tage wegzufahren ich kann es nur empfehlen

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Wie hält man das aus? Gute Frage! Ich weiß es manchmal auch nicht - ehrlich gesagt. Vor vielen Jahren habe ich mit meinem Ex zwei Kinder ganz problemlos bekommen und mir kaum bis wenig Sorgen gemacht, das etwas schiefgehen könnte. Seit ein paar Jahren habe ich einen neuen Mann an meiner Seite, der noch kein leibliches Kind hat und ich war so happy als er mit zu verstehen gab, dass er gerne auch noch Papa werden würde. Also Pille abgesetzt im September und das Hibbeln begann. Wird wohl eine Weile dauern habe ich gedacht, aber mehr auch nicht. Nicht im Geringsten war ich auf das vorbereitet was dann geschah. Zwischen Oktober und April hatte ich inzwischen 3 Abgänge (5., 8. und 10. Woche!) Ich hoffe natürlich von Herzen, dass es in Kürze nochmal klappt, aber bin auch ein wenig traurig darüber, dass ich - wenn es denn so sein sollte - meine letzte Schwangerschaft nicht so genießen werde, wie ich es mir eigentlich vorgestellt habe! Es hilft mir ein wenig, dass wir es nicht in der Hand haben und grabe den letzten Funken Zuversicht aus und hoffe einfach das Beste! Aber es gibt immer wieder solche Momente wo es einem nicht gut geht, weil man einfach nicht weiß, ob einem das Glück selbst gegönnt ist. Gestern z.B. war wieder so ein Tag. Unser Versicherungsvertreter witzelte die ganze Zeit rum, dass es ja langsam mal Zeit für meinen Mann wäre Vater zu werden und das tat ganz schön weh. Gut, er kann es ja nicht wissen, aber das tat schon weh. Zu allem Überfluss sind wir dann abends in der Stadt noch seiner Ex begegnet, die seit kurzem im Mutterglück schwelgt. Ja, es ist nicht einfach, aber irgendwie muss man dadurch und darf die Hoffnung auf sein persönliches Wunder nicht aufgeben. Alles andere wäre kontraproduktiv! Ich hoffe einfach, dass wir den Mut nicht verlieren und irgendwann für das alles mit einem Kinderlachen belohnt werden. Ich drücke ganz feste die Daumen!

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Hallo,

ich kann dich so gut verstehen. Ich hatte im Januar und Ende April auch jeweils eine Fehlgeburt. Ich war immer erst in der sechsten Woche. Beide Male ist es von alleine abgegangen.

Ich weiß ganz genau, wie du dich fühlst. Eine Kollegin von mir ist gerade Schwanger und zieht jetzt auch noch für die letzten Wochen direkt in mein Büro. Da sehe ich dann den Bauch permanent. Sie ist allerdings sehr einfühlsam und kümmert sich rührend um mich.

Letzte Woche waren wir bei Freunden, die wir lange nicht gesehen haben. Auch wieder schwanger und dann auch noch den gleichen Geburtstermin wie ich bei der zweiten Fehlgeburt. Das hat schon ziemlich gesessen. Ihr Kind kommt dann jetzt im Dezember und alles läuft wunderbar.

Ich habe mich dazu entschieden, nicht neidisch zu sein oder missgünstig. Ich kann mich ja nicht verstecken und der Welt aus dem Weg gehen. Andere Frauen bekommen Kinder, das ist nun mal so.

Auch ich habe nun wahnsinnig Angst niemals Mama zu werden. Wir waren in der Kinderwunschklinik, haben 12 Kanülen Blut dagelassen. Im Oktober ist der nächste Termin. Erst dann bekommen wir die Ergebnisse. Bis dahin sollen wir nicht probieren und verhüten.

Ich habe mir eine Therapeutin gesucht. Das tut gut und steht dir jetzt auch zu. Ich habe wirklich jedem irgendwie erzählt, was los ist. Teilweise auch Geschäftspartnern. Ich habe dadurch erst gemerkt, wiewiele Frauen Fehlgeburten haben und konnte so die Fehlgeburten als etwas normales aktzeptieren. Die Angst bleibt aber trotzdem.

Im Moment habe ich die Arbeitszeit reduziert, nur für ein paar Monate um Zeit für mich zu haben. Ich habe nun einen Tag die Woche, der nur für mich ist. Ich versuche den Sommer zu genießen.

Versuch dir ganz viele schöne Momente in deinen Alltag einzubauen. Verkriech dich nicht. Egal was kommt, es ist dein Leben und das ist jetzt. Worauf hast du heute Lust? Mach es!

Ich drücke dir die Daumen, dass du einen Weg für dich findest und uns allen wünsche ich, dass wir irgendwann einen kleinen gesunden Wurm im Arm halten.

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Danke euch, ihr Lieben!
Ihr macht mir Mut!
Ich drücke uns allen die Daumen fürs Babyglück 😘