Gedanken nach der stillen Geburt

Hallo zusammen,

Ende September 2018 wurde bei meinem Baby Trisomie 18 festgestellt. Der Termin bei der Feindiagnostik war so ziemlich der 1.große Albtraum, den ich je erlebt habe.
Die Bilder beim 3D-Ultraschall von meinem Kleinen, wie er da in meinem Bauch lag, krank und von Mutter Natur so richtig abgewatscht... ich glaube, sowas vergesse ich im Leben nicht mehr. Nach einer zweiten Untersuchung im Krankenhaus und der Aussage, dass mein Kleiner in keiner gedachten Variante lebend auf die Welt kommen würde, haben mein Mann und ich beschlossen, unseren Kleinen gehen zu lassen zu Beginn des 6. Monats. Am 4.10.2018 war dann der zweite Albtraumtag meines Lebens. Ich habe meinen Kleinen tot auf die Welt gebracht. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie solch einen Schmerz empfunden. Mich im Krankenhaus von ihm zu verabschieden, war einfach nur schlimm. Ihn dort zurücklassen zu müssen, mit dem Wissen, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Die ersten Tage danach bin ich wie in Trance durch die Gegend gelaufen. Mein Herz wurde gebrochen. Es war, als ob ich es fühlen konnte, wie es in 1000 Teile zerspringt, als er auf die Welt kam. Ich hab nur noch geheult.

In den ersten Wochen wurde mir sehr viel Hilfe von Freunden/Familie angeboten und auch gegeben. Man saß einfach schweigend bei mir, weinte mit mir oder man ließ mich einfach reden. Knapp 3 Wochen später haben wir meinen kleinen Mika dann beerdigt. Das war ein erster Anfang, um mich wieder zu fangen. Ich bin verheult zum Friedhof rausgegangen und hab dem lieben Gott aus tiefstem Herzen beide Mittelfinger gezeigt und ihn gefragt, was er mir jetzt noch antun will, wo ich es doch geschafft habe aufrecht stehen zu bleiben. Ende November habe ich dann gefühlt meinen Kleinen nach Hause geholt. Ich war beim Standesamt und habe eine Bescheinigung über seine Existenz erhalten, die ich in unser Stammbuch einlegen konnte. Eintragung mit Name, Geburtsdatum, Vater + Mutter. Das hat mich wieder ein bissel weiter in die Spur gebracht. Ein wenig Vollständigkeit kam zu mir zurück - so lächerlich das auch klingen mag.

Ich gebe zu, dass seit dem Tag der stillen Geburt jeder Tag für mich einfach nur schwerer erscheint als der Tag davor. Ich quäle mich zwar nicht durch den Tag, aber ich habe keine Minute, in der ich nicht an meinen Kleinen denke. Eine kleine Schlüsselanhängerkette mit seinem Namen ist alles, woran ich mich festhalten kann.

Aber im Grunde.... worüber beschwere ich mich eigentlich? Mein Kleiner ist der, der das Leben, was er verdient gehabt hätte, niemals leben darf. Ich... ich betrauere "nur" all das, was ich mit ihm nicht haben kann. Bin ich wütend? Ja, weil ich nur jemandem die Schuld geben kann, der weder Gesicht noch Körper besitzt. Ich fühle mich kraftlos, müde und schwer, weil ich so gern nicht mehr so traurig wäre. Man macht sich nie wirklich Gedanken, wie es ist, das eigene Kind begraben zu müssen. Alles daran fühlt sich einfach falsch an. Und doch hält man sich aufrecht und kämpft sich durch den Tag.

Mit welchem Recht stellt Mutter Natur uns Frauen eigentlich vor solch eine Herkulesaufgabe? Ist es nicht schon schwer genug, einfach das Leben meistern zu wollen? Muss es dann noch solche Tiefschläge geben? Aber wen will man da zur Verantwortung ziehen...?

Aktuell ist es wieder etwas schwerer für mich, da der Tag der eigentlichen Geburt immer näher rückt. Einen Tiefpunkt gab es am 21.12.2018. Das wäre der Tag vom Mutterschutzbeginn gewesen. Ich weiß nicht, was in 4 Wochen sein wird. Ich weiß auch nicht, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe, meinen Kleinen frühzeitig gehen zu lassen. Aber ... ich habe das Gefühl, dass das die einzige Möglichkeit war, wie ich ihm wenigstens etwas helfen konnte. Ihn gehen zu lassen, befreit von Krankheit und Schmerz in der Hoffnung, dass es ihm jetzt besser geht.

Ich gebe mir den Raum zur Traurigkeit; besuche ihn am Grab so oft wie ich die Kraft dafür aufbringe und weine, wenn ich das Gefühl habe, es tun zu müssen. Und natürlich rede ich auch über ihn. Mit meinem Mann, meiner Tochter, einfach jedem der mich nach Mika fragt. Es nicht zu tun, käme der Behauptung gleich, dass er nie existiert hätte.

Ich bin traurig, für immer im Hinterkopf und dennoch froh, wenigstens ein paar Augenblicke mit ihm gehabt zu haben.

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Hallo Micamonja,

Mein tiefstes Beileid. Es tut mir so unendlich leid, dass euch das widerfahren ist. Das ist wirklich der schlimmste Alptraum. Ich gebe dir absolut recht. Wir Frauen müssen so viel durchmachen. Erstmal sollen wir "Karriere machen", also Geld verdienen, den passenden Partner finden und dann läuft uns langsam die Zeit davon Kinder zu bekommen. Irgendwann scheint Mutter Natur gnädig und man hält den ersehnten positiven SST in der Hand. Man ernährt sich bewusst, bewegt sich, verzichtet auf Genussmittel und vielleicht auch auf den Lieblingssport, weil der womöglich zu gefährlich für das Kleine wäre. Und dann bekommt man so eine Diagnose. Wie grausam! Absolut unfair.

Ich habe mein Würmchen auch verloren, musste es aber immerhin nicht still zur Welt bringen. Trotzdem trauert man.
Seither suche ich auch nach positiven Gedanken, dir mir helfen könnten, wieder nach vorne zu schauen. Was mir manchmal hilft ist: die kleine Seele dreht nochmal eine Runde. Sie war einfach noch nicht soweit. Sie fliegt um die Welt und wenn sie bereit ist, kommt sie wieder.
Dein Sohn war ja schon ein paar Schritte weiter, vielleicht wurde er zu eurem Schutzengel, der jetzt auf deine Familie aufpasst.
Klingt kitschig, normalerweise ist das gar nicht mein Fall, aber ich denke, jeder Gedanke, der einem hilft, hat seine Berechtigung.

Ich wünsche dir alles Gute!

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Hallo du,
ich habe noch kein Kind so spät verloren,meine späteste Fg war in der 12.SSW.
Aber ich habe den Schmerz hautnah bei meiner Freundin miterlebt, die zwei ihrer Kinder wenige Wochen vor ET verloren hat, in Abstand von neun Jahren.
Es ist unvorstellbar sein eigenes Kind einfach gehen lassen zu müssen.

Ich hatte jetzt im Sommer wieder eine FG und habe auch gehardert- da wartet man so lange auf diesen kleinen Menschen und dann schlägt das Herz einfach nicht mehr.

Ich weiß nicht wie gläubig du bist....ich habe neulich mit meiner Freundin über meine Gedanken gesprochen...wir glauben ja,dass unsere Kinder zu unserer Familie gehören und wir sie einmal wiedersehen. Immer haben wir gedacht,was sollen wir noch lernen-wir haben es doch schon kapiert und wissen um den Wert eines Lebens, wissen wie wir andere stützen können, die das Gleiche durchlebt haben etc...warum also nochmal und nochmal....
Mir kam der Gedanke,dass es da garnicht um uns geht, sondern allein um diese kleine Seele, die einfach nur einen Körper brauchte- nur ganz kurz,weil sie schon so geistig weit entwickelt war. Wir waren nur diejenigen die es diesen kleinen Seelen ermöglicht haben.
Sie sind nicht verloren und gehören fest zu unserer Familie.Es tut trotzdem weh und du hast alles Recht zu trauern,aber mit der Erkenntnis,dass das Kind nicht einfach weg ist, sondern wir nur für eine Zeit getrennt sind, macht es, auf lange Sicht, etwas leichter.
Ich drück dich und hoffe,dass du weiter so viele liebe Menschen um dich hast und dass du und dein Mann weiter so gut zusammenhaltet.
LG

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Hey,
also so richtig gläubig bin ich eigentlich nicht. Ich habe so meine Vorstellung vom großen "Danach", aber dafür benötige ich keine Unterstützung von einem Gott, der solche Entscheidungen fällt, wie bei meinem Kleinen oder eben auch anderen Müttern, die schlussendlich so leiden müssen. Mein Mann ist ein praktizierender Christ. Anfangs hat er ganz schlimm mit seinem Glauben gehardert. Das ging für ihn alles nicht miteinander einher. Anfang letzten Jahres war er noch bei der Stammzellspende, hat Stammzellen gespendet und womöglich jemandem das Leben gerettet. Dass ihm dann von Mutter Natur sein Kleiner genommen wurde, hat ihn doch Zweifeln lassen. Aber natürlich ist man gegen Mutter Natur einfach machtlos.

Mir hilft der Gedanke sehr, dass mein Kleiner jetzt schmerzfrei ist und unbeschwert bei den anderen Sternenkindern spielt. Ich muss mich gedanklich einfach daran festhalten. Alles andere bringt einen irgendwie nicht mehr wirklich hoch. Es ist auch so schon das Gefühl, dass einem ein Stück Lebensfreude und -energie genommen wurde. Daher muss ich für mich einfach diese Gedanken haben. Auch wenn die schlechten Gedanken manchmal versuchen die Oberhand zu bekommen.

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Hallo liebes!

Erst mal tut es mir sehr leid dass du das erleben musstest.
Mir ist etwas Ähnliches passiert. Ich war 2017 schwanger und der Arzt hat bei der nackenfaltenmessung bemerkt dass etwas nicht stimmt. Ich hatte dann eine Punktion und es ist raus gekommen dass unser Baby trisomie21 hat. Wir haben uns entschieden das Baby gehen zu lassen. Ich hatte eine stille Geburt. Es war schrecklich. Ich war fertig mit allem. Mir hat mein Glaube da sehr geholfen. Ich denke wir leben einfach in einer nicht perfekten Welt wo solche Sachen passieren können. Natürlich habe ich Gott auch gefragt „warum?“. Ich weiß bis heute nicht warum das passiert ist aber darum geht es auch nicht. Mir gibt Kraft zu wissen dass mein Baby im Himmel ist und ich es einmal sehen werde :) ich bin dann recht schnell wieder schwanger geworden und habe im September 18 einen gesunden Sohn zur Welt gebracht. Er ist mein Sonnenschein. Er heißt Rafael. Rafael heißt auf Hebräisch „Gott heilt“. Im Krankenhaus nach der Geburt als ich meinen süßen Sohn angeschaut habe ist mir plötzlich eingefallen was dieser Name eigentlich bedeutet. Gott hat mir diesen gesunden Schatz geschenkt und mein Herz geheilt. Ich bin so dankbar dass ich das so erkennen durfte 😍 ich umarme dich und wünsche dir viel Kraft wenn du dem ET immer näher kommst. 😘

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Ich habe am 01.01.19 meine eineiigen Söhne in der 15. Woche still zur Welt gebracht. Ich muss jeden Tag an die beiden denken. Tagsüber ist alles super aber abends, wenn meine 16 Monate alte Tochter schläft, habe ich zu viel Zeit zum Nachdenken. Ich sehe die Bilder der Geburt und wie sie aussahen.... als wenn sie schlafen würden und so perfekt.
Unsere Kinder werden immer ein Teil von uns bleiben und unvergessen sein.
Wünsche viel Kraft.

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Das tut mir sehr leid, dass dir gleich zu Jahresbeginn so etwas schlimmes passiert ist. Zumal dann auch noch gleich zwei Kinder. Ein Kind zu verlieren, ist schon schwer, zwei Kinder dann verlieren ein weiterer Alptraum.

Darf ich fragen, ob du dir Hilfe geholt hast? Trauerbegleiter, Therapeut oder sowas?

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Ich hatte während des Klinikaufenthaltes einen Seelsorger und jetzt wo ich wieder daheim bin, werde ich mich mal zu einem Therapeuten überweisen lassen, da ich schlecht schlafe. Ich denke es schadet nicht, mal mit jemand professionellem zu reden.

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Hi liebes fühl dich erstmal gedrückt. Das tut mir sehr leid . Ich verstehe dich so gut, das ist schlimmste was jemanden passieren kann. Ich habe nach 4 Fehlgeburt eine Totgeburt in 12.9.2014 3 Tage vor Geburt. Das war Horror 😞😞 ich kann gar nicht die Schmerzen Beschreiben. Sie war über 4 Kilo . Die wäre jetzt 4 Jahre 4 Monate. Weißt du ich kann wirklich nicht schreiben Garde als ob es grade passiert. Wünsche dir viel Kraft

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Ich möchte dir mein tiefes Beileid aussprechen. Das bringt für dich gar nichts, leider. Aber ihr seit nicht allein.

Auch ich hatte diese Gedanken wie unfair das ganze eigentlich ist. Das warum wird nie beantwortet werden - leider.

Wir haben unseren Sohn in der 17. Ssw zur Welt gebracht, am 19.12.2018. Der schlimmste Tag unseres Lebens.

Der Kampf, das er hier bei uns Bestattet wird, endete erst diesen Dienstag. Ich hätte nie gedacht das dass Probleme macht. Jetzt haben wir das "Ja".

Auch Leo war stark krank, u.a. das Herz. Es schlug nicht mehr. Mehrere Wochen haben wir gebangt das es ihm doch gut geht - vergebens.

Ich hab mich auch oft gefragt warum wieso, nur das bringt nix. Man bekommt keine Antwort und muss mit dem Leben so wie es ist.

Jeder 🌟, jeder 🦋 egal was bleibt immer in unseren Herzen. Wir werden sie nie vergessen, weil sie zu unserem Leben gehören.