Der ganz tiefe Fall- Bitte steht mir bei

Ich habe meine Tochter in der 20. Woche verloren. Das war im Oktober letzten Jahres.
Ihr eigentlicher Geburtstermin rückt näher. Im Frühling wäre sie auf die Welt gekommen, und desto näher das Datum rückt, desto gruseliger wird mir.

Die Zeit nach der stillen Geburt war zwar schwer, aber dennoch leichter als ich dachte. Selbst Weihnachten ging ohne allzu großen Schmerz. Ich hatte halt meinen Partner, der mir mir vieles abnahm. Der auch mit mir trauerte.

Nach der Beerdigung im Januar kam der große Einsturz. Mir war als hätte ich mich die ganze Zeit nur zusammengerissen, um diesen Tag gut zu überstehen. Und um meine Tochter zu würdigen. Als das aber geschehen war, kam danach nichts mehr. Ich wusste, dass ich mich nun um mein Leben kümmern musste, aber es ging nicht.

Bei meinem Partner geht es beruflich wieder bergauf. Seitdem ist die Trauer bei ihm wie verflogen, oder besser gesagt, er ist abgelenkt. Das kann ich natürlich verstehen, aber ich bleibe auf der Strecke und wurde depressiv.

Ich hatte versucht zu erzählen wie es mir geht, aber er blockte ab. Sagte Dinge wie: "Sei doch mal positiv und freu dich auf die Kinder, die wir mal haben werden." Und, dass ich ja nur nach Gründen suchen würde, um ihm seine gute Zeit zu vermiesen.
Die Sprüche haben mich so verletzt, vor allem das Unverständnis, dass sich in mir tiefer Hass breit machte. Ich habe für ihn tatsächlich nur noch Hass übrig.
Als ich bei meiner psychologischen Beraterin war, machte sie sich große Sorgen und riet mir vorerst eine Tagesklinik aufzusuchen. Sie vermutete, dass sich sonst eine schwere Depression entwickeln könnte.

Von alldem bekommt mein Partner nichts mit. Er ist gerade geschäftlich im Ausland und machte auch keine großen Anstalten mich zu verstehen.
Er rief mich zwar öfter an, aber sobald das Gespräch tiefgründiger wurde, blockte er ab. Und fing an mir Vorwürfe zu machen.

Ich habe am Freitag den Termin in der Klinik. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin durcheinander und begreife mein Leben nicht mehr. Ich empfinde es als den reinsten Horror.

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Ich denke, es ist gut, dass Du Dir helfen lässt. Wie ist es mit Deinem Partner, kann der auch mal mit in die Tagesklinik, zu Paargesprächen? Mir scheint wichtig, dass Ihr einen Ort habt, wo man Euch hilft, wieder miteinander zu reden und Euch gegenseitig zu unterstützen. Ihr habt alle beide etwas sehr schlimmes erlebt und er hat es anders verarbeitet als Du, was nicht heisst, dass er weniger leidet.
Ich drücke Dich und wünsche Euch beiden, dass Ihr wieder zueinander findet und Dir, dass Du gute Hilfe bekommst.

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Hallo liebe bayi,
Ich möchte dir gerne beistehen, weiß aber nicht ob ich mich gut dabei anstelle.
Ich drücke dich aus der Ferne. Mir wurde nach meiner zweiten Fehlgeburt und dem darauf folgenden "totalausfall" auch die Tagesklinik nahe gelegt, leider war die Wartezeit etwas länger und ich habe dann das Angebot nicht mehr genutzt (würde jetzt aber anders entscheiden). Also nimm jede Hilfe an die sich dir bietet. Darüber reden ist das A und O, auch wenn du dir vielleicht manchmal etwas seltsam vorkommst da es ja für andere schon Monate her ist, ich weiß aber das es sich für dich noch sehr present anfühlt und in manchen Momenten sogar noch ganz frisch!
Ich muß sagen ich hatte "nur" zwei Frühe Fehlgeburten, also wäre es gelogen zu sagen, dass ich genau weiß was du durchmachst.
Zu deinem Partner möchte ich dir sagen, dass er mit der Situation (in der man als Mann sehr oft total überfordert ist) einfach nur so umgeht wie er es jetzt für richtig hält und was du vielleicht als Gefühlskalt von ihm empfindest ist seine Art zu sagen: schau nach vorn, wir beide werden noch eine wundervolle Familie miteinander haben und die Sonne wird scheinen, alles wird gut! Eigentlich macht er genau das richtige aber in unserer Trauer und Verzweiflung können wir es eben einfach nicht aus diesem Blickwinkel sehen. Ich hoffe du verstehst was ich meine und hältst mich nicht ebenfalls für Gefühlskalt.

Ich würde dir jetzt gerne sagen, dass alles gut wird und du bald wieder einen Sinn in deinem Leben siehst, aber leider weiß man das erst alles wenn man nach Jahren zurückblickt und wirklich alles gut geworden ist und einen Sinn ergiebt. Solange bitte ich dich: Rede! Hoffe! Kämpfe! Weine aber gib nicht auf! Versuch das kleine Licht zu sehn, es ist da, irgendwo und es wird wieder heller werden! Sei wütend auf deinen Partner weil er nicht das sagt oder tut was du jetzt brauchen würdest aber hasse ihn nicht, er versucht nur nach vorne zu Blicken, da du das im Moment nicht kannst!
Ich wünsche dir von ganzem Herzen das du die Hilfe und Unterstützung bekommst die du jetzt ganz dringend brauchst. Dein Leben wird wieder schön, du hast nur dieses eine, gib es nicht auf!
Liebe Grüße von happymama2012 (die viele Jahre mit Depressionen durch die Dunkelheit gewandert ist)
Du schaffst das, du bist eine Sternenkindmama, wir sind unglaublich stark!

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Liebe bayi,

Erstmal alles liebe für dich und kraft für die nächste Zeit,

Für mich hört sich deine Geschichte ein bisschen so an, als hätte dein Mann schon richtige Trauerarbeit ( für sich) geleistet - während du am Anfang einfach nur tapfer warst. Jetzt kommt deine Trauerarbeit - was er natürlich nicht mehr verstehen kann - da er ja schon richtig abgeschlossen hat. Für mich kommt dein Hass daher, dass du so immer irgendwie das Gefühl Hast - ihn würde der Verlust eurer süßen kleinen Maus kalt lassen. - da bleib bei dir nur Hass für ihn übrig. Es ist bestimmt richtig, dir Hilfe geholt zu haben - dein Mann kann auch nicht alles leisten. Versuch doch erstmal für dich zu trauern und einen Weg zu finden, wie es weitergeht und gehe dann das Gespräch mit deinem Mann nochmal an.

Ich habe letztens hier so nett gelesen: wenn sich die kleinen Mäuse so unverhofft und ungewünscht von einem vieeeel zu früh verabschieden, ist es dennoch nur der Körper, der geht. Die kleine Seele bleibt erhalten und sie ist sicherlich noch da und irgendwo auch bei dir ganz in der Nähe. Und mit ein bisschen Glück und etwas Hoffnung kehrt sie in einem anderen Körper zu dir zurück! Gib ihr dazu die Chance und halte nicht fest!!! Für dich und auch für deine Mann alles gute ( ihm ist das Alles bestimmt auch einfach zu viel - und es wird nicht lange dauern und du kannst hinter deinem Hass wieder die Liebe zu ihm entdecken!!!!! Immerhin sind das beides die intensivstem Emotionen die auch sehr eng beieinander liegen!!! Ihr schafft das!!!!#herzlich

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Hallo,
es tut mir sehr leid, dass du dein Kind verloren hast. Ich hatte vor ein paar Jahren eine ELSS in der 9.SSW. Das ist sicher nicht vergleichbar mit einem Spätabort, trotzdem war die Dynamik in unserer Beziehung ähnlich. Ich habe ganz lange gebraucht um mit dem Verlust klar zu kommen, habe lange mit mir gehadert (ich hab nichts gemerkt von der ELSS und hatte eine Not-OP) und war erst nach dem berechneten ET bereit mit der Sache abzuschließen. Mein Mann dagegen wollte schon relativ schnell nichts mehr davon hören. Er hatte eine ganz andere Art zu trauern und wir haben da einfach nicht zueinander gepasst.

Ich finde es schonmal gut, dass du dir Hilfe gesucht hast. Mach deinem Partner keine zu großen Vorwürfe. Natürlich wünscht man sich in so einer Situation grade von seinem Partner Unterstützung, aber er ist eben selbst nicht unbeteiligt sondern hat seine eigene Trauer mit der er umgehen muss. Hast du eine gute Freundin der du dich anvertrauen kannst? Mit der du deine Trauer teilen kannst?

Du musst deinem Partner natürlich schon sagen können, dass es dir schlecht geht. Vielleicht kann deine Therapeutin nochmal mit ihm reden und ihm klar machen, dass du das jetzt sicher nicht machst um ihn runter zu ziehen, sondern, dass es dir eben einfach schlecht geht.

Ich drück dir die Daumen, dass es dir bald besser geht!
LG