Warten auf Tag X

Hier sitze ich. In der 22. Schwangerschaftswoche. Vor mir liegen sechs Cytotec 200 Tabletten. Die Geburt meiner Kleinen Maus Vanessa soll morgen früh eingeleitet werden. Ich bin wie in Trance und warte immer noch darauf, dass ich aus diesem Albtraum aufwache.

Am Freitag waren mein Bald-Ehemann Andi und ich im Krankenhaus um einen 3D Ultraschall machen zu lassen. Andi hatte Ende Mai Geburtstag und dies war sein Geschenk. Der Oberarzt war von Anfang an sehr nett. Allerdings verfinsterte sich seine Miene relativ schnell. Dann kamen die Worte, die ich nie im Leben mehr vergessen werde: "Ihr Kind hat einen Wasserkopf". Wir wussten erst gar nicht was er meinte. Dachten, dass kann man sicher behandeln und unserer Maus wird es dann gut gehen. Aber leider kamen diese erlösenden Worte nicht vom Arzt. Im Gegenteil. Er stellte fest, dass sich so gut wie keine Hirnmasse gebildet hat und der Kopf unserer Maus mit Fruchtwasser und Hirnwasser gefüllt ist. Er meinte, wir müssten uns auf das Schlimmste vorbereiten und übers Wochenende über einen Schwangerschaftsabbruch nachdenken. Unser Kind wäre, wenn es die Geburt übersteht, schwerst behindert.

Da lag ich auf der Liege und die Welt hörte auf sich zu drehen. Ich hab Andi angeschaut der mit ausdruckslosen Augen auf den US Monitor starrte. Alles um mich herum war auf einmal ganz weit weg. Ich hab darauf gewartet, dass jetzt das "April, April" kommt. Aber es kam nicht....

Am Montag sollten wir dann im Krankenhaus anrufen und dem Arzt unsere Entscheidung mitteilen. Wir haben uns das Ganze Wochenende den Kopf zerbrochen. Miteinander geweint. Haben Freunde besucht, denen es ähnlich erging. Wir kamen zu dem Entschluss, dass die Schwangerschaft abgebrochen wird. Vanessa hätte kein schönes Leben vor sich. Wir würden ihr keinen Gefallen damit tun. Und uns auch nicht.

Also haben wir unsere Entscheidung dem Arzt mitgeteilt. Er hat noch einen Termin für uns in einer Frauenklinik ausgemacht, um eine zweite Meinung einzuholen und diverse Untersuchungen anzuleiern. Um 9 Uhr waren wir dann dort zur Untersuchung. Die Ärztin hat sich richtig lange Zeit genommen und unsere Maus lange untersucht.
Sie vermutet, dass Vanessa einen offenen Rücken hat und das Kleinhirn in das Neuralrohr gerutscht ist. Dadurch wurde dieser Kanal verstopft und das Hirnwasser konnte so nicht zirkulieren.
Dies ist aber erst eine Vermutung. Um alles genau abzuklären wurde noch eine Fruchtwasserpunktion gemacht. Das Ergebnis bekommen wir aber erst in ca. zehn Tagen. An der Diagnose an sich ändert es aber leider nichts.

Mein Frauenarzt hat gar keine Meinung dazu. Als wir am Montag gleich morgens bei ihm waren um die Überweisung fürs KH abzuholen wollte er nichteinmal mit mir sprechen. Er hat alles über seine Sprechstundenhilfe gemacht. Krankmeldung, Überweisung, zack-fertig.
Wir kamen uns total verarscht vor.

Vor zwei Wochen noch war ich bei der Vorsorgeuntersuchung. Das Zweite Screening hätte gemacht werden sollen. Da ist ihm nichts aufgefallen.... Ich hab nach einer Überweisung zur Feindiagnostik gefragt weil ich Diabetikerin bin und er meinte nur lapidar, dass das nicht notwendig sei.
Heute habe ich erfahren, dass diabetische Schwangere einen Folsäurebedarf von 5 mg täglich haben. Ich habe Rezepte für 400 Mikrogramm bekommen, was 0,4 mg sind....

Alles ärgern bringt nun nichts mehr. Unsere Maus wird sterben. Nur wann?
Spätestens am Freitag muss ich dann zur stationären Aufnahme ins KH. Der Albtraum einer stillen Geburt steht uns bevor.

Jetzt können wir nur abwarten. So wie wir schon seit Freitag warten, warten, warten. Ich hoffe nur, dass bei der genetischen Untersuchung kein Befund heraus kommt, sondern dass es wirkliche einfach eine "Laune der Natur" ist.

Puh, ist nun doch etwas länger geworden. Aber ich musste mir doch mal etwas von der Seele schreiben.

Liebe Grüße,
pancho mit Vanessa 22+5

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Hallo Pancho,

es tut mir sehr leid das eure kleine Maus sooo krank ist #liebdrueck!
Ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll, deshalb wünsche ich euch für die nächste Zeit ganz viel Kraft und hoffe, dass ihr das geschehene irgendwie verarbeiten könnt!


Es klingt jetzt wahrscheinlich etwas doof, aber es ist doch besser, dass es jetzt festgestellt wurde als z.B. erst bei der Geburt.

Alles Liebe für euch
Jasmin

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ich wünsche euch alle kraft der welt#herzlich

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Liebe pancho,

das tut mir wirklich sehr leid mit eurer kleinen Vanessea!
Verstehe ich das richtig, das ihr euch jetzt für einen Abbruch entschieden habt, oder wartet ihr noch die letzten Untersuchungen ab? Vor kurzem hat hier mal jemand gepostet dessen Kind einen offenen Rücken und Wasserkopf hatte. Sie hatte sich für einen Abbruch entschieden, aber auch einige Antworten van betroffenen Müttern und einer Erwachsenen betroffenen erhalten. Ich weiss natürlich nicht, inwieweit sich die Fälle vergleichen lassen. Kann ja gleich mal suchen ob ich es noch finde.

Ich habe selber auch eine stille Geburt hinter mir. Es ist keine einfache Zeit, die da jetzt auf dich zu kommt! Ich weiss nicht ob dir das irgendwie hilft, aber im nachhinein empfand ich die Geburt meines verstorbenen Sohnes als "schön". Wir hatten das Glück, gut betreut zu werden, es war sehr ruhig, natürlich auch sehr still und traurig. Bei allem Schmerz, es ist dein Kind was geboren wird! Vielleicht kannst du dich im Vorfeld schon erkundigen ob es in deinem Krankenhaus auch professionelle Unterstützung gibt? Wenn eure Tochter tatsächlich sterben sollte, ist es so wichtig, den Abschied nach euren Wünschen und Gefühlen zu gestalten. Ihr werdet euer Leben lang darauf zurück schauen.

Ganz viel Kraft uns vielleicht doch noch eine bessere Diagnose?

Lg Lieke

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Liebe Lieke,

der Abbruch wird unabhängig von der Fruchtwasseruntersuchung gemacht. An der Diagnose ändert das Ergebnis der Untersuchung nichts mehr. Leider.

Liebe Grüße,
pancho

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Hallo pancho,


es tut mir sehr leid das eure Vanessa so krank ist.

Ich stelle es mir für euch sehr schwer vor so eine Diagnose zu bekommen.

Vielleicht kann euch das Forum :

http://www.nachabtreibung.de

ein wenig halt geben. Dort habt ihr die Möglichkeit euch mit betroffenen auszutauschen. Mehrer User dort haben eine ähnliche Diagnose erhalten und ihr Kind still geboren. Dort gibt es ein speziellen bereich für die medizinische Indikation.


Ich wünsche euch ganz viel Kraft um die schwer Zeit zu überstehen.


blaue Rose

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Hallo pancho,

es tut mir so leid für euch. Ich fühle mit dir.

Mir ging es ähnlich wie dir. Mein Freund (heißt auch Andi) und ich wir standen Mitte Mai auch vor dieser schweren Entscheidung. NFM ergab, zu große Nackefalte, Blutwerte waren nicht i.O., Überweisung zum Spezialisten, nochmals Überweisung zur Choiozottenblabla (kann mir den namen immer noch nicht merken, halt piekser in den Bauch). Man sagte uns Trisomie 13 nicht lebensfähig und dass unser kleiner auch lauter Fehlbildungen hat. "Eine Laune der Natur"
Wir haben uns auch für den Abbruch entschieden. Schweren Herzens, aber die Einzig richtige. Mein kleiner Sohn kam am 21.05.2009 still zur Welt. Die Trauer sitzt sehr tief.
Mit jedem Tag geht es mir aber wieder ein wenig besser.

Ich wünsche dir/euch ganz arg viel Kraft in dieser schweren Zeit.

Lass dich #liebdrueck


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Ich danke euch so für die lieben Worte.

Der Arzt hat uns versprochen, dass wir Vanessa nach der Geburt sehen dürfen. Sie empfehlen das sogar. Um leichter Abschied zu nehmen. Wir dürfen sie dann auch mit nachhause nehmen um sie selbst zu beerdigen. Sie muss jedoch erst von der Pathologie untersucht werden.

Ich denke, wir sind in dem KH sehr gut aufgehoben. Wir hoffen es zumindest.

Liebe Grüße,
pancho

Da fällt mir auf, ich bin bei 21+5 nicht 22... Bin schon total durcheinander

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bist du dir da wirklich sicher, ich hatte meine tochter im arm als sie starb und ich hätte und würde auch heute noch alles geben das sie hier bleiben dürfte, wer sagt das ein leben mit behinderung weniger lebenswert ist ?????

es kann jedem pasieren sauerstoff unterversorgung während der geburt, ein unfall und dann kann man sein kind auch nicht einfach weg machen , sorry kann das so gar nicht nachvollziehen .....

aber jeder muss selbst mit seinem leben klar kommen und seine endscheidungen treffen, deswegen egal wie du dich endscheidest wünsche ich dir ganz ganz ganz viel kraft für die kommende zeit , deine kleine wird so oder so sehr viel beanspruchen.....

habt ihr euch eine zwei drei unterschiedliche meinungen eingeholt, war letzdin auch ein thema arzt hat keine harnblase gefunden und ne woche später tata war sie von zauberhand wieder da ( auch ärzte sind nur menschen die sich irren können) .....

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Keine Sorge, wir entscheiden hier nicht leichtfertig über Leben oder Tod.

Wir haben verschiedene Meinungen gehört. Unser Kind hat nur einen kleinen Teil vom Kleinhirn entwickelt. Dieser Teil steckt wie es aussieht im Neuralrohr. Das restliche Gehirn besteht aus der äusseren Hirnrinde. Sonst ist keinerlei Gehirnmasse vorhanden. Die Überlebenschancen bzw. die Lebensqualität kannst du dir sicherlich vorstellen.... Muss ich DAS meinem Kind zumuten?

Eigentlich wollte ich mich nie vor fremden rechtfertigen, die nicht ganz genau wissen wie es uns geht, wie die ganz genaue Diagnose ist etc. Nun habe ich es doch getan.
Mein Kind wird leider nicht wie von Zauberhand ein Gehirn besitzen das es am Leben erhält. So leid es mir tut.

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stoppppp es muss sich niemand recht fertigen um gottes willen!!!!!!

ich glaube nicht das man in so einer situation klar denken kann und es ist leider mal so das viele ( nicht alle ) ärzte denken sie sind götter oder es werden fehldiagnosen gestellt ja auch gravierende im freundeskereis erlebt( bekannte bekam einen sehr schweren herzfehler diaknostiziert und wurde auch vor die endscheidung gestellt sie hat sich für das kind endschieden, und was war das kind war gesund...) ...

ich glaube nicht das wir das recht haben zu endscheiden was ist lebenswert oder was kann man zumuten....

es ist ehrlicher zu sagen ich kann das für mich nicht mein kind so zu sehen ich will das für MICH nicht ....

zum schluss noch es ist sch..... egal wie man sein kind hergeben muss , man macht sich immer vorwürfe was hätt ich was hab ich falsch gemacht , egal an was es stirbt und wann es ist das schlimmste was einem pasieren kann und ich wünsche dir alle kraft der welt das zu überstehen....

vieleicht machst du dir gedanken was du willst, vieleicht kennst du jemanden der fotos machen kann oder du nimmst dir jemanden der profi ist , was wir gemacht haben hand und fuß abdrücke, du kannst dein kind mit nach hause nehmen und dich dort verabschieden und nutz die zeit es ist die einzige die ihr habt ( für mich im nachhinein ganz schlimm hätte sie viel lieber länger bei mir gehabt ) ....

ich hab heut bei you tuebe ganz tolle bilder von sterneneltern und kindern gesehen einfach klasse fottos ....

wollte dich um gottes willen nicht angreifen.......

lg verena

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Tut mir leid, dass ihr das mitmachen müsst... Ich denke mal, dass euch da jetzt keine Worte der Welt trösten können.

Ihr habt ja eure Entscheidung bereits getroffen, weshalb ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich das folgende posten soll... Also ggf. nicht weiterlesen, wenn ihr euch unsicher seid.


Eine Bekannte hatte dieselbe Nachricht nämlich auch bekommen und sich letzten ENdes gegen eine Abtreibung entschieden. Das Kind hatte zwar einen Wasserkopf, aber nur minimal. Es war kaum behindert, obwohl die Ärzte ebenfalls von einer schweren Behinderung bei der Diagnose während der SS gesprochen haben. Genaueres weiß ich leider auch nciht, weil wir uns dann aus den Augen verloren haben.

Aber obwohl es bei ihnen nicht so schlimm wie vorhergesagt wurde, muss das natürlich nicht auch heißen, dass sich die Ärzte in eurem Fall auch irren.

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Liebe Pancho
Ihr steht vor der wahrscheinlich schwersen Entscheidung Eures Lebens und keiner kann Euch diese abnehmen aber mal eine andere Meinung, zu der ich erst eine Frage hätte. Was würde denn passieren wenn Ihr wartet?
Vielleicht entscheidet sich Vanessa dann selber zu gehen?
Ihr könntet in Ruhe Abschied nehmen und würdet Euch vielleicht nicht die Schuldgefühle aufladen *die natürlich unnötig sind aber Sie kommen einfach.
Ansonsten kann ich Euch nur empfehlen die Maus in Eure Arme zu schließen und so viele Erinnerungen wie möglich zu sammeln. Sucht Euch vielleicht noch eine Hebamme die auch die Seelsorge im Nachhinein macht .Welches Buch ich Euch an Herz legen möchte ist Gute Hoffnung , jähes Ende von Hannah Lathrop
Ich wünsche Euch viel Kraft für die schwere Zeit #kerze
Alles Liebe Eve

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Hallo,

es tut mir sehr leid!

Etwas an Deiner Geschichte hat mich sehr an meine erinnert!
Der Moment, nachdem uns die FÄ gesagt hat, daß unser Baby starke Anomalitäten aufweist... Ich schaute auch von meinem Mann zur FÄ und wieder zurück zu meinem Mann und dann wieder zur FÄ und wartete auf ein "Ne Quatsch, alles in Ordnung!" Aber auch das kam nicht!

Es ist ein furchtbarer Moment, den ich Dir nur zu gut nachvollziehen kann! Unbeschreiblich.....!

Wir dachten, daß endlich, nach sieben frühen Fehlgeburten das Baby bei uns bleiben würde, schließl. war ich schon im 4. Monat! Aber leider kam alles anders!
Ich habe, Gott sei Dank, bereits eine kleine Tochter! Sie gibt mir Kraft!

Für eine AS war es bei mir auch bereits zu spät! Also hab ich unseren Lukas in der 15. SSW still geboren!

Und ich war sehr gut vorbereitet (wenn man das so nennen kann)! Es war ein Tag, an den ich gerne zurückdenke, so schlimm es auch war!
Aber es war schön, ich habe meinen Sohn geboren! Wir haben ihn gehalten, ihn gestreichelt, ihn geküßt, Fotos gemacht! Es war alles so real! MEIN SOHN!

Die frühen FG... da waren die Babys einfach "weg"!

Ich wünsche Dir viel Kraft, und daß Du diesen Tag so erlebst, daß Du später auch gerne daran zurückdenkst!

Wenn Du noch irgendwelche Fragen hast, melde Dich ruhig! Oder schau auf meine HP, da steht alles ganz genau!

Liebe, mutmachende Grüße
Sabine mit Lara-Sophie (5 J.) fest an der Hand, acht klitzekleinen #stern und Sternche Lukas (15. SSW) unvergessen im Herzen