Soziales Lächeln bei (Extrem-)Frühchen

Hallo Frühcheneltern,

Wann haben euch eure Mäuse zum ersten Mal bewusst angelächelt?
Unser Kämpfer ist korrigiert 6 Wochen alt (unkorrigiert 5 Monate bei 24+1 geboren) und bisher lächelt er mich nicht bewusst an.
Er grinst, wenn er gekitzelt wird oder pupst, aber wenn ich ihn hochnehme, mit ihm kuschel oder an sein Bett komme, zeigt er keine Reaktion.
Er hat Probleme mit den Augen, könnte es auch daran liegen? Bisher sind keine Gehirnblutungen oder ähnliches diagnostiziert, aber die Angst vor Folgeschäden bleibt dennoch.

Alles Liebe, Kalina

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Huhu,

uff, die Woche kann ich Dir gar nicht mehr sagen, aber selbst korrigiert gerechnet war er sehr spät dran, ich hab schon frühkindlichen Autismus gegoogelt. Er hatte auch lange Probleme zu fokusieren.

Trotzdem ist er ein quietschfideler 5 jähriger geworden, mit Brille schaut er gerade so richtig süß neunmalklug aus der Wäsche wenn er seine gefürchteten Vorträge "was ist besser in der Milchviehhaltung, Silageballen oder Fahrsilo" hält ;-) und das "soziale Lächeln" hat er trotz spätem Beginns zu einer echten Kunst entwickelt, er wickelt alle um den Kleinen Finger die den Fehler machen sich auf sein Lächeln einzulassen ;-)

Meine Erfahrung mit unserem Zwerg (24+2) ist inzwischen dass man zwar schon Folgen der Frühgeburt merkt, es aber keine "bleibenden" Folgeschäden sind. Sprich es war bisher alles gut therapierbar.
Ich habs woanders schon geschrieben, ich glaube im "Extremfrühchenbeitrag" von Darjab. Frühchen lernen anders, Frühchen ticken anders, je früher geboren umso deutlicher. Die grellen Reize die sie so früh erfahren haben machen "etwas" mit dem Gehirn, es entwickelt sich anders. Selbst auf MRT Aufnahmen sieht man deutlich dass die Gewichtung und Verteilung der hellen Hirnmasse bei Frühchen anders ist als bei Reifchen.
Aber die Gehirnentwicklung ist ja nicht mit dem ET abgeschlossen, und mit Frühförderung kann man da vieles noch anregen. Unserer brauchte öfters mal "einen Schubs" mit Ergo, aber wenn man eng mit den Therapeuten zusammenarbeitet und mit dem SPZ versteht man finde ich irgendwann wie der Hase läuft. Ich stehe inzwischen im Spieleladen und sehe nicht "ok, Memoarrrh, Ubongo junior, Make n Break, Geisteslitz" sondern "aha, Konzentration, visuelle Wahrnehmung, Hand Auge Koordination, Reaktionsgeschwindigkeit" #schwitz Viele Schwächen fördern wir nebenbei, mit einem inzwischen rekordverdächtigen Arsenal an Kinderspielen, ich könnte nen Blog machen darüber :-) Jeden Samstag (zumindest vor Corona) war hier die Bude voll von Nachbarskindern die hier mitspielen wollten :-) Und eines hab ich dabei mitbekommen: Alle haben ihre Schwächen, kein Kind kann alles ;-)

Also ja, ich kann deine Sorge verstehen und hatte sie selber, am Anfang war ich oft sehr ängstlich sobald ein Arzt meinte "oh, das kann er noch gar nicht"... inzwischen denk ich mir nur noch "ah, das hakt noch, ok, dann malen wir mal mehr und ich glaube das Spiel xy das ich neulich in dem Blog gesehen habe kann da viel trainieren helfen".

Ich wünsche Dir alles Gute, wenn Du Fragen hast, meld dich gerne, auch PN

LG

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Oh wow, vielen Dank!

Wie schön zu lesen, dass euer Zwerg sich so toll entwickelt hat. Und die Definition der Minis über die Defizite macht mich eh immer wütend. Wenn ich sehe, was unser Kämpfer alles schon geschafft hat, bin ich so stolz. Die Ärzte sehen nur was er noch nicht kann.

Ich danke dir, das brauchte ich

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Ich kenne das Gefühl dass Ärzte alles "nur negativ" sehen. Das ist aber gar nicht so. Sie hängen auch sehr an den Kleinsten die sie durchgebracht haben, bzw niedergelassene Ärzte empfinden große Anerkennung für das was die Kleinen schon geleistet haben. Gerade deswegen achten sie so sehr auf sie. So nach dem Motto "Jetzt haben die schon so viel geleistet, jetzt bloß nix übersehen was ihnen später das Leben schwer macht". Ich sehe es eher so dass sie sich ihrer Verantwortung bewusst sind, diesen Kleinen Kämpfern alles an Hilfe zukommen zu lassen die sie brauchen und ja auch wirklich verdienen! Sie sehen nicht nur das was er bereits erreicht hat, sie sehen auch was er alles noch erreichen kann!

Wie schon gesagt, Defizite gehören bei den sogenannten "Kindern mit extrem hohen Risiko", das sind eben die vor der 26. SSW, fast schon zwingend dazu. Deswegen kann man auch Verzögerungen nicht entspannter sehen wie bei reifen Kindern, sondern wenn man weiß dass man zu 77, 80 Prozent bei gewissen Dingen fördernd eingreifen muss sieht man das natürlich wesentlich defizitärer als wenn bei einem reifen Kind die Wahrscheinlichkeit dass es sich "nicht verwächst" nur bei sagen wir unter 10 % liegt.

Wenn es Dich ärgert, sprich den Arzt an. Kein vernünftiger Kinderarzt wird kein Verständnis dafür aufbringen dass man als Mutter sagt "Können wir nicht auch mal über das Gute reden?" Wir haben das Glück dass in unserem SPZ sehr sensible Ärzte und Therapeuten sind die meist selber merken dass sie gerade zu sehr auf den "Fehlern" rumreiten. Oder ich sag dann "also wir sind trotzdem echt stolz auf ihn", spätestens dann zucken sie meist richtig zusammen und relativieren es :-)

Sei froh dass Deine Ärzte so sind, auch wenn einem das Mamaherz manchmal blutet bei so viel "gefühlter Kritik". Die aber ja konstruktive Kritik ist, es geht ja immer darum was man nun tun kann um es zu verbessern.

Viele Frühchen bleiben auch langfristig, nachdem sie einen wahnsinns Kampf ins Leben geschafft haben, leider weit unter ihren Möglichkeiten. Weil sich Eltern ausruhen, weil Ärzte keine Ahnung haben und abwiegeln. Und das packt Neonatologen auch oft "richtig an". Wenn Frühchen scheitern, obwohl vorherzusehen war dass es Probleme gibt und alle weggeschaut haben. Oft ist es so dass es erst mal die motorische Hürde gibt. Dann entwickeln sie sie sich meistens einige Jahre ganz gut, es gibt nur kleine, marginale Merkmale dass Defizite vorliegen, die aber gerne auch wegentschuldigt werden. "Das kommt schon noch, die brauchen einfach etwas, ... " Aber gerade die unter der 26. SSW sind halt echt "spezialgelagerte Sonderfälle", da sie sich eben anders entwickeln als spätere Frühchen oder reif Geborene und da man fast sicher sein kann dass sie Förderung brauchen damit ... wie soll ich das sagen ... sie den richtigen Weg finden um eine Fähigkeit die "klemmt" zu erarbeiten. In dem Alter könnte man Fundamente noch entspannt richtig legen. Wirklich deutlich auffallen tun die Defizite dann meistens erst nach der Einschulung. Und dann ist vieles schon verloren. Zeitfenster in denen Fähigkeiten optimal gefördert hätten werden können sind vorbei, das Kind hat erste Misserfolge in der Schule, und zum Schulstart kommen dann noch auf einmal ein Paket Ergo und Logo obendrauf.

Also dass die so auf den Defiziten "rumreiten" hat in meinen Augen nix mit kritisieren wollen zu tun, sondern eher mit nem "Helfersyndrom" ;-) Sie wollen einfach nix übersehen und alles ermöglichen, GERADE WEIL die Kleinen so krass gekämpft haben!

Alles Liebe Euch, ich muss jetzt Abendbrot richten bevor ich angeknabbert werde, Kindergartenkind im Wachstum ;-)

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Mein Sohn ist im Dezember bei 26+2 geboren und hat mich das erste mal bewusst mit 4,5 Monaten angelächelt. Ob das früh oder spät ist, kann ich nicht beurteilen🙄