Was bleibt unterbewusst zurück?

Hallo liebe Frühchen-Eltern/Großeltern oder alle anderen hier!!!

die schönste Zeit im Jahr ist eingeleitet und seit ich Kinder habe bin ich jedes Jahr noch mehr verzaubert! Doch eine leichte Melancholie schwingt immer mit. Mein Ältester wird in Kürze 3 Jahre alt (genauer gesagt an Silvester). Daher ist diese Zeit des Jahres für mich immer sehr emotional. Positiv wie negativ. Er ist ein toller Junge, hat sich super entwickelt und man merkt ihm seinen Frühstart überhaupt nicht mehr an... oder vielleicht doch? Immer wieder frage ich mich was unterbewusst vielleicht doch zurück bleibt. Immer wieder quält mich der Gedanke was aus einem Kind wird, welches die ersten 3 Lebensmonate jede Nacht ALLEIN war. Wo es doch auf Mama’s Brust gehört. Gefühlt hat mein Sohn das nach Entlassung alles “nachgeholt”. Die erste drei Monate zu Hause hat er Tag und Nacht auf mir gelebt. Was auch gut so war und ich gerne gegeben habe. Aber ist sowas aufzuholen? Die ersten 3 Monate werden dadurch nicht ungeschehen. Die ersten 3 Monate ohne Körperkontakt (außer das Känguruhn für 1-2 Stunden, was sicherlich wichtig aber definitiv nicht genug war), mit viel Gepiepse, unterschiedlichen Schwestern und Ärzten und und und...

Jedes Jahr frage ich mich? Was hat das mit ihm gemacht? Welche Auswirkungen hat es auf seine Persönlichkeit, aus sein Selbstbewusstsein, auf sein ganzes weiteres Leben....

Kann das jemand nachvollziehen?
Ich weiß nicht genau was ich hören will, vielleicht eine Antwort, vielleicht nur ein paar tröstende Worte... musste das einfach mal runter schreiben...

Danke fürs Lesen!!!!!!!!!

*Beate mit 3 Frühchen an der Hand, die alle nicht die ersten Nächte bei Mama sein konnten. Auch wenn es bei den Zwillingen “nur” 10 Tage waren.

3

Meine Extremfrühchen-Enkelin hat heute ihren 13. Geburtstag#herzlich
und sie hat nicht nur ihre ersten 3 Monate im Krankenhaus verbracht sondern viele weitere Nächte auch noch, weil sie 2 Jahre lang mehrere Hüft- und andere Operationen absolvieren musste, wo die Mama nur tagsüber bei ihr sein durfte.
Sie hat keinerlei Aversionen gegen Ärzte oder Krankenhäuser, ist taff ohne Ende, pubertiert zwar wie alle anderen Weiber in dem Alter, aber hat zu vielen Tagesnachrichten oder Problemen eine ungeheuer trockene und realistische Einstellung. Dazu ist sie ein sehr einfühlsamer und liebevoller Mensch geworden.
Die Zwillingsjungs - ihre Inkubatornachbarn ;-) - sind genauso taffe und tolle Kinder. Die Mütter sind befreundet und man kriegt es ja mit. Auch diese Jungs waren 3 Monate im KrHs.
Bitte hör auf, krampfhaft Probleme zu suchen und zu konstruieren, wo keine sind.
Dein Kind ist 3 Jahre alt, offensichtlich gesund und munter, dann freue Dich daran und fertig. Man lebt in der Gegenwart und Zukunft, das pessimistische Stochern in der Vergangenheit hilft in keiner Lebenslage.#herzlich (ich meine das absolut nicht böse sondern ist einfach Lebenserfahrung;-))
Selbst WENN in ein paar Jahren irgendwelche Probleme kämen, ist das nicht gesagt, dass das vom Frühchenstatus kommt; auch termingeborene Kinder, die sofort bei der Mutter waren, können Probleme bekommen.
LG Moni

5

Das stimmt, unserer ist mit den Ärzten von damals und auch mit seinem Kinderarzt ganz locker per Du und freut sich wenn wir sie treffen. Er hat auch keine Angst vor Spritzen oder so, er braucht sie jetzt nicht und diskutiert schon mal aber da gibts bei vielen reif geborenen die wir so erleben deutlich öfter Theater.

7

Viele Grüße an Leonie und alles Liebe und Gute zum 13. Geburtstag#torte#herzlich

weiteren Kommentar laden
1

Liebe Beate,

Meine Freundin brachte 2017 ihren Sohn bei 24+6 zur Welt.
Er wog 395 g.

Wir haben viel über diese Zeit gesprochen und eben auch darüber ob unterbewusst Gefühle zurückbleiben.
Und wir glauben daß das Unterbewusst als ganz besondere Stärke zurück bleibt.

Alles was ihm "zugemutet" würde war um sein Leben zu retten.
Und ich muss sagen das all die verschiedenen Schwestern und Ärzte sehr sehr liebevoll mit ihm umgegangen sind.
Er hatte es warm und kuschelig.
Meine Freundin saß bei ihm und sprach oder sang für und mit ihm.
Ja er war von gepiepse und Kabeln umgeben aber vor allem mit Liebe.

Ich glaube für die Mamas ist das oft schwieriger.
Fragen und Gefühle die bei ihr zurück bleiben.

Ich habe nicht glauben können wie stark so ein winzig kleiner Mensch sein kann.
Wie zäh.
Und irgendwie schien er auch Recht unbeeindruckt von all dem was auf so einer FIPS passiert.

Ich weiß es natürlich nicht.
Aber das ist was ich glauben will.

LG

2

Hallo Beate,

ich habe selbst keine Frühchen aber ich habe folgendes erlebt:

Ich hatte vor etlichen Jahren ein Praktikum in einer Werkstatt für geistig behinderte Menschen. Da war ein Mann, ca. 30 Jahre, wirklich schwerst mehrfach behindert. Er konnte ohne Hilfe nichts (eigentlich nur atmen und verdauen). Jedenfalls wurde mir erzählt, er war ein Extremfrühchen und überlebte grade so. Er war monatelang in der Klinik. Und über seinem Bettchen hingen Spieluhren. Und ich hatte ihn gestreichelt und mit ihm gesprochen und mache, ohne mir was bei zu denken, eine Spieluhr an. In dem Moment schrie er los und weinte. 😥 Ich war so erschrocken. Man erklärte mir, dass er die Musik mit den Dingen in der Klinik verbindet. Und Erinnerung hat. Er hatte aber eben nicht nur negative Erinnerungen sondern auch die Positiven. Als die Betreuerin ihm dann nämlich die Stimme seiner Mutti auf Band verspielte, beruhigte er sich sofort.

Was ich dir sagen möchte: Dein Sohn wird Erinnerung haben aber auch viele positive durch dich als Mama. 😊💙 Du hast das ganz wunderbar gemacht.

4

Also ja, es bleibt mit Sicherheit etwas zurück. Das tut es aber bei allem. Genauso entscheidend sind da nämlich alle anderen Aspekte. Wann quartiert man sein Kind aus, gibt es überhaupt ein Familienbett, macht man Einschlafbegleitung und wenn ja wie lange, traut man ihm generell eher etwas zu oder packt man sein Kind in Watte... es ist ein wichtiger 'Baustein' keine Frage, aber trotzdem nur einer von vielen.

Kognitiv ist es erwiesen und in MRTs nachweisbar dass sich die Gehirne verändern. Je eher geboren umso mehr. Ob und welche Auswirkungen das hat kann man erst nach der Einschulung sicher sagen. Aufmerksamkeitsprobleme, LRS sind schon sehr häufig bei den frühen Wochen zu beobachten. Aber auch hier kann man viel tun.

Ich kann die von unserem berichten. Ja man merkt es ihm teilweise an. Aber durch geeignete Förderung und einfach auch unserem Lebensweg konnten wir vieles schon anfangen. Für mich ist unwichtig was war. Für mich ist wichtig was man daraus macht. Ich lebe da ganz nach Albert Schweizer 'in der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten'.

6

Vieles anfangen sollte es heißen

8

Hallo,ich denke Frühchen können sich nicht erinnern an die Zeit im Krankenhaus,man weiß ja auch nicht was man mit 2 Jahren gemacht hat,das Gehirn kann sich dich nicht erinnern,ich wünsche dir alles gute und denk nicht an die Vergangenheit,denk über schöne Sachen nach und sei stolz über deinem Kämpfer 💞LG

10

Ich kenne den Gedanken. Aber ich finde ihn gar nicht so Frühchen-Spezifisch...

Es gibt viele reif geborenen Kinder, die nie auf Mama liegen und von Anfang an immer im eigenen Bett schlafen. Und sie entwickeln sich auch normal.

Liebe, Urvertrauen und Bindung passieren über längere Zeit und spürt das Kind auch, wenn es nicht auf die liegt.

Reduzier dein schlechtes Gewissen, das ist auf Dauer sicher schädlicher

11

Guten Morgen ☀️

ich bin selbst ein Extremfrühchen, inzwischen 30. Bin mit 900 g ins Leben gestartet und lag noch ein Dreiviertel Jahr im KH. Auch später musste ich bis zum Grundschulalter öfter in Krankenhaus zu Kontrollen usw.

Ich kann mich an nichts erinnern, was die Anfangszeit im KH betrifft. Auch würde ich sagen, es hat mich in keiner weise negativ beprägt.

Liebe Grüße ❤️

12

Hallo Mimi,

Schön dich kennenzulernen. Eine älteres Frühchen mit dem Gewicht ist ein Wunder. Du bist wirklich ein Wunder.

Alles Gute dir!

Liebe Grüße

13

Hallo Mumi,

du bist wahrhaftig ein Wunder!
1000 Dank für deinen Beitrag!!!

14

Mir fällt gerade noch etwas ein...

...ich weiß natürlich nicht ob dies mit meinem frühen Start Zusammenhängt, aber bei meinem großen Sohn (der auch ein Extremfrühchen mit 985g war) hatte ich null Berührungsängste.

Alle sagten immer „naja er ist ja ein frühchen das dauert eh ewig bis er alles aufholt...“ -irgendwie immer so negativ, getreu dem Motto „er wird es sein Leben lang ganz schwer haben...“ so bemitleidend...ich fand das schrecklich zu hören.

Versteht ihr was ich meine? Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll..,

Natürlich ist ein Frühchen winzig und das Mutter ❤️ leidet, aber ich muss doch meinem kleinen Kraft und Selbstvertrauen mit auf den Weg geben! Ihn nicht bemitleiden.

Schönen 2. Advent allen❤️