An die Dorffamilien: Wie einsam ist das Dorfleben?

Hallo ihr Lieben,

ich bin ein richtiges Stadtkind und fand schon das Leben in einer Kleinstadt zu einsam. Aktuell wohne ich mit meiner Familie in einer größeren Stadt. Wir treffen täglich andere Leute (natürlich nicht während Corona). Nun müssen wir berufsbedingt umziehen und wir könnten sehr günstig ein Haus mieten.

Das Haus ist toll. Genug Zimmer für alle Kinder, gute bauliche Substanz, eine unfassbar schöne Aussicht und ein schöner Garten. Das Dorf hat wohl viele Zugezogene Familien. Es gibt einen Kindergarten und eine Grundschule. Aber ich habe erhebliche Bedenken, denn das Haus ist nicht im Dorf, sondern das 1. bewohnte Haus ist 800 Meter entfernt. Bis zur Kita, der Schule, einen Supermarkt und zum Spielplatz sind es 2 Kilometer.

Natürlich kann man alles auch mit Fahrrad machen, aber macht man das dann wirklich? Zumal es keinen Radweg gibt und wir Straße fahren müssten. Mein Mann (leidenschaftliches Dorfkind) schwärmt mir vor wie schön seine Kindheit war. Sie haben wohl den ganzen Tag mit Freunden draußen gespielt. Ich sehe das noch nicht so kommen, sondern wahrscheinlich werde ich die ganze Zeit die Kinder durch die Gegend fahren müssen und ansonsten Hocken wir allein in unserem Garten.

Wie ist das denn bei euch? Hat sich das vielleicht auch in den letzten Jahren verändert? Auf wie viel Einsamkeit muss ich mich einstellen oder würdet ihr mir ganz davon abraten?

Liebe Grüße
Dachskind

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Meine Schwiegereltern wohnen ziemlich exakt so wie du es beschreibst: Traumhaftes Haus, traumhafter Garten, nächster Nachbar 400/500m entfernt, Kita/Grundschule 2km entfernt, Gymnasium/Sportverein 4km entfernt.
Ich persönliche würde so nie wohnen wollen, und das obwohl so ein Haus/so eine Lage bevor ich meinen Mann kennenlernte mein absoluter Riesentraum gewesen wäre.
Wir haben schon häufiger Haussitting gemacht und ich fühle mich dort irgendwie wie in einem Gefängnis oder eher einer Burgfestung. Für einen Urlaub schön, für den Alltag eher nicht so.
Ich finde es schön, dass wir in unserer Stadt innerhalb von 1,5km 6 oder 8 Grundschulen, 15 Spielplätze, 3 Gymnasien haben etc. . Auch wenn wir es gar nicht alles brsuchen: Die haben theoretisch die Möglichkeit.

Wenn die Kita/Grundschule super ist: Toll, dann ist so eine Lage fantastisch. Bullerbü-Idylle, langweilig, aber schön. Wenn dein Kind aber dort keinen Platz bekommt oder aufs Gymnasium mit dem besseren MINT-Angebot will oder nicht zum örtlichen Fußballverein sondern zum Handballverein und die Kitaöffnungszeiten dir nicht passen und du den Orthopäden vor Ort inkompetent findest...joah, dann kann das entweder nicht stattfinden oder du hast ordentlich Fahrerei. Übrigens genauso mit Freunden: Die trifft man in der (Klein)Stadt immer zufällig auf dem Spielplatz, bei meinen Schwiegereltern musste man sich immer explizit verabreden und Freunde einladen. Mein Mann war nach eigener Aussage deswegen oft sehr einsam.
Es gab nie "Zufallsbegegnungen", es musste immer alles geplant werden.
Außerdem siehst du irgendwie immer die gleichen Leute, weil du einfach im Umkreis von 500m nur 3 Leute wohnen hast.
Wenn du selbst arbeitest und abends in deine "Festung" zurückkehrst, mag das nicht schlimm sein. Bei meiner Schwiegermutter, Hausfrau, hat das teilweise aber echt schwierige "Verhaltensweisen" befeuert.

Ich finde Kleinstadt super und kann mir auch vorstellen, in einem Dorf zu wohnen. Aber nicht in "Außenbezirkslage", sondern irgendwie noch mit Wahlangebot. Deine Teenies werden es dir danken, das habe ich jetzt während Corona an meiner Teenie-Schwägerin sehr deutlich gemerkt 😄

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Ich bin schon immer "Dorfkind". Ich lebe mit Mann und 3 Kindern im 1500 Einwohnerdorf in Häuschen mit Garten. Es ist toll und wir würden niemals in die Großstadt ziehen.

Herrliche Natur, Ruhe, frische Luft...
Kinder können sich frei bewegen und ihre Freunde treffen, gibt ja kaum Verkehr.
Alle kennen sich irgendwie untereinander, wir sind tatsächlich gar nicht einsam. Seeeeehr günstige Grundstücks- und Imobilienpreise. Wir haben in 5 Jahren alles abbezahlt, sind dann erst Anfang 40.

Ein Auto ist allerdings Muss. Zur nächsten Großstadt sind es bei und 10 Minuten, aber da gibts natürlich mehr zum Einkaufen und für die Freizeit...

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So wie Du das beschreibst, gibt das bei Dir erstmal einen „Kulturschock“. Ich würde vielleicht nicht ganz so extrem anfangen, wenn Du eigentlich ein Stadtmensch bist und Du Zweifel hast. Wir haben beides schon durch und ich muss sagen, ich bin heilfroh, dass wir jetzt wieder im „Geschehen“ wohnen und dabei ist es nur eine Kleinstadt. So richtig aufś Land würde ich auf keinen Fall mehr wollen, da es mir mit den Kindern einfach zu kompliziert ist. Ich genieße es sehr, dass ich kein Taxi mehr bin...

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Du beantwortest dir einige Fragen selbst.

Zitat : "Das Dorf hat viele zugezogene Familien. Es gibt Kita und Grundschule."

Da sollte sich doch mit der Zeit genug Kontakt für dich/euch aufbauen.

Wenn dein einziges Problem simple 800 m zum nächsten Haus sind ? .... Lauft ihr in der Großstadt keine 800 m zum Spielplatz.... in den Park, zum einkaufen etc.? Fahrt ihr da kein Fahrrad?

Wir wohnen in einem wirklich abgelegenen Dorf mit 15 Häusern. Hier fährt nicht mal ein Bus lang.
Die nächste Kleinstadt ist 12 km entfernt und die nächste Stadt normalen Ausmaßes 25 km. Großstadt 60 km. Alles einfache Strecke.

Ich war ein Dorfkind. Das war toll. Zwecks Ausbildung und später Beruf bin ich viele, viele Jahre zur Großstadtpflanze geworden. Das war auch toll.
Seit 5 Jahren leben wir nun wieder auf dem Dorf. Sehr, sehr abgelegen aber idyllisch. Auch das ist toll.
Ich fahre jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit in die Großstadt. Mein Mann auch.
Der extreme Kontrast zwischen Arbeit in der Großstadt und Leben auf dem Dorf hat was.
Sicherlich schließen wir Kompromisse hin und wieder - aber " wer etwas will, der kann ".
Klar werden sich eure Kinder erstmal ein - und umgewöhnen müssen.... Aber glaub mir, Kinder gewöhnen sich viel schneller als Erwachsene an etwas Neues. Meist sind es die Erwachsenen die sich schwerer tun als nötig.
Deine Skepsis und negative Einstellung der Sache gegenüber könnte sich auf deine Kinder übertragen.
Wenn du von vorn herein schon diese Einstellung hast dann lass es lieber bleiben.

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Hallo zusammen,

ich bin in einer Großstadt aufgewachsen und dann der Liebe wegen aufs Land gezogen. Wohnen ebenfalls in einem 1500 Seelen Ort.

Es ist traumhaft. Wir haben mittlerweile ein Haus mit Garten gekauft und sehr viele Kinder im ähnlichem Alter in der Nachbarschaft. Hier ist generell sehr wenig Verkehr, da wir in einer Seitenstraße wohnen. Hier ist also immer was los und die Kinder hüpfen meistens auf der Straße, dem gegenüber liegenden Spielplatz oder in einem der Gärten umher. Langweilig ist es hier nie. Auch bei Regen)Schnee nicht. Und vor allem nicht einsam (abgesehen von der Pandemiebedingten Empfehlung die Kontakte zu reduzieren, da war es ne Weile eher ruhig und jeder mehr oder weniger für sich).

Der Kindergarten ist in ca. 5-10 Minuten zu Fuß zu erreichen, je nach Motivation der Kinder. Die Grundschule ist ca. 1,5km entfernt im Nachbardorf.

Wenn du bereits vorher darüber nachdenken musst, ob es daß richtige für dich/euch ist, solltet ihr vielleicht ne Alternative in Betracht ziehen. Vielleicht eher Richtung Kleinstadt.

Achja, einkaufen, Ärzte und andere Dinge des täglichen Bedarfs sind nur außerhalb des Ortes zu bekommen. Mann braucht mindestens ein eher sogar zwei Autos.

Viele Grüße Chr38

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Hallo
#sorry wenn ich das so sage, aber nach "einsamen Dorfleben" klingt das nicht wirklich.
Wir sind beide in FFM aufgewachsen. Die Eltern meines Mannes kommen aus dem europäischen Ausland und nachdem wir eine Familie gegründet haben, haben wir dort 6 Jahre lang gelebt. Wir wohnten im Haus seiner Großeltern im absoluten nirgendwo. Es gibt dort 3 Häuser, eins davon ein Ferienhaus.
Die Schule ist etwa 25 Minuten entfernt. In dem Ort gibt es einen kleinen Tante Emma Laden, das ist die erste Einkaufmöglichkeiten. Einen Arzt gab es dort auch. Für mehr mussten man nochmal 15-20 Minuten drauf legen. Das war es dann aber auch. Für mehr und spezielleres musste man deutlich weiter weg. Das dann am besten mit Übernachtung.
Mein Mann kannte das Leben dort auch nur aus kürzeren Urlauben. Wir wollten es probieren, da wir weg aus der großen Stadt wollten.
Tatsäclich ging es uns dort viel besser. Wir hatten auch unsere Bedenken wie es so wird, aber im Alltag und mit jüngeren Kindern war das alles überhaupt kein Problem. Man lebte einfach bewusster. Es war sehr entschleunigend.
Anschluss finden war auch kein Problem. Es lebten ja alle "so".
Umgezogen sind wir mit schwerem Herzen. Wir wollten uns beruflich weiterentwickeln (selbstständig,dort ging es nicht mehr weiter) und der größte Punkte waren tatsächlich die älter werdenden Kinder. Die weiterführende Schule, begrenzte Möglichkeiten für Hobbys,... waren UNS zu einschränkend für sie.
Sie selbst hatten da tatsäclich eine andere Meinung. Ihnen hätte das was sie hatten gereicht. Sie kannten kein anderes Leben mehr. Aber wir wussten ja welche Möglichkeiten es gab.
Großstadt kam für uns nicht mehr in Frage. Wir sind letztendlich nach Süd Baden gezogen. Unser Ort hat 5.000 Einwohner, ein bisschen was von allem, gute ÖPNV Anbindung,... und trotzdem viel Ruhe und Natur. Für uns jetzt ideal.
Ihr würdet nur mieten und euch nicht auf euer Leben verpflichten. Ich würde dem ganzen eine Chance geben :-)!

Liebe Grüße

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Hey!

Ich bin als Dorfkind aufgewachsen, habe in meiner Kindheit die Umgebung mit dem Fahrrad und gleichalten Freunden erkundet, Dämme im Fluss gebaut, Molche aus dem Wald in unserem Garten angesiedelt...
Es war gar nicht einsam.

Aber es kommt auf das Dorf an. Und auf dich.
Wie offen sind sie gegenüber Zugezogenen, vor allem aus der Stadt? Wie sehr wollt ihr euch ins Dorfleben (Kirche, Schützenverein, Frauentreff etc) einbringen? Mangelndes Einbringen wird ggf als mangelndes Interesse, Ablehnung bewertet.

Ich hätte darauf keine Lust 🙈
Ich bin so zwar groß geworden und habe vom Netzwerk meiner Eltern profitiert- aber mittlerweile möchte ich mich nicht in so einem Dorf einfügen.
Wenn man drin ist, ist es super.. Wenn man von außen kommt, harte Arbeit und kann schon an den Gardinen im Fenster scheitern. Ich kann mich noch daran erinnern, wieviele Gespräche die Gardinen der neuen Nachbarn gefüllt haben. Und wie spät sie am Wochenende erst die Rollos hochziehen. Wieviele Pakete sie erhalten- ist ja klar, wenn man Stadt gewöhnt ist und plötzlich im Dorf einkaufen soll.

Dein Mann wird sich bestimmt vor Ort auskennen :)

Liebe Grüße
Schoko

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Ich finde das Dorfleben im Gegenteil sehr vielfältig und kontaktfreudig und hätte Angst in der Stadt zu vereinsamen.

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Wir sind von der Großstadt aufs Dorf gezogen. Es ist aber ein größeres Dorf mit guter Infrastruktur. Also Kindergarten und Grundschule im Ort, diverse Ärzte, ein paar Geschäfte und recht nah Supermärkte und DM.

Anfangs fand ich es sehr ungewohnt, in der Elternzeit mit dem zweiten Kind, fand ich es sehr langweilig, im Lockdown waren wir sehr froh! Wir hatten so viele Spazier-, Fahrrad- und Rollerwege, die nicht überfüllt waren. Wir haben einen Garten mit Trampolin. Und einfach recht viel Platz zum Wohnen.

Bei uns ist es gut, da wir direkt im Ort wohnen. Es ist ruhig, wir wohnen nah am Wald, aber die Kinder sind schnell zu ihren Freunden gelaufen. Sportplatz, Spielplatz, Schule ist mit Roller oder Fahrrad leicht zu erreichen. Die Kinder wollen nie hier weg. Ok, der Große, die Kleine will Influencerin in London werden (sie ist 6).

Ich würde nach wie vor sehr gerne in der Großstadt wohnen. Das ist aber mit dem Platz den wir hier haben finanziell nicht möglich, oder gar nicht vorhanden. Aber wenn die Kinder mal aus dem Haus sind! Dann suchen wir uns eine tolle Stadtwohnung!

Aber jetzt ganz einsam wohnen, fände ich nicht so schön. Ich halte hier gerne mal ein Schwätzchen mit den Nachbarn oder die Kinder in der Straße spielen zusammen.

Kontakte knüpfen hatte ich nie ein Problem. Über Kindergarten, Schule und Verein ging es immer schnell. Wir wohnen allerdings im Rheinland, da sind die Leute offen.