Schwanger in der Fernbeziehung, Umzug?

Hallo an alle,

ich bin neu hier und zerbreche mir gerade den Kopf.

Ich hatte einen kleinen Streit mit meinem Freund und stelle gerade alles in Frage...

Zu uns: wir sind beide Anfang 30 und schon seit über 10 Jahren ein Paar. Wir kommen aus dem selben Ort, haben dort ein paar Jahre nah beieinander gewohnt. Dann sind wir beide fürs Studium in eine andere Stadt gezogen, haben 3 Jahre Fernbeziehung (ca.500km) geführt. Als er fertig war ist er zu mir gekommen und hat ein Praktikum in der Nähe meiner Stadt gemacht und danach dort auch einen Job angefangen. Er fand die Arbeit interessant, hat aber immer gesagt das macht er höchstens ein paar Jahre. Wir sind zwischenzeitlich in eine gemeinsame Wohnung gezogen.
Ich habe währenddessen meinen Master gemacht und habe dann, 150km entfernt einen sicheren, gut bezahlten Job gefunden, den ich in meiner Stadt niemals bekommen hätte. Ich habe ihn angenommen und bin weg gezogen (mit der Unterstützung meines Freundes)..

Man muss dazu sagen, dass mein Freund immer gesagt hat dass er gerne nochmal ganz woanders wohnen möchte und oft Andeutungen gemacht hat, dass er nicht mehr lange in Job und Stadt bleiben möchte. Er ist daraufhin aber in den Ort gezogen wo er seinen Job hat.

Jetzt bin ich fast drei Jahre in meinem Job und mein Freund ist immer noch in seinem alten. Dh, seit 3 Jahren führen wir eine Wochenendbeziehung.

Nun bin ich schwanger, nach jahrelangem Kinderwunsch meinerseits. Er wollte immer noch warten, was für mich ok war, hat aber Anfang des Jahres gesagt dass er jetzt bereit ist. Als ich ihm von der Schwangerschaft erzählt habe war er geschockt und meinte dass er es eigentlich doch nicht will, das hat sich zum Glück wieder gelegt, er freut sich.

Nun zum Problem: mein Freund sagt dass er seinen Job doch nicht aufgeben möchte. Es würde ihm so viel Spaß machen und er versteht sich mit den Kollegen so gut. Nun sagt er dass ich entweder zu ihm ziehen soll (Familie wäre dann ca 350km weit weg) oder wir halt weiter eine Fernbeziehung führen, nur mit Kind.
Beides ist für mich eigentlich keine Option. Wenn ich zu ihm ziehe kenne ich da erstmal niemanden außer ihm und ich weiß aus Erfahrung, dass wir uns dann ganz schnell auf die Nerven gehen. Fernbeziehung finde ich absolut unpassend für ein Kind.
Ich würde mir wünschen, dass er zu mir kommt und hier einen Job sucht, wir haben hier gemeinsame Freunde und er mag die Gegend und unsere Familien wären "nur" ca ne gute Stunde Fahrt weit weg (Hier gibt es wenigstens auch noch einigermaßen bezahlbare häuser). Oder dass wir gemeinsam wieder in unsere ursprüngliche Heimat ziehen, wo wir beide unsere Familie haben (praktische Hilfe mit neugeborenem Kind). Ich hänge nicht besonders an meinem Job. Er macht Spaß und wird gut bezahlt, aber ist eben "nur" ein Job für mich. Trotzdem verdiene ich mehr als mein Freund und mache auch mehr Stunden als er.

Jetzt stehen gerade meine Wünsche gegen seine und ich weiß einfach nicht weiter.. richtig sauer bin ich nun, weil mein Freund vorhin in der Diskussion gesagt hat dann müsse man sich das mit dem Kind nochmal überlegen.. Das hat mich zutiefst verletzt und schockiert! Lieber bin ich alleinerziehend, als mein gesundes Wunschkind in der zehnten Woche abzutreiben:( (Anlass für unsere Diskussion war, dass ich mir eine Hebamme suchen muss und es deshalb gut wäre zu wissen wo ich entbinde.)
Weil ich mega angepisst war ist mein Freund dann ohne tschüss zu sagen nach Hause gefahren...
Ich liebe meinen Freund und wir haben schon so viel gemeinsam durch gemacht. Aber jetzt weiß ich nicht weiter..


Es ist ein langer Text geworden, aber das musste ich mal loswerden. Habt ihr ähnliche Krisen durchgemacht? Was würdet ihr tun?

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Hallo,

ich fürchte, du hast da eine schlechte Ausgangsposition:
DU wolltest ein Kind und hast ihn überredet.
DU würdest deinen Job zumindest vorübergehend gerne gegen eine Elternzeit eintauschen, er nicht.
DU kannst dir verschiedene Wohnorte vorstellen, die sich aber alle nach dem richten, was für das Kind und dich am besten wäre, er möchte einfach nur seinen Job behalten...

Ich schätze, wenn du ihn schon zum Kind eher überredet hast, kannst du ihn nicht noch zum Jobwechsel überreden. Denn klassischerweise ist das doch die Haupt-Angst vor dem ersten Kind: dass sich das ganze Leben ändert und Mann tausend Dinge tun muss, die er nie vor hatte ... Verlust seiner Freiheit...

Wenn du so gut verdienst, sollte es doch kein Problem sein, ein Jahr in Elternzeit zu gehen und dann wieder einzusteigen.
Ich würde dir (!) auch empfehlen, das an dem Ort zu tun, wo du Familie und Unterstützung hast. Klingt ja so, als würdest du überall einen Job finden können.
Vermutlich ist das einfacher, als nachher immer beim Vater des Kindes zu betteln, wann er denn das Kind mal nimmt.

Sorry für die klaren Worte - aber über die Entfernung zum Kindsvater würde ich mir erstmal keinen Kopf machen. Anscheinend hast du schon länger von einem Familienleben geträumt, dass er so sowieso (noch) nicht will.

Vielleicht ändert er sich irgendwann und kommt nach.
Vielleicht wirst du es irgendwann hassen, dass er sich nur die Schokoladenseiten von Beziehung und Elternschaft aussucht.
Vielleicht...

Aber schwanger bist du nun schon, also mach es so, wie es für dich mit Kind am einfachsten ist.

LG!

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Ihr solltet ein Gespräch führen, in dem ihr ganz klar die Vor- und Nachteile der einzelnen möglichen Wohnorte abwägt. Emotionale Befindlichkeiten wie "Ich will hier aber nicht weg" dürfen dabei leider keine Rolle spielen.

Dann könnt ihr euch gemeinsam anschauen, welche Wohnorte tatsächlich praktischerweise in Frage kommen würden und was für euch am Passendsten wäre.

Er muss als erwachsener Mensch nunmal einsehen, das ein Kind kein Gegenstand ist, den man mal haben will und dann doch wieder nicht. Es wird in den kommenden Jahren noch mannigfaltige Herausforderungen geben, bei denen er seine Wünsche und Vorstellungen zurückstellen muss.

Mich wundert es ein bisschen, dass ihr euch nicht vor der Zeugung eines Kindes Gedanken darüber gemacht habt, wie es danach weitergehen soll. Während einer Schwangerschaft zu klären, wie man es nun machen will, einen neuen Job zu suchen und umzuziehen ist schon ein sportliches Unterfangen - egal wer von euch den Ort wechselt.

Versucht ein Gespräch zu führen, dass ihr möglichst frei von Emotionen handelt, sodass ihr nicht gleich dicht macht. Schaut euch eure Situation realistisch an und beratet darüber.

Merkst du allerdings, dass er wirklich der Meinung ist, sein absichtlich gezeugtes Kind lieber abtreiben zu wollen, als günstige Bedingungen für das Kind zu schaffen, würde ich mich umgehend trennen. Solche Gedanken könnte ich mit den meinen einfach nicht vereinbaren und wollte mit einem Mann, der eine Abtreibung (eines geplanten Kindes!) billigend in Kauf nimmt, nicht zusammen sein wollen.

Übrigens führe ich eine Wochenendbeziehung mit Kind UND die Familie ist recht weit weg. geht alles, wenn es muss.

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Lass ihm Zeit sich zu sortieren.

Dass er seine Freiheit UND den Job aufgegeben soll ist nicht wenig verlangt.

Fernbeziehung mit Baby ist nicht unmöglich, aber stressig für alle. Wir hatten das lange, aber mit Baby haben wir nicht mehr drüber nachgedacht die Entfernung aufrechtzuerhalten und der finale Wohnort war uns vorher klar.

Überlegt ob er nicht statt Dir möglichst lange in Elternzeit gehen kann.

Ansonsten stimme ich der Vorposterin zu.

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Bevor ich loslege, ich finde es faszinierend, wie lange ihr als Paar auf Distanz lebt. Inklusive "Standortwechsel". Und ich denke wirklich, das genau das eure Basis ist.

Ihr beide habt anscheinend gute und sichere Jobs, das ist in der heutigen Zeit etwas sehr wichtiges. Ich finde es sogar wichtiger, als krampfhaft einen auf "Alle unter einem Dach" zu machen. Denn Fakt ist, ein Kind alleine ist eine Herausforderung, diese gepaart mit einem Zusammenzug kann schon explosiv werden. Ihr seid das einfach nicht gewohnt, und das sagst ud selber ja auch...ihr würdet euch auf die Nerven gehen, wenn du zu ihm ziehst. Wieso schließt du das umgekehrt aus? Nur weil du dich an deinem Ort aufgehobener fühlst? Kommt er zu dir, dann geht es ihm, wie dir bei ihm. Seine Base ist dort wo sein Job ist.
Warum ist es denn keine Option, das jeder da bleibt wo er ist? Ich stelle dir diese Frage wirklich ernsthaft. Denn aus meiner Sicht ist es wirklich eine Option. Und ich würde gerne wissen, was ihr besprochen habt, BEVOR du die Verhütung abgesetzt hast.

Egal wofür ihr euch entscheidet, einer wird ganz viel verlieren. Ob das ein Kind aufwiegen kann, das wage ich zu bezweifeln.

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Was war denn euer ursprünglicher Plan ?

Ihr habt euch ja bewusst dafür entschieden, ein Kind zu zeugen.
Da habt ihr doch bestimmt davor darüber gesprochen, wie es mit euch - und dem Wohnort - weitergeht ?
Was habt ihr da vereinbart ?
Wer will sich jetzt nicht mehr an die Vereinbarung halten ?

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Ihr seid schon so lange ein Paar und überlegt erst in der Schwangerschaft wie euer Familienleben aussehen soll?
Das kann ich kaum glauben.
Gab es eine Vereinbarung bevor ihr die Verhütung weg gelassen habt?

Wenn ich die Fakten betrachte, dann würde ich es erstmal weiter laufen lassen wie es ist.
Keiner will aktuell umziehen.
Vielleicht ändert einer von euch seine Einstellung, wenn das Baby erstmal geboren ist. Schließlich ist ein Kind mit hoher Emotionalität verbunden. Das kann durchaus zum Nachdenken und einlenken von euch beiden führen.
Jeder von euch hat gute Gründe in seinem Ort zu bleiben. Ich kann beide Seiten verstehen. Ihr führt schon ewig eine Fernbeziehung. Ihr seid es nicht gewohnt euch täglich zu sehen. Und du sagst selbst, dass ihr euch nach gewisser Zeit auf die Nerven geht. Von daher würde ich erst recht abwarten bis das Baby da ist. Ein Baby kann einer Beziehung mitunter sehr viel abverlangen. Wenn ihr euch zusammenlebend gegenseitig auf den Zeiger geht, wird es mit Baby vermutlich nicht harmonischer.