Haus aus den 60er kaufen und sanieren oder neu bauen?

Guten Morgen,

Mein Mann und ich wollen ein 60 Jahre altes Haus kaufen.
Das Haus hat ca. 140qm, 1,5 geschossig und ist vollunterkellert. Die Heizung wurde vor knapp 10 Jahren erneuert (Fernwärme) und das Bad im EG ist Ca 4 Jahre alt. Die Elektrik wurde ebenfalls zwischendurch erneuert (es ist ein neuer Sicherungskasten vorhanden...daher schließe ich darauf). Wir würden gern das Dach erneuern, Kanalanschluss machen, neue Fenster, Haustür, Dämmung und neuer Außenputz, vllt neues Rohrsystem, neue Innentüren (5St), neue Böden und vllt Bad im OG. Habt ihr Erfahrungen, ob sich eine Sanierung lohnt? Das Haus kostet 120000€, wir könnten 110000 zur Sanierung aufbringen. Im schlimmsten Fall könnten wir auch 130000 aufbringen. Das ist aber das absolute Limit.

Ist das realistisch? Oder muss ich mit weitaus mehr rechnen? Dann würden wir ja doch besser einen Neubau in Betracht ziehen. Für ein paar Infos und Tipps wäre ich sehr dankbar.

Liebe Grüße

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Ein neuer Sicherungskasten ist schonmal schön, sagt aber nichts über die Leitungen aus. Die können immer noch die alten sein...

Fenster werden ca. 15K kosten, je nach Ausführung (Holz, Kunststoff, Glasart, etc.). Innentüren ab ca. 100,- pro Stück im Durchschnitt. Böden sind nicht sooo wild, je nachdem wie der Untergrund unter den jetzigen ist (Estrich ok?). Dach erneuern zieht gleich Dämmung nach ENeV nach sich, das wird einiges mehr kosten. Ich habe keine Erfahrungswerte, tippe da auf 30K +/-. Haustür je nach Art ca. 2-5K. Kanalanschluss keine Ahnung, Rohrsystem? Meinst Du Frischwasser? kommt auf die Materialmenge an. Die Wände müssten dafür alle geöffnet werden. Bad im OG, je nach Wünschen werden da schnell mal 10K rein für das Material draus.

Wenn Ihr sehr vieles selbst machen könnt, dann kann das günstiger werden, aber bei machen lassen denke ich wird das Budget nicht reichen. Kommt auch immer auf den Wohnort an.

Du kannst ja mal bei Handwerkern fragen, was sowas ungefähr Pi mal Daumen kosten könnte ohne Gewähr. Damit hast Du schonmal eine gaaanz grobe Richtung in die es gehen wird.

Ist beim Hauskauf das Grundstück dabei? Der Preis erscheint mir sehr gering, klingt nach "Verkaufe Grundstück mit Abrissbude drauf". Abriss schlägt mit ca 20-30K je nach Baumaterial zu Buche (Asbest?).

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Schon mal danke für die Info :-)
Abrissbude ist es definitiv nicht. Wir wohnen im Saarland in einem Dorf (ländlich) und da sind die Immobilienpreise nicht besonders hoch. Ja das Grundstück ist im Preis drin. Ein Grundstück kostet bei uns in der Größe Ca 40000-50000. Fenster sind auch noch gut und doppeltverglast teils mit elektrischen Rollläden. Außenputz ist auch intakt, Dach ebenfalls, halt nur alt. Das Haus ist zur Zeit auch bewohnt. Prinzipiell könnten wir auch so rein nach Schönheitsreparaturen. Wir wollen aber gern das Haus auf neuen Stand bringen um Energie zu sparen und damit man dann erst mal Ruhe hat. Mit Rohrsystem meinte ich Frisch- und Abwasser.

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Wenn es bei Euch so billige Grundstücke gibt (und die auch zu bekommen sind, also nicht nur theoretisch so billig), dann würde ich bauen.

Einen Altbau aus den 60ern würde ich nur kaufen, wenn es eine Top-Lage wäre (z.B. Innenstadtnah, aber trotzdem ruhig).

Allerdings hatten wir auch eine prima kleine, lokale Baufirma, bei der beim Bauen sehr wenig schief gegangen ist.

Ein paar Beispiele, was beim Sanieren schwierig ist:

- der Außenputz ist noch ok, muss aber ab, wenn gedämmt wird
- die Fenster mögen ok aussehen, passen vom Dämmwert her aber gar nicht zu einer gedämmten Wand
- wenn man nach aktuellem Stand der Technik dann die neuen Fenster in die Dämmebene setzt (hat den zusätzlichen Vorteil, dass man keine Schießscharten-Fenster bekommt), kannst Du die Rolläden aber auch gleich wegschmeißen
- das Dach sieht gut aus, aber ist Platz für eine Zwischensparrendämmung?

- evtl. verliert man im Dachbodenbereich wegen der Dämmung auch Höhe

Den Keller bekommst Du nachträglich nicht gedämmt, jedenfalls nicht von unten (und von außen eben nur sehr aufwändig, wenn man rundherum alles abgräbt. Dann musst Du Dir überlegen, ob Du die Kellerdecke von unten dämmst. Dann verlierst Du aber 20 cm Höhe im Keller. Innendämmung der Außenwände im Keller kann leicht schimmeln.

Bei einem Neubau wird gleich beim Bauen gedämmt (oder mit einem hochdämmenden Stein gebaut), da ist das viel einfacher. Dann hast Du einen trockenen, warmen Keller, mit dem Du richtig was anfangen kannst.

Oder man kalkuliert anders, kauft das Haus, macht Schönheitsreparaturen und nimmt die gesparten 130 000 € für´s Heizen, damit kommt man ja auch schon ganz schön weit.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist sehr aufwändig, ein solches Haus auf "Neubaustandard" zu bringen, man sollte sich gründlich überlegen, ob sich das lohnt.

Gruß,

ez-p

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Hallo

beim Neubau müsstet Ihr zuvor noch ein Grundstück kaufen und für einen Neubau rechnet man pro qm 1200 bis 2000 Euro, je nach Ausstattung.

Zudem könnt Ihr, egal ob Sanierung oder Neubau geförderte Kfw Kredite in Anspruch nehmen - falls Ihr Euch noch nicht schlau gemacht haben solltet, schaut mal auf diese Seiten für nähere Infos. Das würde ich mir auf jeden Fall nicht entgehen lassen.

Auch für Neubauten gibt es die Kredite
https://www.kfw.de/kfw.de.html

LG

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Danke, da werden ich mich mal schlau machen

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Also, ich finde den Betrag, den ihr für die Sanierung vorgesehen habt schon realistisch.
Bekannte von uns haben das auch so gemacht.

Ich würde es wohl so machen, erst die Dinge renovieren im inneren und dann einziehen.

Weil je länger es dauert, bis ihr einziehen könnt, desto mehr Geld verpulvert man durch "doppelte Haushaltsführung" sprich Miete und Finanzdienst gleichzeitig zahlen.

Und dann schauen, wieviel Geld noch da ist und dann eben abwägen, ob Dach/ Außenputz finanziell noch drin sind. Ich meine, sowas wie ein Außenputz zu erneueren, kan nman ja jederzeit machen, wärend man drin wohnt. Zur Not wartet man da eben noch etwas und spart sich das dann nachträglich noch zusammen.

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Oh, einen neuen Sicherungskasten haben wir auch - 80% der Elektroleitungen sind trotzdem uralt.

110.000€ zur Sanierung sind nicht schlecht, ich würde aber auf jeden Fall einen Baugutachter durch's Haus jagen.

Grüsse
BiDi

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Ja es hätten wir auf jeden Fall noch gemacht. Ohne Gutachten unterschreib ich nichts. Das Risiko ist mir zu groß. Ich wollte nur mal so nachfragen, ob unsere Planung überhaupt realistisch sein kann. Schließlich kann ich ja nicht bei jedem Haus, an dem ich Interesse hab, einen Gutachter beauftragen.

Zur Elektro: ich werde nochmal nachfragen...der alte Sicherungskasten ( leer), nur mit Zähler ist im DG und unten wurde ein komplett neuer eingerichtet, deswegen da ihre ich auch dass Leitungen neu wären. Aber danke für den Hinweis.

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Hi sema,
wenn Ihr mit dem Gutachter rumgeht - unbedingt rausfinden, wie es mit Abdichtung / Drainage rund ums Haus aussieht bzw. mit aufsteigender Feuchte von unten in die Bodenplatte. Voll unterkellert aus den 60ern birgt einige Gefahren in punkto feuchter Keller.
Am besten auch mal mit geschlossenen Augen im Keller rumwandern und schnüffeln, ob es irgendwo muffig riecht.

Und auf jeden Fall die Bauantragsunterlagen zeigen lassen, da sind für den Gutachter viele wichtige Infos drin.
Viel Spaß beim Projekt, wofür Ihr Euch auch immer entscheidet, tatzel #winke

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Hallo!

Mein Bruder hat mit seiner Frau und 5 Kinder ein älteres Haus geerbt. Sie haben auch saniert. Sie haben sehr viel Eigenleistung erbracht. Mein Bruder meinte als sie fertig waren er würde sich sowas nie wieder antun. Es kamen viele Mängel erst bei der Renovierung zum Vorschein. Also ich wäre da immer vorsichtig und würde alles prüfen lassen. Vor allem nervenaufreibend ist so eine Sanierung schon wenn man viel selber macht. Für mich wäre es nichts. Wir waren auch auf der Such nach einem gebrauchten Haus. Schlussendlich ist es doch ein neues geworden........

lg.g.

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Danke für die vielen Antworten. Wir sind einfach hin und hergerissen, ob neu oder alt. Das besagte Haus steht in unserer Straße, eine Nebenstraßen meines Elternhauses. Der Weg zum Kiga und zu Schule ist sehr nah. (Haben 2 Kinder). In unserem Ort gibt es leider wenige Grundstücke aber viele alte Häuser. Die oben erwähnten Grundstücke wären im Nachbarort. Direkt gegenüber von unserer jetzigen Wohnung ist ein Grundstück für 60000 zu haben. Ich denk ich lass mir mal von einer Hausbaufirma ein Angebot für einen Neubau machen. Dann hab ich mal konkrete Zahlen zum Vergleich.

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Hallo,

Wir haben, in Ermangelung von Grundstücken für Neubau, ein 50er Jahre Haus gekauft und voll saniert.

Es war sehr sehr umfangreich und teuer.

Für uns hat es sich gelohnt, das Grundstück ist ein Traum (550qm) und super Lage im Ort.

Für das was du aufzählst, was ihr machen wollt, ist das Budget SEHR knapp.

Lasst euch beraten bevor ihr kauft, lasst euch Kostenvoranschläge machen, lasst einen Gutachter das Haus anschauen, plant ordentlich Puffer (Geld und Zeit) ein.

Mehr gern als private Nachricht.

Liebe Grüße.