Erfahrungen mit Lebenshilfe-Einrichtungen?

Hallo zusammen,

mich würde mal interessieren, wer hier welche Erfahrungen mit div. Lebenshilfe-Einrichtungen gemacht hat, weil ich mir gerne ein Gesamtbild machen möchte.
Bedauerlicherweise sind unsere Erfahrungen mit diesen Einrichtungen fast nur negativ und ich kann und will nicht glauben, dass das überall so ist.
Derzeit vermute ich, dass es sich in unserem Fall um ein "lokales Problem" handelt.
Ich werde auch noch schildern, was wir bisher erlebt haben, möchte aber erst mal die Antworten abwarten, weil ich nicht automatisch die Richtung vorgeben möchte.

Ich fände es schön, wenn Ihr mal erzählen könntet.
Gruss
Claudia

1

Muss mich auch erstmalig mit dem Thema befassen.
Meine Tochter ist 22 Monate alt und schon ziemlich entwicklungsverzögert.

Bei ihrer Krankheit ist leider mit Demenz zu rechnen später.

Sie soll nun Frühförderung bekommen....da kommt einmal die Woche wer von der Lebenshilfe ins Haus.

Wnn Kimberly dann im KiGa Alter ist wird sie höchstwahrscheinlich den Lebenshilfe KiGa besuchen.
Ein normaler KiGa wäre nix für sie.

Was für schlechte Erfahrungen hast Du denn bisher gemacht?

2

Hallo Claudia,

wir sind seit Januar bei der Lebenshilfe zur Frühförderung, weil Nina einen seltenen Chromosomendefekt hat und sehr entwicklungsverzögert ist.

Wir sind einmal in der Woche in den Räumlichkeiten der Lebenshilfe und ich habe bis jetzt keinen Grund zur Klage. Unsere Heilpädagogin ist echt nett, einfühlsam und informiert mich über alles.

Es tut mir Leid, dass Du schlechte Erfahrungen machen musstest, warum?

Wir jedenfalls können uns nicht beschweren.

Liebe Grüße
Susanne

3

Hallo,

wir haben seit etwa 3 Jahren mit der Lebenshilfe zu tun.
Eigentlich haben wir recht gute Erfahrungen gemacht.
Die Dame ist nett, wenn auch nicht sehr durchsetzungsfähig. Sie kam ein paar mal nach Haus, und jetzt geht sie in den KiGa, wo sie mit 2 meiner Jungs turnt.
Als sie bei meinem Sohn einen Test gemacht hat, wo sie Laute überprüfen wollte, erzählte sie mir, daß sie etwas schwerhörig ist. Ich solle ihr sagen, ob er dieses oder jenes richtig ausgesprochen hat.

LG

magda

4

Hallo Claudia!

Ich habe eine Freundin, mit der ich aufgewachsen bin, und durch die ich verschiedene Einrichtungen der Lebenshilfe kennengelernt habe. Auch durch meinen Beruf (Ergotherapeutin) hatte ich die Möglichkeit, während der Ausbildung und später bei Bewerbungen in einige Häuser reinzuschnuppern.
Ich habe positive und negative Seiten kennengelernt. Die negativsten waren Wartezeiten für die Behinderten und Überlastund der Mitarbeiter. Die positiven waren die Begeisterung der Betreuten in den Einrichtungen.
Und ich habe festgestellt, dass viel von den Leuten abhängt, die dort arbeiten. Ist das ihr Leben, ihr Traumberuf, oder ist das nur ein Job, weil man ja von irgendwas leben muss? Und wie ist das Betriebsklima? Als Außenstehender bekommt man davon oft nicht viel mit, aber man sollte die Augen offenhalten.
Meine persönliche Meinung ist jedenfalls, dass meine Freundin sehr von der Lebenshilfe profitiert hat, und ich würde mich jederzeit wieder in einer solchen Einrichtung bewerben, wenn ich die Möglichkeit hätte.

Munirah

5

Hallo Claudia!
Ich arbeitete in einer Lebenshilfe Einrichtung (Hort) in Bayern. Ich denke, daß das wirklich sehr individuell ist und sehr von den Personen die dort arbeiten abhängt. Also wie du schon geschrieben hast ein "lokales Problem" ist.
Wichtige Fragen sind:
- arbeiten sie Fortschrittlich (mit Qualitätsmanagement)
- gehen sie auf die individuellen Bed. der Eltern ein
- gibt es Einblicke in die Arbeit (Jahresziele, allg. Akten)

Bin schon neugierig auf das, was du so erlebt hast!!

LG Geli

6

Hallo zusammen,

erst mal ein herzliches Danke für Euere Antworten. Leider konnte ich nicht früher antworten, da ich spontan erkrankt war und ein paar Tage das Bett hüten musste.

Ich bin froh, dass die positiven Erfahrungen übewiegen :-).

Wie ich geschrieben hatte....meine negativen Erfahrungen ziehen sich durch wie ein roter Faden *seufz*.
Ich versuche es mal chronologisch:

- 1999 haben wir ein 18 Monate altes afrikanisches Mädchen adoptiert. Aufgrund der Mangelernährung vorort war sie natürlich stark verzögert, gerade mal 68 cm "gross" und motorisch arg im Rückstand - sie lag ja auch 18 Mte. fast nur im Bett. Unsere Jugendamts-Sozialpädagogin (die uns ganz toll betreut hat und betreut) schickte uns zur Frühförderstelle der Lebenshilfe - berechtigterweise (!!!).
Anfangs hat die Zusammenarbeit dort gut geklappt, aber nach und nach hat so eine Art "Bevormundung" der Lebenshilfe-Pädagogin Einzug gehalten. Wenn ich Rat gebraucht und gesucht habe, habe ich mich immer an unsere Sozialarbeiterin des Jugendamtes gewendet, mit der ich auch heute noch eine vertrauensvolle Beziehung habe.
Von der Lebenshilfe-Pädagogin habe ich mich nie sehr Ernst genommen gefühlt.
Sie hatte ständig irgendwelche "Horror"prognosen für uns. Bei einem psychologischen Test, der in der Lebenshilfe stattfand als unsere Adoptivtochter gerade mal etwas über zwei Jahre alt war, kam als Diagnose: "Sprachlich stark retardierd, IQ weit unter dem Durchschnitt!" (Inzwischen ist unsere Tochter 9 Jahre alt und hat einen überdurchschnittlich sprachlichen IQ, der bei einem psychiatrischen Test herauskam!)
Als ich eingeworfen habe, dass unsere Tochter 18 Monate lang nur Suaheli und Englisch gehört hatte, meinte der Lebenshilfe-Psychologe: "Das tut nichts zur Sache!"
Dann wurden mir von der "Lebenshilfe"-Pädagogin Ratschläge erteilt, dass unsere Adoptivtochter an den Ohren wegen eines "Paukenergusses" operiert werden soll - diesen Paukenerguss gab es gar nicht.
Sie konnte nicht akzeptieren, dass die Sprachentwicklung meiner afrikanischen Tochter eben durch die kulturelle Umstellung bedingt war, obwohl sie genau wusste: das Kind lebte in Afrika!

Wie dem auch sei - ich habe damals die Frühförderung ziemlich wütend abgebrochen.

Einige Jahre später haben wir unsere Pflegetochter, die tatsächlich an einer geistigen Schwerbehinderung leidet, angenommen.
Wir gingen wieder zur Frühförderung der "Lebenshilfe". Das erste, was die (neue) Sonderpädagogin sagte, als sie unsere Pflegetochter sah war: "Was tut das Kind eigentlich bei Ihnen? Das gehört doch in eine Einrichtung!"
Da wir bei unserer Pflegetochter durch die Behinderung "wirklich" auf die Frühförderung angewiesen waren, bin ich damals nicht näher drauf eingegangen. Die FF bei ihr lief dann aber recht gut und wir wurden mehr ernst genommen als bei unserer Adoptivtochter.
Jetzt - 4,5 Jahre später- standen wir vor der Frage, unsere Pflegetochter von der Einschulung in diesem Jahr zurückstellen zu lassen.
Klar kommt sie auf eine Lebenshilfe-Schule für geistig behinderte Kinder.
Da sie aber in einem Jahr 3 Familien hatte und im KiGa jetzt erst gerade mal anfängt Fuss zu fassen und sich zu entwickeln, wollten wir sie ein Jahr länger drinnen lassen.
Sollte kein Problem sein...dachten wir.
Es kam dann so weit, dass wir unser Jugendamt mit einschalten mussten und um Unterstützung baten, weil die Pädagogin dieser Schule ein gar wundersames Testergebnis hatte, im Bezug auf den Schulrückstellungstest:
entgegen unserer fast 5jhg. Erfahrung mit unserer Pflegetochter stellte sich beim Test der "Lebenshilfe"-Pädagogin heraus, dass unsere Pflegetochter seelisch völlig stabil sei und dass sie unsere Ausführungen über den Seelenzustand von ihr nicht bestätigen könnte. Wir müssten halt uns damit abfinden, dass das Kind nun "gross" sei.
(Als unsere Pflegetochter zu uns kam, hat sie zwei Jahre Nacht für Nacht mit dem Kopf stundenlang gegen die Wand geschlagen, sich selbst verletzt usw....)
Wir hatten zum Glück die Präsenz, sofort eine erfahrene Psychologin unseres Amtes einzuschalten, die sich dann auch für die Rückstellung ausgesprochen hat - die wir letztendlich auch sprichwörtlich mit "vereinten Kräften" durchbekommen haben.
Als das durch war, wollte uns die Lebenshilfe-Pädagogin noch die Tagesstätte 'reindrücken. Jetzt sind wir aber schon als Pflegefamilie vom Jugendamt eingestellt und wollen unser wirklich bindungsgestörtes Kind tagsüber nicht noch zusätzlich in eine Tagesstätte abschieben. Das wichtigste ist, dass sie weiss: "Hier bin ich zuhause" und das ist nun mal bei uns in der Pflegefamilie.
Die Sonderpädagogin wurde fast wütend, als wir ihr (zusammen mit unseren Sozialarbeiter) sagten, eine Tagesstätte kommt für ein Kind wie unsere Pflegetochter nicht in Frage!
Sie sagte dann tatsächlich: "Naja, wenn Ihnen das nicht zuviel ist...."

Ich habe dann von jemanden, der selbst für die "Lebenshilfe" arbeitet erfahren, dass die Tagesstätten wirklich gutes Geld für die Tageskinder bekommen und dass die schon sehr gut dahinter sind, möglichst viele Kinder "einzusammeln".
Ich hatte nur noch das Gefühl, dass man mehr den Wirtschaftfaktor in unserer Pflegetochter sieht, als ihr seelisches Wohl!

Die einzigen positiven Erfahrungen, die wir mit der "Lebenshilfe" hier haben ist der Kindergarten, den unsere Pflegetochter besucht - da kann man wirklich nichts sagen, die sind top!
Trotzdem bin ich erschüttert, was wir hier seit Jahren schon mit der "Lebenshilfe" erleben und ich kann nicht glauben, dass das so üblich ist - ich suche händeringend positive Erfahrungen von anderen Menschen. So furchtbar kann die Institution doch nicht sein...sagt mir bitte, dass das ein Einzelfall ist....????

LG
Claudia

7

Guten Abend,
zur FF schreibe ich mal nichts, weil Menschen einfach verschieden sind und oft Fehler machen, das hat aber nichts mit der Lebenshilfe zu tun.
Zur Einschulung und Tagesstätte kann ich auch nur sagen, dass dir das bei allen Trägern so passieren kann.
Egal ob Lebenshilfe oder kirchlicher Träger: In dem einen Jahr müssen die Klassen auf Teufel komm raus gefüllt werden, im nächsten werden Kinder zurück gestellt. Aber nicht aus Bösartigkeit, sondern aufgrund von staatlich aufgedrückten Regularien, die die Schulleiter erfüllen müssen, aber versuchen, zum Wohle der Kinder die Klassenstärken in einem erträglichen Maße zu halten.
Bei der Tagesstätte ist es in der Tat so, dass die privaten Träger hierbei Geld verdienen. Geld, das sie benötigen, um z.B. auch die Schule ausreichend mit Zweitkräften versorgen zu können. Ist also auch keine Bösartigkeit, sondern Notwendigkeit. Die 2 Staatlichen Schulen haben hier in München z.B. rund 2 Schüler mehr pro Klasse und oft keine Zweitkraft, keinen Gruppenraum, sehr viel weniger Lehrmittel. Zudem hat die Tagesstätte als Ergänzung zur SChule (aber halt bei Schulbesuch) schon ihre Berechtigung. Die Kinder haben ihre Freunde (die Freunde in der Nachbarschaft dünnen im Schulalter schnell aus, da spreche ich aus Erfahrung), sie unternehmen viel, sie lernen, sich selbst zu beschäftigen, sie bekommen über die Tagesstätte ihre Therapien ... .
Das alles soll das Verhalten euch gegenüber nicht entschuldigen, aber vielleicht erklären. Es herrscht ein enormer Kostendruck, der weder die Arbeit in diesem Bereich erleichtert hat, noch den Kindern zugute kommt.

Ich wünsche dir einen schönen Abend

PS: Ich bin wahrlich kein Freund der Lebenshilfe, aber die Ortsverbände kämpfen einfach auch nur um ihr finanzielles Überleben, dass die Behindertenarbeit überhaupt erst möglich macht

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