kann mit der Behinderung nicht umgehen (sorry lang)

Hallo an alle.
Ich hoffe ich bin hier richtig. Ich bräuchte mal euren Rat.
Vor gut einem Jahr sind mein Freund, sein Bruder ich und der behinderte Onkel von meinen Freund zusammengezogen, weil Papa verstorben ist, und sich sonst niemand um ihn gekümmert hätte, und wir nicht wollten, dass er ins Heim muss. Seitdem wir zusammen wohnen, gibt es aber nur Ärger.
Erst hatten wir Ärger mit der Schwester des Onkels (sie hat uns unterstellt, dass wir grob Fahrlässig handeln) Erst wollte sie ihren eigenen Bruder nicht haben, und jetzt hat sie gesehen, dass wir 4 in einem schönen Haus wohnen, und will ihn plötzlich doch "übernehmen" Aber das Versorgungsamt sah das eben anders und sie bekommt ihn auch nicht, das sie mit dem Amtsgericht deswegen aneinander geraten ist. (Laut Aussage des Verwalters vom Versorgungsamt)
Naja das ist nicht das größte Problem. Onkel ist körperlich und geistig behindert, kann aber noch alles allein machen, außer duschen oder baden und Kochen.
Vor 3 Wochen hatte er einen Krampfanfall und seitdem kann ich mit ihm nicht mehr umgehen. Ich habe ständig Angst, dass ich mir das ganze nochmal ansehen muss. Ich bekomme die Geräusche und diese Verkrampfungen die er hatte einfach nicht mehr aus dem Kopf. (Obwohl er Medikamente dagegen nimmt )Seitdem ist es irgendwie total schlimm geworden. Er murmelt ständig vor sich hin, sodass ich an die Decke gehen könnte #schmoll Er wird nachts gewindelt, weil er nicht mehr allein aufs Klo kommt, tagsüber macht er sich ab und an mal in die Hosen, und naja tut so als wäre es nicht schlimm. Von der Hygiene mal ganz abgesehen. Ich muss dazu sagen, dass ich ihn nicht bade oder wasche, weil es für mich ziemlich unangenehm ist. Immerhin bin ich erst 27 und er schon fast 58 Jahre.
Ich habe das Gefühl, dass wir uns vor einem Jahr gar nicht bewusst waren, welche Verantwortung auf uns zukommt.
Momentan merke ich einfach, dass wir 3 noch viel zu jung dafür sind. Wir 3 sind total ausgepowert. Wenn wir Abends von der Arbeit kommen ist es so, als würden wir uns erstmal ums Kind kümmern müssen und haben kaum noch Freizeit und #bla Ich habe das Gefühl, dass wir uns die ganze Zeit nur noch um ihn drehen aber dafür sind wir alle zu jung (ich bin 27, mein Freund 30, und der Kleine Bruder 23 )
Manchmal schäme ich mich so, dass ich gehen ihn so eine Ablehnung entwickelt habe :-(
Was kann ich nur tun? Bin echt ratlos.

Liebe Grüße Bianca

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Hallo,

nun ja, einen wirklichen Rat werde ich dir nicht geben können. Da ich mich nicht auskenne inwieweit ihr finanzielle Hilfe bekommt und ob es da nicht möglich wäre euch eine pflegerische Hilfe zu nehmen. Das wäre vielleicht eine Lösung. Ich vermute mal, dass der Hauskauf wahrscheinlich nur möglich durch die Aufnahme vom Onkel möglich war? Dann habt ihr wirklich im Moment keine andere Möglichkeit als durchzuhalten.

Das ganze ist wirklich eine sehr große Verantwortung, die viele in der Theorie unterschätzen, da leider die Praxis komplett anders aussieht.

Ich wünsch dir viel Kraft für euren weiteren Weg.

Vielleicht solltet ihr um proffesionellen Rat kümmern, der euch Wege und MÖglichkeiten aufzeigt, wie der Onkel bei euch bleiben kann und ihr aber trotzdem noch ein eigenes Leben führen könnt.

Liebe Grüße Shalom

2

Hallo,

vielen Dank für die schnelle Antwort.
Habe mich vielleicht ein wenig falsch ausgedrükt.
Also wir wohnen zwar gemeinsam in einem Haus aber nur zur Miete. Jeder zahlt also seinen Teil. Das Geld (für Verpflegung /Pflege und Miete) vom Onkel kommt über einen Betreuer vom Gericht. Was ich auch gut finde.
Da wir 3 berufstätig sind, haben wir per Minijob eine nette Dame gefunden, die sich auch um ihn kümmert Aber wenn wir Abends nach Hause kommen, muss trotzalledem noch alles gemacht werden (sprich Pflege usw)
Ich ärgere mich nur über mich selbst, das ich die Situation einfach so unterschätzt habe. Ich meine er ist auch nur ein Mensch, den man nicht einfach so abschieben kann.

3

hallo,

nein, ärgere dich nicht über dich selbst!
woher solltest du das alles wissen was da auf dich zukommt.
in wirklichkeit ist das ja auch ein total fremder mensch für dich, um den du dich jetzt kümmern musst.

das mit dem abschieben ist natürlich ein problem für euch. auch dass die schwester da so übel mitspielt und sich sicherlich die hände reiben wird wenn ihr in ihren augen versagt und den onkel in eine einrichtung gebt.

aber auch ihr habt ein recht auf ein erfülltes leben.
lasst es nicht dazu kommen, das ihr so frustriert werdet, dass ihr euch gegenseitig nicht mehr leiden könnt. das ist eine große gefahr.

es gibt einrichtung, die behinderte menschen tage- oder wochenweise aufnehmen.
vielleicht ist soetwas eine lösung für euch.
ihr braucht eure privatspäre. sonst geht eure beziehung daran zu grunde.

viele grüße maren

4

Hallo,
ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen und du musst dir deshalb nicht schlecht vorkommen...
Mit dieser Situation seid ihr alle irgendwie in kalte Wasser geworfen worden und wusstet nicht, welche Verantwortung auf euch zukommt und wieviel Kraft und Nerven es kostet.

Vielleicht habt ihr die Möglichkeit, die Pflege einzuteilen, so dass jeder mal einen Abend für sich hat. Oder ihr könntet eine Pflegekraft für zwei Tage die Woche auch abends kommen lassen?

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich apsoluten Respekt davor habe, dass ihr den Onkel aufgenommen habt um ihm das Heim zu ersparen und ich bewundere eure Kraft!!!
Nur müsst ihr eine Lösung finden, die euch nicht alle mit der Zeit kaputt macht, dann könnt ihr auch wieder entspannter mit dem Onkel umgehen.
Wünsche dir alles Gute und weiterhin viel Kraft
LG Nessi

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Hallo!
Habt Ihr Euch schon mal schlau gemacht, ob nicht die Möglichkeit besteht, über die Pflegeversicherung eine Diakoniestation o.ä. zu beauftragen, die sich auch um die Pflege wie baden etc. kümmert.
Wir hatten das damals bei meinem Vater so. Und das hat es echt erleichtert. Die kamen dreimal täglich und haben Baden, Füttern, etc. übernommen. Zwar war noch die Wäsche zu waschen, Essen vorzubreiten/besorgen (gibt aber ja auch essen auf Rädern), war dadurch aber viel einfacher.
LG
Anne

6

gabs nach dem tod des vaters (sicher bruder des behind. onkels)
irgendwelche bedingungen bzgl. betreuung des onkels, um das erbe anzutreten? denn verwunderlich ist es schon etwas, wenn zwei arbeitende neffen (30 und 23 Jahre alt) sich um die betreuung kümmern wollen..

da wird euch nichts anderes übrig bleiben, als euch eine wohnung zu suchen,
die ihr drei (falls ihr weiterhin zusammen wohnen bleiben wollt) bezahlen könnt.
ich denke mal, daß es dem onkel in einem heim für behinderte, wo er tagsüber ordentlich betreut wird und auch unterhaltung hat, besser geht, als es momentan der fall ist.
rente und pflegegeld reichen sicherlich aus und wenn nicht, zahlt das sozialamt den differenzbetrag. ansonsten könnt ihr den onkel besuchen.

außerdem schreibst du...
"Er murmelt ständig vor sich hin, sodass ich an die Decke gehen könnte"
"dass ich gehen ihn so eine Ablehnung entwickelt habe"

gebt ihn in ein heim... bevor sich eure aggressionen soweit entwickelt haben, bis jemand dem hilflosen gegenüber handgreiflich wird.
viele wollen auf biegen und brechen die pflege übernehmen.. grund ist vielmals der reiz des "hinzuverdienstes" in form von pflegegeld und die zu pflegenden werden in wahrheit oft vernachlässigt.

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Hallo Bianca,

erstmal Hut ab!! Es ist nicht einfach jemanden zu Hause zu pflegen und 24 Stunden am Tag present zu sein. Meine Oma hat sich 1 Jahr lang um meinen dement kranken Opa gekümmert und irgendwann ging es leider nicht mehr. Er wurde aggressiv und hat in der Nacht gar nicht mehr geschlafen. Meine Oma dachte sie schafft das, und hat bis zu schluß eisern gekämpft um meinen Opa z Hause zu behalten. Irgendwann stand sie selber kurz vorm Nervenzusammenbruch und hat nur noch geweint. In meiner Familie sind alle berufstätig und so hatte meine Oma auch nur Abends Hilfe, am Tag und in der Nacht war sie mit meinem Opa alleine. Und grade die Nächte waren schlimm... Ich selber wohne leider 400km entfernt und konnte meißt nur seelischen Bestand leisten. Es ist etwas anderes ob man, so wie ich, im Krankenhaus Menschen pflegt und abends nach Hause geht und abschalten kann oder ob man jemanden zu hause pflegt.
Jemand der einen Menschen/Angehörigen zu Hause pflegt kann nicht anschalten oder Abstand zu der Situation gewinnen, er muß ständig present sein und hat kaum Zeit für sich um mal neue Kräfte zu sammeln. Es ist auch nicht jedermans Sache einen Menschen zu pflegen, manche sind dafür einfach nicht "geboren" und das muß man respektieren! Es bringt keinem etwas wenn man etwas mit gemischten Gefühlen oder gar mit Wiederwillen macht. Auf Dauer wird es nur noch schlimmer, man wird gereizt und unausgeglichen. Und das merken grade behinderte Menschen ganz besonders!

Was ich damit sagen will, holt euch Unterstützung. Beantragt häusliche Pflege, die morgens und ggf. abends zur Körperpflege vorbei kommt. Vielleicht ist das schon eine Erleichterung! Wenns gar nicht anders geht, müßt ih reuch überlegen ob ihr euren Onkel vielleicht in die Tagespflege gebt. Das ist eine betreute Einrichtung in der er von morgens (7oder8 Uhr) bis zum Abend betreut wird. Meißt gibt es dort Angebote wie Ergotherapie, Physiotherapie, Musikgruppen, Kochen, u.s.w. über Nacht wäre er dann zu Hause... Ihr müß ihn ja nicht gleich ganz ins Heim geben wenn es zu sonst Hause gut klappt!!

Es gibt viele Möglichkeiten, vielleicht setzt ihr euch auch mal mit einem Sozialarbeiter zusammen, der kann euch ein paar Lösungen nennen. Vielleicht findet ihr ja etwas womit ihr alle gut Leben könnt!

Ich wünsche euch viel Glück!!

Nadine

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Hallo, ich möchte garnicht lange drumherum reden.
Bin selbst 27 Jahre alt, habe einen kleinen Sohn mit einem Defekt im zentralen Nervensystem. Trotzdem wächst er normal auf. Doch die Angst das er eines Tages einen Anfall bekommt bleibt.
Dazu eine altersdemenzkranke Oma und Eltern die auch immer, wenn auch nur kleine Hilfen brauchen.

Unsere Oma muss auch gebadet werden, verdreht alles, ist gehässig geworden, vertauscht ihre Medikamente und macht sich täglich in die Hose. Windeln lehnt sie permanent ab.

Ihr verstorbener Lebensgefährte saß im Rollstuhl, musste gewickelt, gewaschen etc. werden.

Ich kenne mein Leben also nicht anders, als ständig zu helfen und da zu sein.

Dabei kam ich immer zu kurz, was mir auch schon Therapien, arbeitslosigkeit eingebracht hat.

Deshalb sage ich Dir, denke an die Gesundheit des Onkels und vor allem an Euch!

Es bringt nichts wenn ihr Euch damit kaputt macht! Damit ist am Ende doch niemandem geholfen.

Versucht einen Heimplatz für Euren Onkel zu finden. Am Besten einen, der in der Nähe liegt, so das ihr ihn besuchen und vielleicht auch mal mit zu euch nehmen könnt.

Das ist nur mein Gedanke dazu.

Entscheiden müsst ihr am Ende doch selbst!

Liebe Grüße

Mausi