Jetzt schon am Ende meiner Kräfte

Vor fast 4 Jahren haben wir, wie ich dachte zwei gesunde Jungs geboren.
Leider stellte sich mit zwei Jahren raus, dass einer meiner Jungs geistig behindert ist.
Ich schäme mich so für meine Gedanken,weil mir bewusst ist, dass es Menschen gibt die schlimmer betroffen sind.

Ich liebe beide Kinder wirklich abgöttisch, aber ich halte unseren Alltag nicht mehr aus.
Tagsüber sind meine kinder im Kindergarten, kümmere mich dann um den Haushalt und alles was sonst so anfällt.
Leider bin ich jeden Tag aufs Neue kraftlos und muss mich für alles aufraffen.

Habe immer die Gedanken im Kopf, wie anstrengend und kräfteraubend gleich wieder alles wird, wenn die Kinder wieder zu Hause sind.

Es ist unmöglich ohne Streß alltägliche Dinge mit den kindern zu unternehmen, was mich immer wieder traurig macht.
Alles ist einfach nur stressig, und ich muss immer wieder meine Kinder ermahnen, weil sie einfach so wild und aufgedreht sind.

Dann kommt noch das organisatorische dazu, wir müssen 3 mal in der Woche zur Therapie, muss dann immer wieder gucken wie ich das mit meinem gesunden Sohn regel, weil er nicht mit zu den Therapien kann, wenn nur im Notfall.

Wenn ich mal nur mit meinem gesunden Sohn zusammen bin, ist alles so entspannt und angenehm, sobald beide zusammen sind wird nur gestritten weil mein " besonderer" Sohn seinen Bruder nervt.
Eigentlich bin ich den ganzen Tag mit aufräumen und Kinder ermahnen beschäftigt,
Könnte ewig so weiter machen....

Ich liebe beide Kinder sehr, aber ich habe so angst wie wir das schaffen sollen, ich habe immer diese Traurigkeit in mir weil ich weiß das mein besonderer Jungs nie selbständig leben kann, und wir immer für ihn da sein müssen/ wollen.

Mein Mann arbeitet sehr viel im Schichdienst, aber wenn er kann unterstützt er mich wo es nur geht.

Weiß gar nicht was ich mit diesem Post bezwecken möchte, tut aber gut sich mal alles von der Seele zu schreiben

1

Liebe TE,

sei lieb gedrückt. Ja ich kann es nachvollziehen. Ich habe auch zwei Jungs, allerdings sind beide 5 Jahre auseinander. Beide haben Diagnosen: mein Großer hat Legasthenie und AVWS ist ansonsten aber normalentwickelt ,mein Jüngster hat frühkindlichen Autismus+geistige Behinderung.

Hat dein Jüngster einen Pflegegrad und einen Schwerbehindertenausweis? Wenn nein, dann beantrage beides. Durch einen Pflegegrad hast du Anspruch auf Leistungen aus der Pflegeversicherung wie z.B Verhinderungspflege, Kurzzeitpflege und den Entlastungsbetrag von monatlich 125 Euro.

Ja die Therapien von meinen Kindern musste ich auch managen. Mein Großer hatte zeitweise zwei Therapien in der Woche gehabt, wobei eine sich mit der meines Jüngsten kreuzte. Zum Glück waren die Therapieeinrichtungen nur wenige hundert Meter auseinander. Und der Rest der Therapien meines Jüngsten fand in der Kita statt.Allerdings war es lange vor Coronazeiten.

Geht dein Sohn in einem Integrationskindergarten? Könntest du nicht ein Teil der Therapien in die Kita verlegen. Das ist nämlich möglich:

https://www.kinderarzt-cuxland.de/heilmittelverordnung-von-logopaedie-ergotherapie-und-physiotherapie/

Ich hatte bei Jüngsten beim Schuleintritt (dort waren leider keine Therapien möglich) die Therapien nachmittags zeitweise 3 x die Woche nach der Schule neben meiner Teilzeitarbeit. Ja es war zeitraubend, weil die Anfahrtswege teileweise sehr lang waren bis
50 Kilometer.

Mein Jüngster war viele Jahre, besonders als er klein war sehr anstrengend. Mein Mann war auch Schichtgänger, half mir sehr und übernahm auch mal Therapiebesuche.

Wie äußert sich bei deinem Sohn die geistige Behinderung? Ich finde, dass kann man in dem Alter eigentlich noch nicht so feststellen. Sprich dein Sohn? Wie ist sein Sprachverständnis. Mein Jüngster ist frühkindlicher Autist und bis heute fast nonverbal, hat aber ein sehr gutes Sprachverständnis. Kann ein wenig rechnen und schreiben.

Ich würde an deiner Stelle ein gutes Netzwerk aufbauen. Suche dir jemanden, der dich mehrere Stunden entlastet. Denke über eine Mutter und Kindkur nach, gibt es auch mit behinderten Kindern;

https://www.lv-koerperbehinderte-bw.de/pdf/Mutter_Kind_Kuren.pdf

Kopf hoch, dass wird schon. Ich pflege und betreue meinen Autisten seit 16 Jahren.

LG Hinzwife

4

Guten Morgen hinzwife5,
Einen Pflegegrad haben wir seit letzten Jahr, den Ausweis haben wir jetzt beantragt.

Mein Sohn bekommt auch Therapien im Kindergarten, leider kommen nicht alle Therapeuten in den Kindergarten weshalb wir außerhalb des Kiga zu den Therapien müssen.

Mit dem Thema verhinderungspflege hab ich mich auch schon auseinandergesetzt, mir fällt es so schwer mein Kind in fremde Hände zu geben.

Mein Sohn hat viele merkwürdige Verhaltensweisen, ich hab auch immer den Vergleich zum Zwillingsbruder, und man merkt immer mehr wie weit die zwei auseinander liegen in der Entwicklung.

Mein Sohn kann relativ gut reden, aber eher wie ein zwei jähriger, sein Sprachverständnis ist eigentlich auch sehr gut, er spricht nur sehr verwaschen.

Er hat viele autistische Züge, kein Bewusstsein für Gefahren, er macht so viel zu hause kaputt .
Ich muss ihn immer irgendwie im Blick haben damit er keinen Mist macht.
Sein Bruder läßt sich teilweise auch mitreißen, und macht dann den selben Mist.

Mir wird täglich ein Stück mehr bewusst wie hart das alles noch wird, ich war die Woche zwei mal kurz einkaufen nach den Therapien mit meinen Sohn.
Mein Sohn wollte nur auf den Arm und hat die ganze zeit geweint, wirklich mitteilen wieso er unzufrieden ist kann er nicht.
Ich werde dann total nervös weil er den ganzen Laden zusammen weint, und die Blicke der Menschen so abwertend sind, habe schon so oft irgendetwas abgebrochen weil es einfach zu viel für ihn ist.

Es tut mir nur sehr leid für meinen gesunden Sohn wenn wir den Zoo besuch abbrechen müssen weil sein Bruder unzufrieden ist.

5

Liebe TE,

du schreibst:

<<<Mit dem Thema verhinderungspflege hab ich mich auch schon auseinandergesetzt, mir fällt es so schwer mein Kind in fremde Hände zu geben.<<<

Auch wenn es dir schwerfällt, daran würde ich arbeiten dein Kind auch mal in fremde Hände zu geben. Ansonsten stehst du dir selber im Wege. Ich brauchte auch den Tritt von Freunden in den Allerwertesten, hol dir Entlastung. Meinen Sohn habe ich das erste Mal mit 9 Jahren in Kurzzeitpflege gegeben. Da war er eine Woche weg. Mann genoss ich das und hatte endlich mal Zeit für meinen großen Sohn. Inzwischen nutze ich den Familienentlastenden Dienst (allerdings im Moment sehr eingeschränkt durch Corona) z.B Samstagsbetreuung und Ferienbetreuung. Und zusätzlich haben wir noch einen privat engagierten Betreuer. Da durch haben wir etwas mehr Freiraum und können mal Sachen für uns machen. Wenn ich das nicht alles auf den Weg gebracht hätte, dann würde ich schon längst einen Burnout haben. Darüber würde ich mir an deiner Stelle Gedanken drüber machen.

<<<Mein Sohn hat viele merkwürdige Verhaltensweisen, ich hab auch immer den Vergleich zum Zwillingsbruder, und man merkt immer mehr wie weit die zwei auseinander liegen in der Entwicklung.
Mein Sohn kann relativ gut reden, aber eher wie ein zwei jähriger, sein Sprachverständnis ist eigentlich auch sehr gut, er spricht nur sehr verwaschen.
Er hat viele autistische Züge, kein Bewusstsein für Gefahren, er macht so viel zu hause kaputt .<<<

Wie wäre es mit einer Diagnostik in Richtung Autismus? Wo seid ihr in Behandlung, SPZ oder KjP? Da würde ich mir auch mal Gedanken drüber machen und nicht zu lange warten.

Und zum Schluss kann ich dir ein tolles Forum ans Herz legen:

https://www.rehakids.de/index.php?sid=bb4f0d72a127bb09b783c67277e1c751

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Zuversicht und viele helfende Hände

LG Hinzwife

2

Lass dich mal unbekannterweise drücken 😘😘.
Kann sehr, sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht. Auch mir geht es so, dass ich ab und zu einfach nur kaputt/am Ende bin/weglaufen möchte.
Wir haben 4 Kinder (11, 5, 3 und 1,5).
Der Große (11) hat nur „LRS“ und adhs-ähnliche Züge. Durch sein Methylphenidat „läuft“ es prima und er besucht die 6. Klasse Gymnasium 👍.
Seit kurzem wissen wir, dass unser 2. Kind (5) frühkindlicher Autist mit leichter Intelligenzminderung ist. Laut KJP ist auch er geistig behindert 😱. Mit ihm müssen wir (bis jetzt!) 2x/Woche zur Therapie (Logopädie und Heilpädagogik), Termin zur sensorischen Integrationstherapie kommt demnächst noch dazu.
Vor 5 Jahren dachten wir ein kerngesundes Kind geboren zu haben 😭......er war von Anfang an anders.
Kind 3 und Kind 4 sind Gott sei Dank normal 🙏🙏🙏. Mit ihnen macht es soooo Spaß, was zu unternehmen. V.a. Kind 3 ist ein wahrer Sonnenschein ☀️.
Kind 1 (ohne Medis hibbelig und übergriffig) und Kind 2 (geräuschempfindlich, möchte am liebsten nur für sich sein) sind wie Hund&Katz zusammen. Familienausflüge mit allen 4 sind für meinen Mann und mich sehr anstrengend. Dazu kommt, dass wir komplett auf uns gestellt sind und keinerlei Hilfe haben.
Unter Erwachsenen fühlt sich unser kleiner Autist sehr wohl, die machen nicht so viel Lärm wie Kinder und sind empathischer. Zudem ist er außergewöhnlich hübsch und bekommt dadurch so viel positives Feedback - Mutter Natur‘s Ausgleich, sagen wir immer.

Auch ich schäme mich für meine negativen Gedanken Kind 2 gegenüber. Mir hilft viel darüber zu sprechen.

Wünsche euch alles Gute 😘😘

7

Wahnsinn wie du das alles schaffst, du hast meinen größten Respekt.

Egal was wir mit den Kindern unternehmen, gefühlt bin ich die einzige Mutter die jedes Mal ihre kinder rufen muss weil sie mal wieder machen was sie wollen.
Mir ist es teilweise wirklich unangenehm weil man mir die Übervorderung total anmerkt.

Ich habe zum Glück meine Schwiegermutter die manchmal meinen besonderen Sohn für ein paar Stunden übernimmt, damit mein gesunder Sohn uns mal nur für sich hat.
Er ist dann auch das liebste Kind wenn sein Bruder nicht dabei ist.
Das wird nicht mehr lange möglich sein weil meine Schwiegermutter auch schon 75 Jahre alt ist.

Von meiner Familie kommt leider keine Unterstützung,die Großeltern sind Mitte 50, was mich auch sehr traurig macht.
Habe gedacht das sie richtig aufgehen in ihrer Großeltern Rolle
Sie wissen Bescheid was hier los, und trotzdem kommt keiner um mir mal etwas unter die Arme zu greifen.

3

Lass dich mal unbekannterweise drücken. Gehen deine beiden Jungens in denselben kiga. Vielleicht den besonderen in einen anderen kiga geben, vielleicht mit 4 5 Jahren schon in eine SVE ? Da können meist auch die Therapien mit dazu gebucht werden.und vielleicht prinzipiell längere Zeiten buchen. Sich einer Selbsthilfegruppe anschliessen.

6

Du bist mit Recht erschöpft. Hast Du schon Mal eine Mutter/ Kind Kur gemacht?