Erfahrung mit Autismus Symptomen / Wahrnehmungsstörung

Hallo zusammen,

unser Sohn wird im September 3 Jahre alt. Leider spricht er fast gar nicht.
Er macht ein paar Tiere nach, mal Mama und Papa und versucht Farben zu benennen.
Test beim Päudiologen haben keinen Hinweis auf eine Höhrstörung gegeben. Wir haben jetzt eine Frühförderung bekommen und gestern den ersten Termin gehabt. Sie sagte er hat wahrscheinlich eine Art Wahrnehmungsstörung und zeigt in seinem Spielverhalten stereotypen ( Bauklötze auskippen und einsammeln zb) auf. Wir sollen dieses Verhalten "stören" und abwandeln.
Wenn ich das so googel, stosse ich driekt auf frühkindlichen Autismus.

Unser Sohn hält Blickkontakt, kuschelt gerne und auch von sich aus. Er spielt auch mit anderen Kindern, aber auch gerne nebenher. Er Spielt auch " So tun als ob" Spiele ( puppe füttern) aber begrenzt. Am liebsten spielt er Ball und fährt mit Fahrzeugen. Er winkt beim Abschied, zeigt auf Sachen und reagiert auch auf meine Emotionen ( Ich lache, er lacht, Grimassen nachmachen)
Ab und zu ist er für einen kurzen Moment abwesend und starrt ins Leere, Autos parkt er nebeneinander ( sonst reiht er nichts auf). Er hat einen leichten Ordnungsdrang ( Spielzeug wird aber auch mal liegen gelassen) Auf seinen Namen hört er auch. Wenn ich Nein sage wütet er auch meistens einmal heftig beruhigt sich aber auch schnell.
Ich habe das alles für normales Verhalten gehalten, bis auf die massive Sprachverzögerung. Nun kam die Begriffe gestern und haben mich völlig aus der Bahn geworfen.

Ich weiß nicht ob ich noch woanders vorstellig werden sollte oder die Frühförderung abwarte. Ich weiß das mir niemand sagen kann ob er Autist ist, aber vielleicht ging es jemanden ähnlich oder kennt sich besser zu diesem Thema aus und kann mir sagen ob das noch normale Züge sind oder im Zusammenhang doch noch mehr Förderung und Abklärung benötigt.
Ich stehe etwas neben mir und möchte keine Zeit verstreichen lassen.

Vielen Dank!

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lass doch der Ergo mal ein paar Termine.
Ich finde es schon mutig, gleich nach einem Termin irgendwelche Aussagen zu machen.

Egal wie: ihr seid ja erst einmal am richtigen Fleck. Lass sie genau hinschauen, macht Übungen usw...

Ich würde da jetzt nicht zu vorschnell blind rum-handeln. HÖrt sich so an, wie wenn ihr erst einmal am richtigen Fleck mit der Ergo seit.
Gibt dieser mal ein paar Wochen oder Monate Zeit.

(übrigens: und was wäre, wenn er eine bestimmte Form von Asperger oder Autismusspektrumstörung oder ähnliches HÄTTE ? -- das Ergebnis wäre nicht anders, denn da gibt es keine Pille dagegen, -- nur Ergo und üben und Übungen machen. -- also seid ihr doch erst einmal richtig bei der Ergo.

Google nicht so viel nach Schlagwörtern. Jeder Mensch ist anders. Man muss nicht alle Kinder in die selbe Schublade stopfen. -- manche reden später, - manche sind länger motorisch hinterher, - und andere können nicht malen. ---

Ob weitere Förderungen oder andere Sachen bei Deinem Kind nötig werden oder nicht, wird Dir nach mehreren Terminen die Ergo sagen können. - aber nicht nach einem Mal.

Schau, was Dein Kind kann. -- nicht nur, was es Deiner Meinung nach alles noch nicht kann. Im Wachstum gibt es immer Schwankungen und später gerne auch mal Talente.

Nicht jeder kann schön zeichnen oder singen und ein Physiker muss nicht unbedingt musikalisch sein. ---

Es gibt genug fälle, da halten Kinder lange den Rand und reden dann innerhalb von 2 Wochen in vollen und langen Sätzen.
Andre krabbeln und drehen sich nie oder spät und stehen sofort auf und Laufen.
Das mit dem Vergleichen und "müsste eigentlich schon können" sollte man wirklich sehr sehr vorsichtig angehen.

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ich glaube ich möchte einfach wissen was das Problem ist, um ihm so gut es geht gezielt zu helfen und ich mache mir natürlich auch furchtbare Sorgen um ihm.
Danke 🙏

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Es sind normale Züge eines Kindes mit einer Wahrnehmungsstörung und einem daraus resultierenden Entwicklungsdefizit. Unser Kleiner hatte auch eine leichte Wahrnehmungsstörung und Konzentrationsprobleme, es wurde mit der Förderung schlagartig besser.

"Massiv" ist die Sprachverzögerung auch noch nicht, ihr seid gerade an der Grenze dass man sagt man wird langsam mal aktiv,. Wir hatten einen ähnlichen Stand, das Spielverhalten ist inzwischen Top, an der Sprache basteln wir jetzt seit 3 Jahren. Seid ihr bei einer Logopädin oder Ergotherapeutin?

Ich wäre vorsichtig mit zuviel Förderung in dem Alter. Der Nürnberger Trichter funktioniert bei Kindern nicht, im Gegenteil, wenn zuviel gefördert wird entwickeln sie noch langsamer weil sie überreizen und gar keine Möglichkeit haben das was man ihnen "eintrichtert" zu verarbeiten. NAch ca einem halben Jahr Therapie hat man sowieso einen Stand erreicht an dem man Pausen empfiehlt weil die Therapie "nachhallt". Und die Therapie macht eh nur 5-10 Prozent der Förderung aus. Den Rest muss Elternhaus und Kindergarten hinbekommen.

Mein Tip ist: höre Dir an was die Therpeutin euch mit auf den Weg gibt, die "Hausaufaben" sind fast wichtiger als die eine Stunde Frühförderung die Woche. In dem Alter könnt ihr schon mit Kinderspielen anfangen, es gibt Studien dass jedes Spiel Verknüpfungen im Gehirn anregt, also ein Spieleschrank kann nicht voll genug sein. In dem Alter verschiedene Memorys, schwarzer Peter, sowas. Therapie ist im Prinzip die richtigen Spiele spielen.
Schau mal bei Ravensburger "meine ersten spiele" und Haba, die haben für die Altersklasse sehr schöne Sachen. Meine Federfreunde, Mein kleiner Obstgarten ...

Und lass ihn viel Körpererfahrungen machen, Matsch, kaltes Wasser, warmes Wasser, mit den Händen Teig kneten, Tiere fühlen (warm, kalt, weich, struppig ...). Schaukeln, Klettern, Bällebad, Trampolin ...

Alles Gute Euch und google nicht zuviel,

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Vielen Dank für die liebe Antwort.
Wir sind bei einer Logopädin.
Ich hoffe einfach das diese Therapie etwas bringt und er Fortschritte machen kann. Ich möchte einfach nichts unversucht lassen.
Danke 🙏

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Bei einer Wahrnehmungsstörung kann ich auch zur Ergotherapie raten - parallel zum Logopäden

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Du kannst stereotype Verhaltensweisen eines Autisten weder abwandeln, noch stören. Diese Verhaltensweisen sind die einzige Möglichkeit eines Autisten sich selbst wieder zu beruhigen und die unglaublich hohe Menge an Eindrücken, die ständig auf ihn einprasseln, für kurze Zeit wenigstens teilweise auszuschließen.

Wenn dir Jemand, der Ahnung hat, diese Anweisung gegeben hat, dann nur, weil klar ist, dass es sich eben NICHT um Autismus handelt. Das bei einem Autisten zu unterbinden, ist ungeheuer riskant.

Das Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen autistische Züge entwickeln ist hingegen weitreichend bekannt. Das ist aber noch lange keine Autismus. Sobald das Kind gelernt hat sich mitzuteilen, verschwinden die autistischen Züge. Versuche es so zu sehen: Dein Kind ist ungeheuer frustriert, dass es sich nicht verständlich machen kann. Dadurch kommt es zu diesen Verhaltensweisen. Du könntest deinem Kind schnell und einfach helfen, indem du z.B. einen Kommunikationsordner bastelst. Setzt euch immer wieder hin und redet mit eurem Kind mit Hilfe dieses Ordners. So kann er euch antworten. So kann er sich weiter entwickeln. Er lernt seine Bedürfnisse zu äußern. Natürlich könntet ihr auch Gebärden lernen - nur damit das klappt, braucht es eine ganze Weile. Manche Kinder brauchen einfach diesen Umweg über die unterstützte Kommunikation.

Ich kenne natürlich dein Kind nicht. Aber Alles, was du hier beschrieben hast, klingt nach einer Sprachentwicklungsverzögerung, wobei dein Kind sehr wohl (entweder alles oder fast alles) versteht, aber sich eben selbst dazu nicht lautsprachlich äußern kann. Außerdem ist ihm keine Möglichkeit bekannt, sich anders auszudrücken (z.B. Gebärden, Kommunikationsordner).

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Vielen Dank für deine Antwort das hat mir wirklich geholfen :-)