Besuch vom MDK wg. Beantragung Pflegegrad

Hallo.

Ich habe einen Pflegegrad für meine Tochter beantragt. Den Antrag habe ich freitags abgeschickt und mittwochs hatte ich ein Terminschreiben vom MDK in der Post.

Einerseits freue ich mich, dass der ganze Vorgang nicht lange dauert. Andersrum bin ich auf einmal total unsicher.

Ich habe mir bereits die Module angesehen, die wohl abgefragt werden, und mir Notizen dazu gemacht. Der Termin dauert wohl max. eine Stunde. Meine Tochter, um die es geht, wird ja dabei sein, aber ich kann nicht abschätzen, was sie so loslässt. Wenn ich A sage, sagt sie oft B, damit nicht negativ über die gesprochen wird...

Habt Ihr Tips für mich, wie ich den Termin für uns positiv über die Bühne bekomme?Meine Tochter hat ADHS und eine Autismus-Spektrum-Störung, ich möchte auch irgendwie vermeiden, dass der "Gutachter" den Eindruck bekommt, sie wäre einfach nicht erzogen, furchtbar oder sonst was...

Danke und VG 004

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Ich habe im Freundeskreis einige Fälle von Pflegebedürftigen, wo ich die Angehörigen unterstütze bei Formalitäten (habe meinen Mann gepflegt). Auch wenn das alles alte Menschen sind, ist es doch ähnlich. Sie verhalten sich beim Besuch des MDK auch sehr oft vollkommen unerwartet.;-)
Ganz abgesehen von den "Modulen" - schreib einfach von morgens bis abends auf, was Du für Deine Tochter machst. Alle Hilfestellungen, alle Besonderheiten, wirklich alles - mit Zeitaufwand in ca.- Minuten. 24 Stunden rund um die Uhr. So haben es bei uns auch alle gemacht und das war am besten so. Achtung, eine Kopie dieses Protokolls unbedingt aufheben. Du ahnst garnicht, was alles "verlorengeht".
Wenn Du den Eindruck hast, dass der Gutachter irgendwie komisch ist, zurückhaltend, ablehnend oder was auch immer, dann frag ihn bitte freundlich, ob er solche Kinder schon öfter begutachtet hat. Wenn jemand sonst nur bei alten Leuten war.......habe da schon ziemlich Seltsames erlebt.
Wenn Dir der Bescheid dann später unvollständig oder nichtzutreffend erscheint, muss man Widerspruch einlegen, dabei solltest Du Dir aber helfen lassen.
LG Moni

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Hallo,
ich würde an deiner Stelle dein Kind nicht weiter vorbereiten. Sage ihn nur, dass jemand zu Besuch kommt.
Ansonsten lege ich immer 1 ausgewähltes Spielzeug/Buch auf einen abseits stehenden Tisch für das Kind. Der Gutachter will das Kind zwar sehen und redet kurz mit ihm, aber es ist sinnvoll, wenn dein Kind sich möglichst schnell seinem Spielzeug/Buch/... widmet und abschaltet.
Beim Pflegegrad wird ausschließlich negativ gesprochen, d.h. defizitorientiert. Das muss ein Kind nicht unbedingt mitbekommen. Will dein Kind so gar nicht freiwillig gehen, frage den Gutachter, ob du sie in ihr Kinderzimmer schicken kannst.
Der Gutachter fragt anders, als die Module vorgeben. Er versucht ja das Leben deines Kindes zu verstehen. Also sei da nicht überrascht, wenn du nicht deinem Plan folgen kannst. Wichtig ist eher, dass du dir sehr gut angeschaut hast, was man bei welchen Punkt unter Selbstständig/.../Unselbstständig versteht und begründe das auch immer dann, wenn der Gutachter den speziellen Punkt irgendwie am Beispiel abfragt.
Falle nicht auf Tricks rein. Ganz typisch ist der Punkt mit den zusätzlichen Pflegepersonen - „...und der Papa hilft doch bestimmt...“ - NEIN! Natürlich tut er das nicht. Er arbeitet ganztags und ist ständig auf Geschäftsreise. Eine REGELMÄSSIGE Hilfe ist somit ausgeschlossen. Und so sicherst du dir die Rentenpunkte. Sonst werden die zwischen Dir und Papa geteilt (dumm nur, wenn er sowieso arbeiten geht und schon 1 Punkt pro Jahr hat...dann verschenkt man das).

Deine Tochter soll sich von ihrer normalen, unkontrollierten Seite zeigen. Du darfst nicht sänftigend eingreifen. Genau das soll ja der Gutachter sehen. Glaube mir, die kennen das. Mein Ältester hat bei einem Gutachten den Gutachter an der Tür umarmt und ihm dann Liegestütze vorgeführt. Bei einem anderen Gutachten war er so aufgeregt, dass er gleich zu Beginn eine nasse Hose hatte und sich dann die komplette Zeit hinter dem Sofa versteckt und geschrien hat. Da war nix zu wollen.
Mein Jüngster lässt sich von Gutachtern gleich gar nicht beeindrucken und ignoriert sie vollkommen. Er begrüßt sie zwar, aber das war es dann auch.
Solche Verhaltensauffälligkeiten während des Gutachtens fließen natürlich mit in das Gutachten ein. Sie werden auch verbal mit aufgeführt (der Gutachter hat eine extra Seite, in der er beschreibt, was das Kind gemacht hat während des Gutachtens). Soetwas „garantiert“ Dir einen Pflegegrad, es sei denn, du behauptest unmittelbar danach, dein Kind macht das sonst nie. Du weisst auch nicht, was jetzt in sie gefahren ist...
Als mein Ältester 10 war, gab es auch ein Gutachten, in dem er gut gelogen hat. Der Gutachter kannte aber die alten Gutachten und dort war eben auch vermerkt, wie er reagiert hat. Entsprechend hat er dann meinen Aussagen doch mehr Beachtung geschenkt. Das Pflegebedürftige lügen ist nicht selten. Vor dem nächsten Gutachten, damals war er 12, bin ich dann mit ihm die Module wirklich durchgegangen. Ich habe ihm vorgelesen, was welcher Punkt bedeutet. Anfangs war er der Meinung, er kann alles selbstständig, danach ist ihm aufgefallen, dass er doch noch Hilfe bekommt. Beim Gutachten mit 12 hat er zum ersten Mal die ganze Zeit am Tisch gesessen und hauptsächlich geredet.

Mein Jüngster hat nächste Woche Mittwoch auch wieder eine Begutachtung. Aber er wurde übergeleitet und hat Bestandsschutz. Ich weiß also schon jetzt, dass er seinen PG4 behält.

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<<<Meine Tochter hat ADHS und eine Autismus-Spektrum-Störung, ich möchte auch irgendwie vermeiden, dass der "Gutachter" den Eindruck bekommt, sie wäre einfach nicht erzogen, furchtbar oder sonst was... <<<

Wenn der MDK kommt und deine Tochter sich in dessen Gegenwart völlig daneben benimmt, das ist völlig ok. Dann können die mal sehen wie so ein Kind tickt. Als wir die erste Überprüfung hatten vom MDK, was meinst du was da mein Jüngster so alles angestellt hatte. Der ging es ordentlich zur Sache. Der benahm sich so ungezogen. Die vom MDK rannte hinter mir her um Fragen zu stellen und bat mich sogar, mich wieder hinzusetzten. Ging aber nicht, sonst hätte mein Jüngster die Bude auf den Kopf gestellt. Der hatte auch V. auf Autismus und ADHS gehabt. Der wollte sogar auf dem Laptop vom der MDK-Dame herumklimpertn#rofl. Also bekamen wir ohne Wenn und Aber damals Pflegestufe 1 (das ist Pflegegrad 2 heute).

Du kannst dir heute im Internet die Module ansehen und auch mal anklicken, wo du deine Tochter siehst.


LG und viel Glück

Hinzwife

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Vielen Dank für Euren Zuspruch! Ich habe echt Bedenken, etwas falsches zu sagen. Ich werde wohl mit meinen Notizen und dem Pflegetagebuch da sitzen, damit ich auch nichts vergesse...

VG 004

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Das macht überhaupt nichts, wenn Du Deine Notizen vor Dir liegen hast. Man denkt nicht an alles ununterbrochen. Hatte ich beim Besuch des MDK auch, als er bei meinem Mann war, schon, um wirklich nichts Wichtiges zu vergessen.
LG

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Guten Morgen!

Eine Frage habe ich dann doch noch. Ich muss für den Termin noch ein Formular ausfüllen und angeben, ob bzw wieviel Stunden ich in der Woche arbeite. Ich habe eine 35h-Woche, und hole meine Tochter täglich danach aus der Nachmittagsbetreuung, so um 16:00 Uhr rum. Hätte ich da eigentlich pro forma zu wenig Pflegezeit für einen Pflegegrad?

Ich bin alleinerziehend und leider ist es auch so, dass sich der KV nicht kümmert, es gibt also weder Papa-Wochenenden/Ferien, die auch evtl noch von meiner Betreuungszeit "abgezogen" werden müssten.

Wie gesagt, morgens und ab 16:00 Uhr und alle WE und Ferien etc kümmere ich mich selbst.

Das ist mir noch so eingefallen, als ich gestern die Unterlagen für den Termin gerichtet habe.

Viele Grüße 004