Langstreckenflug mit autistischem Kind - zu viele Eindrücke?

Guten Abend zusammen,
eine letzte Frage in diesem Jahr....
Ich habe vor einer Weile schon einmal von uns geschrieben. Von meinem autistischem Sohn (Asperger Autist), Freundschaften....

Nun stehen ich gerade vor einer für mich, sehr schweren Entscheidung. Mein Bruder wird 2019 heiraten, in Korea. Er wünscht sich sehr das ich dabei bin und ich würde ihm gerne diesen Wunsch erfüllen. Ich persönlich muss das nicht zwingend haben, ich bin zu weit emtfernt von der asiatischen Kultur, auch kein Freund vom Fliegen und fernen Ländern. Das aber nur nebenbei.

Meine Hauptsorge gilt meinem 7- jährigen Sohn. Seit einem halben Jahr haben wir die Diagnose Asperger und sind noch dabei uns zu sortieren und organisieren. Wir kommen gut zurecht, mein Sohn hat vorrangig Schwierigkeiten im sozialen Bereich und zuvielen Eindrücken, neuen Situationen.

Kann ich mit ruhigem Gewissen fliegen? NEIN. Ich habe so große Angst das mir etwas passiert, das es ihm nicht gut geht usw. Ich komme da einfach nicht raus. Wir sprechen hier ja nicht von 300km oder einem Flug nach Mallorca. Ich für mich habe ein enormes Problem damit und da geht es nicht darum, das ich meine Mann nicht zutraue unser mindestens für vier Tage zu versorgen. Mir würde mein Sohn einfach unglaublich fehlen. Hinzu kommen Ängste.

Der Gedanke daran ohne mein Kind zu sein, auf dieser Entfernung macht mich wahnsinnig. Ihn mitzunehmen wäre eine Option. Jedoch kann ich nicht einschätzen wie er reagiert. Der lange Flug, die Zeitverschiebung und die Eindrücke vor Ort...

Ich höre immer auf mein Bauchgefühl und fahre damit sehr gut. Gerade sagt es mir aber nichts.

Hat jemand Erfahrung mit solchen Situationen?

Viele Grüße und einen schönen Abend!

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Für 4 Tage würde ich deinem Sohn den Flug nicht antun! Ich glaube aber, dass du ihn ein bisschen loslassen musst (für dich und für ihn). Dafür würde euch die Trennung sicher helfen. Und dein Mann hat die Chance näher zusammen zu rücken mit deinem Sohn! Die zwei schaukeln das schon! Flieg!

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Ja ich weiß, du hast recht. Mittlerweile geht es mir mehr darum überhaupt zu fliegen. Das Gefühl ist für mich echt furchtbar, ich weiß es ist bescheuert, aber ich kann nunmal nicht anders. Mal sehen, ein bisschen Zeit ist ja noch bis dahin.

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Überwinde dich! Es ist nicht gut für deinen Sohn, wenn du so klammerst! Er kann nicht dein einziger Lebensinhalt sein. Um stark zu sein für ihn musst du auch mal raus! Dein Sohn hat ein Recht auf Eigenständigkeit (dem Alter angemessen) und du ein Recht auf Erholung!

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Ich habe 5 Autisten gross gezogen, jeder von ihnen wäre spätestens ein Jahr nach der Diagnose in der Lage gewesen so eine Reise zu bewältigen (dennoch mit einem hohen Stresslevel natürlich). Als Asperger Autist wird dein Sohn vermutlich kognitiv recht fit sein, damit solltte er lernen können Defizite mit anderen Fertigkeiten zu kompensieren. Das kann durchaus schon ein 7jähriger.

Ob du dir dann persönlich die weite Reise zumuten möchtest, mit deinem Sohn oder ohne ihn, das musst du entscheiden, herausfordernd wird es so oder so, ob mit ihm oder er zuhause. Ich würde es mir wohl eher ersparen, käme aber auch auf die Beziehung zum Bruder an.

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Das Schlimme ist, das ich eigentlich nicht fliegen möchte, weil es mir sehr schwer fällt ohne mein Kind zu sein. Bescheuert oder? Andere wären froh mal raus zu kommen.

Mein Bruder und ich haben ein gutes Verhältnis, nicht mehr und nicht weniger. Er führt ein komplett anderes Leben als ich und wir hören/sehen uns nicht regelmäßig. Ich weiß aber das ich mich immer auf ihn verlassen kann.

Er wünscht sich seine Familie dabei zu haben in Korea. Dort wir traditionell geheiratet mit hunderten von Gästen der Familie seiner Frau. Vorher standesamtlich in Deutschland, da sind wir in jedem Fall dabei.

Ich frage mich ob ich zu egoistisch bin, wenn ich hier bleibe. Meine Familie kann mich zwar verstehen, ist aber der Meinung ich sollte alleine fliegen. Um auch mir eine Freude zu machen und da mein Bruder mich eben so gern dabei hätte. Wenn ich flöge, dann aus meinem Pflichtgefühl als Schwester.

Meine innerlichen Kämpfe kann niemand nachvollziehen. Für das kommende Jahr wünsche ich mir mehr Selbstvertrauen. Ich habe Angst jemanden vor den Kopf zu stoßen.

Egal wie ich mich entscheide, für eine Seite wird es nicht gut.

Danke für deine Rückmeldung.

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Hi,
ich bin mit meinem 10jährigen Autisten dieses Jahr um die halbe Welt geflogen. Hat prima geklappt. Das hilft Dir aber ja nicht weiter. :-)

Viel bedenklicher finde ich, mit was für Ängsten Du da kämpfst. Diese Verstrickung mit Deinem Sohn ist nicht gut. Egal wie Du Dich entscheidest, wenn ein bisschen Ruhe eingekehrt ist, solltest Du Dich sicher damit intensiver auseinander setzen.

Liebe Grüße
die Landmaus

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Danke für deine Meinung.

"Diese Verstrickung mit deinem Sohn ist nicht gut".

- > wie meinst du das?

Ist es denn so unnormal das man Schwierigkeiten hat ohne seine Familie, vor allem Kind, eine Fernreise zu machen?

Ich habe mit drei Freundinnen gesprochen. Eine würde alleine fliegen, zwei nicht. Dann kann ich doch gar nicht so aus der Reihe tanzen....

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Lies dir deinen eingangsbeitrag nochmal durch! Das ist für mich als Außenstehende schon krass zu lesen-Ängste, vermissen...es geht um 4 Tage und dein Sohn ist 7, kein Baby! Und ja, ich finde es ungewöhnlich, dass man sich von einem 7jährigen Kind keine 4 Tage trennen mag/kann.

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Warum fliegt ihr nicht alle 3? Es ist doch eine Familienfeier ?

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Es gibt da leider auch ruhen finanziellen Aspekt. Hinzu kommt das wir zu der Entscheidung gekommen sind, das es für unseren Sohn zuviel ist. Zuviele Eindrücke, die Zeitverschiebung und der lange Flug und das für knapp vier Tage.

Daher entweder ich alleine oder nicht.

Eine Woche vorher wird in Deutschland geheiratet, da sind wir dann alle zugegen und auch da müssen wir 600km fahren.

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Ich danke euch für eure Meinungen und Antworten. Werde noch ein wenig Zeit für eine Entscheidung benötige.

Vielen Dank!

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Wir haben dieses Jahr auch eine Familienhochzeit - im tiefsten Asien. Mein Schwager heiratet. Natürlich fliegen wir alle hin, auch meine beiden Kinder, die u.a. Frühkindliche Autisten sind.

Autismus bedeutet Planung ohne Ende, aber grundsätzlich ist es möglich. Die Hochzeit ist bei uns Anfang Oktober 2019 - seit November 2018 planen wir. Über 200 Gäste werden erwartet, die Hochzeit dauert 7 Tage. Mein Ältester wird als „Assistent“ des Bräutigams eine Hauptrolle spielen und freut sich schon wahnsinnig drauf.

Meine Kinder fliegen jedes Jahr mit mir zu ihrer Familie väterlicherseits. Das erste mal war der Große 6 Monate jung. Einen Direktflug gibt es nicht. Der Flug über eine andere Stadt dauert zwischen 20 und 24 Stunden. Früher konnte ich das hintereinander fliegen, aber jetzt übernachte ich grundsätzlich beim Zwischenstopp 2 Nächte wegen den Kindern. Sonst wird das zu viel. Grundsätzlich lieben meine Kinder fliegen. Allerdings muss man auch hier alles planen. Fensterplatz ist ein absolutes MUSS (kann gut sein, niemand will letztendlich dort sitzen, oder alle wollen gleichzeitig dort sitzen), Essen vorher bei der Airline umändern (falls du ein entsprechendes Kind mit „Sonderwünschen“ hast), eine Tasche mit Büchern/Spielzeug/Nackenrolle/Tablet/... mitnehmen.
Die Zeitverschiebung beträgt bei uns nur 4 Stunden. Im Grunde leben wir einfach die deutsche Zeit weiter. Niemand verlangt von uns superzeitig aufzustehen und dort ist man sowieso abends sehr lange wach. Das kommt uns sehr entgegen.

Wegen 4 Tagen würde ich nicht fliegen. Weder allein und schon gar nicht mit Kind. Wenn du wenigstens 2 Wochen dort bleiben kannst, wird das sicher eine interessante Erfahrung.
Wenn das eine traditionelle Hochzeit wird, wird doch sicher von dir auch einiges erwartet, oder?

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Hi, ich kann dich schon verstehen.

Ein halbes Jahr ist ja noch nicht so lange her. Alles bewegt sich momentan. Neue Eindrücke, neue Ideen.

Als ich meine ADHS Diagnose bekam (als Erwachsene freiwillig testen lassen), fühlte ich große Erleichterung
und zeitgleich strömte alles Neue auf mich ein. Infos, Tipps, mich selbst kennen lernen. Erleichterung und viiiiiel Bewegung. Endlich kam Bewegung in die "Sache" und gleichzeitig musste ich diese viele Bewegung erst mal verarbeiten. Schritt für Schritt.


Auch für dich ist momentan vieles neu.
Dein Sohn ist zwar dein Sohn, wie er es vorher auch war. Nur, dass es für dich jetzt Wörter, Ansätze, neue Erfahrungen, emotionale Hilfe gibt .... all das, was es noch für DICH zum Sortieren gibt ;-)

Da kann ich mir vorstellen, dass eine lange Reise ohne Kind erst mal alles aufwühlt.

Mit Begleitung der Erziehung, Alltagstipps etc. kann ich mir gut vorstellen, dass du loslassen lernen kannst. Mit der Zeit, mit Erfahrung, usw. ;-)

Auch wenn dein Sohn super betreut ist zu Hause, für dich wäre es auch eine Umstellung. Die du, wie ich vermute, auch nicht üben konntest. Mein Kind kann ich einfach mal bei Freunden unterbringen. Bei Freunden mit Asperger Autismus oder Freuden, deren Kinder Asperger Autismus haben, dauerte das loslassen lernen auch erst mal anders. Die Gewohnheit selbst immer dazu sein oder in Abruf zu sein, mussten sie auch erst lernen, wieder langsam auszugewöhnen ;-)


Deinen Sohn würde ich nicht mitnehmen auf so eine lange Reise.
Riesige Hochzeit mit vielen Fremden. Wenige Tage für extrem viele Eindrücke usw.


Selbst fliegen?
Ich kann dich schon verstehen.

Deinen Bruder auch.
Aber: ihr habt ja einen Kompromis. Die Standesamtliche Hochzeit ist ja hier. Da bist du dabei. Er feiert nicht ohne dich!

Bei der großen Hochzeit kann ich seinen Wunsch verstehen.
Aber hättest du auch was von ihm? Er von dir?
Klar ist es toll, bei so vielen AUCH seine Familie dabei zu haben.
Aber mal ehrlich: würdet ihr euch sprechen können? Hättet ihr Zeit zusammen?

Ich treffe meine Verwandten sehr, sehr gerne.
Aber wenn ich hinfahre, dann nehme ich mir Zeit.
Mehrere Tage mindestens (ich braucheZeit anzukommen und langsam wieder abzureisen) und vor Ort möchte ich mehr sagen als nur Hallo und Tschüß. #winke

Eine weitere Möglichkeit wäre: wenn dein Sohn stabiler ist, du entspannter, ihr als Familie viel gelernt habt, dann könntet ihr als Urlaub in die Nähe deines Bruders reisen. Kontakt, Treffen, Zeit. So viel, dass dein Sohn auch etwas davon hat (ankommen, abreisen, seinen Onkel sehen).

Es ist ja nicht so, dass du gar nicht an der Hochzeit deines Bruders teilnimmst. Nur eben nicht in vollem Umfang.
Er wird sich sicher etwas dabei gedacht haben, dass er zweimal feiert - auf zwei Kontinenten.
Ihre Familie wird auch nicht vollzählig bei der standesamtlichen Trauung dabei sein? ;-)

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Ich danke dir sehr für deine Meinung und dein Verständnis. Du hast es sehr schön geschrieben und auf den Punkt gebracht.

Hinzu kommt das mein Mann vor zwei Monaten einen schweren Arbeitsunfall hatte und das ist noch nicht verarbeitet. So etwas Nacht etwas mit einem. Dann die Sorge um den Sohn...

Mein Bruder hat Verständnis und wer weiß, vielleicht sieht meine Seele in einem halben Jahr schon anders aus.

Von meiner zukünftigen Schwägerin können die Eltern und der Bruder. Es sind aber auch alle unabhängig.

Ich danke dir so so sehr!

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einen weiteren Gedanken für die Zukunft möchte ich Dir noch auf dem Weg geben...

nur "Du" erkennst die Gesamtzusammenhänge, dass Korea so weit weg ist usw...
die selbe Fragestellung stellt sich auch bei einem Urlaub 100km vom Heimatort entfernt an einem Baggersee... ----
Ich kann Dir nur ragen, bewusst an Lösungen und Möglichkeiten zu arbeiten und zu denken .... und nicht irgendwelche Dinge sein zu lassen, aus der Angst heraus, es "könnte" etwas passieren... --- arbeite lieber damit, wie du ihn aus Extremsituationen herausholst und ihm Sicherheit vermittelst... --- denn Flugzeugfliegen hat mit Asperger vermutlich den selbe Stressfaktor, wie wenn eine neue Frau an der Supermarktkasse sitzt... (das war jetzt überspitzt formuliert, -- aber ich hoffe, Du weisst, was ich damit meine) ....

ihr werdet auf die Zeit ein Anker entwickeln, der ihn fokussiert, wenn neue Eindrücke passieren ... --- manche haben da einen Teddy oder einbestimmtes Buch oder sonstwas....