ADHS/ hochsensibel.. was sind die Unterschiede?

Hallo ihr lieben! Da ich nicht weiß in welchem Forum ich am meisten Antworten bekomme , schreib ich mal auf gut Glück hier .
Ich habe einen 6 jährigen Sohn . Mit 5 Jahren wurde er getestet (sbz) wo er als hochsensibel eingestuft worden ist . ADHS usw noch ausgeschlossen... aber es stand auch das sie das mit 5 Jahren noch nicht zu 100% sagen können . Deswegen der Plan : erst mal zur Schule, und dann gehts jetzt im Januar wieder los mit testen . Mein Sohn hat aber im letzten Jahr , in den letzten Monaten sich nicht verbessert, sondern vom Verhalten verschlechtert .
Ich Zähl mal auf :
Im Normalfall vergisst er sich einmal min am Tag und die Hose ist nass.
Seit Juli wieder nachts einnässen und es nimmt kein Ende. (Wir haben aber nie geschimpft )
Er war auch erst seit April trocken nachts .
Er ist sehr schlau im mathewesen . Zahlen mehrmals schreiben langweilt ihn.. anstatt 10 mal die 5 zu schreiben , schreibt er daneben lieber : 50+50=100 , und viele andere hohe rechenaufgaben.
Er ist wie ein duracell häschen , kann null still sitzen .
Hat kaum Körperspannung.
Redet ununterbrochen.
Lässt sich super leicht ablenken . Deswegen ist schon eine schulbegleitung beantragt .
Dann will er abends nicht ins Bett ... kann ewig lange auf bleiben , ist aber auch um 4 Uhr wieder wach . Seit ein paar Tagen.
Zählt das noch zu hochsensibel? Oder geht das schon weiter ?
Ich freu mich auf eure Antworten .

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Hallo!

Nun "hochsensibel" ist keine Krankheit nach ICD-10, ADHS schon.
"Hochsensibel" kann ein Symptom für ADHS weil da die Filterfunktion im Gehirn nicht richtig funktioniert und der ADHSler quasi für alles "offen" ist und alles gleichwichtig nimmt.
Es kann aber auch einfach "Persönlichkeit" sein. Es gibt Menschen, die sich eben sehr viel ans Herz nehmen und auch mit wenigen Triggern Kopfkino machen und sich in Gefühlen verlieren können und andere, an denen alles abprallt - wenn sie es so wollen.

Meine Kinder sind beide ADHSler und der eine davon ist sehr sensibel. Er vernimmt das Rascheln von Funktionsstoffen in einem Nachbarzimmer, ohne ´Hörkontakt` oder Sichtkontakt - ihm stellen sich die Armhärchen hoch (das kann man beim besten Willen nicht steuern) zum anderen reagiert er auf alle bewusstseinswirksamen Stoffe sehr extrem und homöopathische Dosen reichen ihm aus. Er ist eher groß gewachsen, also an der falschen Dosisberechnung liegt es nicht.
Mein anderer Sohn ist "robuster" gegen äußere Störfaktoren, oder das was er als Störfaktor wahrnimmt. Beide haben ADHS und das äussert sich in:
- Rastlosigkeit (Duracell-Häschen ohne Stopp-Taste) innere und äußere. In der Pubertät verlagert sich das Rumrennen in eine innere Rastlosigkeit - Das stört dann keinen Lehrer mehr, aber das Kind leidet weiterhin!
- Ablenkbarkeit
- verminderte Impussteuerung


In jungen Jahren KANN eben auch Einnässen auftreten (insbesondere suspekt, wenn es schon mal anders war!) auftreten.
Schlafstörungen können auch ADHS-Symptome sein.
Das hatten aber meine Kinder nicht.


Mich wundert eine Diagnose "hochsensibel" von einem SBZ (oder doch SPZ = Sozialpädiatrisches Zentrum?, ich kenne SBZ nur für Sehbehinderten Zentrum) und tatsächlich sollte man mit ADHS-Diagnose warten, allerdings nicht zu lange!
Wenn einschlägige und mehrere ADHS-Symptome kontinuierlich mehr als 6 Monate bestehen und keine andere Erklärung dafür existiert (geänderte Lebensbedingungen, Streit, Änderungen im Tagesablauf, Krankenghausaufenthalte, Stoffwechselerkrankungen, Nahrungsunverträglichkeiten, Mangelerscheinungen, ...) und hinreichend pädagogisch auf Änderungen eingewirkt wurde - ohne Erfolg, dann sollte man tiefer bohren ....

LG, I.

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Wenn ein SPZ (?) meint, ein Kind sei hochsensibel, dann hat es keine Diagnose, keine chronische Erkrankung, keine Behinderung, keine Auffälligkeit, die irgendwie behandlungsbedürftig ist.
Menschen sind individuell verschieden. Die einen sind stärker, die anderen schwächer, manche zappeln, manche sind schüchtern und manche sind eben hochsensibel.
Der Übergang von gesund zu einer Erkrankung/Behinderung nach ICD-10 ist fließend. Umschrieben wird das nicht selten mit solchen Wörtern. Ein hochsensibles Kind KANN später durchaus mal eine Autismusdiagnose bekommen - das habe ich schon von einigen Eltern gehört, ADHS noch nicht (muss natürlich nichts heißen).
Grundsätzlich empfehle ich dir, egal ob AD(H)S oder Autismus, mal zu einer Diagnostik ins KJP zu gehen. Im SPZ bist du falsch.
Bekommt dein Sohn Ergotherapie wegen der Hypotonie?
Nässt er auch in der Schule in die Hose? Ansonsten müsst ihr mal beobachten, wann er das konkret immer macht. Mein Ältester z.B. vergisst sich vollkommen beim Fernsehen. Wenn wir ihn da nicht regelmäßig erinnern würden, würde er schwimmen...auch heute noch. In der Schule passiert das nie, nachts sehr selten.
Die mangelnde Konzentration und die Langeweile gehören dann halt dazu.
Eine Schulbegleitung nach welchen Paragraphen? Beim Jugendamt? Ohne Autismusdiagnose? Mmh...schwierig, unsere Jugendämter hier lehnen das ab. Die akzeptieren ausschließlich Autismusdiagnosen. Ich weiß, im Gesetz steht es anders ....

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"Hochsensibel" ist bei ADS/ADHS wohl sehr häufig, weil das Fühlen und Leben im JETZT anders präsent ist. Intensiver. So wurde es mir beschrieben.

Mir wurde als Kind immer vorgeworfen ich sei überempfindlich.
Nun, ein Teil mag vom ADHS kommen, ein Teil von empathielosen Mitmenschen, für es galt, das Kinder die Klappe zu halten haben und sich einfach nur zu fügen haben, was die Erwachsenen vorgeben. Ein eigenständig fühlendes Kind, galt als "überempfindlich".

Beim Kind einer Freundin würde ich durchaus an Hochsensiebel oder High Need Baby denken. ADS + Asperger Autismus + Hochbegabung.
Als Baby und Kleinkind sehr anstrengend für das Kind selbst und für andere, die damit nicht umzugehen wussten. Anstrengend blieb es auch weiterhin, nur mit den indivduell passenden Tipps, Verhaltensweisen, Elterncoaching etc. wurde es .... ich würde nicht sagen einfacher .... und doch .... einfacher!
Einfacher, weil der Alltag in seiner neuen Struktur einfacher wurde: individuell passender. Anstrengender, weil es für Außenstehende oft nicht nachvollziehbar war. Mehr Energie als bei anderen Kindern. Energieersparnis im Vergleich zum Alltag vorher.


ADHS ist so viel mehr.
Das kann man nicht unbedingt auf einzelne Symptome herunterschreiben.

Wie sagte mir mal jemand in der Begleittherapie: ADHS LEBT man oder man kämpft dagegen an.

Es IST anstrengend damit zu leben. Aber seit ich bewusst DAMIT lebe (weiß, dass ich es habe, mich nicht mehr mit anderen vergleiche), geht es mir besser. Seither entdecke ich auch die schönen Seiten.

Hochsensibel siehe oben. Das kenne ich als Beleidigung, aber auch als Anerkennung. Manches spüre oder erkenne ich, lange bevor ich es weiß oder benennen kann. Ob das an der vererbten Gefahrenerziehung liegt (misshandelte Erwachsene in den Generationen vor mir, die auf Flucht und Angst geprägt waren) oder an der Hochbegabung, dass ich Zusammenhänge erkenne, erspüre, erfühle, lange bevor ich sie denken oder benennen kann. Keine Ahnung.

Manchmal ist es von Vorteil (Gefahrensituationen). Manchmal von Nachteil (weil es im Alltag sehr nervig ist).


Was auch immer es ist, es hilft mir Strategien für den Alltag zu erlernen. MIr selbst (und somit auch anderen) das Leben zu erleichtern.

Meine Brille hat mir selbst und meinem Umfeld geholfen. Mir selbst, weil ich eigenständig leben kann. Anderen, weil ich nicht mehr auf deren Hilfe angewiesen war ;-)

So ähnlich ist es mit ADS/ADHS auch.


Weitere Testungen können bei euch hilfreich sein, wenn ihr/dein Sohn/ihr als Eltern entsprechend Hilfe bekommt. Coaching, Elterntraining, Tipps für den Alltag usw.

Wann ist es wie es ist und es hilft nur Geduld
und wann ist es einfach Kind sein, sich entwickeln.
Lernen zu erkennen, zu erspüren, was euer Kind gerade braucht. Geduld, Unterstützung, verlässliches Durchhalten der Eltern bei der Unterstützung: er KANN, auch wenn es eine Herausforderung für ihn selbst ist, Mut machen usw.

Wie die Diagnose nun konkret heißt, wäre nur wichtig, wenn ihr wirklich Hilfe beantragt oder benennen müsst, wo die Schwerpunkte der Hilfsmittel (Begleittherapie etc). liegen. Sonst ist es wichtig, dass er ist wie er ist und Hilfe braucht.

Ob nun noch was anderes mit dabei steckt oder es eine Einzeldiagnose ist/bleibt, wird sich zeigen.
Auch hier gilt: Die Diagnose sollte der Anfang sein bei den Möglichkeiten der Hilfefindung, die sehr individuell sein kann. Diagnose als Endstation halte ich für schwierig, egal wie sie heißt.



Die von dir geschilderten Situationen können zu ADHS passen, müssen aber nicht.

Das entscheidende dabei ist u.a.
- tritt es schon früh auf (Alter)
- tritt es überall auf (nicht auf bestimmte Situationen/Menschen/Erziehungsstile begrenzt)
- wie geht man damit um
- sind andere organische Ursachen ausgeschlossen (ein ADHS Kind, das wieder in die Hose macht, kann intensiver auf Stress reagieren - zu sehr abgelenkt sein - eine Blasenentzündung haben). Anderen Kindern ohne ADS/ADHS kann das auch wieder vorkommen. Nur gibt es sich dann meist wieder oder ergibt sich aus dem Gesamtbild, dass es eher nicht ADS/ADHS ist. Weil es viele Faktoren gibt, die zusammen genommen ein Ganzes ergeben.

- wie geht es weiter?
Hilfe für den Alltag. Begleitung in der Entwicklung für das Kind. Unterstützung in der Begleitung für die Eltern.

Das sollte bei anderen Diagnosen oder sich überschneidenden Diagnosen wie Asperger Autismus, Hochbegabung und was es da alles gibt, ähnlich sein.

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Stell dir vor die Gefühle und Reize gehen wie durch ein Sieb und werden dann eingeordnet/gewichtet :

ADHS bedeutet, dass die Einordnung nicht funktioniert und jeder Reiz gleich gewichtet wird.

Hochsensibilität bedeutet, dass die Löcher des Siebes größer sind. Es wird aber noch gewichtet.