Auditive Störungen bei Erwachsenen

Hallo!

Ich habe eben dieses Forum entdeckt und schreibe hier nun meinen Kummer hinein. Es ist der Kummer der mich mein Leben lang begleitet, der mir immer wieder das Miteinander erschwert und nun große Angst bereitet. Mein Tochter kommt nächstes Jahr in die Schule, was wird dann geschehen?

Ich vermute das ich selber unter auditiven Störungen leide! Das Internet ist voll davon wie Eltern dies bei Ihren Kindern erkennen und wenn ich das lese kommen mir die Tränen. Dann muss ich an meine Schulzeit denken und wie schrecklich das alles war! Mein Lateinlehrer sagte einmal zu mir, als ich zum Unterricht erschien, ich soll doch wieder gehen, es hätte doch eh keine Sinn! Ich wurde als stur und faul abgestempelt. Es gab damals einen Lehrer der bemerkte das etwas nicht stimmte mit mir. Er zog mich durch die Schule, irgendwie! Noch heute nach 30 Jahren habe ich hin und wieder Kontakt zu ihm.

Heute bin ich erwachsen! Ich habe eine 6 Jahre alte Tochter die wie ich damals sehr spät das sprechen erlernte. Ich versuche mich nicht verrückt zu machen, versuche sie als gesund und munter zu sehen. Werde aber sofort reagieren wenn ähnliche Probleme wie bei mir in der Schule auftauchen.

Nun aber zu mir und deswegen bin ich hier. Ich bin oft total überfordert mit den Worten die so um mich herum fliegen. Gestern hatte meine Tochter Besuch von zwei Freundinnen, beide 6 Jahre alt. Sie sprachen über eine Erzieherin mit türkischen Namen. Ein Problem für mich das ich immer bei neuen Wörtern habe. Ich sehe das Wort nicht, ich verstehe es nicht! Also spreche ich es falsch aus und das immer wieder. Die Kinder haben mich ständig verbessert. Ich muss da so aufpassen das ich in diesen Situationen es nicht zu sehr an mich heran lasse. Da kommen viele Emotionen aus der Schulzeit hoch. Ich habe es gestern nicht geschafft den Namen zu verstehen, ich muss dies in Ruhe noch einmal tun. Besonders schlimm ist es in Duskussionen. Ich bin alleinerziehend und lebe mit meiner Tochter bei ihrem Patenonkel. Wenn ich mit ihm Diskutiere treibe ich ihn in den Wahnsinn. Nicht nur ihn, eigentlich jeden! Ich komme nicht auf den Punkt, rede und rede und denke immer mehr reden zu müssen. Die Worte schwirren mir im Kopf herum, ich verliere den Faden was der andere gesagt hat, möchte gleich antworten um es nicht zu vergessen, bekomme eins auf den Deckel weil ich rein rede, komme komplett aus dem Konzept wenn mir jemand rein redet- HILFE! Es ist fürchterlich, ich bin so hilflos! Im Vordergrund steht meine Tochter! Wie kann ich mich ihr gegenüber verhalten wenn hier die Konflikte größer werden? Was kann ich tun?

Ich schreibe diesen Text gerade flüssig herunter! Ich bin nicht dumm, kann relativ fehlerfrei und gut formuliert schreiben, aber nur weil ich gerade zu 100 % bei der Sache bin. Das geht nicht sehr lange! Dennoch habe ich mein Abitur nach geholt, irgendwie! Es gab dort einen Englischlehrer, der erkannte das ich ein Problem hatte. Er half mir eine 5 in Englisch zu bekommen und nicht ins mündliche zu müssen. Ich kann Vokabeln lernen, aber keine Sätze bilden! Selbst wenn ich jedes Wort übersetze kann ich den Satz nicht bilden. Grammatik ist für mich ein Fremdwort. Ich schreibe nur so gut weil es mir mein Vater gelehrt hat, mit viel Liebe und Zeit!

Ich lasse das nun erst einmal so stehen. Ich möchte abwarten ob nun überhaupt jemand reagiert. Ich brauche Hilfe! Ich möchte wissen wohin ich gehen kann, wer da oben in meinen Kopf hinein schauen kann! Wie ich meiner Tochter NICHT im Weg stehe! Oh Gott ich habe so eine Angst davor!

Danke und viele Grüße sendet Euch Wortsalat!

1

Hallo,

vielleicht findest Du Hilfe auf der Seite www.audiva.de

Das ist das einzige, was mir dazu einfällt. Ich glaube, eine auditive Wahrnehmungsstörung wird ziemlich unterschätzt.

Alles Gute Dir und Deiner Tochter.

LG
mare88

2

Danke!

3

Das, was Du alles beschreibst, erkenne ich teilweise von meinem Sohn wieder. Er hat aber keine auditive Wahrnehmungsstörung, sondern eine visuelle Wahrnehmungsstörung (kann Muster nur sehr schwer von einander unterscheiden), ein ADHS und eine schwere LRS(Lese-Rechtschreib-Schwäche). Seit wir klar wissen, was er für Probleme hat, ist für uns alle der Umgang leichter. Er macht jetzt gerade Abitur und bekommt teilweise einen Nachteilsausgleich. Auch nimmt er Medikinet, da er damit die vielen Eindrücke besser filtern kann, sich besser fokussieren und konzentrieren kann.
Vielleicht hast Du mehrere Störungen, die Dich in Deinem Leben behindern. Ich denke, für Dich ist es ganz wichtig, endlich Klarheit zu bekommen, was mit Dir los ist und was Du und Deine Familie dagegen tun könnt bzw. wie Ihr am Besten damit umgeht!
Geh doch bitte zu einem Psychiater. Der kann einige Tests machen und Dich dann ganz gezielt noch zu anderen Einrichtungen schicken.

4

klingt ähnlich wie bei mir.
bei mir liegt es am ADHS.

mir ist schon öfter aufgefallen, dass es da Parallelen und Ähnlichkeiten gibt und dennoch verschieden ist.

Vor meiner Diagnose war ich beim Ohrenarzt. Alles super. Meine Ohren wären sehr viel besser als bei anderen. Stimmt. Ich höre die leistesten Geräusche, aber mein Gehirn kann die Geräusche nicht zu Worten, Bildern oder ähnlichem zusammenfügen.

Lesen oder schreiben geht besser. Alles was ich über die Augen mache.
Visueller Lerntyp eben.

Hinzu kommt, dass ich mich mit Brille besser konzentrieren kann. Einfach weil das Gehirn weniger Energie für die Basis benötigt. Anstrengen beim Sehen raubt Konzentration.

Wenn du solche Probleme hast, versuche mal für dich auszuloten, ob es wirklich mehr in Richtung auditive Probleme oder ADS/ADHS geht. Erst mal für dich zum Checken. (Dann kannst du bei Ärzten besser argumentieren, besser nachvollziehen, warum sie dich eher in der einen oder anderen Richtung sehen. Kommt ja dann auch auf die Tagesform an.
Das dauerreden ähnelt durchaus dem ADHS ;-) könnte aber auch gut eine Folge der Anstrengung sein, weil es dir sowieso schon schwer fällt).

Und dann mal informieren welche Ärzte, Therapeuten oder Kliniken (ambulant) welche Testungen durchführen. Wie sie vorgehen, wie gut sie sich mit dem Thema auskennen.

Nach einer Diagnostik, kannst du dann auch mit den Ärzten beraten, was dir weiterhilft. Therapien, Anwendungen, was auch immer. Das ist ja auch auch noch mal individuell.