Umgang Geschwister mit dem Thema Asperger

Hallo, unsere ältere Tochter ist 13 und Asperger-Autistin. Alles in allem läuft es seit der Diagnose vor knapp 2 Jahren ganz gut. Sie kommt nach den Ferien in die 8. Klasse und kommt dort gut zurecht. Natürlich gibt es ab und zu Probleme, gerade was den Umgang mit den Mitschülern anbelangt, aber das bekommen wir zusammen mit der Klassenlehrerin gut geregelt.
Aber zu Hause ist es gerade sehr angespannt mit ihrer Schwester, die zwei Jahre jünger ist. Unsere Große kontrolliert sehr gern und mischt sich permanent in die Angelegenheiten ihrer Schwester, die natürlich total genervt ist.

Unsere Jüngere hat viele Freundinnen, ist lebenslustig und viel unterwegs, all das, was ihre Schwester aufgrund des Autismus nicht ist. Da spielt sicher auch Neid eine Rolle, aber unsere Große gängelt ihre Schwester permanent und beschimpft sie zum Teil auch. Wir sind ständig mit beiden Mädchen im Gespräch, aber leider sind diese Gespräche bei der Großen nicht nachhaltig. Und die Jüngere hat schon eine Grundspannung inne, so dass sie nur noch genervt ist.
Das Thema haben wir auch regelmäßig mit dem Therapeuten am Wickel, der vierzehntägig kommt, aber so richtig entspannen tut sich die Situation nicht.
Mir graut vor den Sommerferien, wenn alle hier sind.
Wie gehen eure Geschwisterkinder mit dem Thema Autismus um? Habt ihr Tipps für mich, damit sich die Situation nicht so hochgeschaukelt? LG

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Läuft eine Autismustherapie für die Große bzw. steht ihr auf der Warteliste? Das gehört genau zu den Problemen, die in dieser Therapie angegangen werden.
Ansonsten schreibst du, da spielt Neid mit rein...mmh, ich kenne natürlich nicht alle Autisten, aber so, wie ich das einschätzen würde, WOLLEN Autisten auch nicht unbedingt einen riesigen Freundeskreis und viel unterwegs sein. Das widerspricht direkt ihrem Wesen und sie steuern umgehend auf eine Überlastung draufzu. Hast du es mal von der Seite aus betrachtet, dass deine Große massiv genervt ist von den ständigen Besuchen der Freunde der Kleinen?
Bei der Großen würde ich außerdem noch die Pubertät sehen, die nun mit reinspielt.
Welcher Therapeut kommt zu euch?

Damit sich die Situation nicht hochschaukelt kannst du deinen Mädels klare Regeln geben. Melde deine Älteste doch bei einem Autismusverbund an. Dort kann sie in den Ferien einige Tage betreut verbringen. Je nach Stärke der Behinderung sind die Ausflüge unterschiedlich zugeschnitten - dort sind auch kleine Genies, Asperger sind also nicht selten. Nur ist der Betreuungsschlüssel viel höher. An diesen Tagen darf sich die Kleine zu Hause austoben und Freunde einladen, wieviel sie will.
Ansonsten gibt es eben ein Maximum von z.B. 1-2 Freunde gleichzeitig und das auch nur "kurze Zeit". Mehr ist einfach nur Horror für die Große. "Zu Hause" ist ihr Rückzugsort und der wird ihr genommen durch die kleine Schwester.
Die Autismusdiagnose hat sie nicht grundlos. Das bedeutet nicht nur ein "komisches Sozialverhalten".

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Es läuft seit 1,5 Jahren eine Autismusthetapie. Ich schrieb ja, dass er alle zwei Wochen zu uns kommt.

Beide haben klare Regeln, das ist nicht das Problem. Die Jüngere hat nur eine Freundin zur Zeit da, und auch so, dass die Große nichts mitkriegt, da sie ein Stockwerk auseinander wohnen. Und die Kleine ist 11, da ist es nicht wirklich laut und hektisch! Und kein Grund, die Kleine so zu beschimpfen. Sorry, aber du hast nicht verstanden, was das Problem ist.

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Ich beschimpfe die Kleine nicht, ich versuche dir aufzuzeigen, was MÖGLICHERWEISE die Probleme sein KÖNNTEN.

So ganz grundlos schreibe ich dir nicht. Ich habe auch 2 Autisten bei mir und kenne das etwas anspruchsvollere Zusammenleben.
Ich kenne es grundsätzlich nicht, dass ein MÄNNLICHER Autismustherapeut eines pubertierenden Mädels in die heimische Wohnung kommt - das wären für mich schon eine ganze Menge Ausschlussgründe, warum das einfach nicht klappen kann.
1. Voraussetzung für die Therapie ist eine absolut reizarme Umgebung - die eigene Wohnung ist das komplette Gegenteil.

2. Das Sozial-/Jugendamt hat kein Problem damit, die Kosten der Autismustherapie jede Stunde zu zahlen. Das sind bei uns knapp 100€/Stunde, was so ein Therapeut verlangt. Zusätzlich zahlen die Ämter auch noch auf Antrag die Anfahrt zum ATZ. Was sie nicht zahlen, ist der hohe Satz für die Therapeuten noch für die 2 Stunden zusätzlich für An- und Abfahrt. Bist du dir wirklich sicher, dass dieser Mann ein richtiger Autismustherapeut aus einem ATZ einer KJP einer Uniklinik ist? (Musst du nicht mir beantworten...nur hast du dich selbst schon gefragt, warum das Ganze nichts bringt...)
3. Deine Tochter ist ein pubertierender Teenie. Das muss bei aller Therapie berücksichtigt werden. Entsprechend sensibel muss man an das Thema herangehen. Ein Autismustherapeut ist für das Kind eine absolute Vertrauensperson. Nun gibt es für einen weiblichen Teenie vielleicht auch mal Themen zu besprechen, die sie nicht mit Mama/Papa bereden will und wegen der fehlenden Freunde auch nicht im Freundeskreis besprechen kann. Was soll hier ein Mann (!) als Therapeut? Deine Tochter hat Anspruch auf eine weibliche Therapeutin. In dem Alter hätte ich vor einem Mann wirklich nie alles herausgebracht. Den Punkt würde ich unbedingt überdenken.

Also nochmal:
Es ist total unüblich, dass ein Autismustherapeut nach Hause kommt. Das gibt es nur bei Logo, Ergo, Physio und da auch nur auf Verordnung wenn der Patient besonders krank ist und die Praxis nicht aufsuchen kann. Daher meine Nachfrage, wer dieser Therapeut ist, der euch regelmäßig besucht (du hattest leider völlig vergessen zu erwähnen, dass das der Autismustherapeut ist). Meine Kinder bekommen neben der Autismustherapie auch noch Physio, Logo und Ergo. Das gibt es also durchaus. Aber der einzigste "Therapeut", der nach Hause kommen könnte, ist hier derjenige, der über das Jugendamt läuft und nach der Frühförderung kommt. Das hat aber absolut nichts mit der Autismustherapie zu tun.
Und du hast es noch immer nicht verstanden. Autismus ist eine Behinderung. Deine Große kann nichts dafür dass sie das hat. Ihre gesamte Wahrnehmung ist völlig anders als deine. Du sagst, deine Kleine benimmt sich völlig im Rahmen. Das glaube ich dir ja. Aber für deine Große hört sich das vielleicht an, wie eine Schlagbohrmaschine, die ganztags läuft - und wir reden jetzt von wieviel JAHREN? Ganz nebenbei wird von ihr verlangt, dass sie sich konzentriert, Leistung erbringt, Arbeiten erledigt, sich Dinge merkt,... Das ist Wahnsinn. Wer dabei nicht durchdreht, ist verdammt gut. Es geht doch nicht darum, die Kleine zu strafen, sondern die Große zu entlasten. Meine Jungs haben z.B. für dieses "Ohrenproblem" Lärmschutzkopfhörer (in der Schule) und zu Hause bzw. für unterwegs Ohropax. Wenn ich merke, meinem Großen wird es zu laut, biete ich ihm die Ohropax an, wenn er sie nicht will, ist es sein Problem, aber dann will ich auch keine Klagen hören.
...und das kann man nun für jeden Sinn haben. Bei uns betrifft es aber hauptsächlich die auditive Wahrnehmung.

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Hallo,

Ich habe einen Sohn mit Asperger (12) und eine 10 jährige Tochter. Mein Eindruck ist momentan, dass schlicht und ergreifend die Pubertät bei uns zuschlägt. Da sprühen auch die Funken... die Kleine ist genervt, sobald ihr Bruder nur anwesend ist. Und der wiederum bestimmt gern. So bekam er letztens von mir auch die Predigt, dass "sag Deiner Schwester, dass Feierabend ist" für ihn nicht heißt, dass er den Fernseher (mitten beim Happy-End-Kuss eines Mädchen-Films) ausschalten und sie zum Zähne putzen zwingen darf. Die war sauer! Aber wenn ich gleichaltrige Geschwisterpärchen beobachte, dann haben die genau die gleichen Schwierigkeiten.... auch ohne Asperger.

Als mein Sohn klein war, fand ich es super nervig, wenn nicht betroffene Eltern so taten, als ob unsere Probleme ganz normal seien und dass jedes Kind die hätte. Aber jetzt... die Pubertät ist eine Zeit der Extreme. Ich glaube, da hilft keine Therapie... da müssen wir leider durch.

Ich drücke Euch die Daumen, dass es besser wird!

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Bei uns wurde die Schwester in die monatl. Termine der Autismussprechstunde miteinbezogen wie auch der Vater der damit nicht klarkommt. Die kleine muß respektieren das die große ihre Ruhe haben mag, andersrum muß die große respektieren das die kleine Freundinen mitbringt und lauter ist, mal was liegen lässt..... Es ist einiges an nervenaufreibende Arbeit aber setzt euch hin und schreibt die größten Störfaktoren auf: bei uns war es geklärt als wir das Wohnzimmer zu Gemeinschaftsraum wo man auch lauter sein darf erklärt haben und die einzelnen Kinderzimmer als absolute Privatzone des jeweiligen Kindes.

lg