Auditive Wahrnehmungsstörung

Hallo

Ich bin nicht sicher hier richtig zu sein, denn unser Kind hat bis dato nur leichte Probleme und keine schwerwiegende Behinderung. Ich erhoffe mir Erfahrungsberichte von Eltern mit Kindern sie ebenfalls nicht zu 100% in die Norm passen.

Bei unserem Kind (5) steht o.g. Verdachtsdiagnose im Raum. Zudem noch eine Entwicklungsverzögerung im grobmotorischen Bereich, irgendetwas mit seiner Körperspannung ist ebenfalls auffällig. Wir warten derzeit auf die Termine im SPZ.

Was erwartet uns dort? Wie lange dauert eine solche Diagnostik. Was wird alles gemacht? Wenn wirklich eine Diagnose rauskommt, wird dann auch von dort aus therapiert oder arbeitet man mit lokalen Therapeuten? Das SPZ ist gut 25 km entfernt.

Na ja. Im Hinblick auf die Schule (dauert ja noch 1,5 Jahre) möchte ich nichts verpassen bzgl. Hilfen etc.. Wird man dort im SPZ gut beraten? Muss ich irgendwo drauf achten? Weiß jemand was da möglich und sinnvoll wäre?

LG

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Welches Kind passt schon in die Norm...
Also AVWS wird schonmal definitiv NICHT vom SPZ diagnostiziert. Für eine Diagnose in dieser Richtung muss zunächst sichergestellt werden, dass keine kognitive Einschränkung vorliegt. Danach geht ihr zum Pädaudiologen und der macht den Test auf AVWS. AVWS kann man nicht immer therapieren oder heilen. Es kommt ganz darauf an, welche Einschränkungen dein Kind nun wirklich hat. AVWS hat "viele Gesichter". Je nach Einschränkung kann ein Hörgerät helfen oder vielleicht eine Therapie bei einem Logopäden. Es gibt auch die audiva-Therapie, die jedoch nicht ganz unumstritten ist und von den Kassen nicht bezahlt wird. Manchmal helfen auch Lärmschutzkopfhörer oder/und eine FM-Anlage. Und manchmal hilft auch gar nichts.
Das SPZ ist eher etwas bezüglich der Entwicklungsverzögerung und wegen der Körperspannung. Ich würde denken, ihr geht eher deswegen dorthin. Das SPZ wird feststellen, wieviel genau dein Kind entwicklungsverzögert ist und es wird euch ggf. Therapien vorschlagen oder an Spezialisten weiter verweisen. Vielleicht empfiehlt das SPZ auch Hilfsmittel.
Es gibt gute und schlechte SPZ - je nachdem wo man landet ist die Beratung also gut oder schlecht. Eine Diagnostik dauert normalerweise Jahre - obwohl du nicht davon ausgehen darfst, dass überhaupt eine Diagnose rauskommt.

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Vielen Dank für die Informationen. Ich wusste das zum Beispiel nicht, das ein SPZ dafür nicht ausgelegt ist. Im Bekanntenkreis sind zwei Kinder mit dieser Diagnose. Beide gehen auf eine Sprachheilschule und sind beide eben in diesem SPZ in Betreuung. Genau weiß ich es nicht, aber es hörte sich bei einem Kind so an, dass die Diagnose tatsächlich dort gestellt wurde. Das kann ich aber auch einfach falsch verstanden haben. Mit der anderen Mutter habe ich mich nicht viel darüber unterhalten, da weiß ich es nicht. Das SPZ ist an eine größere Klinik angegliedert, ich weiß nicht ob da ggf. auch innerhalb dieser Klinik weiter geschaut wird. Unser Ersttermin wird erst in ein paar Monaten sein.

Bisher haben wir ihn via Kinderarzt in der Logopädie, er war einige Zeit bei der Physiotherapie, mehrfach beim HNO (spezialisiert auf Kinder, hat dort auch die Polypen entfernt bekommen). Wir waren mit ihm beim Osteopathen. Alle sind sich einig das irgendwas nicht in Ordnung ist. Die Kinderärztin sagte mir das SPZ wäre ideal, da dort dann alles in einer Hand ist und zusammengeführt wird.

LG

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Ein HNO kann sich auf Kinder spezialisiert haben, deswegen ist er aber noch kein Pädaudiologe. Das ist traditionell nochmal eine ganz eigene Spezialisierungsrichtung nach dem HNO. Ein Pädaudiologe ist auch ein HNO - so wie eben Kardiologe auch ein Allgemeinarzt ist.
Um AVWS zu testen braucht es eine spezielle Ausstattung. Die hat ein HNO, auch wenn er sich auf Kids spezialisiert hat und selbst wenn er ausschließlich nur Kinder betreut, nicht. Mein Ältester hat AVWS und zwar so ziemlich die heftigste Form davon - er hat einfach alles. Er war übrigens auch während dieser Zeit von einem SPZ betreut, aber das SPZ hat weder die Testung gemacht, noch sie veranlasst.
Im SPZ wird generell alles zusammengeführt. Das ist die Aufgabe des SPZ. Nur das SPZ spezialisiert sich dabei eher auf Diagnosefindung, Therapieeinleitung und -betreuung, regelmässige Entwicklungstestungen und entsprechende Gutachten (die wirklich ALLE sehen wollen). Natürlich arbeitet das SPZ dabei interdisziplinär. Es hat auch eigene Therapeuten, jedoch dienen die eher der Diagnose und der Therapieunterstützung als der tatsächlichen Therapie. Das SPZ arbeitet auch bei Bedarf mit niedergelassenen Spezialisten und KH zusammen.

Kurz gesagt: Das SPZ ist eine Anlaufstelle für Eltern, deren Kinder "irgendetwas" haben, wo die Diagnose aber eben nicht so leicht zu stellen ist. Der Kinderarzt ist also schlichtweg überfordert. Wenn der Kinderarzt euch jetzt ins SPZ schickt, geht es nicht um AVWS. AVWS ist das Gebiet des Pädaudiologen. Der Kinderarzt hat aber offenbar festgestellt, dass neben den Ohren noch andere Auffälligkeiten vorliegen. Die Motorik und die Hypotonie ist euch ja schon selbst aufgefallen, aber vielleicht gibt es ja noch mehr.
Die Kurve zurück zu meinem Ältesten: Er ist Frühkindlicher Autist und hat eben auch noch AVWS, eine massive Sprachentwicklungsstörung, Hypotonie, Haltungsschäden und eine milde Ptosis. Damit ist er ausdiagnostiziert. Das SPZ hat ihn vor einigen Jahren aus der Betreuung entlassen. Das SPZ hatte damals veranlasst, dass er eine Ganztagesbetreuung im Kiga braucht. Er bekam Logopädie, Ergotherapie und er hatte eine Intensivlogopädie vor der Einschulung. Heute ist er in der Betreuung der hiesigen KJP wegen des Autismus. Schon seit dem ersten Kindergartentag hatte er eine I-Kraft. Das ist auch heute in der 3. Klasse noch so.

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Hallo!

Mein Sohn hat eine Wahrnehmungsstörung. Bisher wissen wir nur vom "fühlen", im Raum steht aber auch "hören". Er ist sprachverzögert, und hat z.B. Schwierigkeiten sich lange zu konzentrieren. Je größer die Gruppe, desto mehr zieht er sich zurück und spielt für sich alleine. Ohne Körperkontakt (z.B. an der Schulter antippen) reagiert er auch nicht auf rufen dann. Er geht nun in einen Sprachheilkindergarten. Können uns gerne via PN austauschen, es wäre jetzt zu viel um es hier zu schreiben.

LG

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Hallo,

ich habe zwei Kinder im Schulalter mit der Diagnose - beim dritten schauen wir mal. Die Vielzahl an Ärzten die wir kennen gelernt haben ist nicht unerheblich.

Aber die Diagnose ist kein "Beinbruch". Statistisch gesehen hat wenn genau geschaut wird ein Großteil der Kinder eine Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung. Nur fällt das heute in einer sehr leistungsorientierten Gesellschaft mehr auf als früher. Früher war es kein Problem wenn ein Kind es nicht geschafft hat das Gehörte in die Tat sofort umzusetzen. Denn was anderes ist es grob erklärt nicht. Ein geknickter Wasserschlauch wo nur ein Teil an Informationen weiter geleitet werden und das zeitverzögert.

Die Diagnose kann auch ein guter HNO Arzt bzw. ein APZ machen. Der Unterschied zwischen beiden ist die Frage wie die Kosten aufgeteilt werden. Je nachdem wie ausgiebig getestet wird sind ca. drei bis fünf Sitzungen notwendig. Einen Teil kann Mutti machen, dann ein Ergoteil, Reizwahrnehmung uvm. Alles recht interessant um zu verstehen was mit dem lieben Kind ist und um eine "Ruhe und Gelassenheit" für das Thema zu entwickeln. Ändern kannst Du als Mutti nichts.

Meine Kids haben die Diagnose. Der eine bekommt gar keine Therapie abgesehen von einem Nachteilsausgleich für seine LRS. Die Wahrscheinlichkeit dass zu einer AVWS noch eine LRS kommt ist durchaus gegeben. Bei dem anderen Kind bin ich "nur" Rezeptholerin für irgendwelche Ergo und Logogeschichten. Hier solltest Du Dir einen gescheiten Therapeuten suchen die auch Erfahrungen in dem Bereich haben! Nicht jeder Ergotherapeut oder Logopäde der sich angeblich damit auskennt hat auch das Hintergrundwissen zu der Sache.

So richtig auffällig wurde bei meinem zweiten Kind die AVWS erst im mittleren Grundschulalter. Die Noten sind uns weitestgehend egal da die Diagnose sehr komplex ist. Ziel sollte sein eine Erleichterung im täglichen Leben zu schaffen. Für uns ist wichtig dass er mit gebündelter Konzentration gut durch die Schule kommt.

Was immer einen Besuch wert ist ist der Besuch eines Osteopaden der sich beim Thema Vor-/schulkind auskennt.

Und dann bringst Du Dein liebes Kind in die Schule und schaust wie es sich macht. Wenn dann irgendwann Probleme kommen beließt Du Dich mit dem Thema Warnke Verfahren. Nicht jede Mutti und Kinderärztin kann damit was anfangen - man muss daran glauben. Ob Kinder schon im Kindergartenalter damit behandelt werden weiß ich nicht, bei uns geht das im mittleren Grundschulalter los, da dort die Kinder die Eigenschaft besitzen gut die Anweisungen des Therapeuten umzusetzen. Zum anderen lass wenn das liebe Kind in der zweiten Klasse ist es auf eine LRS austesten. Die Diagnostik ist für alles was später an Noten kommt wichtig und es gibt einen Nachteilsausgleich in Form von Zeit und ggf Teilnotenbefreiung für die weiterführenden Schulen.

Und aus eigener Erfahrung mit dem Thema. Lass den Fernseher aus, kein Nintendo oä, wenig Zucker und dann viel frische Luft. Das sind alles Reize die das Gehirn überanstrengen. Mein Junior der bei Therapeuten gern gesehen ist liest abends ein Buch nach dem Abendessen anstatt fern zu sehen. Das fördert das Leseverständnis und die Rechtschreibung prägt sich ein. Zudem ist ein Hobby wo die linke und die rechte Gehirnhälfte über kreuz zusammenarbeiten müssen nicht schlecht. Die Kinder mit der Diagnose werden mitunter stark unterschätzt.

VG Geli

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Hallo,

gibt es denn schon etwas Neues?

Meine Tochter wird in einer Woche 5 und auch diese Diagnose stand schon im Raum. Wir sind schon ewig im SPZ. Sie schielt und hat dadurch kein räumliches Sehen, ist muskelhypoton (schwache Muskulatur) und ist dadurch entwicklungsverzögert im motorischen und sprachlichen Bereich (kann kein g und k sagen). Wir rennen seit sie 8 Monate ist zur Physio, jetzt Ergo und Logo. Wir hatten auch schon 3 EEG und ein MRT, ohne Befund.

LG
Peggy