Sohn ist Lernbehindert! Verzweiflung....

Hallo,

ich bin Mutter von 5 Zwillinge:11 Jahre alt, Mädchen:9, Sohn:8 und Mädchen:5) Kindern und in ca. 12 Wochen kommt noch ein Zwillingspaar hinzu.

Hier geht es um meinen Sohn Jona. Er ist 8 Jahre alt und hat jetzt die erste Klasse beendet (zum 2. Mal) Die Lehrerin hat uns geraten Jona auf eine Förderschule mit dem Schwerpunkt lernen zu schicken. Er kennt noch immer nicht alle Buchstaben und ist nicht in der Lage zu rechnen Dazu mal ein paar Auszüge seines Zeugnis:
Im Fach Deutsch kann Jona nur einzelne Wörter lesen. Es fällt ihm schwer den erlernten Wortschatz anzuwenden und Beobachtungen und Erlebnisse lebendig darzustellen und nieder zu schreiben. Er kann auch geübte Wörter nicht fehlerfrei schreiben.

Im Fach Mathematik kennt Jona Aufgaben im Zahlenraum 10, auch nicht mit Zählplättchen rechnen.

Im Sachunterricht erkennt er kaum Zusammenhänge und vergisst schnell Einzelheiten.
Im Kunstunterricht gibt sich Jona viel Mühe gelangt aber nicht zu ansprechenden Ergebnissen.
Er nimmt mit viel Freude am Sportuterricht teil.

Die Probleme hatten wir ja schon länger und daher sind wir mit Jona ins SPZ hier in der Nähe. Am Freitag hatten wir den Abschlusstermin und uns wurde mitgeteilt, dass Jona Lernbehindert ist. Er hat einen IQ von 73. ich weiß gar nicht mehr weiter und ich heule nur noch. Ich bin soo verzweifelt und habe Angst, was mit den anderen 3 Kindern ist, wenn die in die Schule kommen. Was wird mein Schatz denn später noch schaffen, wie soll es weiter gehen, wenn er auf der Förderschule ist?
eEs gibt so viele Fragen und mein Mann, den interessiert es scheinbar nciht. Er sagt nur, dass Jona eben Jona ist und schon immer langsamer war. Er ist so zuversichtlich, dass er seinen Weg gehen wird. Woher nimmt er diese Zuversicht unser kind ist behindert!!!
Ich kann einfach nicht mehr.

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Und weil er nun offiziell "behindert" ist, geht eine welt für dich unter?
Ist er denn nun nach der diagnose ein anderer als vor der diagnose?
Dann ist er halt lernbehindert! Das ist kein grund, warum er nicht später immer noch ein selbstständiges, erfülltes leben leben kann. Es mag ja sein, dass dich die diagnose trifft, aber ist es nicht besser überhaupt eine diagnose zu haben als gar keine?

Warum hast du nun angst, was aus deinen anderen kindern wird? Denkst du, wenn ein kind von 7 aufs gymi kommt, alle anderen 6 auch dorthin kommen! Nein, und genausowenig heisst das, das deine anderen kinder ebenfalls lernbehindert sind.
Mit deiner heulerei vermittelst du jona definitiv ein negatives gefühl, nämlich das er schuld daran ist, das du weinst.
Dann geht er halt auf eine förderschule! Ich betreue in der schule ein autistisches kind mit adhs. Sein iq liegt angeblich ebenfalls bei 75. Er schloss die 7. klasse der werkrealschule mit einem recht ordentlichen zeugnis ab, nur 2er und 3er. Er hat auch zweimal bisher wiederholt, aber er wird seinen weg gehen. Finde dich damit ab und versuche ihn zu fördern (nicht überfordern) wo du kannst.
Er ist deshalb immer noch derselbe, denn du letzten monat lieb gehabt hast.
Lg conny

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Ist denn dein Kind nun ein Anderes geworden? NEIN!
Wirst du es weniger lieben? NEIN!
Hat sich irgendetwas wesentliches durch die Diagnose geändert? NEIN!
Was willst du denn?

Schau dir dein Kind einmal an. Vergiss all die blöden Diagnosen und den Diagnosemarathon, den ihr zweifelsohne hinter euch habt. Vergiss all die langen und unerfreulichen Gespräche mit Lehrern, Therapeuten & Co. und sieh einfach mal nur dein Kind an. Erinnere dich mal an die positiven Momente in eurem Leben. Vielleicht an die Geburt, das erste Lächeln, die ersten Schritte, das erste Mal "Mama"...egal, wann es kam. Kann man sich nicht freuen, weil das Kind schreiben lernt? Muss man sich darüber ärgern, weil es zu langsam lernt? Hör auf zu vergleichen. Jedes Kind entwickelt sich individuell.

Meine beiden Söhne sind auch behindert...ja schwerst mehrfachbehindert. Ihr ganzes Leben wurde schon bestimmt von Therapien, Frühförderung, Kindergarten oder Schule ohne Einzelintegration bzw. Assistenz wäre nie möglich gewesen. Naja, über eine Diagnose mit Lernbehinderung und einem IQ von 73 würde ich mich bei meinem Jüngsten sehr freuen. Nur leider hat er das Glück nicht. Er hat eine geistige Behinderung mit einem IQ von unter 50...der genaue Wert ist garnicht richtig feststellbar. Dazu kommt noch der Autismus und ein paar andere Baustellen. Alle 3 Monate muss er einen Test wegen des Autismus machen und all seine Bezugspersonen müssen wahrhaft Tonnen an Fragebögen ausfüllen...ich glaube das sind so um die 60 Seiten. Das sind immer mehrere Tests und bei jedem Test gibt es dann am Ende eine Frage: "Welche Eigenschaften gefallen Ihnen bei Ihrem Kind?" Weißt du, sieh deinen Sohn nicht nur als behindertes Kind an, sieh ihn auch als kleinen Menschen mit vielen positiven Eigenschaften an. Über diese kannst du ihn unheimlich gut fördern.
Dein Mann hat da schon Recht. Jona ist Jona. Er wird seinen Weg gehen...aber es wird ein anderer sein, als du es dir vielleicht erträumt hast, als du den positiven Test in der Hand gehalten hast.
Zur Schule... Ich weiß nicht, wo ihr wohnt. Aber es gibt heutzutage praktisch in jedem Schullandkreis auch mindestens eine gute inklusive Schule...man muss sie nur finden und den Schulleiter überzeugen, das Kind anzunehmen. Meine Söhne sind beide, trotz unterschiedlichen sonderpädagogischen Förderbedarfs, in ein und derselben Schule eingeschult. Beide haben jeder eine I-Kraft. Die Schule arbeitet ausschließlich mit durchgängig 2 Lehrern in jeder Klasse. Mein Ältester (normaler IQ) wird lernzielgleich beschult, der Kleine lernzieldifferent.

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Zu allererst möchte ich sagen, dass ich es unter aller Sau finde, dass ihr mir hier sofort einen Vorwurf macht, weil ich noch nicht ganz mit der Diagnose meines Sohnes zu recht komme. Mag ja sein, dass ihr denkt: ach Scheiß drauf lassen wir das Kind Kind sein und alles wird gut!

Ich mache mir sorgen. Ich hatte vorher noch nie ein behindertes Kind und weiß überhaupt nicht damit umzugehen und nur zu sagen: ok er ist eben langsam, aber ein toller Kerl wird ihm sicherlich nicht helfen!!!

Ich weiß, dass Jona ein super toller und liebenswerter Kerl ist. Dennoch sorge ich mich um ihn und bin verdammt traurig.

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Niemand macht dir hier einen Vorwurf. Du selbst hast das geschrieben. Lies dir doch mal deinen Post durch.

Nein, es wird überhaupt nicht "alles gut". Aber dein Kind wird seinen Weg gehen. Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Das solltest du auch unterscheiden. Ich habe es wie die Pest gehasst, wenn mir alle möglichen Verwandten damals gekommen sind mit Sätzen wie: "Das wird schon wieder...". Nein das wird es nicht. Das Kind ist behindert und das ist auch nicht therapierbar, trotz allem muss das Kind gefördert werden wie verrückt, damit es überhaupt etwas lernen kann.
Für alle Eltern mit behinderten Kindern ist das eine völlig unerwartete, neue, nicht erwünschte Situation mit der sie erst einmal klar kommen müssen. Nicht selten scheitern daran auch noch Ehen. Es geht also nicht nur dir so. Ich hatte vor meinen Kindern auch nie behinderte Kinder. Dank der bis dahin üblichen Vorgehensweise der Exclusion - also der absolut strikten Trennung von behinderten und nicht behinderten Menschen im Alltag, hatte ich auch nie Kontakt zu behinderten Menschen gehabt. Ich kannte schlichtweg keine behinderten Menschen.

Naja, eigentlich ist das falsch, dass du noch nie ein behindertes Kind hattest. Du hattest eben schon immer ein behindertes Kind. Dein Kind hat sich nicht um einen Millimeter geändert. Du hast JETZT eine Diagnose bekommen. Du weißt jetzt nur etwas mehr über deinen Sohn. Aber dein Sohn ist exakt der selbe geblieben. Und ich glaube, dein Mann hat das verstanden.

Warum soll ihm das nicht helfen, wenn du ihm sagst, dass er langsam ist, aber ein toller Kerl? Das Zeugnis meines Sohnes (wie gesagt, er hat einen IQ von 100, ist aber Autist) ist 3 Seiten lang. Er wird lernzielgleich unterrichtet mit sonderpädagogischen Förderbedarf in Sprache...derzeit noch. Es wurde auch schon angesprochen, ihn in Richtung Lernen zu geben. Ich gebe dir mal ein paar Sätze aus seinem Zeugnis:
"Beim Arbeiten brauchst du viel Zeit für deine Aufgaben. Einfache oder bekannte Aufgaben verstehst du meistens alleine, super! Schwierigere Aufgaben verwirren dich manchmal. Um mit deiner Arbeit anzufangen, benötigst du immer die Hilfe von uns Erwachsenen. ... "
Und so geht das das ganze Zeugnis durchweg...ein was positives und dann gleich 2 was negatives wieder. Er ist eben langsam. Aber das ist ok. Fördere ihn, was das Zeug hält. "Verschwende" seine Kraft nicht, sondern hilf ihm beim Erwerb und beim Lernen von den wirklich wichtigen Dingen.
Kennst du schon die Homepage von rehakids.de? Dann melde dich dort mal an.
Deine Sorgen um deinen Sohn sind normal und berechtigt. Auch die Tatsache, dass jetzt irgendwie die Welt zusammenbricht. Aber versuche einfach das schnell zu verarbeiten. Mein Ex hat damals einfach zu lange gebraucht...4 lange Jahre um genau zu sein. Du musst für deinen Sohn stark sein. Er braucht dich jetzt und auch in der Zukunft...noch länger als ein gesundes Kind.

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Hi!

Fühl dich erstmal gedrückt!

Die Diagnose Lernbehinderung scheint ein ziemlicher Schock für dich gewesen zu sein.
Aber sie ist auch eine Chance: Jona kann jetzt passend beschult und gefördert werden. Ihr habt die Bestätigung, dass ihr oder Jona nichts falsch gemacht habt bisher ( zu wenig gelernt, nicht genug angestrengt...).

Mit diesem Wissen könnt ihr euch und eurem Sohn jede Menge Enttäuschungen und Misserfolge ersparen - weil ihr eben nicht die gleichen Erwartungen an ihn haben werdet, wie an durchschnittlich intelligente Kinder.

Selbstverständlich wird Jona trotzdem -oder gerade deshalb Erfolgserlebnisse haben, über die ihr euch mit ihm freuen könnt.

Intelligenz ist wirklich nicht alles. Bestimmt hat Jona Eigenschaften oder Talente, die nicht von seiner Intelligenz abhängen.

Er wird bestimmt seinen Weg machen!

Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen um seine Zukunft machst. Aber bis er mit der Schule fertig ist, dauert es noch etliche Jahre. Wie meine Oma immer sagte :"Das Problem dann...")

Die Einstellung deines Mannes ist super! Er hatte vielleicht schon eher als du mit einem solchen Ergebnis der Tests gerechnet?

Bestimm gelingt es dir auch mit der Zeit, zu erkennen dass Jona noch immer der selbe ist, wie vor der Diagnosestellung.

Seine Eigenheit, das "Langsamsein" hat jetzt nur einen bestimmten Namen.
Wenn dir der Ausdruck "behindert" nicht gefällt, dann nenn es eben "langsam". Das trifft es vielleicht sogar besser, weil er bestimmt vieles lernen wird, nur eben in seinem Tempo und nicht nach dem Standardlehrplan.

Vielleicht musst du erst Abschied nehmen von deiner Vorstellung von einem "normalen" Kind und trauerst dieser jetzt hinterher.

Das ist auch okay, solange du danach wieder nach vorne blickst und dich darauf konzentrierst was für Jona, so wie er nunmal ist und schon immer war, möglich und wichtig ist.

Ich wünsche euch alles Gute!
nobyna

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Ich denke ihr seid gut beraten, die Empfehlung zur forderschule ernst zu nehmen!

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Du erinnerst mich an meine Schwägerin. Das vierte Kind ist auch Lernbehinderte. Es durfte aber niemals erwähnt werden.

Jedenfalls ist es heute so , das Kind ist inzwischen ein junger Mann. Er wird nächstes Jahr 25 Jahre . Dieses Kind ist heute selbständig. Er hat eine zwei Zimmerwohnung , er arbeitet in einen Integrativen Kaffee ( Macht Torten, kassiert und bedint). Hat eine Freundin und macht viel Sport. Er ist oft in der Zeitung.

Also ersteinmalabwarten,manchmal entwickel sich die kinder besser als gedacht.

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Solche Abklärungsberichte sind meistens sehr auf die Defizite fokussiert, müssen sie ja auch, um die Problematik und Diagnostik nachvollziehbar zu machen. Dennoch können solche Berichte einem irgendwie runterziehen, alles so schwarz auf weiss, alle Schwierigkeiten aufgelistet. Ich kenne das, glaubs mir, obschon ich immer wusste, warum meine Kinder abgeklärt wurden, obschon ich die Diagnose und den Umfang der Schwierigkeiten bereits kannte, schwarz auf weiss in so einem Abklärungsbericht war es dann doch jedesmal heftig.
Dazu noch das Schulzeugnis bei euch, welches ja auch die Probleme festhält.
In solchen Momenten, muss man sich wirklich ganz bewusst vor Augen führen, dass das Kind nun nicht ein anderes geworden ist, seit man den Umschlag geöffnet hat und den Bericht gelesen hat. Tipps, das Positive im Kind bewusst (wieder) zu sehen, sein Lachen, seine Stärken sind absolut sinnvoll.
Es ist aber auch sinnvoll, sehr bewusst nach dem besten Weg für das Kind zu suchen, sich nicht automatisch mit der erstbesten Lösung einverstanden erklären (was ihr vermutlich bisher getan habt, sonst wäre Jona nicht regulär eingeschult worden und hätte nicht die erste Klasse sogar noch repetiert ohne frühzeitige Abklärung bei Auftreten erster Probleme).
Eine geeignete Förderschule kann Gold wert sein, aber eben, es muss die passende Schule sein.
Du und dein Mann, ihr habt beide Recht mit eurer Position, du dass du dir Sorgen machst, er dass er gelassen bleibt, achtet einfach darauf, dass du nicht panisch wirst und er nicht gleichgültig wird, dann findet ihr zusammen bestimmt den Mittelweg.

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Hey. Kopf hoch. Ändern kannst du es eh nicht.

Und dein Mann hat schon recht. Er ist wie er ist und wird seinen Weg gehen auch wenn der anders sein wird als mal gedacht war.

Ist dir vorher denn nie die Idee gekommen das da was im Argen ist? Ist im Kindergarten nie was aufgefallen? Er wird ja wahrscheinlich immer schon diese Behinderung gehabt haben wenn es keinen Unfall oder sowas gab was das Gehirn betrifft. Nu steht sie halt irgendwo schwarz auf weiß. Aber das ändert ja ihn nicht. Das ändert nichts an eurer Familie.

Es muss ja nicht jeder zum Gymnasium gehen, studieren usw. Wer weiß wo ihn sein Weg mal hin führt.

Mein Sohn hat "nur" ADHS. Aber für mich war das Ergebniss im SPZ keine Überraschung. Nur das es jetzt eben offiziell war. Aber mir war doch vorher schon klar das er anders ist.

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Ich glaube dir das es einen erstmal schockt wenn man es schriftlich hat, auch wenns einem eigentlich schon vorher klar gewesen ist. Mein Sohn ist schwerbehindert und sieht nicht so aus und irgendwie hatte ich es geahnt aber dann doch mal schlucken müssen! Wie auch immer jetzt haste die Diagnose, schäm dich deiner Tränen nicht. Du kannst dich nun auch besser damit auseinander setzen was er hat wo seine Schwächen und STärken sind und besser auf ihn eingehen.

Ela#winke

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Hallo,

Dir wurde gerade der Boden unter den Füßen weggerissen, als Du die Diagnose bekommen hast. Verständlich. Dein Mann, denke ich, hat mit der Akzeptanz noch Probleme. Aber eine Förderschule ist für die Bedürfnisse von Jona besser geeignet als wenn er in einer Klassenstufe hängenbleibt, weil er die Anforderungen der Regelschule nicht schafft.
Hast Du Dich schon informiert, ob es Förderschulen in der Nähe gibt?
Einer meiner Nachhilfeschüler ging erst in einem Integrationskindergarten, dann auf die Förderschule. Er hat es gut gepackt. In den Hauptfächern hat er solide Grundkenntnisse, aber er ist sehr geschickt mit der Verarbeitung von Holz. Er fängt eine Tischlerlehre an. Natürlich wird er es schwerer haben als ein Mensch ohne Lernbehinderung, aber es gibt Mittel und Wege, um Deinem Sohn eine Zukunft zu ermöglichen, in der er selbstbestimmt und selbstständig leben kann. Oder zumindest mit etwas Hilfe.
Nimm Deinen Mann mit, er muß sich dem ganzen Problem stellen. Ihr habt kein perfektes Kind, aber es ist Euer Sohn, den Ihr liebt und der Euch liebt - und das ist perfekt.

LG
Carmen