Trotzdem glücklich

Gentests an Embryonen sollen Leid verhindern. Doch ist es schlimm, ein behindertes Kind zu haben?

Behindert - das Wort löst Ängste aus. Viele werdende Eltern fürchten sich davor, dass ihr Kind krank sein könnte. Bei einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter Schwangeren gab 2006 über die Hälfte der Frauen an, dass sie solche Sorgen plagten. Ein Drittel sagte sogar, sie könnten eine Behinderung ihres Kindes nicht akzeptieren. Aus Angst lassen die meisten Frauen ihr ungeborenes Kind schon während der Schwangerschaft auf "Fehlbildungen" untersuchen. Frauenärzte bieten immer genauere Screenings des Embryos an.

Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs sind solche Tests unter bestimmten Voraussetzungen nun sogar schon vor der Schwangerschaft erlaubt. Familien mit bekannten Erbkrankheiten dürfen kranke Zellen bei einer künstlichen Befruchtung schon im Reagenzglas aussortieren, befanden die Richter. All die Untersuchungen vermitteln den Frauen ein Gefühl von Sicherheit, wo es eigentlich keine Sicherheit gibt. Denn 75 Prozent der Behinderungen, mit denen Kinder auf die Welt kommen, lassen sich mit keinem dieser Tests feststellen.

Heute im nachhinein würde ich mich auch für ein Kind mit Behinderung entscheiden, kann es aber auch verstehen, wenn jemand es nicht möchte. Wie steht ihr zu und seht ihr dieses Thema?

Eure Moni

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Ich sehe das ein wenig anders. In der Familie meiner Schwester gibt es einen Gendefekt.

Er hat zur Folge, dass man sehr oft mit vielen Koliken in der Klinik liegt. Mein Schwager hat diesen Defekt, der sehr selten ist. Er hatte vor einiger Zeit eine sehr schwere und gefährliche OP die die Schmerzen und Probleme gemildert haben. Für die Familie war es der einzige Weg durch eine PED diesen Gendefekt auszuschließen. Sie hätten sonst keine Kinder bekommen. Mein Neffe ist nun ein halbes Jahr alt und zum Glück gesund.(Von fünf Embryonen hatten 3 den Gendefekt)
Ich bin froh zu wissen, dass der kleine Kerl diesen Defekt nicht hat und meine Schwester diese Glück erfahren darf.
Man darf dieses nicht pauschal angehen und die meisten Familien, die sich für diesen Weg entscheiden haben oft einen langen Leidensweg hinter sich und möchten nicht ein Modellkind mit blauen Augen!
Lg Basket

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Als ich vor knapp 5 Jahren schwanger wurde, hab ich bewusst keine weiteren Tests machen lassen. Ob es was geändert hatte weiß ich nicht. Als ich schwanger wurde, nahm ich 3 verschiedene Antidepressiva (eins davon ein Neuroleptica). Ich hatte Angst. oh ja. Embryotox sagte, dass es keine Schäden gibt auch nicht im ersten Trimester. und die pillen war ich 2 Wochen nachdem ich erfuhr, dass ich schwanger bin, los.

Was mir eher viel mehr sorgen macht. So Sachen wie die Nackenfaltenmessung sind so verdammt unzuverlässig. Was machst du also wenn du ein positives Ergebnis hast, das Kind abtreiben lässt und dann feststellen musst es wäre kern gesund gewesen?

Ich habe das Glück ein gesundes Kind zu haben.

Aber ich würde nicht vor der Entscheidung stehen wollen, Kind zu behalten oder abtreiben zu lassen, weil es evtl. behindert sein könnte. Schon deswegen würde ich keine zusätzlichen Tests machen lassen, sollte ich nochmal schwanger werden.

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Hallo Moni,

Ich finde das sehr schwierig, um nicht vor dieser Frage stehen zu müssen, habe ich diese Tests damals gar nicht erst machen lassen.
Wäre das durch ein Zufall heraus gekommen, käme es wohl auf die Behinderung an.

Ich bin in Bethel aufgewachsen, ein Ort für Viele verschiedene Behinderungen. Meine Eltern waren sehr engagiert in der Behindertenpflege.
Ein schwerstmehrfach Behindertes Kind , das würde ich mir gut überlegen. Sicherlich gibt es gute Einrichtungen und Hilfen, aber am Ende bleibt viel an dir als Eltern hängen. Die heutige Gesellschaft verlangt schon viel von uns Eltern (arbeiten, flexibel sein etc.), das ist Schon mit gesunden Kindern manchmal kaum zu schaffen.

Meine Tochter ist Entwicklungsverzögert und hat eine sensomotorische Integrationsstörung, die Therapien sind manchmal schon sehr nerven zerrend. Aber ich Liebe sie über alles und wir sind da zusammen hinein gewachsen von Anfang an und das würde egal, was das Kind für eine Behinderung hat immer so sein, wenn man es vorher nicht testet.

Sobald man es weiss, macht man sich eben solche Gedanken wie ich eben und das ist das grösste Problem an den Tests und sie müssen sicherer werden.

Lg, Anna

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huhu

Also ich sag mal so, für viele ist die Vorstellung ein Behindertes Kind zu haben furchtbar und das war es auch für mich. Wenn man in der SS eine Behinderung diagnostiziert hätte ich vermute fast, wir hätten uns gegen dieses Kind entschieden. Aber wie es manchmal so ist, kommt das nicht immer mit den Genen sondern durch andere Umstände zu Behinderungen.

So wie bei uns, ein Plazentainfarkt war die Ursache das mein Sohn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurde und die Folge ist das er nach seinem Kampf um Leben und Tod nun Mehrfach schwerstbehindert ist. Und ich möchte ihn nicht missen, er ist ein totaler Sonnenschein und meist auch immer ganz fröhlich. Oft hören wir " das tut uns so leid für euch" und ich dachte kurz nach der Geburt " ob wir jemals wieder fröhlich sein können"?

Jaaaaa wir sind wieder fröhlich und eigentlich müssen wir auch niemanden Leid tun, ja er macht natürlich sehr viel mehr arbeit als ein gesundes Kind aber man macht doch eigentlich alles erdenkliche für seine gesunden Kinder damit es denen gut geht und so auch für ein krankes.

Trotz alledem möchte ich niemanden verurteilen, wer sich gegen ein krankes Kind entscheidet. Manche haben die Möglichkeit diese schwere Entscheidung zu treffen und bei manchen wird die Entscheidung von wem "anders" getroffen.

Lg Franzi

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Ich finde wir sollten es uns nicht anmaßen Gott zu spielen.

Wenn ein behindertes Kind auf die Welt kommt wird es schon seinen Grund haben.

Es ist zwar manchmal belastend mit einem behinderten Kind, aber es ist für die Eltern und das Umfeld eine wunderbare Chance zu lernen und innerlich zu wachsen.

Vielen Behinderten sieht man ihre Behinderung nun mal an. Die finde ich aber bei weitem nicht so schlimm wie manche Eigenschaften NORMALER Menschen, wie zb. soziale Inkompetenz, Aggressivität, Egoismus, Rassismus, Arroganz. Diese sieht man leider nicht auf Anhieb.

Jeder Mensch der auf natürlichem Wege entsteht, hat das Recht zu Leben - ob nun schwerst Behindert, leicht Behindert, einfach nur Dumm, total Arrogant, Egoistisch oder hochbegabt.

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Hallo realcyber,

Ich persönlich finde es gut, dass es diese Möglichkeit gibt und finde es gut, dass auch der Gesetzgeber nun darin eine Änderung vorgenommen hat. Du magst ja Recht haben, das sich 75% an möglichen Erkrankungen nicht feststellen lassen, aber es sind immerhin schon 25%, die sich feststellen lassen.

Wenn Familien sich von vornerein gegen ein behindertes Kind entscheiden und von vornerein sagen das sie ein solchen unter allen Umständen abtreiben lassen würden ist es gut, dass es eine solche Möglichkeit gibt.
Es ist nunmal rechtlich erlaubt, bei Verdacht auf eine Behinderung das Kind bis zur 40. SSW abtreiben zu lassen. Bis zur Eröffnungswehe hat eine Frau also das Recht ihr Kind in ihrem Leib töten und entsorgen zu lassen.
Unter Anbetracht der möglichen Kosten, welche nicht nur die Familien finanziell ruiniert sondern auch den Staat in Mitleidenschaft zieht für die Folgekosten (Hilfsmittel von mehreren Tausend Euro pro Jahr wie spezielle Kindersitze, Kinderwagen, evtl. Lebenserhaltene Mittel wie Atemgeräte, Monitore, aufwändige Op´s oder sogar eine lebenslange Heimunterbringung wenn sich Eltern dafür entscheiden ihr behindertes Kind erst garnicht anzunehmen und mit nach Hause zu holen.
Dann noch die Folgekosten welche durch die Familie selbst entstehen. Ärzte welche den Fezetot machen wollen bezahlt werden, die Klinik, danach evtl. Therapeuten für die Familie wenn sie mit dem Verlust nicht klar kommt, die Bestattung des Fötus usw.
Es ist für eine Familie niemals leicht ein Kind gehen zu lassen, aber es ist gut das es die Möglichkeit gibt sich bewusst gegen ein solches Kind zu entscheiden, bevor das gesamte Leben auf dem Scherbenhaufen liegt weil durch die Pflege so enorme Kosten entstehen und Zeitaufwand, dass ein Berufsleben unmöglich macht und das Finanzielle unter die Armutsgrenze rutscht.

Ich spreche hier bewusst von Eltern, welche sich schon vor einer Schwangerschaft gegen ein behindertes Kind entscheiden, andernfalls wäre das Thema der Reagenzglas hier nicht aufgreifbar.
Aber ich bin sicher Eltern, welche davon erst in der Schwangerschaft erfahren haben ähnliche Argumente.

Es ist aber auch eine tolle Leistung wenn Eltern sich für ein behindertes Kind entscheiden und es von ganzem Herzen lieben. Die einen sollten daher niemals über die anderen Urteilen.

Aber die bewusst provokante Gegenfrage: Niemand WÜNSCHT sich explizit ein Behindertes Kind, sie akzeptieren ihr Kind, lieben es und würden es nie im Leben mehr missen möchten.
Aber: Wenn es einen Test gäbe, der 100% aller möglichen Behinderungen feststellen lassen könnte würde dies in etlichen Jahren nicht sogar zum Standart gehören wie heute der Ultraschall oder noch eine Stufe vorher, der Schwangerschaftstest und würde man als Eltern dann nicht alles tun um seinen Nachfolgern einen gesunden Start ins Leben zu geben?

Gruß Ingo

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hi,

naja, wenn es einen Gendefekt in der Familie gibt, und man kann darauf testen, dann ist das eben schon 100% sicher.
klar gibt es noch andere Behinderungen, aber im Leben gibt es nie eine Garantie.

ich habe zB einen Gendefekt der dominant vererbt wird. das wusste ich als ich meine Kinder bekam aber noch nicht (die Krankheit ist SEHR selten).

weitere Kinder stehen für mich nicht zur Debatte, also ich die Frage nun eine rein theoretische, aber ich glaube ich hätte lieber gar keine Kinder bekommen, als vorgeburtliche Tests machen zu lassen. denn ein stück weit stellt man damit ja auch die eigene Existenz in Frage. klar wäre ich auch lieber gesund, aber wenn ich nicht grad akut einen Depri schiebe deswegen gehts mir gut.
einen besonders produktives Mitglied der Gesellschaft bin ich natürlich nicht, aber den Wert eines Menschen an seiner Produktivität oder an den Kosten die er verursacht zu messen, das sind doch Naziansichten. leider begegnet man diesen ziemlich oft.

lg

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Hallo,

unser Sohn hat einen Gendefekt, der durch ein mutiertes Gen entstanden ist. Es ist also nicht vererbt worden. Wir haben davon erst erfahren als er 8 Monate alt war.

Im Laufe der letzten zwei Jahre sind viele Tränen geflossen, viele Wutanfälle die sich aus diesem Gendefekt heraus ergeben haben, viel Kummer, Wut, Resignation und auch die Frage nach dem Warum haben wir uns oft gestellt. Man sieht unserem Sohn diesen Gendefekt keineswegs an, er ist ein waches fittes Kerlchen und ist auch so vollkommen gesund. Aber er muss sich sein Leben lang einschränken und aufpassen.

Heute ist der 3 Jahre alt und natürlich möchte ich ihn nicht missen. ABER wenn ich am Anfang der Schwangerschaft gewusst hätte, dass er diesen Gendefekt hat und was dieser Gendefekt mit sich bringt, ich glaube, dann wäre er heute in der Form nicht da.

Als ich 2005 schonmal schwanger war, spürte ich dass er es war. Aber er wollte noch nicht. Die SS wurde dann in der 12. SSW beendet, es (er) war nur ein sogenanntes Windei. Er ließ seiner Schwester den Vortritt und kam dann 5 Jahre später eben wieder. Klingt viell bekloppt ;-) aber so empfinde ich das. Und so glaube ich auch, dass er wieder gekommen wäre, wenn ich ihn hätte gehen lassen.

Ich finde die Möglichkeit der Diagnositk sinnvoll für Eltern, die es wollen. Die, die es nicht wollen werden ja auch nicht dazu gezwungen, derartige Tests zu machen. Man sollte nie jemanden verurteilen. Ich bewundere Eltern, die ein behindertes/krankes Kind bekommen, aufziehen, erziehen, und ihm alle Liebe geben die das Kind brauch und mehr. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung dass man damit oft an seine Grenzen stoßen kann.

Und dann kommt noch der eigene Egoismus dazu, denn ich sage mir dann, ok, es gibt Eltern, die hat es noch härter getroffen.

LG

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Das ist genau das was ich sage, es sollte schon von vornherein abgetrieben werden, um solch ein Kind erst überhaupt nicht auf diese Welt zu lassen.

Für mich ist die Entscheidung klar, niemals ein Kind mit Behinderung auf die Welt bringen und wenn sich die Behinderung erst nach der Geburt einstellt, dann es in ein Heim geben.

Denn den Stress was man damit hat wünsche ich keinem, Ingo hat weiteroben auch sochon davon berichtet, deswezen auf jedenfall ein No-Go. In der heutigen Welt wo alles klassifiziert ist, wo niemand mehr sich selbst gestalten kann und überall Maßstäbe erfullen muss, sind Kinder mit Behinderung fehl am platz.

Und die Eltern die sich aus trotz sich für so ein Kind entscheiden, dürfen dann auch nicht jammer, so wie in ein paar anderen Threads hier, da muss man halt durch, da muss man dann nur für dieses Kind arbeiten, jeden Groschen dreimal rumdrehen und halt sich unterbuttern lassen, so dass mann seinen Job nicht verliert.

Noch etwas zu mir, ihr habt ja alle recht, aber ich glaube bin die einzigste hier die hier so was posten darf, da ich selbst im Rollstuhl sitze und ich mir dieses Leben nicht gewünscht habe und nicht jeder Behindi ist immer Lustig und nett.

Lion

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Hallo Lion,

du tust mir leid.
Du scheinst in einer sehr armen, traurigen Welt zu leben.
Wo niemand sich selbst gestalten kann und alles negativ scheint.
Deine VK macht einen sehr verbitterten Eindruck.

Lennst du eigentlich keine richtige Liebe?
Hast du niemals erlebt, dass jemand wertvoll ist, auch wenn er nicht laufen kann?

Unsere Tochter durfte leben, wir wollten sie bewusst nicht abtreiben.
Sie wird trotzdem eine wichtige Aufgabe im Leben haben, und sie wird dazugehören, da verlass dich drauf!!!#aha

Es ist schwerer als bei einem gesunden Kind, aber es lohnt sich. Immer wieder.
Wünsche dir, dass du irgendwann dein Weltbild erweiterst und nicht mehr an urbia das streiten am schönsten findest.#auge

reykja