Minimale Cerebralparese

Hallo zusammen,

ich war im Juni mit meinem Sohn (4,5 Jahre) im SPZ, empfohlen durch den Orthopäden, der ihn von Anfang an osteopathisch wegen einer Asymmetrie behandelt hatte.

Maxi bekam auch Physiotherapie nach Bobath, später nur sporadisch, weil Kinderärztin und auch Orthopäde nichts von zu viel Therapie halten. (Zum Entsetzen unserer Physiotherapeutin..)

Zu Maxi selbst: er ist sehr wild - kann keine Minute still halten - fast nur vorm TV :-( was ich natürlich gerne vermeide. Ist etwas ungeschickt, stolpert viel und hat echte Probleme in der Koordination - häufig ungelenke Bewegungen, ist sehr groß für sein Alter (wie sein Vater) und auch schlaksig. Als Baby war er oft "unzufrieden", hat lange nicht durchgeschlafen (erst mit 3 - 3,5 Jahren) und kommt auch jetzt noch nachts hin und wieder - ist dann oft unruhig.

Er hatte ich oft überstreckt und eben auch die Asymmetrie (Kopfgelenk - kein KISS).

Ich hatte immer mal ADHS in Verdacht, aber er kann sich (mit Dingen die er möchte) schon sehr gut und lange konzentriert beschäftigen. Interessiert sich aber - im Gegensatz zur Zwillingsschwester - keinen Deut für Zahlen, Buchstaben, Memory, Puzzlen, Malen... und weigert sich auch das zu tun. Stundenlang kann er sich aber mit Fahrzeugen und sonstigen Konstruktionen beschäftigen...

Auch bei der Physio verhielt er sich nicht immer einfach. Will nicht mitmachen, hält entsprechend wenig durch..(ist scheinbar auch anstrengend für ihn.)

Jetzt war ich wie gesagt im SPZ zur neuropädiatrischen Untersuchung und dort bekam ich nun die Diagnose: minimale Cerebralparese. Wenn ich das google, wird mir anders. Demnach hatte er bei/vor/während der Geburt eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und dadurch die entsprechenden Verzögerungen/Störungen.

Maxi ist eine Frühgeburt - er saß in Beckenendlage auf seiner Nabelschnur und man befürchtete, dass er unterversorgt wird, falls die Fruchtblase platzt. Deshalb wurde der Kaiserschnitt bei den Zwillingen 5 Wochen vor Termin eingeleitet (ist ja jetzt nicht so früh). Vielleicht wurde er aber durch die abgeknickte bzw. eingedrückte Nabelschnur doch nicht ausreichend versorgt ?!?

Alle Werte (Apgar) und U-Untersuchungen waren in Ordnung...

Was heißt das nun für die Schule in zwei Jahren ? Kann ich mit Ergotherapie (wurde empfohlen) jetzt noch was ausgleichen ? Was muss ich befürchten - sprachlich ist er übrigens sehr gewandt. Kann eine Einschränkung rein motorisch sein ? Hängt das nicht auch mit den kognitiven Fähigkeiten zusammen ?

Auf der anderen Seite bin ich aber auch etwas beruhigt. Endlich habe ich eine Antwort auf meine Fragen. Ich dachte immer, ich hätte was falsch gemacht...

Gibt es Literatur, die weiter hilft ?

LG und vielen Dank, betty

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Hallo!

Du hast Dir doch schon fast die Antwort selber gegeben. Es gab eine (minimale) Unterversorgung im Hirn. Welche Areale und in wiefern betroffen sind und wie dieses kompensiert wird, kann Dir vermutlich kein Mensch sagen.

Mein Bruder hat eine Cerebralparese und deswegen weiß ich, dass sich hinter dieser Diagnose ganz viele und sehr unterschiedliche Entwicklungen dahinter verbergen. Grundtenor ist, dass KEINER irgendeine Prognose geben kann und wird.

Bei meinem Bruder ist im übrigen nur die Motorik betroffen und er hat die Regelschule besucht, Ausbildung und Studium gemacht. Das war aber nie von vornherein klar wohin der Weg führt.
Meine Eltern haben die Schwierigkeiten und Spezialitäten genommen wie sie kamen und dann situativ reagiert.
Ergo und Physio waren stete Begleiter bis zum Teenie-Alter und jetzt im Erwachsenen-Alter wieder.

LG, I.

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Vielen dank für deine Antwort.

Beruhigend zu wissen, dass im kognitiven Bereich trotzdem alles normal sein kann.

Den Eindruck macht es auch (überwiegend ;-)

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Keiner kann Dir voraussagen, wohin das führt. Sicher ist nur, eine Therapie bringt immer was. Natürlich ist es besser, möglichst früh zu starten, aber zu spät ist es nicht. Wenn bisher noch nichts im kognitiven Bereich aufgefallen ist, wird da auch alles in Ordnung sein. Dass er sich nicht mit Memory etc. beschäftigt, würde ich mal nicht zu besorgniserregend sehen. Interessen sind verschieden. Lt. dem Arzt in unserer SPZ kann man LRS oder Dyskalkulie sowieso erst in der Schule feststellen.

Meine Tochter ist ein Extremfrühchen mit Hirnblutung und hat dadurch auch eine Cerebralparese. Wir machen Physio, turnen nach Padovan und reiten. Ihr hat das viel geholfen. Die Seitendifferenz wurde so ausgeglichen, dass man sie kaum noch wahrnimmt. Sprachlich hat sie noch viel aufzuholen.

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Danke für deine Antwort - natürlich werde ich alles unternehmen, was empfohlen wird.

Alles Gute für deine Tochter ! Das hat natürlich ein ganz andere Tragweite ...