Sohn soll ins SPZ zum testen - was bedeutet das nun genau für mich?

Hallo zusammen,

mein Sohn (fast 4,5 Jahre alt, Ende Juni 2007 geboren) ist seit 1,5 Jahren in Ergotherapie.
Nachdem er im damaligen Kindergarten Probleme hatte, hat uns die KiÄ zur Ergotherapiepraxis überwiesen. Dort wurde er getestet und bekam Wahrnehmungsstörungen im taktilen, vestibulären Bereich diagnostiziert und wird seitdem durch die Ergotherapie behandelt.

Mittlerweile sind wir umgezogen und haben die KiTa gewechselt. Dort hat er sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten eingewöhnt, aber es ist immer noch so, dass er sehr unruhig, unkonzetriert, laut ist und durch seine körperliche Art (er ist oft noch sehr grob, schießt über das Ziel hinaus und "drückt" andere Kinder ständig) wird er von anderen Kindern oft gemieden. Generell ist sein Sozialverhalten in der Gruppe nicht angepasst. Er ist schnell frustriert und wütend, reagiert unangemessen.

Nun habr ich mit er Erzieherin und auch mit der Leitung ein Gespräch gehabt und mir wurde vorgeschlagen, meinen Sohn noch mal durch ein SPZ durchtesten zu lassen, ob man zusätzlich zur Ergo noch unterstützen kann, vor allem, da er ja bald im Vorschulalter sei und der Schulstart in nicht allzuweiter Ferne liegt.
Am kommenden Dienstag habe ich einen Termin bei der KiÄ diesbezüglich, die Erzieherin will mir auch den Entwicklungsbericht mitgeben.

Ich habe heute mit der Ergotherapeutin gesprochen, sie war etwas ungehalten glaube ich. Sie fragt sich, was das ändern soll und welchen Nutzen man von diesem Test haben sollte.
Im großen und ganzen würde nicht wesentlich anders getestet. Und wenn man dem Ergebnis nun den Namen ADS geben würde (bis zu dem Zeitpunkt habe ich nicht gewusst, dass eine Wahrnehmungsstörung mit ADS gleichzusetzen sei) würde es an der Situation nichs ändern. Vielleicht würde man dann zusätzlich noch Gruppentherapien machen.
Aber ich solle ruhig testen lassen, es würde nicht schaden - und man ginge in den SPZ mit denen sie zusammenarbeite auch nicht Leichtfertig mit Diagnosen oder MEdikamenten um.

Nun möchte ich von euch gerne wissen, welche Tests denn nun genau gemacht werden, und wie man einem so jungen Kind denn zusätzlich zur Ergo helfen kann. Über Medikamentengabe habe ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht, da ich davon ausginge, meinSohn sei eh noch zu jung.

Und gibt es außer AD(H)S überhaupt noch andere Möglichkeiten/Ursachen für seine Probleme?

Liebe Grüße

Sakirafer

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Oh...da scheint aber eine Ergotherapeutin ein wenig über ihre Kompetenzen hinaus geschosssen zu sein. Nein, ADS ist nicht gleichzusetzen mit einer Wahrnehmungsstörung...um es gleich vorwegzunehmen. Und solche Diagnosen DARF sie nicht stellen. Sie darf nur laut Rezept therapieren und zwar genauso, wie es der Arzt angeordnet hat.
Dein Sohn wird im SPZ getestet. Zunächst wird natürlich erst einmal ein körperlicher Test gemacht (in allen Richtungen, die interessant und aufschlussreich sein könnten). Dann wird kognitiv und motorisch getestet. Damit wird dann ein Entwicklungsquotient bestimmt. Entwicklungsquotienten gibt es natürlich in der kognitiven und in der motorischen Richtung getrennt. In den Bericht steht dann immer chronologisches Alter:...; kognitives Alter:...; motorisches Alter:...
FALLS und nur FALLS das SPZ dann der Meinung ist, es KÖNNTE eine psychische Erkrankung dahinter stecken, dann wird es euch weiter an eine KJP überweisen für eine Diagnose. Die Wartezeiten dort sind jedoch sehr, sehr lang. Unsere beträgt 8 Monate. Und nur die KJP bzw. einzelne niedergelassene Psychiater dürfen diese Diagnose überhaupt stellen. Ansonsten kann es dir passieren, dass sie nicht akzeptiert wird als Nachteilsausgleich, jedoch immer zu deinem Nachteil.

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Hallo!

Hat die Therapeutin möglicherweise Angst, dass ihr ein Patient abhanden kommt?

Wir haben gute Erfahrungen mit dem SPZ gemacht. Sie machen aber die Therapien dort im SPZ. Im Falle meines Sohnes ist es eine Musiktherapie.
Von der Logopädin meines anderen Sohnes weiß ich durch ein kurzes Gespräch, dass es sie immer furchtbar trifft, wenn eines ihrer Kinder zum SPZ "abwandert", obwohl sie natürlich schon weiß, dass sie nicht alles kann und manchmal an Grenzen kommt und ein Wechsel nur sinnvoll sein kann. So etwas könnte ich mir bei eurer Ergotherapeutin auch vorstellen.

Ich würde das mit dem SPZ machen, weil sie dort einfach mehr Möglichkeiten haben. Danach kannst du immer noch entscheiden, was für euch passt. Vielleicht findest du die Ergotherapeutin einfach besser. Oder ihr bekommt zusätzlich zur Ergo noch etwas anderes angeboten. Oder ihr wechselt ganz. Das alles kannst du aber erst entscheiden, wenn ihr dort gewesen seid.

Die Untersuchung im SPZ war relativ unspektakulär. Es gab ein laaaanges Gespräch und mein Sohn wurde währenddessen beobachtet. Hinterher gab eine kurze körperliche Untersuchung und gut war. Wir fühlten uns beide gut aufgenommen und gut behandelt. Ich hatte sehr Gefühl, dass die Ärztin kompetent und wohlwollend war. Und die Musiktherapie macht viel Spaß und bringt auch was.

Gruß
Susanne

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Hallo zusammen,

danke für eure Antworten.

Ich halte sehr viel von der Ergotherapeutin und mein Sohn geht auch sehr gerne hin und arbeitet gut mit, aber ich werde auf jeden Fall einen Termin im SPZ vereinbaren.

Zum familiären Hintergrund: Meinem Mann wurde als er erwachsen war ADHS diagnostiziert, er verzichtet aber bewußt auf Medikamente (die er auf jeden Fall verschrieben bekäme), da er Angst hat, dass die Medis ihn verändern. Er war ein klassischer "Schulversager" mit abgebrochenen Ausbildungen, der aber dank starken Willen es geschafft hat, auf dem zweiten Bildungsweg alles nachzuholen und eine ansehnliche Karriere zu machen. Aber diesen Weg möchte ich meinem Kind ersparen, vor allem weil mein älterer Sohn extrem sensibel ist und ich nicht weiß, ob er dieses "Stehaufännchengen" samt eisernen Willen meines Mannes geerbt hat.

Von meiner Seite kommen in der Famile leider einige psychischen Sachen hinzu. Väterlicherseits kommen Depressionen häufiger vor. Meiner Mutter wurde mal eine Borderline-Störung diagnostiziert, wie sicher das ist, weiß ich allerdings nicht (Fakt ist aber, dass sie mit ihrer psychischen Gesundheit Schwierigkeiten hat). Sowohl mütterlicherseits und väterlicherseits spielen Schilddrüsenerkrankungen auch eine Rolle.

Die Geburt ist auch nicht so optimal verlaufen, obwohl sie recht schnell ging.

Ich will keine Handicaps heraufbeschwören, Gott bewahre, aber ich hatte gerade bei meinem Großen schon ganz früh das Gefühl, dass er irgendwie anders ist als die anderen Babys in der Baby- und Krabbelgruppe (aus irgendeinem Grund war er damals schon ein "Außenseiter", obwohl noch nicht verbal kommuniziert wurde. Er hat auch oft abseits der restlichen Babys und Kleinkinder gesessen, hat alleine gespielt. Wollte er Kontakt aufnehmen oder mitspielen, wurde er oft zu grob, bzw haben ihn die anderen ausgeschlossen) und dieses Gefühl wurde immer stärker. Als die Probleme im KiGa anfingen, wurde im Prinzip nur bestätigt, was mir mein Instinkt sagte.

Entschuldigt bitte, dass ich gerade so ins schwafeln gerate, aber ich mache mir solche Gedanken und Sorgen um meinen Sohn. Er ist eigentlich ein herzensguter, lieber und auch gescheiter Kerl, aber außer dem engeren Familienkreis und den Personen, die sich wirklich auf ihn einlassen merkt das keiner. Und ich möchte ihm doch irgendwie helfen, damit das Leben nicht zu schwer für ihn wird und er nicht an ihm scheitert.

Herzliche Grüße

Sakirafer