Totgeburt bei 37+2 Kaiserschnitt wegen Plazentaablösung

Hallo zusammen
Nun wage ich mich mal an den Bericht meiner zweiten Geburt, der schreckliste Tag meines Lebens...
Wieder war eine Hausgeburt geplant und wir waren zuversichtlich, dass es diesmal klappen würde. Ich war davon überzeugt, dass ich den ET wieder locker erreichen und wieder übertragen würde. Anfang der 38ssw stellten wir noch die Wohnung um und die kliniktasche war auch noch nicht gepackt.
Donnerstag 22 Juli
00:30
Ich bin noch immer am neu bepflanzen vom aquarium. Leonie und Papa schlafen schon. Ich bin schon viel zu müde für diese Uhrzeit und bekomme tiefe rückenschmerzen. Habe ich mich beim umstellen übernommen? Ich beeile mich, die Schmerzen werden stärker. Ich fühle mich gar nicht wohl. Nur noch Wasser einlassen. Es dauert ewig. Gleich Kipp ich um.
03:00
Geschafft! Jetzt schnell in's Bett! Bestimmt schlafe ich sofort ein! Falsch gedacht-die Schmerzen sind zu stark und mir wird übel. Ich gehe in's Bad und übergebe mich. Ich frage mich, ob es schon die Geburt sein könnte, da ich auch bei leonie schon erbrechen musste. Aber warum ist der Schmerz dann dauerhaft? Ich bin mir nicht sicher, gehe ins Bett und versuche nochmal einzuschlafen. Ich wälze mich wimmernd hin und her. Da ich leonie und Papa nicht wecken will, gehe ich wieder raus. Übergeben muss ich mich auch schon wieder. Eine ganze Zeit lang Winde ich mich auf dem Teppich im Flur hin und her und wimmre um Hilfe. Die Schmerzen zwingen mich geradezu zu Boden. Ich spüre eine bodenlose Müdigkeit. Dann wird mir kalt. Ich gehe wieder ins Bett und kuschele mich in eine Decke, doch mir wird nicht warm. Ich winde mich vor Schmerz und wimmre um Hilfe. Papa wird wach. Auch er denkt direkt, dass es sich um die Geburt handelt. "etwas stimmt nicht! Wenn das wirklich wehen sind, dann müssten doch Pausen dazwischen sein! Letztes mal hatte ich Pausen!", klage ich.
05:00 Uhr
Ich sehe wie es draussen langsam hell wird und bitte meinen Freund, meine Mutter anzurufen. Sie will gerade zur Arbeit, kommt dann aber direkt vorbei. Als sie ankommt ist leonie wach und ich im vierfüssler auf dem bettende, ein Eimer am Boden unter meinem gesicht. Ich würge, aber es kommt nichts mehr. Ich sage wieder, dass etwas nicht stimmt und wir rufen meine hebamme, die mich schon in der ersten ss und wochenbett betreut hatte. Plötzlich ist sie da, mittlerweile ist es hell. Ich Klage über den ununterbrochenen Schmerz. "ich lass dir erstmal ein Bad ein. Wenn du dich entspannst werden die wehenpausen schon kommen.", sagt sie und geht wieder aus dem Raum. Schon ist sie wieder da und bringt mich in's Bad. Irgendwie habe ich das Gefühl, nicht mehr alles ganz richtig mitzubekommen. Ich ziehe shirt und Unterhose aus und steige in die wanne. Tatsächlich entspanne ich mich augenblicklich. "du musst jetzt aus der wanne kommen. Du hast etwas geblutet.", sagt meine hebamme ganz ruhig. Ich öffne die Augen und sehe rot! Weder meine Beine noch unseren rabenschwarzen badewannenstöpsel kann ich im Wasser erkennen. Sie hilft mir aus der wanne, steckt mir ein handtuch zwischen die Beine und führt mich ins Bett. Sie sucht die herztöne und beginnt gleich dort, wo wir Lucien immer direkt fanden. Nichts. Irgendwie weiss ich, dass sie nichts finden wird,aber ich kann gar nichts sagen, stehe völlig neben mir. Sie sucht weiter. Nichts. Schweigsam beginnt sie, meinen Bauch abzutasten. "wo lag nochmal deine plazenta?", fragt sie, während ihre Hände genau an der richtigen Stelle liegen. Mir ist sofort klar, was das bedeutet. "vorderwand", antworte ich ängstlich. "du musst dich jetzt anziehen, wir fahren sofort los!", fordert sie mich auf und verlässt den Raum.
08:38 Uhr
Die hebamme wählt den notruf und kündet uns an. Sie entscheidet, dass wir selbst fahren,da der rettungswagen länger brauch würde, obwohl sie eigentlich dazu verpflichtet wäre, als hausgeburthebamme den rtw zu rufen. Plötzlich bin ich angezogen, ich glaube meine Mutter hat mir geholfen. Ich bin auf dem Weg zum Auto meiner Mutter. Vor unserer Einfahrt sehe ich die Nachbarn drüben im garten, die besorgt zu uns rüber schauen. Ich blicke an mir herunter und sehe Blut meine nackten beine herunterlaufen. Ich steige auf den beifahrersitz, wo die Schmerzen noch schlimmer werden. Mein Freund hechtet mit Leonie auf dem Arm auf dem rücksitz. Er ist gerade zurück aus dem Stall vom melken. Meine Mutter rast in ihrem sportwagen zum nächsten Krankenhaus und die hebamme in ihrer alten schippe wacker hinterher. Während der Fahrt sind die Schmerzen kaum auszuhalten und ich erbreche Galle auf mein shirt. In meinem Kopf ein einziger gedanke: mein Baby ist tot!
Vor der notaufnahme gibt es eine Schranke, die sich nicht öffnen lassen will. Mein freund stürzt sich aus dem Auto. Zeitgleich kommt meine sonst so ruhige hebamme von der Seite angesprintet und zusammen rennen sie ins Innere. Kurz darauf kommt mein Freund mit einem Rollstuhl herausgeeilt. Die Schranke ist noch zu und ich steige mühevoll aus. Dankbar lasse ich mich in den Rollstuhl fallen und in die notaufnahme schieben.
Hier reissen meine Erinnerungen immer mehr ab... Ich liege plötzlich. Ein riesiger Arzt sucht kurz mit dem ultraschall und spricht es als erster laut aus. "ihr Baby hat keinen herzschlag mehr. Es tut mir leid." ich bin wie gelähmt. Wer ist noch bei mir? Um mich ist alles schwarz, nur den grossen Mann in weiss nehme ich wahr. Er fragt, wann ich Lucien zum letzten Mal gespürt habe. Ich bin mir nicht sicher. Am vorabend? Am Nachmittag? Ich war so beschäftigt gewesen... Er fragt, ob ich einem kaiserschnitt zustimmme. Ich bin sofort einverstanden. Mein Wunsch nach einer natürlichen geburt ist mir egal, ich will nur, dass es aufhört. "ich will nur noch schlafen!", wimmre ich. "du kannst gleich schlafen!", beruhigt mich meine hebamme. Ich bin überrascht, dass sie noch da ist.
Plötzlich werde ich aufgefordert, meine Piercings herauszunehmen. Mein Freund, der also auch noch da ist, hilft mir, weil ich es selbst nicht schaffe...
10:19 Uhr
Lucien wird geboren

Ich wache auf. Sofort weiss ich, warum ich hier bin. Lucien ist tot! Ich bin noch immer etwas neben mir, doch mein Verstand fühlt sich schon etwas klarer an. Jemand klärt mich auf, dass ich viel Blut verloren hätte und nun schon der dritte Beutel angehängt ist. In einem familienzimmer würden mein Freund und meine Mutter mit meiner Tochter und dem Toten Lucien auf mich warten, doch ich müsse das Bett wechseln, um dorthin gebracht zu werden, was mir als unmöglich erscheint und sich auch als sehr schmerzhaft herausstellt. Im familienzimmer wird mir mein Sohn direkt auf die brust gelegt. Ich kann kaum glauben, wie schön er ist! So perfekt! Er ist nur in ein weisses kapuzenbadetuch gehüllt und wurde schon gebadet. Seine Haare sind noch feucht und wirken braun, doch an den Schläfen, wo sie schon trocken sind, schimmern sie golden. Auch seine augenbrauen und Wimpern sind blond. Wie speckig er schon ist, ganz anders als leonie, die mir damals so zerbrechlich vorgekommen war. Überhaupt sieht er leonie kaum ähnlich. Er kommt nach mir, mit meiner Nase und den Haaren seines Vaters. Ohne die dunklen Lippen und fingernägel und die bläuliche haut könnte man denken, er würde nur friedlich schlafen...
Ich durfte meinen Lucien drei Tage und zwei Nächte bei mir haben, sogar in der ersten Zeit auf der Intensivstation, wofür sich eine ganz liebe hebamme extra von sich aus eingesetzt hatte, wofür ich ihr heute noch dankbar bin. Es wurden Fotos mit einer digitalkamera gemacht, die wir entwickelt und auf einem USBstick erhielten und wir bekamen Sachen von der sternenkind Organisation, wie eine Decke, in die Lucien gekuschelt wurde und mit der ich jetzt noch jede Nacht verbringe und deren kleineren equivalent dazu, für in den Sarg und zwei gehäkelten Autos, eines für in den Sarg. Am Samstag abend kam der bestatter und wir mussten uns von Lucien verabschieden. Ich war froh, dass meine grosseltern kurz vorher noch kommen und ihn sehen konnten. Am Montag durfte ich gehen. Ich fühlte mich einigermassen fit, doch mein Kopf schien nicht mehr richtig zu funktionieren, vorallem kurzzeitgedächtnis und orienrierungssinn. Ich stand noch völlig unter Schock. Ich fühlte mich wie in meinem schlimmsten Alptraum und hoffte jede Sekunde, gleich aufzuwachen und meinen jungen wieder strampelnd in meinem Bauch zu haben. Ich weinte viel, genau wie meine ganze Familie und es tat mir so unendlich leid für leonie, das alles erlebt zu haben und dass nun alle ihre bezugspersonen schrecklich traurig waren. Die Schmerzen waren gut zu ertragen, doch es fiel mir schwer, mich still zu halten und den haushalt für mich machen zu lassen, auch wenn mein Freund und meine Mutter gute Arbeit leisteten. Am Freitag durften wir Lucien beim bestatter nochmal sehen, wofür wir nun auch eine sternenkind fotographin hatten. Wieder verabschiedete ich mich von meinem wunderschönen Sohn. Ihn dort zurückzulassen fühlte sich absolut falsch an! Am Samstag war die Beerdigung-der letzte Abschied.
Mit der Zeit liess der Schock nach und ab da hatte ich das Gefühl, dass es von Tag zu Tag schlimmer wird. Auch wenn unsere Tochter uns tagsüber funktionieren lässt, komme ich überhaupt nicht klar damit. Ständig habe ich gehört, wie stark ich sei, doch ich habe mich seit Luciens Tod noch kein einziges Mal stark gefühlt... Als Grund wurde bisher nur die plazentaablösung gefunden, aber am 20.september habe ich noch einen gerinnungstest.

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1

❤️Ich spreche dir mein herzlichstes Beileid aus!❤️ tut mir leid dass du (ihr!) das erleben musstest
Es tut weh so etwas zu lesen aber dir tat es sicher gut es von der Seele zu schreiben.
Ich möchte mir nicht ausmalen wie es dir seit dem gehen muss.

Ich wünsche dir und deiner Familie von Herzen alles liebe und du bist bestimmt wahnsinnig stark!
Du bist sicher die stärkste für deine kleine Leonie❤️

2

Es tut mir sehr leid, was du erleben musstest. Ich wünsche dir und deinem Mann viel Kraft!

3

Liebe ZockerMama,
Mein größtes Mitgefühl für den Verlust von eurem Lucien.

Dein Bericht lässt nur vermuten, wie dramatisch es auch um dich gestanden haben muss.
Ein bisschen schockiert mich, dass die Hebamme keinen RTW für dich gerufen hat. Umso erleichterter bin ich, dass du es rechtzeitig, um dein Leben zu retten, ins KH geschafft hast.

Für die Zeit der Trauer, die im Moment wahrscheinlich noch so gar nicht greifbar ist, wünsche ich dir ganz viel Kraft. Du scheinst eine wunderbare Familie um dich herum zu haben, die sicher auch sehr viel Unterstützung bedeutet für die nächste wirklich traurige und schwere Zeit.

Es gibt nichts Unwirklicheres als den Tod des eigenen Kindes. Und ob du stark bist oder nicht, das ist ganz gleich. Lucien wird immer Teil eures Lebens sein und es wird dir und euch gelingen, ihn zu integrieren.

Falls du dich austauschen magst, schreib mir auch gerne eine PN.

#blume mit 💙, 💫 -Tochter, die im November 2016 bei 38+6 nach Plazentalösung still geboren wurde, 🌈💜 und 🌻💙

4

Hallo liebe ZockerMama,

beim Lesen deines Textes liefen mir nur die Tränen.. es tut mir so Leid, was dir/euch passiert ist. Diese Erfahrung und diesen Schmerz wünscht man wahrlich niemandem.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Liebe, um den Verlust zu verkraften. #klee #herzlich

5

Liebe ZockerMama,

es tut mir wirklich sehr leid, was ihr durchmachen müsst. Ein Kind zu verlieren ist einfach beschissen.
Ich kann deine Gefühle gut verstehen. Die werden auch noch eine Weile so bleiben.
Jetzt ist es wie eine offene Wunde. Irgendwann wird die Wunde zuwachsen, aber die Narbe wird immer bleiben.
Lucien wird immer ein Teil eurer Familie bleiben. Er ist euer Sohn, Leonies Bruder.

Ich wünsche euch die Kraft, die ihr braucht, zur richtigen Zeit.
Ich denke an euch!

Freyja

6

Hallo 😞, ich kann es kaum in Worte fassen wie leid mir das tut.
Ich glaube ich könnte das nicht überleben :(((.
Ich wünsche dir und deiner gesamten Familie viel Kraft für die kommenden Monate. Haltet zusammen und schenkt euch gegenseitig Trost. Es tut mir echt wahnsinnig leid 😢🥺😢🥺😢🥺😢🥺

9

>>Ich glaube ich könnte das nicht überleben :((( <<

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen:
doch, du würdest es überleben. Man lebt irgendwie weiter. Wacht morgens auf.... atmet.... Aber das Leben verändert sich und manch andere frühere Probleme werden plötzlich wahnsinnig klein

7

Das tut mir vom Herzen leid was dir und deine Familie passiert....🙏💋😔

8

Das tut mir so Leid das du sowas erleben musstest 🥺
Einfach der planke Horror..

Wünsche dir und deiner Familie viel Kraft. Ihr werdet ihn für immer bei euch im Herzen haben 💜 nur ein kleiner Trost.

10

Ich wünsche dir und deinen Lieben weiterhin sehr viel Kraft 🕯️

Liebe Grüße
Regenbogen mit ⭐💙20. Ssw, ⭐6. Ssw, ⭐💙24.Ssw, ⭐7. Ssw und 🌈💙16.Ssw, der hoffentlich bei uns bleibt 🙏