Einleitung bei 41+2: zum Mutmachen

Hey allerseits,

da ich noch genau weiß, wie fertig ich mit den Nerven war, als der ET überschritten war, möchte ich kurz einen ermutigenden Geburtsbericht bei Einleitung schildern.

Ich hatte eine komplikationslose Schwangerschaft, lediglich der Blutdruck war gegen Ende zu hoch.
Ich habe mich ab der 36. SSW zur geburtsvorbereitenden Akupunktur begeben, war sehr viel spazieren, trank literweise erst Himbeerblätter- und dann Eisenkrauttee und massierte den Bauch mehrfach am Tag mit Ut-Öl. Allerdings half nichts davon um die Wehentätigkeit anzuregen. Nach dem errechneten Termin lag ich also endgültig jede Nacht stundenlang wach und recherchierte, ob auch andere werdende Mamas diese blöde Warterei erlebt haben.
Sechs Tage nach ET war ich im KH zur Kontrolle: Mein Kind war auf 4300 Gramm geschätzt worden, es gab keine Wehentätigkeit, das Fruchtwasser wurde knapp und die Plazenta zeigte schon deutliche Verkalkungen. Wir sprachen über die Möglichkeit einer Einleitung.

Nachdem sich weiterhin nichts tat und ich mental ziemlich angeknackst war und die Untersuchungen es nahelegten, entschied ich mich für die Einleitung mit Misoprostol. Ich bekam sechs kleine Dosen und nach 12 h im Vorwehenzimmer und langsam vom Rücken her einsetzenden Wehen platzte 23.30 Uhr die Fruchtblase und ein gelb-grünlicher Schwall zeigte, dass das Kind bereits ins Fruchtwasser gemacht hatte.
Dann gings ziemlich schnell fürs erste Kind, wie ich finde:

Ich bekam immer schlimmere und schwerer zu veratmende Wehen. Ich ging ständig Runden durch den Kreißsaal um den Schmerz zu ertragen. Nach etwa 3 oder 4 Stunden wurde mir eine PDA angeboten. Ursprünglich wollte ich Lachgas nutzen, das allerdings in jener Nacht nicht verfügbar war.
Ich nahm die PDA an und bekam sie zwischen zwei Wehen vom Anästhesisten. Ich habe nichts davon gespürt. Die PDA nahm den Wehen nach etwa 20 Minuten die Schmerzspitzen. Bald darauf setzten die Eröffnungswehen ein. Erst im Vierfüßlerstand und dann in der Seitenlage bewältigte ich mit Hilfe der beiden Hebammen die Wehen.
Als der Schmerz wirklich üble Ausmaße annahm und ich meinte, keine Kraft mehr zu haben, hieß es: "Wollen Sie mal das Köpfchen fühlen?" Wenige Wehen später war mein Kind um 05:20 Uhr geboren.

Es wog 3900 Gramm (also durchaus ne Differenz zu 4300 Gramm...), hatte 37 cm Kopfumfang und 50 cm Größe. Er ist gesund und ich habe bis auf den Dammriss 2. Grades keine Probleme nach der Geburt gehabt.

Letztlich bin ich froh über die Möglichkeit der Einleitung. Jede Frau muss selbst entscheiden, wie lange sie warten möchte. Ich will nur aus eigener Erfahrung sagen, dass es nicht nur Horrorstories zur Einleitung gibt.

Da es mein erstes Kind ist, habe ich keinen Vergleich. Klar, es war kein Spaziergang, aber das Wunder in meinen Armen hat für alle Strapazen entschädigt.

Vielleicht kann ich einer entnervten Schwangeren Mut machen, der es genauso geht wie mir in den letzten Tagen und Wochen vor der Geburt.

Viele Grüße an alle

Jule