Hausgeburt bei 41+1 🌷

Am 30.04. kam unsere zweite Tochter mit einer Hausgeburt in meinem Schlafzimmer auf die Welt.. Ich möchte die Geschichte gern mit anderen Mamas teilen.

Vorweg, damit jede selbst entscheiden kann, ob sie es lesen möchte oder nicht: Keine Geburtsverletzungen, viel Selbstbestimmung, kaum Interventionen, unterstützender Partner, gesundes Baby. Alles in allem eine für mich sehr schöne Geburt. Weil ich aber weiß, dass dies die meisten Frauen besonders ängstigt: Es war keine schmerzfreie Geburt. Ich habe die Wehen schon recht deutlich beschrieben, denke ich.. 🙃 Trotzdem hoffe ich ja, mit meinem Bericht etwas Mut machen zu können.

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„Sorry, dass ich dich geweckt hab“, entschuldige ich mich um 6.21 Uhr bei meiner Hebamme Linda. Seit zehn Uhr am Vorabend sind die Wellen geblieben, leider noch immer nicht richtig regelmäßig, aber dafür schmerzhaft. Ich habe die Nacht abwechselnd auf der Couch und dem Wohnzimmerfussboden verbracht. Die letzten vier Stunden musste ich schon ganz schön kämpfen, um die Schmerzen aufzufangen..! Nun merke ich, dass ich es nicht mehr lang aushalte.

Linda kommt gegen sieben und wir gehen hoch ins Schlafzimmer. Papa macht die Große fertig für den Kindergarten. Wie vorher abgesprochen, öffnet Linda nach kurzer Untersuchung („du bist auf 4cm“, na toll, und das nach einer langen Nacht fieser Wehen!) kurzerhand die Fruchtblase. Offenbar saß die sehr stramm um Babys Kopf, wodurch sie nicht optimal auf den Muttermund drücken konnte. Linda verspricht, dass es jetzt schneller gehen wird, und schickt mich unter die warme Dusche. Das ist wirklich schön! Und ich spüre deutlich mehr Druck auf den Muttermund als vorher. Es ist etwa 7.15 Uhr.

Um kurz nach acht seitliege ich auf dem Bett und quäle mich wieder mit den schmerzhaften Öffnungswehen. Papa bringt die Große weg - Küsschen, heute Abend bist du große Schwester! - und Linda bleut ihm ein, schnell wieder zurückzukommen, da es jetzt sehr schnell gehen kann. Ich wechsele auf meinen Pezziball neben dem Bett, der ist viel angenehmer und ich kann mein Becken besser öffnen. Linda bereitet alles Mögliche am Laptop vor, wir haben auch eine wasserdichte Unterlage unter das Bettlaken gelegt und überall sind Tücherstapel. Kurze Kontrolle mit dem AngelSound, aber Babys Herz schlägt unvermindert mit 140 - 150 Schlägen. Die findet das Ganze offenbar nicht so aufregend!

Mein Freund kommt irgendwann zurück, meine Wehen sind schon ziemlich gemein. Der Muttermund sitzt auf 6cm. Ich jammere, der Pressdrang kommt so langsam..! Nein, ich muss die Wellen wegseufzen. Leichter gesagt als getan. Zwar töne ich nicht oder nur wenig, aber die Spitze der Wehe reißt mich innerlich jedes Mal ziemlich um. Können wir noch mal gucken mit dem Muttermund..? Linda gibt nach: noch zwei Wellen, dann gucken wir. Und tadaa, 8cm! Darf ich jetzt pressen? Nein.

Auf der Seite liegend arbeite ich mich durch die Übergangsphase - die letzten beiden Zentimeter. Mein Körper bildet Unmengen schmerzstillender Hormone, wodurch ich in eine Art Trance komme. Das hilft sehr gut! Die Minuten fliegen vorbei und etwa um viertel vor zehn ist der Pressdrang so stark, dass ich ihm nichts mehr entgegensetzen kann. Ich rolle mich auf den Rücken, ziehe mit den Händen meine Knie hoch und auseinander, mein Freund legt sich hinter mich und stützt meinen Nacken. Linda guckt noch schnell nach - ja, vollständig geöffnet, los geht’s!

Mit der nächsten Wehe presse ich kräftig mit und fühle, wie sich das Köpfchen nach unten bewegt. Nächste Wehe, weiter. Und weiter. Kurze Kontrolle mit dem AngelSound: Obwohl Baby mittlerweile im Geburtskanal steckt, zeigt zumindest der Herzschlag keinen Stress. Coole Socke. Ich drehe mich um, knie vor meinem Freund und hänge mich an seine Schultern. Bei den nächsten Wehen nutze ich die Schwerkraft, Baby rutscht immer tiefer. An der letzten Kurve kommt sie aber schlecht vorbei, deswegen drehe ich mich schließlich wieder auf den Rücken und lasse mich vom Papa stützen. Uuuund pressen! Und wieder! Und wieder! Es ist mittlerweile zehn Uhr. „Noch drei, vier gute Wehen und sie ist da“, grinse ich in der Wehenpause die skeptische Linda an.

Mittlerweile ist auch Micky, die Wochenbetthilfe, eingetroffen und holt als erstes ein heißes Tuch. Babys Kopfhaut ist bei den Wehen schon zu sehen, „dunkle Haare!“ hören wir und gucken uns verwirrt an. Bei der nächsten Wehe drückt Linda das heiße Tuch gegen meinen Damm, was ziemlich unangenehm ist, mich aber schlussendlich vor einem Dammriss bewahrt. Nächste Wehe, wieder das gleiche, ich schimpfe, aber meine Energie brauche ich für das Pressen. Unfassbar anstrengend, aber von den Schmerzen merke ich schon nichts mehr, ich bin voller Adrenalin. Mein Freund wischt mir immer wieder den Schweiß mit einem kalten Tuch ab und stützt meine Schultern.

Nächste Wehe - es ist 10.20 Uhr - und das Druck- und Dehngefühl ist so unfassbar groß, als endlich der Kopf geboren wird. Linda fasst kurz mit zwei Fingern helfend zu - da kommt die nächste Wehe - der winzige Körper kommt etwas stockend nach, ich greife nach unten und fasse mein nasses Baby an, ziehe sie endgültig heraus und lege sie auf meine Brust. Sie beginnt sofort zu quäken.

Linda und Micky legen vorsichtig ein Tuch über ihren Rücken. Ich atme erstmal tief durch, Papa beginnt sie zu streicheln. Nur wenige Minuten später wird die Plazenta ganz leicht geboren. Die Nabelschnur pulsiert schon nicht mehr, also schneidet mein Freund sie durch - Linda schaut kurz, ob ich Verletzungen habe, die versorgt werden müssen, aber da ist keinerlei Riss oder Wunde zu sehen. Ich habe auch kaum Schmerzen, nur das Druckgefühl ist noch leicht zu spüren.

Jetzt gehen Linda und Micky erst mal nach unten, wir drei liegen erschöpft im Schummerlicht auf dem Bett. Eine Stunde Ruhe, herrlich! Ganz still liegen wir. Willkommen, kleines Mädchen! 💕

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Was für eine wundervolle Geburt! Herzlichen Glückwunsch! 🍀