Endlich - unsere absolut traumhafte Hausgeburt!

Schon unsere zweite Geburt sollte eigentlich eine Hausgeburt werden. Leider war unsere Hebamme an dem Tag zu einer Einleitung im Krankenhaus und wir sollten eben dort zur Kontrolle vorbei kommen, um dann zusammen nach Hause zu fahren. Leider war vor Ort der Muttermund dann schon komplett eröffnet, sodass wir nirgends mehr hingefahren sind und unser Sohn dann doch im Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Die Geburt war sehr traumatischen und so war ich die ganze nächste Schwangerschaft am Bangen, dass diesmal die gewünschte Hausgeburt möglich sein wird, von der ich euch nun berichten möchte.

Am 25.10. hatte ich nach knapp 3 Wochen endlich wieder einen Termin bei meiner Frauenärztin. Vorher war es zeitlich nicht möglich und ich hätte nicht gedacht, dass ich den Termin überhaupt noch wahrnehme – war ich mir doch sicher, dass unser Sohn dann schon da sein wird. Aber die Ärztin lachte nur, da ich ja noch nicht mal den ET vom 2.11. erreicht habe. Als sie mich jedoch untersuchte, stellte sie einen absolut tollen Befund fest: Köpfchen fest im Becken und Muttermund 3-4 cm geöffnet. So falsch lag ich mit meiner Vermutung also doch nicht! Ich hoffte trotzdem, dass sich der kleine Mann noch etwas Zeit lässt. Denn unsere Babysitterin für die beiden „Großen“ während der Geburt war zwar seit knapp zwei Wochen Tag und Nacht für uns verfügbar – aber genau heute wäre sie erst gegen halb zwei in der Nacht von der Arbeit zurück… Ich hatte vorsorglich eine weitere Freundin angefragt, die erst ab 23 Uhr Zeit hätte, sodass das alles nicht so optimal war. Das erzählte ich der Frauenärztin – leider etwas zu spät, denn da hatte sie den Muttermund zusätzlich schon etwas mit den Fingern gedehnt…

Nach dem Termin bin ich nochmal in die Stadt gegangen. Es war ein wunderschöner, sehr sonniger Herbsttag. Ich habe ganz langsam gemacht, da ich immer wieder Wehen hatte und ja schließlich wollte, dass die Geburt frühestens morgen stattfindet. Von unterwegs habe ich Renate, die Hebamme, angerufen, um ihr von dem Befund zu berichten – war aber zuversichtlich, dass ich es zumindest noch durch die Nacht schaffe. In der Stadt habe ich dann noch ein paar Besorgungen erledigt und eine Grünpflanze fürs Schlafzimmer gekauft, damit es dort für die Geburt noch schöner aussieht. Außerdem habe ich beim Asia – Imbiss Reis mit Gemüse und Tofu gegessen – da hatte ich schon so lange Hunger drauf und ich dachte, es könnte nicht schaden, eine gute Grundlage im Magen zu haben…

Mein Mann hat dann am Nachmittag die beiden „Großen“ aus Kindergarten und Krippe abgeholt und wir haben zusammen zu Hause Kuchen gegessen. Ich habe mich danach ins Bett gelegt und bin da eigentlich auch die ganze Zeit geblieben. Allerdings war es mir vor der Nacht dann doch ganz lieb, dass Renate nochmal kommt und eine eigene Einschätzung abgibt. Sie stellte den gleichen Befund wie die Ärztin fest – meinte aber, dass ich noch die Möglichkeit hätte, die Geburt zu verzögern, wenn ich heute wirklich nichts mehr machen würde. Also hat der Papa die Kinder alleine geduscht und ins Bett gebracht und ich bin tatsächlich nicht mehr aufgestanden. Die Beiden haben schnell geschlafen und mein Mann und ich haben noch ganz gemütlich im Bett Abendbrot gegessen und lange und in Ruhe gequatscht. Die Abstände der Wehen lagen ganz unterschiedlich- mal bei 20 Minuten, mal bei 8 Minuten und etwas später hörten sie sogar wieder fast ganz auf – und so war ich guter Dinge, dass ich es mit viel Ruhe bis zum nächsten Tag schaffe. Ich hatte der einspringenden Babysitterin daher auch Bescheid gegeben, dass wir sie die Nacht wohl nicht mehr brauchen und sie sich entspannt zurücklehnen kann…

Wir haben noch gelesen und gegen elf Uhr das Licht ausgemacht. Ich war also noch wach, als die Große um 23:09 Uhr an unser Bett kam und auf Toilette musste. Mein Mann meinte, dass ich doch bitte liegen bleiben soll und er mit ihr geht – aber da ich früher oder später eh selbst auf Toilette gemusst hätte, wollte ich das verbinden. Also bin ich aufgestanden – und rumms, hatte ich die erste Wehe, die anders war… Unsere Tochter ist dann zu uns ins Bett gekrochen und auch ich habe mich wieder hingelegt – war aber natürlich hellwach. Mein Mann meinte, ich solle schonmal Renate anrufen – von den vorigen Geburten wussten wir ja, wie schnell es bei mir gehen kann. Ich wollte jedoch noch kurz abwarten, um die Situation einschätzen zu können. Die nächste Wehe kam 10 Minuten später und war von der Intensität ganz anders als alle Wehen zuvor. 8 Minuten später hatte ich dann auch schon die nächste knackige Wehe und als wiederum die nächste 5 Minuten später kam, habe ich dann doch Renate angerufen, die sich sofort auf den Weg gemacht hat. Mein Mann hat dann die Kinder nach vorne ins Gästezimmer getragen, wo sie direkt weitergeschlafen haben und wir somit den hinteren Bereich für uns hatten. Glücklicherweise hatte genau zu der Zeit die Freundin nochmal vorsichtshalber angefragt, ob sie wirklich nicht mehr als Babysitterin gebraucht wird und so habe ich ihr schnell geschrieben, dass es nun doch losgeht und sie bitte kommen soll. Tatsächlich stand sie auch schon zwanzig Minuten später vor der Tür und auch Renate war dann um zwölf Uhr da. Ich habe sie mit den Worten empfangen „Tu, was du musst – und dann möchte ich in Ruhe gelassen werden!“ Renate hat also erstmal im Schlafzimmer alles zurechtgelegt und vorbereitet, während ich meine Runden durch Esszimmer, Wohnzimmer und Flur gedreht und fleißig die Wehen veratmet habe, die inzwischen in sehr kurzen Abständen kamen. Ich habe mir dazu meine Lieblingsmusik in Dauerschleife angemacht und die Wohnung komplett dunkel gehalten – Licht konnte ich nicht ertragen. Auch, wenn die Wehen sehr intensiv waren, waren sie gut auszuhalten und ich hatte in keinem Moment das Gefühl, von Schmerzen überrollt zu werden. Ich war komplett ruhig und habe zwischendurch sogar immer wieder zu meiner Musik getanzt. Ich war irgendwie ganz im Hier und Jetzt und fühlte mich völlig entspannt. Renate wollte mich dann aber doch gerne untersuchen und so habe ich mich auf das Bett im Schlafzimmer gelegt. Der Muttermund war bereits 8 cm geöffnet und die Herztöne waren super. Ich konnte also weiter meine Runden drehen und habe dann auch angefangen, während der Wehen zu Tönen. Unsere Freundin und Babysitterin saß währenddessen auf dem Sofa im Wohnzimmer, da die Kinder tief und fest geschlafen haben. Renate und mein Mann haben es sich auf dem Sofa im dunklen Flur gemütlich gemacht. Mit einem Mal wurde die nächste Wehe so stark, dass ich nach Renate gerufen und mich auf der Sofalehne im Wohnzimmer abgestützt habe. Ich wollte unbedingt, dass die Fruchtblase platzt, da ich einen immensen Druck verspürte. Mit ein wenig Pressen hoffte ich, dass ich sie vielleicht schneller zum Platzen bringe – aber ich war mir nicht sicher, ob ich das auch wirklich darf und somit blieb der Versuch halbherzig. Rückblickend war das der einzige Zeitpunkt, den ich wirklich schwer auszuhalten fand. Gleichzeitig wusste ich aber auch von den beiden vorigen Geburten, dass es ab dem Moment, wo ich wimmere und jammere, nicht mehr lange dauert ? Aus einem Impuls heraus wollte ich dann auch doch nach hinten ins Schlafzimmer gehen. Dort angekommen, überrollte mich die nächste Wehe – und mit ihr lief mir ein Schwall Wasser die Beine hinunter. Völlig fassungslos vor Erleichterung rief ich „Das war die Fruchtblase!“ Leider hielt die Freude nur kurz an, denn nun wurde es nochmal richtig unangenehm. Ich hatte das Gefühl, dass sich das Köpfchen noch weiter ins Becken geschoben hat, wodurch sich der Druck nochmal verstärkte. Nun wusste ich nicht mehr so richtig, wohin mit mir und auch an entspanntes Atmen war nicht mehr zu denken. Renate meinte, jetzt wäre es mal Zeit, die Hose auszuziehen und so half sie mir aus der Schlafanzugshose (die ich immer noch von der eigentlichen Nacht anhatte), während sie gleichzeitig zwei Unterlagen unter meine Füße schob. Die nächste Wehe stützte ich mich jammern auf Renate und hatte so gar keine Idee, was nun gut für mich wäre. Da direkt vor mir ein Stuhl stand, habe ich mich mit den Händen auf der Sitzfläche abgestützt – und ich kann es kaum in Worte fassen, aber ab dem Zeitpunkt verlief alles wie im Traum. Ich war komplett ruhig und fühlte mich völlig entspannt. Ich nahm keine Wehen mehr wahr, sondern empfand lediglich den Wunsch zu schieben. Während ich vorsichtig schob, trat das Köpfchen durch und glitt dann auch wieder zurück. Ich hätte nie gedacht, dass ich dies als unglaublich angenehm empfinden könnte. Hätte mir das vorher jemand erzählt, hätte ich totale Angst vor der unglaublichen Dehnung gehabt und hätte mir gewünscht, dass der Kopf mit einmal Mal Pressen raus kommt. Stattdessen war ich voller Freude, wenn das Köpfchen mal wieder durchbrach – und dann aber auch wieder zurück rutschte. Ich hatte alle Zeit der Welt, absolut keine Schmerzen und der Moment war einfach magisch. Renate lobte mich immer wieder, wie toll ich das mache und ermunterte mich, weiterhin ruhig und sachte zu schieben. Papa stand mir gegenüber und hatte sein Bein aufgestellt, sodass ich meinen Kopf darauf ablegen konnte. Er streichelte mir die ganze Phase über den Rücken und wunderte sich, was Renate da redete – für ihn sah es so aus, als würde ich eine Pause machen und mich entspannen… ;-) Ein weiteres Mal habe ich vorsichtig geschoben – und der Kopf war da! Kurz später machte es „Flutsch“ und auch der restliche Körper war geboren. Es war 00:44 Uhr, als unser wunderschöner Sohn das Licht der Welt erblickte.

Ich war völlig baff und rief nur „Renate, das hat ja überhaupt nicht weh getan!“ Mein Mann konnte es auch nicht glauben und meinte immer nur „Das kann doch nicht alles gewesen sein!“ Wir brachen alle in großes Gelächter aus und ich nahm unser Baby freudestrahlend und lachend in meine Arme. Genau in dem Moment kam dann auch die zweite Hebamme, die nun zu spät war, aber gerne in unsere Freude mit einstimmen.

Zu dritt haben wir uns dann aufs Bett gekuschelt , wo wir unseren Sohn ausgiebig bestaunen konnten. Die Nabelschnur pulsiert langsam aus und nach etwa einer halben Stunde war auch die Plazenta geboren. Nach dieser ersten Kuscheleinheit machte Renate die U1 und als unser Sohn wieder bei mir war, hat er sofort ganz zufrieden und völlig selbstverständlich getrunken. Kurz vor zwei machten sich dann alle auf den Weg nach Hause und wir konnten unendlich dankbar, glücklich und erschöpft unsere erste gemeinsame Nacht zu fünft verbringen #herzlich

Ich bin sehr dankbar und glücklich, solch eine absolut traumhaften Geburt erlebt zu haben. Genau so hatte ich sie mir vorgestellt - ich wusste immer, dass eine Geburt selbstbestimmt, in Ruhe und entsprechender Atmosphäre beinahe ohne Schmerzen möglich ist. Und ich bin so froh, solch eine unglaublich erfahrene und wunderbare Frau als Hebamme gehabt zu haben. Sie hat mich immer machen lassen und mir das Gefühl gegeben, dass ich schon weiß, was gut und richtig ist. Und gleichzeitig hat sie alles im Blick gehabt und gehandelt- ohne, dass ich dies jedoch als Eingreifen wahrgenommen hätte. Mit der Geburt unseres 3. Kindes wurde somit – in vielerlei Hinsicht – ein großer Traum wahr #herzlich

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Vielen Dank für deinen Bericht und herzlichen Glückwunsch zur Geburt eures kleinen Sohnes :-). Ich bin schon voller Vorfreude auf die Geburt unserer Kleinen im Januar. Es ist meine erste Geburt und wir haben auch eine Hausgeburt geplant, inklusive einer Geburtsfotografin. Ich freue mich immer über neue Hausgeburtsberichte hier im Forum. LG :-)

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Dann drücke ich euch ganz fest die Daumen, dass alles so klappt, wie ihr euch das wünscht. Zu Hause ist wirklich nochmal eine ganz besondere Erfahrung! Mein Mann hätte so gerne - zumindest im Anschluss - Fotos gemacht; es war bloß viel zu dunkel ;-) Alles Gute!

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Vielen Dank :-).

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Herzlichen Glückwunsch!!!
Ich habe im Juli mein erstes Kind zuhause geboren und mir ging es genauso, ich brauchte die Dunkelheit, man fühlt sich dann irgendwie sicherer ;-)!

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Mir ist es doch nochmal wichtig zu schreiben, dass ich sehr dankbar bin, dass mir das Gebären - warum auch immer - keine weiteren Schwierigkeiten bereitet und ich somit eine solch traumhafte Geburt erleben durfte. Mir ist sehr wohl bewusst, dass viele Frauen um jeden Zentimeter kämpfen müssen - und ich ziehe meinen Hut davor!

Ich wusste, dass für MICH eine Geburt unter den Bedingungen fast schmerzfrei ablaufen kann. Ich möchte es nicht so darstellen, dass es den Anschein erweckt: Hausgeburt und passende Hebamme, dann läuft das alles... Ich hoffe einfach nur, meine Freude ein wenig teilen zu können und wünsche jeder Frau, dass sie den richtigen Weg für sie finden wird :-)