"Nee, der ist hier geboren!" - die Geschichte unserer Hausgeburt

Hallo liebe Gemeinde,

dieser Bericht ist für mich etwas ganz besonderes, da ich als ich den positiven SST in den Händen hielt noch nicht wusste, ob ich jemals die Geburt erleben würde - da die Schwangerschaft ungeplant kam (und wir uns zwar schnell DAFÜR entschieden haben) war es bei meiner Anmeldung hier noch nicht klar, welches Ende es nehmen würde. Inzwischen kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass ich jemals ohne dieses wunderschöne Baby gelebt habe.

Mein Geburtstermin war für den 3.8.2016 berechnet worden und meine Schwangerschaft verlief, bis auf einige Wehwehchen und extrem Müdigkeit am Anfang, ziemlich unspektakulär - mein Studium hat mich sehr eingenommen, zumal ich dort anfangs nicht verraten durfte dass ich schwanger war. Hochschwanger habe ich dann noch Prüfungen geschrieben.

Nachdem ich so richtig in der Schwangerschaft "angekommen" war habe ich mich relativ schnell sehr viel und differenziert informiert - Studien gelesen, Fachbücher herangeschleppt und dann zügig beschlossen die Hebammenvorsorge in Kombi mit Ultraschall beim Arzt zu wählen. Den Geburtsort wollte ich mich offen halten, prinzipiell war ich von Anfang an der Meinung dass ein physiologischer Vorgang nicht in ein Krankenhaus gehört - aber man weiß ja nie was kommt.
Nachdem ich mit Ach und Krach noch auf die Warteliste mein Wunschhebamme (mit außerklinischer Option) kam, ging die Schwangerschaft von da an einfach vorbei. Sehr schnell war es Juli, noch schneller Ende Juli. Und damit die Geburt...weiterhin hatte ich mir offen gehalt, wo mein Kind kommen sollte. Geplant war eine Hausgeburt, aber ich hatte und habe schon eine gewisse Demut vor der Geburt. Einen Plan hatte ich jedenfalls nicht. Nur eine Vorstellung und Wünsche.

Ich hatte schon einige Tage abends immer wieder Wehen gehabt, die am frühen Morgen wieder verschwanden. 4 Nächte lang bin ich durch die dunkle Wohnung gewandert, habe geduscht, einmal war ich sogar nachts um 1 noch um den Block mit unserem Hund spazieren weil mir dringend nach Frischluft war #hund.
Ich habe morgens dann immer lange im Bett gelegen und bin erst gegen Mittag aktiv geworden.

Am 5. Abend dann bekam ich wieder meine Wehen....unkoordiniert, ziehend und schon unangenehm - das Gleiche wie die letzten Tage. Aber nein. Um 21 Uhr waren die Wehen schlagartig weg, wir sind ins Bett gegangen und ich bin in einen sehr tiefen Schlaf gefallen.

Um 1:30 riss mich ein starker Schmerz im gesamten Bauch aus dem Schlaf, ich riss die Augen auf und wusste erst gar nicht, was los war, wo ich bin...doch dann wusste ich es, schlagartig: es geht los! (Dazu muss ich sagen, dass ich meine Hebamme gefühlte 100x gefragt habe wie ich merke dass es endlich "echte" Wehen sind und sie meinte immer ich würde es wissen . ja, man weiß es #schwitz).

Ich bin aufgestanden, hab meinem Freund aber gesagt er soll weiterschlafen. Mir war wirklich unwohl und ich mag es gar nicht, wenn ich dann "beobachtet" werde.

Ich bin ins Wohnzimmer, etwas zittrig, leichte Übelkeit und immer wieder (etwa alle 4 min) sehr starke Wehen - ein Schmerz wie ich ihn nicht kannte, schlimmer als erwartet wenn ich ehrlich bin, aber auch ertragbarer als erwartet (klingt komisch, war aber so!).
Weil mir wirklich übel war und das ja nicht hilfreich ist beim Arbeiten mit den Wehen habe ich eine Vomex eingenommen, die auch zügig half.

Ab da konnte ich endlich "Arbeiten"....ich machte mir Musik an, eine einzige Kerze (ich konnte kein Licht ertragen!!!! Wie hält man das im KH nur aus?!) und stand am Fenster und schaute in die Nacht. Eine warme Nacht, man, habe ich geschwitzt #schwitz.

Irgendwann konnte ich in den Wehen nicht mehr stehen, ich habe mich auf den Teppich gekniet und bin in der Wehe in den Vierfüßler.

Dieser ganze Zeitraum kam mir wahnsinnig lang vor, effektiv waren es nur 2,5 Stunden. Aber ich war so bei mir und gleichzeitig nicht bei mir. Ganz komische Sache, diese Geburtswehen.

Um etwa 4 steckte mein Freund den Kopf rein und war erschrocken, mich verschwitzt, im Dunkeln (ich hatte die Kerze ausgepustet, ich konnte wirklich kein Licht ertragen), bei aufgerissenen Fenstern auf dem Teppich vorzufinden #schein ich konnte ihn schnell beruhigen dass ich es genau SO brauchte und er eigentlich bitte gehen soll, ich würde ihn rufen wenn ich ihn brauche. Naja, war er nicht so begeistert, hat es aber gemacht (ich hab gemerkt dass er direkt hinter der Tür saß, war mir aber egal - ich wollte unbeobachtet sein, das war ein ganz tiefer Drang - ich bin eigentlich sonst sehr naturwissenschaftlich orientiert, null komma null esoterisch - aber ich wusste innerlich irgendwie was los ist und was ich brauche). Ach ja, mein Freund rief die Hebamme an, das hatte ich ihm gesagt. Und er solle ihr bitte einen Kaffee kochen ;-).

Um 5:20 war unsere Hebamme da. Sie kam ganz leise rein, ohne Licht zu machen, setzte sich etwas entfernt von mir auf den Boden. Etwa 10 min. später habe ich dann "Guten Morgen!" gesagt und wir haben beide gelacht :-).

Sie fragte ob sie mich untersuchen dürfe und das bejahte ich, legte mich seitlich auf den Teppich: 7cm!! Wahnsinn!! Damit hatte ich nicht gerechnet!!!
Die Herztöne waren gut und dann dröppelte die Zeit so vor sich hin...ich vereinbare mit Hebamme und werdendem Papa dass sie "ihr Ding" machen und mich bitte nicht beglotzen #sorry - sie haben dann gefrühstückt, vorbereitet und ich bin um sie drumherum getigert.

Es war hell geworden, aber das war jetzt okay. Ich konnte mich besser darauf einlassen, dass ich jetzt gebären würde.

Um 7 Uhr spürte ich in der Wehe erstmals einen starken Druck nach unten, die Herztöne waren weiter gut - ich ging auf Toilette, kniete zwischendurch (unserem Hund war nicht ganz klar was das sollte, er stupste mich immer wieder an, wollte gestreichelt werden...hihi).

Um kurz vor 8 konnte ich dem Drang nicht mehr nachgeben, ich schob in der Wehe nach Gefühl mit. Ich kauerte neben dem Sofa, mein Freund und die Hebamme breiteten das Geburtslaken und Mollies aus....die Fruchtblase platzte und dann ging es ganz schnell. Innerhalb weniger Wehen spürte ich den Kopf zwischen meinen Beinen, ein ziemlich stechender Schmerz - ich änderte die Position mehrfach, ich hatte Angst vor dem letzten Stück - aber dann geschah es. In einem Schwung (ich hatte gedacht es käme immer erst der Kopf, dannd er Rest, war aber nicht so) kam unser Sohn aus mir heraus. Er brüllte sofort los, ballte seine kleinen Fäustchen und sah mich mit wütendem Blick an als wollte er sagen "hey, ist das hell und kalt hier"....ich nahm ihn zu mir und wir kuschelten erst einmal zu Dritt und ich stillte auch das erste Mal.
Gegen halb zehn kam die Plazenta dann, der Kleine wurde abgenabelt, gewogen, gemessen und die U1 gemacht (alles dran, 3710g/52 cm/35,5cm). Danach wurde mein kleiner Scheidenriss und ein mini Dammriss (eher Schürfung laut Hebamme) versorgt und mein Freund half anschließend mir in die Dusche - ich war reichlich wackelig, aber nach einem Kaffee noch am Sofa ging es. Danach kuschelte ich mich mit meinem Sohn ins Bett und unsere Hebamme fuhr nach Hause mit dem Versprechen abends nach uns zu sehen.

Der erste Tag verging wie im Flug, mein Freund hat aufgeräumt, den Hund ausgeführt und sonst lagen wir zu Dritt im Bett und haben es genossen.
Auch die weiteren Tage vergingen ruhig und friedlich.

Am vierten Tag ging ich das erste Mal raus und traf unseren Hausmeister der meinte "Ach, der kleine Mann und Sie sind schon zuhause, Glückwunsch" und ich darauf "Nee, der ist hier geboren!" :-D:-p;-)#herzlich

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Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt des kleinen! So eine Geburt ist so ein schönes Erlebnis, und ich denke erst recht, wenn man in einer vertrauten Umgebung ist! Ich wünsche euch eine ganz tolle Kennenlernzeit, genießt es, die Zeit geht viel zu schnell vorbei! :)

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Herzlichen Glückwunsch!

Was ein toller Geburtsbericht!

Mut zum eigenen Willen, daß finde ich so gut.

Ich wünsche euch eine schöne Zeit zu dritt!

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Ach, wie wunderschön!!!! #herzlich das klingt nach einem traumhaften Geburtserlebnis #verliebt
Herzlichen Glückwunsch und eine wunderbare Kennenlernzeit!!!

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Hallo!
Endlich lese ich mal von einer FRau, die ähnliche Vorstellungen von Geburt hat. Ich habe auch 3 von 4 Kindern ZUhause alleine bekommen. Meine Hebi hat mich auch komplett in Ruhe "machen" lassen und nur wenn ich es wollte geholfen.

Eine Hausgeburt ist nicht zu vergleichen mit einer Kh Geburt, dabei geht es nicht darum, dass man ZUhause nur "leichte" Geburten hat. Ich hatte 2 schwere Geburten mit einigen Hindernissen Zuhause, diese Geburten im Kh wären die Hölle für mich gewesen. Ich bin immer noch extrem dankbar, dass mir meine Hebamme 3 Geburten ZUhause ermöglicht hat. Bei der 1. Geburt hatte ich leider keine Hausgeburtshebamme und mußte ambulant ins Kh.

Alles Gute, Sportskanone

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Hi!
Ja, irgendwie haben viele die Vorstellung dass es im KH sicherer ist - da spricht die Studienlage total dagegen. Und unter den Wehen hätte ich mir nicht mehr vorstellen können den Ort zu wechseln, das hätte mich total rausgebracht und allein die Vorstellung dass im KH dann ständig ohne zu fragen die Tür aufgerissen wird oder man nicht weiß wo man sich schnell ein Wasser holen kann ohne zu fragen usw....nee, das hätte mich wahsninnig gestresst. Zudem bin ich angehende Tierärztin und wir haben eingetrichtert bekommen dass das WICHTIGSTE bei der Säugetiergeburt ist das Muttertier niemals zu stören, nur zu intervenieren wenn es sonst vital bedrohlich ist --> denn bei jedem Stress wird Cortisol aus der Nebenniere ausgeschüttet, welches der direkte Gegenspieler des Oxytocins ist. Allein dieses Wissen war für mich entscheidend, ich bin ja am Ende des Tages auch nur ein Säugetier ;).

Die Hebammensuche war bei mir aber auch alles andere als leicht! Ich habe es hier nur kurz angerissen, aber ich habe wirklich rumtelefoniert und war richtig frustriert weil es zwischenzeitlich so aussah dass ich keine Hebamme mehr finde. Wie kann das sein, dass man keine Hebamme findet? Das fand ich echt schlimm und das war mir vorher auch nicht klar.

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Ja, die Hebammen.

Ich habe dank, fast durch Zufall eine ältere sehr erfahrene traditionelle Hebamme gunden, irgendwie 30! Jahre Hausgeburtserfahrung.

Nach der Elternzeit habe ich auch mal überlegt Hebi zu werden, aber alleine die Vorstellung erstmal im Kh im Kreissaal arbeiten zu müssen (in der Ausbildung) hat mich abgeschreckt.

Meine 2. Geburt war ziemlich schwer. Ich hatte vorher eine Fehlgeburt und wurde genäht am Muttermund.Hat aber niemand im Kh gesagt, dass das solche Probleme bei der nächsten Entbindung machen kann
. Kurz gesagt hatte ich Horrorwehen (war 2 Wochen über Termin)grünes Fruchtwasser und Muttermund ging null auf. Letztendlich habe ich es aber mit viel Zeit und Bewegung und Ruhe meiner Hebi geschaft. Laut Hebi war es eine sehr schwere Geburt im Kh mit Kaiserschnitt. Geburt 4 hatte ich einen Blasensprung ohne Wehen und 24 Stunden danach auch noch keine. Hebi hat mich laufen und rennen lassen und letztendlich ist der Muttermund ohne Wehen aufgegangen und ich habe gepresst, was das Zeug hält...
3. Geburt auch vorzeitiger Blasensprung und gelbes Fruchtwasser. Im Kh hätten sie ziemlich Streß gemacht, so war es die einfachste aller 4 Geburten.

Lg

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Glückwunsch und wirklich toller Bericht!
Ich habe die ersten beiden Kinder im KH bekommen und auch das dritte wird dort kommen. Es muss für mich eine Intensiv vor Ort sein, da ich eine Hochrisikopatientin bin.
Bei der ersten Geburt ertrug ich auch kein Licht. Die Rollos waren geschlossen und das Licht aus. Das war gar kein Thema. :-)
Ich wünsche euch alles Gute

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Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Geburt! So sollte es auch sein. Und ja, wir sind letztendlich auch nur Säugetiere. Kein Grund also, die Geburt zu etwas Klinischem zu machen :-)

Mir persönlich wäre es Zuhause ab einem bestimmten Zeitpunkt zu ungemütlich geworden. Und unangenehm, da die Wände dünn sind und meine Nachbarn das Ganze nicht unbedingt mitkriegen müssen :-D

Unsere Alternative zur Hausgeburt war das Geburtshaus. War auch super angenehm von der Atmosphäre her. Konnte dort auch machen, wie ich wollte. Echt klasse!

Finde es schade, dass die meisten Frauen heutzutage im KH ihre Kinder kriegen, weil sie fälschlicherweise denken, es sei sicherer. Wobei es natürlich immer eine Frage der Definition von sicher ist. Für die einen bedeutet sicher, dass ein Arzt vor Ort sein sollte, für die anderen, dass sie möglichst allein und selbstbestimmt gebären können.

Nochmal herzlichen Glückwunsch! Immer schön, solche Geburtsberichte zu lesen :-)

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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines/ eures Kleinen und auch dazu, dass du so eine tolle Geburt hattest :-D.
Es klingt einfach sooo wunderbar und ist genau das, was ich mir auch erhoffe. Allerdings habe ich bis zu meiner geplanten Hausgeburt noch bis Januar Zeit.

Alles Liebe und eine schöne Zeit zusammen.
Yvonne mit Babymädchen (20+0)

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herzlichen Glückwunsch,

hausgeburten find ich klasse. das jetzige Kind wird auch wieder zu Hause kommen.....

und super das du die Prüfungen noch gemacht hast Hut ab...

andrea