Traumgeburt im Geburtshaus

Am 30.12.2015 waren wir über Mittag noch ein letztes Mal zusammen mit unserer 2-jährigen Tochter und meiner Schwester auf dem Weihnachtsmarkt und haben Backfisch gegessen und Kinderpunsch getrunken. Es war ein sehr schöner Ausflug. Danach waren meine kleine Tochter und ich aber sehr müde. Wir legten uns zusammen ins Bett. Mein Mann wollte noch ein paar Besorgungen machen. Meine Tochter war gerade eingeschlafen und ich auch am wegschlummern, als es plötzlich nass zwischen meinen Beinen wurde. Zuerst war ich etwas verdutzt… dann wurde mir klar, dass das wohl Fruchtwasser sein musste. Menno… ich war doch so müde und wollte schlafen. Ich sprang also auf und lief schnell ins Badezimmer. Den PH-Wert-Test aus dem Schrank gerissen und ab aufs Klo. Derweil wurde es immer nasser in meiner Hose. Den Test hätte ich eigentlich nicht mehr gebraucht, da Aussehen und Menge eindeutig auf einen Blasensprung hindeuteten. Der Test bestätigte den Fruchtwasserabgang aber auch nochmals. Da saß ich nun auf der Toilette und wusste nicht, was ich nun als erstes tun sollte. Erstmal sammeln. Wie spät ist es eigentlich? 14 Uhr. Dass das Kind eher kommen würde war mir klar. Ich hatte das irgendwie im Gefühl. Allerdungs hatte ich damit im Jahr 2015 nicht mehr gerechnet. Es waren ja auch nur noch die zwei Tage im Jahr 2015 übrig und der eigentliche Entbindungstermin erst am 15.01.2016. Eine Woche später der Geburtsbeginn… gut… aber jetzt… ich war noch nicht bereit. Wir wollten doch noch die letzten Sachen für das Baby vorbereiten und den Weihnachtskram abschmücken. Das sollte am Wochenende geschehen. Bei meiner ersten Tochter ging die Geburt mit Wehen los. Damit hatte ich diesmal auch wieder gerechnet und nicht mit einem Blasensprung. Half ja alles nichts. Also stopfte ich schnell eine Binde zwischen die Beine und rannte nach unten zum Mutterpass und Handy. Als erstes rief ich meinen Mann an: „Schatz, meine Fruchtblase ist gerade geplatzt. Komm schnell wieder nach Hause.“ Mein Mann war offensichtlich auch etwas verdutzt. So deutete 10 Minuten vorher ja noch nichts auf die baldige Geburt hin. Danach wählte ich die Bereitschaftsnummer des Geburtshauses. „Ich hatte gerade eben einen Blasensprung.“ Die Hebamme war auch etwas überrascht, so schnell wieder von mir zu hören. Ein Tag zuvor deutete bei der Vorsorge noch nichts auf die Geburt hin. Sie fragte mich ein paar Dinge und erläuterte mir das weitere Vorgehen. Wehen hatte ich noch keine. Wir haben uns dann gegen 18 Uhr im Geburtshaus verabredet um nach dem Baby zu schauen und das weitere Vorgehen zu besprechen, für den Fall, dass bis dahin keine Wehen in Sicht seien. Kurz nach dem Anruf war dann auch mein Mann wieder da.
An Schlafen war jetzt leider nicht mehr zu denken. Wir informierten die engste Familie und vor allem meine Schwester, die unsere große Tochter während der Geburt betreuen sollte. Sie war ja erst gerade wieder nach unserem gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch nach Hause gefahren. Eine Stunde später war sie dann auch schon mit gepacktem Rucksack da. Vermutlich würde die Geburt über die Nacht gehen und sie war bereit die Nachtschicht bei uns Zuhause zu übernehmen. Mein Mann erledigte im Eiltempo die letzten Babyvorbereitungen. Ich packte meine Tasche fertig.

Und dann… tat sich erstmal gar nichts. Mein Mann und ich hüpften nochmal unter die Dusche. Wer weiß, wann es richtig losgeht. Dann war es auch schon Zeit für den Termin im Geburtshaus bei Sabine. Dem Baby ging es prima. Der Muttermund war leicht geöffnet und ich verlor eindeutig Fruchtwasser. Wehen waren noch keine nennenswerten zu vermelden. Der Blasensprung war nun 4 Stunden her. Die Hebamme schlug vor die Geburt sanft anzutreiben. Dazu gab sie uns Kapseln mit Rizinusöl. Die sollte ich Zuhause nehmen.

Wieder Zuhause nahm ich die Kapseln. Meine Mutter verordnete mir zudem noch wehenfördernde homöopathische Mittel. Wir brachten unsere Tochter ins Bett und ich legte mich auch hin und versuchte nochmal zu schlafen. Was allerdings aufgrund der Aufregung und der Tatsache, dass unsere zweite Tochter innerhalb des nächsten Tages wohl auf die Welt kommen würde schwierig war. Ich legte mich trotzdem hin und schloss die Augen um Kraft für die Geburt zu tanken und mich von meiner Schwangerschaft zu verabschieden.

Allmählich merkte ich die ersten richtigen Wehen. Sie waren aber noch unregelmäßig und sehr gut im Liegen auszuhalten. Ich habe mir erstmal eine Wehen-App auf mein Handy geladen. Das war einfacher, als sich die Abstände und Dauer der Wehen selbst zu merken. Gegen 21:30 Uhr rief ich die Hebamme an, dass die Wehen langsam in Fahrt kämen. Die zweite Hälfte der Rinzinuskapseln sollte ich daher nicht mehr nehmen. Dann hieß es weiter abwarten und vor mich „hinwehen“. Den Abstand und die Länge der Wehen habe ich weiter mit der Wehen-App gemessen. Mein Mann hat mit unserer Tochter im Schlafzimmer geschlafen. Meine Schwester und ich harrten der Dinge im Wohnzimmer aus. Allmählich wurden die Wehenabstände kürzer und ich musste die Wehen richtig veratmen. An Liegen war nicht mehr zu denken. Gegen 23:30 Uhr war der Zeitpunkt gekommen. Die Wehen waren so stark und die Abstände so kurz, dass mir Zuhause nicht mehr wohl war. Ich weckte meinen Mann und rief im Geburtshaus an, dass wir uns jetzt auf den Weg machen würden.

Erfreulicherweise blieb ich während der halbstündigen Autofahrt ins Geburtshaus von schlimmen Wehen verschont. Guter Dinge stieg ich aus dem Auto aus und bekam direkt die nächste Wehe, die ich an das Auto gelehnt veratmen musste. Dann gingen wir ins Geburtshaus. Und es folgte die nächste Wehe. Die Hebamme fragte wie es mir ginge und guckte nach dem Muttermund. Der war bei 4 cm. Das Köpfchen auch noch recht weit oben. Die Wehen waren stark aber noch gut auszuhalten, indem ich mich auf dem Wickeltisch abstütze und ruhig ein und ausatmete.

Recht schnell wurden nun aber die Abstände zwischen den Wehen kürzer, die Wehen immer stärker und zogen ganz furchtbar in den Rücken. Zum Glück massierte mein Mann meinen Rücken, so dass die Schmerzen deutlich besser zu ertragen waren. Zudem musste ich mich zweimal übergeben. Damit hatte ich schon gerechnet. Musste ich unter der ersten Geburt auch mehrfach. Irgendwann drängte sich bei mir der Gedanke auf: „Wo ist doch gleich das nächste Krankenhaus? Ich will eine PDA! Jetzt gleich!“ Da war mir klar, dass ich in den letzten Zügen der Geburt liege bzw. stehe und bald die Presswehen kommen würden. Für eine PDA wäre es jetzt eh zu spät. Die Hebamme meinte, ich solle auf mein Gefühl hören. Wenn mir danach sei, solle ich ruhig leicht mitschieben. Das machte ich dann auch. Ich merkte, wie das Kind langsam nach unten wanderte.

Kurz darauf hatte ich das dringende Bedürfnis richtig zu pressen. Die Hebamme breitete auf dem Boden ein kleines Tücherlager aus. Ich zog meine Hose aus und kniete mich vor das Bett. Ich hielt mich an meinem Mann fest, damit ich Kraft zum Drücken hatte. Dann fing ich an zu pressen. Langsam Stück für Stück wurde der Kopf geboren und plötzlich war das ganze Kindchen da. Ich guckte nach unten und da lag der Winzling. So klein und ganz voll mit Käseschmiere. Ich nahm meine kleine Tochter sofort hoch. Dann legten wir uns ins Bett mit der Kleinen auf meiner Brust. Etwas später wurde dann auch die Plazenta geboren.

Geburtsverletzungen hatte ich im Prinzip keine. Nur leichte Abschürfungen und diese taten bereits am nächsten Tag nicht mehr weh. Mir ging es insgesamt prima. Auch der Kreislauf war kein Problem. Wir kuschelten noch zu dritt eine Weile. Dann brachten uns die Hebammen noch Hühnersuppe und Brote. Als wir mit dem Essen fertig waren, zogen mein Mann und eine Hebamme die Kleine an und machten die U1. Vorher haben alle Schätzungen zum Gewicht abgegeben. Unsere Süße hatte ein Gewicht von 2420 g, war 48 cm groß und hatte einen Kopfumfang von 34 cm. Also eine kleine Maus. Aber wieder bestätigte sich: Sie ist top fit. Sie wurde übrigens zwölf Stunden nach dem Blasensprung und anderthalb Stunden nach der Ankunft im Geburtshaus geboren.

Ich ging mit der Hebamme ins Badezimmer zum duschen. Das klappte ganz gut und tat auch gut. Hilfe benötigte ich im Prinzip keine. Ich hatte keinerlei Schmerzen und fühlte mich zu 100 % fit. Spontan hätte ich noch so eine Geburt hinlegen können. Drei Stunden nach der Geburt ging es dann zu dritt und sehr glücklich nach Hause. Dort erwartete uns schon meine Schwester, die den neuen Erdenbürger begrüßen wollte. Die große Schwester hat ihr Geschwisterchen am nächsten Morgen kennenlernen dürfen. Da haben wir dann das erste Mal zu viert im Bett gekuschelt.

1

Ein toller Bericht! Alles Gute für euch :-D!

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Wow sehr schön! Herzlichen Glückwunsch! Alles Liebe :)

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Ganz toller Bericht! Herzlichen Glückwunsch zu eurer kleinen Maus!

4

Vielen Dank. Die Geburt war aber auch einfach nur ein tolles Erlebnis.

Meine erste Tochter habe ich spontan im Krankenhaus entbunden. Die Geburt war sehr fremdbestimmt und gar nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Mit der zweiten Geburt bin ich nun total glücklich. So könnte ich noch ein paar Kinder entbinden. Mehr als zwei wollen wir aber eigentlich nicht.

Genauso entspannt wie die Geburt war, ist jetzt übrigens auch das Kind. Wir sind einfach nur glücklich und so verliebt.