Horrorgeburt, die ein böses Ende hätte nehmen können...

Ich habe lange überlegt, ob ich meinen Geburtsbericht hier veröffentliche oder nicht. Da es für mich aber wahrscheinlich gut ist und ich es so auch verarbeiten kann, werde ich meine Geburt mal niederschreiben.

Kurze Vorgeschichte:

Eigentlich wollten wir keine Kinder, haben uns dann aber nach reiflicher Überlegung und auf meinen Wunsch hin doch für zumindest (erstmal) ein Kind entschieden. Letztes Jahr wurde also die Verhütung abgesetzt und nach 4 Zyklen hat es gefruchtet. Am Valentinstag durfte ich dann positiv testen :-)

Ich hatte eine traumhafte Schwangerschaft, wenig Übelkeit, kein Erbrechen, am Anfang mit empfindlicher Nase und Appetitlosigkeit eher zu kämpfen. Es war immer alles in Ordnung gewesen, bereits in der 13. Woche habe ich durch Zufall mein Kleines schon spüren dürfen und ab der 16. Woche dann sogar regelmäßig. Es war einfach schön. Gegen Ende wurde es allerdings sehr beschwerlich. Die Symphyse machte mir zu schaffen, ich konnte zeitweise nicht mehr richtig laufen.

Errechneter Termin war der 22.10.2015. Jeder im Umfeld sagte, dass mein Sohn früher kommen wird, meine Hebamme, meine Verwandten, mein Mann, meine Osteopathin usw. Dementsprechend war ich ab Anfang Oktober schon ziemlich aufgeregt und habe auf jedes Ziepen und Zwicken geachtet.

Bereits Ende September bin ich schon mit einem extrem weichen Muttermund und einem verkürzten Gebärmutterhals rumgelaufen, sodass auch ich dachte, der kommt früher.

Aber Pustekuchen bis zum 22.10. war ich 3x mit Fehlalarm im Krankenhaus gewesen. Jedesmal waren für mich Wehen spürbar, aber auf dem CTG nicht sichtbar gewesen. Am 30.10. stand mal wieder eine Vorsorge im Krankenhaus an und per Ultraschall wurde mein Kleiner auf 4.300 Gramm geschätzt. Direkt wurde ich auf die Schulterdystokie hingeweisen und darüber aufgeklärt. Allerdings hat man mir immer noch dazu geraten zu warten und ihm die Möglichkeit geben sich selbst auf den Weg zu machen.

Nach einem tränenreichen Tag und einer unruhigen Nacht sind wir am nächsten Tag mit der Bitte um Einleitung wieder ins Krankenhaus gefahren. Der Befund war wie immer unverändert: Gebärmutterhals auf 1,5 cm verkürzt und Mumu fingerdurchlässig. Da ich erst Nachmittags im Krankenhaus ankam, hat man die Einleitung für Sonntag, den 01.11. angesetzt. Dazu kam es jedoch gar nicht mehr, denn eine liebe Hebamme hat noch eine Eipollösung vorgenommen und ihn so tatsächlich rausgelockt. Bereits in der Nacht fingen leichte Wehen im Abstand von 6-8 Minuten an, trotzdem konnte ich noch relativ gut schlafen. Auch verlor ich endlich meinen Schleimpfropf mit ordentlicher Zeichnungsblutung. Das war aber alles vollkommen normal laut den Hebammen.

Am nächsten Tag, Sonntag 1.11 (der Geburtstag meines Vaters) gegen 6.30 Uhr gingen die Wehen dann richtig los. Und ja man merkt es, wenn es richtig los geht. Es ist ein Schmerz, der einen in die Knie zwingt und man einfach nur Sterben möchte. Ich hatte eine super liebe Hebamme, die ihren ersten Tag im Krankenhaus hatte. Sie war einfach nur Zucker zu mir gewesen. Gegen halb 10 wollte ich in die Wanne. War das herrlich angenehm gewesen. Dort habe ich 1 1/2 Stunden verbracht, aber irgendwann musste ich halt auch mal wieder raus.

Ich wurde gegen 12 Uhr untersucht und der Befund war schockierend. Gerade mal 1 cm und ich war schon am Ende meiner Kräfte. Trotz Geburtsvorbereitungskurs konnte ich mit den Wehen in keinster Weise umgehen. So beschlossen wir bei diesem Befund schon eine PDA zu legen. Das war die beste Entscheidung meines Lebens gewesen...zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Nachdem die PDA gelegt war, war alles viel angenehmer gewesen. Ich konnte entspannen und sogar nochmal zeitweise schlafen. Nach 2 Stunden war der Befund 2-3 cm, weitere 2 Stunden später 4-5 cm. Zwischendurch kam ein Wehentropf hinzu, um die Geburt voranzubringen. Immer wieder wurde ich untersucht und bei einer Untersuchung wurde eine unerklärliche Blutung festgestellt. Man hat einen Test gemacht und mir die Öffnung der Fruchtblase nahe gelegt. Gegen 18 Uhr war der Befund 7-8 cm und die Fruchtblase wurde dann gesprengt. Zwischendurch bekam ich immer wieder Katheter gelegt, weil ich durch die PDA nicht auf Toilette durfte. Nach der Sprengung der Fruchtblase war der Druck zwar größer, aber weiter auszuhalten.

Aber es kam dann irgendwann, wie es kommen musste, die PDA hörte auf zu wirken bzw. zog Luft und hörte dadurch auf zu wirken. Ich bekam die Wehen mit voller Wucht zu spüren. Es war die Hölle. Am Anfang waren noch Pausen dazwischen, schnell verschwanden aber diese Pausen und es begann die schlimmste Zeit überhaupt. Der Wehensturm. Ich hatte viel davon gehört und nie gedacht, dass es mich treffen würde. Unter dem Wehensturm habe ich mich 3 mal übergeben müssen (hatte das zuvor seit 17 Jahren nicht mehr getan) und zum Entsetzen aller Beteiligten ging mein Muttermund wieder zu, war nur noch bei 6-7 cm gewesen. Die Ärztin kam hinzu und klärte mich über einen Kaiserschnitt auf. Empfahl aber gleichzeitig die PDA nochmal aufzuspritzen und den Wehentropf nochmal anzuhängen. Dem stimmte ich erstmal zu, da ich davon ausging, dass dann endlich das Ende in Sicht ist und ich meinen Sohn bald im Arm halten würde. Das spielte sich alles gegen 22:30 Uhr zu.

Aber weit gefehlt, die PDA wirkte einfach nicht mehr und es wurde immer schlimmer. Jegliches Veratmen war nicht mehr möglich und ich habe vor Schmerzen einfach nur noch geschrien, gewimmert und wahrscheinlich auch geweint. Irgendwann bettelte ich meinen Mann an die Ärztin zu holen und bettelte wiederum diese dann an einen Kaiserschnitt durchzuführen. Ich war am Ende meiner Kräfte. Wirklich am Ende meiner Kräfte. So wurde ich innerhalb kürzester Zeit für den Kaiserschnitt vorbereitet und in den OP gefahren. Es war allerdings bis dahin der absolute Horror unter dem Wehensturm vom Kreissaalbett ins fahrbare Bett zu rutschen und vom fahrbaren Bett auf den OP Tisch. Die PDA wurde abermals aufgespritzt und wirkte endlich Gott sei es gedankt. Durch die extrem lange Anstrengung allerdings zitterte ich unkontrolliert und dem war mit Medikamenten einfach nicht beizukommen. Als die PDA endlich wirkte und ich keine Schmerzen mehr verspürte fragte ich in die Runde wieviel Uhr es denn sei. Die Antwort: 0:02. Und ich so: Juchu dann hat mein Sohn nicht mehr mit meinem Vater Geburtstag (das wollten wir nämlich überhaupt nicht), sondern mti Andreas Bourani (toller Typ und tolle Musik). Das gesamte Team lachte. Es war eine ausgelassene Stimmung gewesen. Ärzte, Anästhetisten und Hebammen erklärten mir zu jeder Zeit, was gerade gemacht wurde.

Mein Mann kam dann natürlich auch noch zu mir und streichelte meinen Arm, sprach mir gut zu. Dann begann der Kaiserschnitt. Das Ruckeln und Drücken war sehr, sehr unangenehm gewesen. Wirklich nicht schön. Aber zum Glück absolut auszuhalten. Dann war der Moment da, ich wurde schlagartig ganz leicht und hörte einen Aufschrei meines Sohnes. Dann kam allerdings nichts mehr und der Horror ging weiter. Er wurde mir kurz gezeigt und dann nach nebenan getragen. Er war blassbläulich gewesen und musste 5 x bebeutelt werden. Das war dem Anästhetisten zuviel und entschied, dass er lieber in die Kinderklinik verlegt werden sollte. Ich war am Boden zerstört, da ich doch besonderen Wert auf das Bonding gelegt habe und ihn direkt stillen wollte. Aber die Gesundheit meines Sohnes war mir natürlich wichtiger.

So wurde ich zugenäht und habe ihn im Gang nochmal im Inkubator kurz gesehen. Ich wurde wieder in den Kreissaal zum Ruhen geschoben und mein Sohn in die Kinderklinik verlegt. Erst nach 30 Stunden habe ich ihn das erste Mal in die Arme schließen können, ein absoluter Horror für jede frischgebackene Mama.

Insgesamt blieb ich 4 Tage im Krankenhaus und mein Sohn wegen einer Infektion und B Streptokokken 8 Tage in der Kinderklinik.

Mittlerweile ist mein kleiner Mann 3 Wochen alt und hat bis eben auf der Couch friedlich geschlafen. Uns geht es mittlerweile gut und nach intensivem Bonding zu Hause klappt auch mittlerweile das Stillen.

Im Nachhinein habe ich erfahren, dass mein Sohn sich nicht richtig ins Becken gedreht hat, die Nabelschnur um den Hals gewickelt war und diese sogar am Rücken entlang verlief. Meine Gebärmutter war durch die vielen Wehen am Ende auch nur noch hauchdünn. Hätten wir nur eine halbe Stunde länger gewartet, wäre die Gebärmutter wahrscheinlich gerissen und ich verblutet. Schreckliche Vorstellung.

Besonders schlimm für mich ist, dass ich bereits 4 Tage nach ET das Gefühl hatte, dass wir es auf normalem Wege nicht schaffen werden und ein Kaiserschnitt sinnvoller wäre. Hätte ich bloß auf mein Bauchgefühl gehört zu diesem Zeitpunkt :-(

Im Endeffekt ist zum Glück alles gut gegangen und nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft alles, so wie es laufen soll.

Hier zum Schluss noch die Daten:

Kornelius Manuel
Geboren: 02.11.2015 um 00:09 Uhr
Gewicht: 3.690 Gramm
Größe: 55 cm (ich bin nur 1,59 m)
Kopfumfang 35 cm.

Vielen Dank fürs Lesen, wer es bis hierhin geschafft hat und bitte entschuldigt den Wirrwarr und die Rechtschreibfehler.

LG Gluehwuermchen612 mit Kornelius 23 Tage alt.

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Da hast du was durchgemacht. Ich wünsche dir von Herzen alles gute und eine schöne Zeit mit dem Knirps.

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Erst mal herzlichen Glückwunsch zu deinem Wunder!

Wahnsinn was du durch machen mußte's.. Das eigne Bauchgefühl ist meinst noch das beste!
Kann dir aber berichten das dass wahnsinnige zittern bei einem Kaiserschnitt völlig normal ist! So erging es mir auch obwohl ich einen geplanten Traum Kaiserschnitt hatte.. Das hat auch noch nach einer Stunde im kreissal nicht aufgehört das war so ansträngend -.-

Ich wünsche euch alles gute!

Liebe Grüße

Kimkas

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Herzlichen Glückwunsch zur Geburt,

Ich kann gut nachvollziehen wie du dich fühlst,

mir erging es fast genauso.
Unser Sohn kam auch nicht ins Becken , hatte die Nabelschnur 3 mal um den Hals und sich so ,,erhangen " .
Der Kaiserschnitt hätte keine Minute später sein dürfen , wir haben Stunden warten müssen bis die Kinderärztin kam und mit uns sprach, zwischendurch kam nur eine Hebamme und sagte uns daß " er lebt ".....es War der Horror

Ich habe sich immer gesagt , ab Entbindungstermin, dass etwas nicht stimmt und er nicht normal kommen wird , ich glaube man spürt es...

Alles Gute für euch und geniss die Babyzeit

Lg