Was lange währt ist immer noch nicht gut...

Hallo,

nach 4 Monaten hab ich mich endlich mal dazu durchgerungen, einen Geburtsbericht zu schreiben. Auch, wenn ich immernoch Alpträume habe...

Los gings ET -8. Es war ein Sonntag, ca. 19.30 Uhr. Ich hatte grade am Telefon noch gewitzelt, dass ich sicher noch ewig schwanger sein werde, da sich der Kopf immer noch nicht ins Becken gesenkt hatte. Dann bin ich zum Sofa, hab den Fernseher angemacht und - bin ausgelaufen. Eigentlich wußte ich sofort, was los ist, bin dann aber zur Toilette um nachzuschauen, was da tröpfelt. Ich hab gleich mal das Telefon mitgenommen, da ich allein zuhause war. Es tröpfelte so rosa vor sich hin. Glasklar, das war kein Urin! Ich hab mich gefreut, jetzt würde es nicht mehr lange dauern!

Aufgeregt habe ich versucht, meinen Mann zu erreichen, der nur ein paar Häuser weiter bei den Maltesern mit ein paar Malteserkollegen den Rosenmontagseinsatz plante. Er ging nicht ran. OK, war ja nicht weiter schlimm. Ich hab einfach den nächsten Malteser, der bei dem Treffen war, angerufen. Der ging auch nicht ran. Also der Übernächste... Kein Erfolg. Ich saß immer noch auf dem Klo. Die Telefonnumer der Malteserunterkunft kannte ich leider nicht. Also - 19222 - ich hab die Rettungsleitstelle angerufen, damit sie mir die Telefonnummer der Malteser geben. Die haben mich gleich verbunden. Das war ja einfach!

Irgendwer hat meinen Mann dann ans Telefon geholt, der inzwischen auf Grund meines telefonischen Rundumschlags auch schon kapiert hatte, dass ich ihn gerne sprechen möchte. Ich hab gesagt, komm heim, wir müssen ins Krankenhaus. Er kam dann auch sofort. Wärend ich noch auf dem Klo saß, hab ich schon mal im KH angerufen und uns angemeldet.

Wir sind dann ins nahgelegene Krankenhaus gefahren. Und ich hab weiter vor mich hin getröpfelt. Die ganze Zeit dachte ich:"Mist, ich wollte doch noch duschen..."

Im Krankenhaus hat mich erst eine Hebamme untersucht, dann noch ein Arzt. Alles ok, Fruchtblase kaputt, dem Kind gehts gut, keine Wehen. Wir haben das weitere Vorgehen besprochen. Am nächsten Morgen sollte es losgehen. Dann sollte die Geburt eingeleitet werden. Außerdem sollte ich wegen der geplatzten Fruchtblase Antibiotika bekommen. War mir in dem Moment egal, ich wollte duschen...

Das hab ich dann auch getan. das tat gut! danach hab ich meinen Kreissaal bezogen. Da sollte ich die Nacht verbringen. Mein Mann ist heim und ich habe versucht, auf einer furchtbar durchgelegenen Matratze zu schlafen. Gut hab ich nicht geschlafen. Zumal ständig irgendwer rein kam und was wollte (CTG, Fieber messen...).

Am nächsten morgen wurde nochmal ein CTG geschrieben. Wenn keine Wehen zu sehen wären, sollte per Tablette eingeleitet werden. Dummerweise bin ich wohl mit dem Arm auf den Druckaufnehmer geraten. Das sah dann aus wie eine große Wehe. Also keine Tablette, weiter warten. Nach 3 Stunden wurde das nächste CTG geschreiben. Keine Wehe weit und breit. Ich hab auch die Arme weit weg von jeglichen Druckaufnehmern gehalten. Also bekam ich eine viertel Tablette. Dann hieß es warten. Und warten. Und warten. Zwischendurch hat es eine Hebamme noch mit Wehenfördernder Akupunktur versucht. Hat auch nichts genutzt. Irgendwann am Nachmittag durfte ich dann ein halbe Tablette nehmen. Und weiter warten. Da der Kreissal gebraucht wurde, musste ich in einen anderen umziehen. Der wurde dann auch gebraucht und ich durfte ins Wehenzimmer. Cool, Nachttischlampe, eigenes Bad...

So gegen 23 Uhr (ET -7) hab ich dann die ersten Wehen gespürt bzw. man hat sie im CTG gesehen. Ganz vereinzelt und unregelmäßig. Nach Aussage der Hebamme würden die nichts bringen... Meinen Mann hab ich nochmal heim geschickt. So gegen 24 Uhr wurden die Wehen schlimmer. Aber regelmäßig waren sie immer noch nicht. Ich bat die Hebamme, meinen Mann wieder anzurufen. dann hat sie mich nochmal untersucht...

Mein Mann kam grade an, als ich wieder in den Kreissaal gebracht wurde. Die unregelmäßigen, unwirksamen Wehen hatten den Muttermund schon auf 4cm geöffnet. Es tat inzwischen schon ganz schön weh. Aus den unregelmäßigen Schmerzen waren inzwischen Dauerschmerzen geworden...

Das Angebot einer Schmerzspritze habe ich dankbar angenommen, da "Veratmen" ein Fremdwort war. Leider führt das auch dazu, dass meine Erinnerungen ab hier etwas vernebelt sind.

Also, jetzt wurde es richtig ernst. Irgendwie wollte der Kopf aber immer noch nicht ins Becken rutschen... Deswegen sollte ich mich zwischen den Wehen immer von rechts nach links drehen. Das ist sehr schwierig, wenn man nicht weiß, wann eine Wehe aufhört und die nächste anfängt... Irgendwann habe ich regelrecht gebettelt, endlich mitpressen zu dürfen. Die Ärztin sagt, ich dürfe dem Druck "etwas nachgeben". Das war enorm erleichternd. Leider lag der Kopf immernoch recht hoch. Ich wurde aufs Klo geschickt, damit die (Urin-)Blase leer wird. Da kam aber nix. Also wurde versucht, mittels eines Katheters den Urin abzulassen. Da kam aber auch nichts. Wo nichts ist kann auch nichts ausgeleert werden...

Endlich war der Muttermund ganz auf. Ich kann nicht sagen, wieviel Uhr es war. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Endlich, jetzt konnte es nicht mehr lange dauern. Die Hebamme leitete mich an, die Ärztin kontrollierte den "Erfolg". Nach dem ersten Pressen drehten sie den Wehentropf höher, da das Pressen gar keinen Erfolg hatte. Nach dem 2. Pressen stand fest, der Kopf rührts sich keinen Milimeter vom Fleck.

Als die Ärztin sagt, dass da wohl ein Kaiserschnitt gemacht werden müsse, bin ich noch ruhig geblieben. Der Wehentrof wurde abgestellt und statt dessen ein Wehenhemmer gespritzt. Der Anästhesit kam. Oje, den kannte ich. Der arbeitete mit unserer Arbeitsgruppe zusammen (ich arbeite in der Uniklinik). Naja, macht nichts. Ist ein ganz netter.

Die Einwilligung für eine Spinalanästhesie hatte ich ja schon unterschrieben. Ich bin dann in den OP gelaufen. Dort mußte ich mich auf den Tisch setzen und einen runden Rücken machen. Gar nicht so einfach, wenn man Wehen hat und einen kleinen Mann im Bauch...

Die Ärzte fingen an, in meinem Rücken rumzustochern. Erst der Assistenzarzt, dann die Oberäztin, dann ein dritte Ärztin, die noch gerufen wurde. Leider hat keiner den Katheter rein bekommen...

Ich war ja immernoch recht benebelt, aber als das Wort "Vollnarkose" viel, war ich mit einem Schlag hell wach! Ich musste mich auf den Rücken legen, mein einer Arm wurde festgeschnallt und ich bekam ANGST. Dann drückte man mir eine Maske aufs Gesicht, aus der eigentlich Sauerstoff kommen sollte. Leider war der wohl noch nich aufgedreht. Da kam nichts raus. Ich konnte nicht atmen. Da wurde aus der Angst PANIK. Ich riss die Hand weg, die die Maske auf mein Gesicht drückte und schrie: "Da kommt nichts raus, ich bekomme keine Luft". Dann fing ich vor Angst an zu heulen.

Dann wirkte wohl die Narkose. Jedenfalls ist das nächste, woran ich mich erinnern kann, dass mich zwei nette Schwestern auf der Wachstation gewaschen haben. Dann brachte mir jemand, keine Ahnung wer, vielleicht mein Mann, ein Foto von meinem Sohn und sagt mir, dass es ihm gut geht. Mit dem Foto im Arm bin ich erstmal wieder eingeschlafen. Dann kamen mein Mann und eine Hebamme mit meinem Sohn. Sie haben ihn mir auf die Brust gelegt und so sind wir wieder eingeschlafen...




Inzwischen sind 4 Monate vergangen.
Anfangs war das schlimmste die "fehlende Geburtserfahrung". Ich war sehr froh, dass mein Sohn mir so ähnlich sieht... Als Beweis, dass es wirklich meiner ist.

Inzwischen hat sich die Erinnerung an die Angst und die Panik im Zusammenhang mit der Vollnarkose in den Vordergrund gedrängt. Manchmal habe ich deswegen Albträume.
Allerdings hatte ich schon vor der OP ein riesige Angst vor eine Vollnarkose...

Das schlimmste ist, dass ich mir im Moment ständig Gedanken mache, was passiert, wenn ich ein 2. Kind bekomme. Wenn der Kopf wieder nicht ins Becken rutscht und die Ärzte wieder keine Spinalanästhesie legen können...

Wie hoch ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass auf einen Hohen Geradstand wieder ein Hoher Geradstand folgt?

Vielen Dank fürs Lesen,
Andrea

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Hallo Andrea,
ich hatte als ich im OP lag auch tierisch Panik. Für mich kam eine Spinal allerdings nicht infrage. Ich hatte Angst durch den Druck der Maske, Angst vor den Lampen über mir, Angst vor den blauen Kitteln und und und.
Als ich dann merkte, das die Narkose zu wirken beginnt und alles verschwamm hab ich mit aller Kraft versucht, vom OP Tisch zu springen. Aber ging ja schlecht. Ein hoher Grad stand muss nicht wieder passieren. Vielleicht war es einfach Pech. Meine mama hatte einmal einen Hohen Gradstand und 2 spontan Geburten. Also mach dir keine Sorgen.
Bindungsprobleme hatte ich allerdings keine. Ich hatte noch gar nicht die Augen auf, da hab ich schon rumgemeckert, dass ich sofort meine Tochter haben will (die Schwester war sehr amüsiert und verwundert über meine Energie direkt nach dem aufwachen und ist schnell losgeflitzt und hat mir meine Kleine und den Papa geholt.)

LG Denise #liebdrueck

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Hallo,

Danke, dass Deine Mutter nach einem Hohen Geradstand 2 mal normal entbunden hat ;-) Das macht mir Mut!!!

Ich hatte schon immer Angst vor einer Vollnarkose. Ich habe immer gebetet, dass ich nicht irgend wann mal den Blinddarm entfernt bekommen muss oder sowas. Ich hatte echt Albträume nach der OP. Glücklicherweise habe ich keine mehr, seit ich den Bericht geschrieben habe. Scheinbar hat Urbia doch auch Therapie-Funktion *g*

Hast Du nach dieser Geburt (mehr) Angst vor einer weiteren? Ich mach mir jetzt schon so meine Gedanken, was ich vorher garnicht gemacht habe. Ich dachte immer, es wird halt eine ganz normale Geburt...

GRuß, Andrea

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Hallo Andrea,
ganz ehrlich: die ersten 4 Wochen nach dem KS hab ich mir gedacht. super, so ganz ohne Wehen, mir gehts gut, das will ich wieder! Jetzt 4 Monate später hat sich meine Meinung dazu wieder normalisiert. Der einzige Vorteil den der KS mir persönlioch brachte, war das ich 5 Tage nach dem KS ohne Probleme tampons benutzen konnte. War ja nichts kaputt da unten. Aber ich glaube, das ist es nicht Wert, das Gefühl einer normalen Geburt missen zu müssen. Ich werde bei meinem zweiten Kind spontan entbinden. Noch ist das zwar ein bisschen hin, aber so in 2 bis 3 Jahren wird es hoffentlich so weit sein. Ich werde die Wehen brav ertragen, denn jede Wehe bringt mich meinem Kind näher. Und ich kann sie nach einer normalen Geburt schneller alleine Versorgen. Das ging beim KS nicht. Was mir am meisten fehlt ist der erste Moment zu dritt. Als Familie. Zu sehen, wie mein Mann vor Freude weint und sich auf den ersten Blick in sein Kind verliebt. Dafür bin ich bereit jeden Schmerz zu ertragen. Lass den KS erst mal sacken. Ich hab auch ein bisschen gebraucht um alle Lücken zu füllen, die bei der Narkose entstanden sind.

LG Denise

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hallo andrea,
herzlichen glückwunsch noch zu deinem sohn..
mein erstes baby kam per not ks,
bei meiner tochter stand auch fest das es ein (medizinisch geplanter)ks wird..
ich wollte per pda den ks haben...bei mir hat man ewig im rücken rumgestochen mind.5 versuche, meine zähne haben vor angst geklappert , mir wars schweinekalt, als es dann endlich geklappt hat ist be mir nichts taub geworden..ich hab beim 3 versuch schon gebetet das sie endlich ne vollnarkose mir geben sollen..und so kam es dann auch...zum teil konnte ich in deinem bericht die geburt meiner tóchter herauslesen
ich hab ne zeitlang auch noch alpträume gehabt,..
alle gute dir und deiner familie
gruss moni#liebdrueck

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Hallo,

das hört sich allerdings alles andere als erfreulich an (vom Ergebnis mal abgesehen *g*).

Ich habe im Leben nicht damit gerechnet, dass es ein KS würde. Das habe ich verdrängt, eben, weil ich Angst hatte, dass die PDA nicht wirkt und die Ärzte trotzdem schneiden. Aber die Angst war nichts im Vergleich zu der Angst vor eine Vollnarkose. Und so steigerte sich die Angst im Laufe der Geburt: Angst vor Dammschnitt, Angst vor nicht wirkender PDA, Angst vor Vollnarkose... Uff, aber inzwischen ist es besser...

Ich überlege, mal Einsicht in den Geburtsbericht zu nehmen. Vielleicht finde ich da ja was, was rechtfertigt, dass wir es nicht noch etwas länger "normal" probiert haben...


GRuß, Andrea

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Hallo Andrea,

vllt. kann ich dir ein wenig Mut machen, was eine 2. Geburt angeht.
Meine Erstgeborene kam unter ähnlich dramatischen Umständen auf die Welt.
3 SPA in den Rücken, Geburtsstillstand nach 22. std. Kampf,
Vollnarkose -> Kaiserschnitt!

Bereits am Anfang meiner 2. SS hatte ich Angst vor der Geburt (nachvollziehbar).
Nach ca. 6 std. im Kreissaal standen wir vor dem selben Problem wie bei der ersten Geburt.
Köpfchen rutschte nicht ins Becken.

Aber danke einer Super Hebamme kam meine Tochter spontan zur Welt :-)

(Mit PDA diesmal)

...und das, nachdem die klasse Hebi erst eine Stunde bei uns war *g*
Sie wusste einfach was zu tun war und wie man mir helfen kann....!

Ganz ehrlich: Die Wehe taten sehr weh, aber es war eine Traumgeburt !

...also nur Mut und keine Angst vor einer 2. Geburt haben!

LG
Sandra

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Irgendwie seh ich mich in eurem Bericht wieder, haargenau so verlief es bei mir auch!!!

Bei mir platzte die Fruchtblase#schwitz (ich war in der 35+2) ging ins Krankenhaus, Wehen wurden eingeleitet, was nix, aber absolut nix bracht, dann gingen die Herztöne von Max rapide runter#schock, dann hieß es KS, war tierisch aufgeregt und hatte Angst vor der PDA, mit recht, dreimal daneben gestochen und nur ein Bein betäubt, ich glaub die hatten eine Ärztin genommen, die noch in der Ausbildung war, so kam es mir jedenfalls vor#drache.

Da ja die PDA nichts bewirkt hat wurde eine vollnarkose gemacht und ich konnte leider nicht mitbekommen, wie Max zum ersten mal schrie#schmoll.

Ich konnte ihn erst 24 Stunden später sehen, wie er im Brutkasten lag, mit den Schläuchen und alles, war schon herzzerreissend#herzlich.

Ich freu mich aber schon auf die nächste Schwangerschaft, so in einem Jahr oder so, Max ist ja erst 16 monate, will nicht so schnell hintereinander Kinder bekommen, Max soll erst mal meine ganze Aufmerksamkeit bekommen.

Gruß Christina

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Danke, das macht mir wirklich Mut!

Es ist mir egal, wie weh die nächste Geburt tut. Davor habe ich keine Angst. Nur bitte bitte kein KS!!!

Gruß, Andrea

(Oh man, ich sollte mir noch keine Gedanken über die nächste Geburt machen. Die ist ja noch nicht mal "gesichert")

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