„[...] Wie oft soll ich denn noch pressen, eh mein Baby geboren wird?!

Hallo zusammen,

hier also auch mein geburtsbericht...


Der Tag vor der Geburt

Am 18. April gehe ich also ein letztes Mal zur Vorsorgeuntersuchung in die Praxis. Bis dahin weiss ich aber nicht, dass es das letzte Mal sein würde. Das CTG schreibt leichte Wehen, aber unregelmäßig, wie mir die Ärztin mitteilt. Ansonsten höre ich kein Sterbenswörtchen von einer möglichen anstehenden Geburt. Meine Mutter verfolgt mit Interesse die Untersuchungen und schaut wie immer in solchen Situationen betont unbesorgt, was mir natürlich deutlich sagt, dass sie sehr besorgt ist.
Während der Untersuchung schaut auch meine Ärztin irgendwie besorgt, wie ich finde. Sie fragt, ob ich Probleme beim Wasserlassen hätte, denn es schaut mal wieder nach einer Infektion aus, weil ich viel Ausfluss habe. Später weiss ich, dass es der berühmte Schleimpfropf war, der die bevorstehende Geburt ankündigte.
Auf Anraten hole ich also diese Zäpfchen aus der Apotheke, die ja nun nicht mehr zum Einsatz kommen sollten. Auch zum nächst vereinbarten Vorsorgeuntersuchungstermin werde ich wohl nicht mehr erscheinen.

Der Anfang vom Ende #herzlich

Am Abend sitze ich mit meinem Mann vor dem Fernseher und es zieht so im Unterleib. Hinstellen klappt gut. Im Sitzen ist es mir zu unangenehm. Wir scherzen zusammen, von wegen ich bräuchte wohl zur Geburt einen Stehplatz. Dass es Wehen sind, ahnen wir aber beide nicht.
Wir gehen ins Bett und schlafen ein. Ab und an werde ich wach mit Schmerzen im Unterleib. Alles normal, denke ich, so kurz vor der Geburt darf das schon mal ziehen. Ich werde in größeren Abständen immer wieder mal wach und komme immer noch nicht auf den Trichter, dass es Wehen sind.
8 Uhr am Morgen bleibe ich, nach diesen Schmerzen, direkt mal wach. Was sehr ungewöhnlich ist, da ich sehr gut schlafen kann. Meine Mutter, die zur Zeit unterstützend zu Besuch ist, weiss natürlich sofort was los ist. Von 8 bis 9 Uhr versuchen wir zusammen einen normalen Tag zu gestalten. Wir frühstücken, beziehen Betten. Heimlich schaue ich auf die Uhr. Oh je. Diese Schmerzen kommen regelmäßig alle 10 Minuten. Ich sage es meiner Mutter nicht. Erst so gegen 10 Uhr lässt es sich nicht mehr verstecken, denn nun muss ich die Wehen schon veratmen. Und es kommt, wie ich es vermutet habe. Meine Mutter ist völlig aus dem Häuschen und beginnt sich anzuziehen. Nun muss ich sie beruhigen, statt sie mich.
Gegen Mittag befinde ich es für richtig meinen Mann mal anzurufen auf der Arbeit, dass er kommen soll, denn die Wehen sind schon alle 5 Minuten deutlich, ohh jaaa deutlich, spürbar.#schwitz
So lasse ich mir eine halbe Badewanne ein, für eine ganze habe ich keine Zeit, sagt mein Instinkt.
Mein Mann kommt. Ich sitze in der halbvollen lauwarmen Badewanne. Ich bin nicht mehr ansprechbar während der Wehe. Mein Mann rasiert sich nebenbei und lacht mich aus, versucht mich zu ermuntern.
Schnell los. Alle 4 Minuten. Mein Gott geht das alles schnell. Irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt.
Auf dem Weg ins Krankenhaus habe ich große Schmerzen. Aber ich habe noch Zeit mir Gedanken zu machen, wie ich wohl auf andere wirke, so schnaufend. Ich muss über mich selbst schmunzeln. Mit Schmunzeln und Lachen soll es gleich aber vorbei sein.
13 Uhr kommen wir im Kreisssaal an. Das CTG schreibt ordentliche Wehen und der Muttermund ist schon 4 cm offen. Mein Mann und meine Mutter, die Menschen, denen ich vertraue, die mich ermuntern sollen, schauen jetzt ziemlich verunsichert drein. Mein Mann schaut mit diesem Blick „Oh-nein-was-habe-ich-ihr-nur-angetan?!“ und meine Mutter – ja, meine Mutter – der steht die Sorge ins Gesicht geschrieben. Toll, denke ich, das kann ich jetzt gebrauchen.
Plötzlich bemerke ich mit Schrecken: 13.30 Uhr!! Oh nein!! Schichtwechsel!! Das fehlte mir noch. Vorsichtshalber vordere ich schon mal den Anästhesisten an. Ich muss diese PDA haben.
Gerade als alle Hebammen und Schwestern ihren Schichtwechsel besprechen, platzt mir die Fruchtblase. Na super. In einem von mir ziemlich groß empfundenen Schwall geht das Fruchtwasser ab. Wieso Schwall, wieso nicht tröpfchenweise? Ich denke das Köpfchen liegt megafest im Becken?!

Die Geburt

So langsam muss sich mal jemand um mich kümmern. Schon in Trance werde ich zur abschließenden Ultraschalluntersuchung geschickt, die ich irgendwie gar nicht so richtig mitbekomme. Höre nur, dass die Kleine 3050 g wiegen sollt. Ui, denke ich, das geht aber. Doch kein kleines Dickerchen. Das sollen die letzten klaren Gedanken bleiben bis zur PDA.
Auf dem Kreisbett wird mir übel vor Schmerzen. Ich frage die Hebamme, ob das normal sei, dass die Wehen so schnell hintereinander kommen, dass ich mich zwischendurch gar nicht erholen kann. Der Abstand zwischen den Wehen beläuft sich auf gefühlte 10 Sekunden. Der Rest ist eine riesengroße Dauerwehe, bei der mir nun vor Schmerz auch die Tränen kommen. Mir ist schlecht.
Oh der Anästhesist! Jippi. Habe es gleich geschafft. Er meint scherzhaft, dass ich ihn lieben würde, für das, was er gleich mit mir mache. Lieben?! Lieben?!, denkt mein Mann. Am liebsten würde er den Arzt aus dem Kreisssaal schmeißen für diesen Spruch. Ich kenne ihn doch.
Ich beuge mich nach vorn und kralle mich in Hebamme Angelas Oberschenkel fest. Das setzten der PDA ist nicht gerade angenehm. Ich habe das Gefühl mein Rücken läuft voll, was ja auch irgendwie so ist. Das Erstaunliche ist, dass die PDA sofort zu wirken scheint, denn die letzte Wehe war erlebt.
Da liege ich nun auf dem Rücken wie ein Käfer und bin zufrieden. Mein Mann füttert mich von hinten mit Lakritzschnecken. Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Woher weiss er das nur? Meine Mutter neben mir entspannt sich langsam aber sicher auch. Aber frisch sehen wir alle drei wohl nicht mehr aus.
Ich höre das Herz unserer Kleinen neben mir am CTG schlagen. Hört sich gut an, denke ich. Wehen gibt es nur noch schriftlich. Gott sei dank. Über den Tropf bekomme ich Flüssigkeit und ein wehenförderndes Mittel, weil die PDA die Wehen wohl hemmt. Aber das ist mir alles egal. Mir geht es gut.
Nach 1 ½ Stunden stelle ich fest, dass die PDA aufhört zu wirken. Ich spüre meinen Popo und meine Schenkel wieder! Oh Schreck! Nachspritzen ist nicht drin, sagt der Arzt, weil es wohl bald eh zur Geburt kommen würde. Na toll. Aber was ist, wenn diese auf sich warten lässt? Ein bisschen Panik macht sich breit.
Angela kommt und schaut nach mir. Muttermund ist komplett eröffnet und unser kleiner Sonnenschein hat schwarze Haare, wird mir gesagt. Das erste riesengroße Glücksgefühl macht sich breit, denn ich habe mir gewünscht, dass unser Baby schön schwarze Haare haben soll. Es könne wohl noch dauern, meint die Hebamme. Aber kaum sehe ich ihren Rücken aus dem Saal verschwinden, habe ich das Gefühl, ich müsse pressen. Scherzhaft sage ich zu meiner Mutter, sie solle die Hebamme mal zurückrufen, ich wolle mein Kind nun bekommen. Aber aus dem Scherz wird schnell Ernst.
Angela kommt zurück. Was ist los? Auf einmal steht eine Horde Menschen vor mir und staunt meinen Schritt an. Ein Arzt, eine Assistenzärztin, eine Schülerin und meine Hebamme stehen um mich rum.
Pressen! Wie Pressen?! Ich presse. Kopf auf die Brust und durch da. Nach drei Presswehen kann ich kaum noch die Luft zum Pressen anhalten. Ich habe Angst ohnmächtig zu werden, habe aber keine Schmerzen, obwohl die PDA verklungen ist. Ich frage die Hebamme, wie oft man denn so pressen müsse, eh mein Baby geboren wird. Und sie meint, ich solle mich auf 20 solcher Presswehen einstellen. HÄ?! Ein Scherz, oder?
Ja, es war ein Scherz. Bei der nächsten Wehe ist Edas Köpfchen geboren und die Wehe danach soll die letzte sein. Hecheln!! Oh Gott, ein Befehl, auf den ich nun gar nicht vorbereitet war. Also hechle ich. Plötzlich kann ich nicht mehr hecheln. Wieder diese Panik keine Luft mehr zu bekommen. Ich kann nicht mehr, rufe ich laut. Ich kann wirklich nicht mehr! Ich bin überglücklich. Der Körper ist geboren. Durchtrittseuphorie! Ja, von der habe ich mal gelesen. So fühlt sich das also an. Es ist nun kurz vor 6 Uhr abends.

Der wunderbare Abschluss

Und eh ich mich versehe, liegt dieses wunderbar warme und weiche, süßlich riechende und saubere Baby auf meiner Brust. Ich bekomme nicht mit, was mein Mann macht. Ich bekomme auch nicht mit, wie meine Mutter, nach der Nabelblutspende, die Nabelschnur durchschneidet. Und schon gar nicht bekomme ich mit, wie die Plazenta geboren wird und somit eine wunderbare Schwangerschaft und eine noch schönere Geburt abgeschlossen wird. Verschwommen, wie aus einer anderen Dimension kommend, nehme ich nun die Glückwünsche der Hebamme war, die Augen steif auf mein kleines Mädchen gerichtet.
Man versucht mit mir zu reden. Ich sei gerissen und müsse genäht werden. Ja, ja denke ich, mit einer Stimmung, die an Gleichgültigkeit nicht zu überbieten ist. Ich will nur mein Baby in den Armen halten, welches mir gerade weggenommen wurde zur Untersuchung, zum Baden und Anziehen. Meine Augen kleben immer noch fest an meinem Kind. Eda besteht derweil die Untersuchung des Apgar – Tests mit 10 von 10 Punkten. Prima. Sind auch alle Zehen und Fingerchen dran. Erleichterung macht sich breit.
Im nächsten Moment werde ich durch weitere Glückwünsche abgelenkt, die von der anderen Seite kommen. Es sind Freunde von uns! Ich staune. Ich wusste gar nicht, dass Besuch sofort nach der Geburt in den Kreisssaal darf. Ich freue mich riesig.
Ich verspüre auf einmal eine Kraft in mir, die mich hätte Bäume ausreißen lassen können. Ich fühl mich stark und wohl. Und vor allem habe ich einen riesigen Hunger! Man versichert mir, ich bekäme ja gleich was. Ui, so forsch?! So wie mir das geantwortet wurde, muss ich wohl ziemlich gebettelt haben nach Essen, was ich gar nicht mitbekam.
Auf einmal, ich weiss nicht wie, sind alles verschwunden. Es wird ganz ruhig um mich. Mein Baby ist weg. Ebenfalls meine Familie, Freunde und alle Ärzte und Schwestern. Na ja, nicht alle. Eine ist geblieben und die hat nichts gutes im Sinn, denke ich. Sie ist diejenige, die jetzt eine Stunde an mir rumnäht. Ich stelle mich zickig an. Nicht weil es wehtut, sondern weil ich gerade ziemlich genervt bin, dass ich niemanden sehen kann und auch keine belegtes Brot habe. Man, hab ich ein Hunger!
Endlich fertig. Man schiebt mich in ein ruhiges Zimmer, wo ich endlich meinen kleinen Engel an die Brust legen kann.
Und später auf meinem Zimmer esse ich das Abendbrot meines Lebens; angetrockneter Käse auf welligem Brot, mit lauwarmen Pipitee. Mir kommt es aber vor wie 5 – Sterne – Deluxe und ich verschlinge es, als ob es kein Morgen gibt!#mampf

Unser kleiner Sonnenschein wurde mit folgenden Modelmaßen geboren:

17.52 Uhr

3030 g
53 cm
34 Kopfumfang

lg + glückwunsch an alle, die es auch schon geschafft haben #blume
Kati & Eda 5 wochen jung

1

Hallo Kati!
Was für ein super toller Geburtsbericht! Du hast einen Klasse Humor. Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Babyund eine wunderschöne Zeit zu dritt!
Dani

4

hallo Dani,

ich freue mich, dass dir mein bericht gefallen hat und bedanke mich für deine glückwünsche.#huepf

naja, und das mit der schönen zeit, dass kommt wohl noch. ;-)

#schrei

2

Herzlichen Glückwunsch zu deinem Baby und danke für diesen wundervoll anschaulichen Bericht.

5

hallo bine,

danke für deine glückwünsche. #blume

3

#danke
Klasse Bericht. Echt toll. :-)
Noch alles gute für euch. #klee

ps. Ist wahrscheinlich in allen KH so, dass es nix zu essen im Kreißsaal gibt. Beim 1. Kind hatte ich auch soooo einen Hunger. Und beim 2. hab ich mir gleich Müsliriegel mitgenommen. ;-)

LG
Bianca

6

hallo Biance.

ich freue mich, dass auch dir mein bericht gefallen hat.

und das mit dem hunger war echt sone sache. diese hungergefühl war echt mächtig und hat viele andere eindrücke vollkommen überschattet.#mampf

aber daran sieht man mal, welch energie so eine geburt kostet.#schwitz mega leistung von uns frauen!

und nächstes mal bin ich auch schlauer und mach mir nen lunchpaket! #freu

7


:-D
Hinterher ist man immer schlauer. ;-)
Da sieht man wieder, dass Frauen doch nicht das schwache Geschlecht sind. ;-) Bei der Leistung.
Manchmal überkommt mich immernoch der Gedanke, wow, 2 Kinder hast du bekommen...#schwitz

LG
Bianca

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Hallo Kati (hätte den Namen fast mit "H" geschrieben)!!!

Dein Bericht ist super spannend...

#fest#glas zum Baby...

Sie ist also am 19. April auf die Welt gekommen??

LG
Angie

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hallo Angie,

danke für deine glückwünsche und schön, dass es dir spass gemacht hat zu lesen. :-)

ja, sie kam am 19. April zur welt.
lt. berechnung von letzter periode und eisprung genau am ET..

aber der termin wurde am anfang der ss auf eine woche rausgeschoben, also den 27. april.. so ist also unser kind lt. FA mit vollendeter 39. ssw geboren..

was ja nun irgendwie gar nicht stimmt.. sie war ja 40 wochen bei mir, ganz genau sogar.. komisch alles, was? #kratz

lg

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Wem sagst du das... Bei mir wurde einaml vordatiert, dann wieder zurück... ich kann davon ein Lied singen...

Konnte leider keine SS in ruhe geniesen...

LG
Angie

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Herzlichen Glückwunsch!

Schön geschrieben, macht mir Mut!#freu


Alles Liebe für euch,

Eva&Maya (33 ssw)

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hallo Eva,

jawohl! nur mut! #pro
so schlimm ist es alles gar nicht. im moment der geburt denkt man das vielleicht nicht gerade so, aber im nachhinein auf alle fälle, ganz egal ob "einfache" oder schwere geburt.

alles gute und viel glück..#klee

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HI!!!


dein geburtsbericht ist toal nett geschrieben #freu

alles liebe für die junge familie,
sabine & sarah *9.12.2005

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hallo Sabine,

freut mich, dass es dir gefallen hat! Euch auch alles gute. so alt ist ja deine kleine auch noch nicht..#herzlich

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Hallo Kati!

Schöner Geburtsbericht - man fühlt sich fast wie "live dabei":-)

Süße kleine - und vor allem jetzt ganz schön "Proper";-)

Weiterhin alles Gute für Euch

LG Andrea mit Elena *21.02.03 und Bauchboy 36. SSW