Linas Geburt oder "Der Traum der Hebamme"

Nun, da ich zum dritten Mal schwanger bin und mal wieder stundenlang durch die Geburtsberichte stöber, möchte ich euch an der Geburt meiner zweiten Tochter teilhaben lassen. Ich habe den Artikel zu diesem Zweck direkt nach der Geburt geschrieben, hatte dann aber irgendwie keine Zeit ihn online zu stellen...

Im Vorfeld habe ich alles gelesen was mir unter die Augen kam. Geburtsberichte noch und nöcher, am liebsten die über Hausgeburten und ich habe meine erste Geburt mit meiner Hebi besprochen - damals wurden aufgrund von Wehenhemmern vor der PDA meine Wehen zu kurz um den Pressdrang auszulösen und der Arzt musste mitdrücken. Gut zu wissen!

Die Schwangerschaft war herrlich, ein wenig Sodbrennen, ein wenig Kreuzschmerzen, ein wenig Symphysenschmerzen, nix außergewöhnliches. Dennoch machte sich ab der 38. Ssw die Ungeduld breit und dazu die Sorge dass es der Kleinen nicht mehr gut gehen könnte - entgegen meinen Befürchtungen war meine Plazenta wie neu!

Beim Geschwisterkurs meiner Großen bekam ich dann einen riesigen Schreck: Ich sollte mich auf den Rücken legen, damit die Hebamme der Großen die Herztöne zeigen konnte und um die Lage der Kleinen mit Creme aufzumalen. Plötzlich gingen die HTs kurz runter - "Oh, da hat wohl jemand auf die Nabelschnur gedrückt" "Ahhh...#zitter"

Meine Hebi hat mich wieder aus meiner Panik und Ungeduld geholt und mir gesagt, dass die Kleine kommt wenn es für sie an der Zeit ist, dass es geht ihr gut, ich die letzte Zeit mit Bauch genießen soll und alle Sorgen unnötig sind. Abgesehen davon bekommt sie meine Unruhe mit und das ist tut ihr nicht gut. Tja, manchmal helfen einfach die richtigen Worte von der richtigen Person. Ab da war ich wesentlich gelassener #cool.

Am 9.2. bei der letzten VU stellte sie fest, dass der Kopf wieder abschiebbar ist - kann sein, dass es ihr zu unbequem geworden ist oder sie den Kopf korrigieren muss. In der Nacht zuvor habe ich mir große Sorgen gemacht. Wenn die Kleine jetzt auf die Welt kommen würde, wäre so schrecklich viel zu organisieren... und dann noch die Schwiegereltern im Haus während ich Wehen veratme - darauf hatte ich gar keine Lust. Das zeigte dass trotz meiner Ungeduld die Zeit noch nicht gekommen war. Dennoch prophezeite meine Hebi, dass die Kleine am WE kommen würde - nix dagegen!
Am 10.2. war mein Bauch häufiger hart und schmerzhaft als in den Tagen davor. Da hatte ich nur nachts ab und zu Wehen. Somit machte ich noch ein Bauchfoto - nur für alle Fälle. Anschließend fuhr ich zum Kommunionsunterricht meiner Großen. Dort holte sie ihr Papa ab und ich fuhr allein nach Hause.

Ich legte mich auf die Couch und begann den "Traum der Hebamme" zu lesen, dieses Buch hat schon die ganze SS auf meinem Nachttisch auf mich gewartet. Und was soll ich sagen: nach kurzer Zeit bin ich weggedöst und erst um 16.30 durch eine gut erträgliche Wehe wieder aufgewacht. Die nächste kam nach 6 Minuten und nach der dritten, habe ich meinen Mann angerufen: wann ich mit ihm rechnen könne und er soll doch bitte TK-Pizza mitbringen... Um 17.30 war er dann da und ich sagte ihm dass ich glaube dass es los geht und ich in die Badewanne zum obligatorischen Test möchte - das hat ihn schon ein wenig gefreut und nervös gemacht ;-) Er hat mir Badewasser mit Meersalz eingelassen und ich habe die fehlenden Unterlagen in meine Kliniktasche gepackt und Kleidung für dem Weg ins KH zurecht gelegt.
In der Badewanne haben mein Mann und ich uns die frisch eingetroffenen Pläne von unserem neuen Haus angeguckt, mein Mann hat seine Tasche für die Klinik fertig gepackt und ich habe mich gegen die Pizza und für Kartoffeln mit Quark entschieden. Zuvor habe ich meine Schwester angerufen und meiner Beleghebamme eine SMS geschrieben. Meine Mutter war leider nicht erreichbar da sie in der Sauna war. Meine Schwester war total aufgeregt, dass ich noch nicht auf dem Weg ins Kh bin und was ich als nächstes tun will...

Die Wehen kamen weiterhin alle 6 Minuten - Test erfolgreich - und ich konnte sie sehr gut veratmen. Um 19.00 platzte die Fruchtblase mit einem deutlichen Knall und Fruchtwasser ging schwallartig ab. Jetzt wurde mir schon ein wenig anders... Nachdem wir meine Hebamme nicht erreichen konnten, haben wir mit ihrer Partnerin tel.,meine Hebi wäre schon mit einer Frau mit vorzeitigem Blasensprung im KH. Wir könnten direkt dort hin oder sie würde mit ihr telefonieren und ggf. bei uns vorbei kommen... Nachdem aber die Wehen nun schneller kamen - alle zwei Minuten jedoch kürzer - wollte ich nicht mehr zu Hause bleiben. Ich fing an zu tönen. Mein Schatz sagte immer nur: "Was? Schon wieder eine Wehe? Oh..." ich tat die neuen Wehen als "Zwischenwehen" ab - obwohl sie mich in die Knie zwangen...

Kurze Info an Hebi und meine Schwester, dass wir uns auf den Weg ins KH machen. Mein Mann hat mir dann aus der Wanne geholfen und mich angezogen - Gott sei dank hatte ich die Sachen bereits rausgelegt. In meinen Slip habe ich dann eine Pampers von der Kleinen reingelegt - die ist wenigstens dicht. Bei jeder Wehe ging ein wenig Fruchtwasser ab. Mein Mann hat mich während der Wehen und "Zwischenwehen" gehalten und mir immer wieder gesagt dass sich das gut anhört was ich da mache. Ein wenig ratlos war er, wie er mich ins Auto bekommen soll. Er musste noch den Kindersitz, Linas Kleidung, meine und seine Tasche tragen und die Basis für den Kindersitz aus dem Keller holen und einbauen. Ich habe ihn daran erinnert dass seine Eltern ins KH kommen werden und auf diesem Weg die Basisstation mitbringen können! Problem gelöst! Ich habe die nächste Wehenpause erfolgreich genutzt um nach unten zu kommen und die nächste um ins Auto zu steigen. Mein Mann wollte einen Umweg fahren - damit wir nicht durch Schlaglöcher und über Kopfsteinpflaster fahren müssen. Nix da, ich hatte es eilig und wollte den kürzesten Weg. "Ich habe gerade keine Wehe und noch weniger Zeit!" die nächste kam beim Abbiegen an einer Ampel, das Gefühl war furchtbar, als würde die Kleine nach außen gedrückt. So langsam bekam ich Angst vor dem was da noch kommen würde... Mein Mann beruhigte mich, warum sollte ich das auch nicht schaffen???
Wir bogen in die Einfahrt zum KH ein, auf den Kurzzeitparkplatz direkt vor dem Eingang. An der Schranke kurz die Info "wir müssen zum kreissaal" und schwupp öffnete sich diese. Nun war aber kein Parkplatz frei und nach einer erfolglosen Runde murmelte mein Mann: " Nee, auf den Behindertenparkplatz (für Strahlentherapiepatienten) dürfen wir uns nicht stellen." Woraufhin ich ihm sagte:" Scheiß egal, welcher Mensch hat um 19 Uhr noch eine Strahlentherapie..." ok...
Dann hantierte mein Mann mit unserem Gepäck, dem Kindersitz und der Tasche der Kleinen "Bitte lass ihre Sachen im Auto, du hast nach der Geburt mindestens vier Stunden Zeit alles aus dem Auto zu holen und unter der Wärmelampe werden die Sachen schnell warm" "Ok"...
Kaum zu glauben wie klar ich trotz der Wehen denken konnte...
Der Weg zum Kreissaal war sehr anstrengend... Ich versuchte mich auf meine Atmung zu konzentrieren, aber der Druck der Kleinen erschwerte es mir. Am liebsten hätte ich vor Erleichterung geweint, als meine Hebamme die Türe öffnete... "Oh, du siehst aber noch gut aus..." als sie dann merkte, dass ich kaum mehr reden wollte, war sie überrascht, "Huch, du bist ganz still..." zumindest während der Wehen... Ich stützte mich auf einem Tisch ab und sie massierte mir mein Kreuzbein. Dieser Druck übertrug sich auf meinen ganzen Körper. Ich fühlte mich regelrecht erdrückt, schaffte es aber erst später meinem nachahmenden Mann zu sagen dass eine feste Berührung unter den Wehen nichts für mich ist, egal an welcher Stelle.

Nach wenigen Wehen hieß es ab ans CTG wo die HTs ein wenig verlangsamt waren: "Deine Kleine hat ganz schön Druck auf dem Kopf, leg dich hin damit sie sich erholen kann." und schwupps wurden auch die Herztöne besser. Ein paar Wehen später sollte ich mich auf den Rücken legen zur VU. "Oh meine Liebe, es wird keine PDA mehr, der Muttermund ist vollständig eröffnet und die Kleine ist schon kurz vor Beckenmitte. Da hast du gut gearbeitet zu Hause. Jetzt habt ihr es aber eilig..." Meine Hebamme hat noch schnell alles zusammengesucht und zurecht gelegt was sie und der Arzt brauchen würden und machte einen leicht gehetzten Eindruck. Kurz später kam der Arzt und stellte sich vor - er sollte in der Nähe bleiben... Noch immer lag ich auf dem Rücken und meine Füße fanden unter den Wehen keinen Halt. Mein Mann sollte mir diese fest halten - aber dabei nicht zwischen meine Beine gucken! Hingeschielt hat er trotzdem, bis meine Hebamme mir ein Laken über die Knie gelegt hat - danke!

Ich hatte Sorge weil ich an diesem Tag noch keinen Stuhlgang hatte #hicks - meine Hebamme sagte dass das ok wäre, es ist vollkommen natürlich und sie sorgt dafür dass es keiner mitbekommt.
Dann durfte ich mich in die von mir gewünschte Gebärposition begeben. Ich hatte trotz Geburtsplan in diesem Moment keine Ahnung welche das sein könnte. Ganz sicher nicht halbsitzend und aufstehen und durchs Zimmer turnen wollte ich auch nicht. Im Vierfüßler über die Rückenlehne des Bettes hörte sich gut an.
Die Wehen waren mittlerweile echt heftig und ich konnte weiterhin fühlen wie sich die Kleine stets ein wenig tiefer schob...
Im Vierfüßler angekommen durfte ich pressen und dabei half mir der Finger meiner Hebi an meinem Damm. Mein Mann redete mir gut zu und streichelte sanft meinen Hinterkopf - das war einfach nur genau richtig! Den Kopf der Kleinen durfte ich zwischendurch mehrmals fühlen - wundervoll!
Beim pressen mit Pressdrang - ganz neues Gefühl für mich - zog ich mich um die Rückenlehne zusammen. Und dies am Besten ohne auszuatmen - ich war also relativ leise - im Gegensatz zu meiner ersten Geburt. Meine Hebi hat mich immer wieder daran erinnert Luft zu holen und besonders zwischen den Wehen schön in den Bauch zu atmen - für die Kleine! Sie sagte mir immer wieder das ich alles gut machen würde. Zur jeweiligen Wehe habe ich sie dann immer informiert damit sie mir helfen konnte. Ich hörte sie immer wieder sagen, während ihre Hand an meinem Damm lag: "Da ist noch viel Platz für die Kleine!" Nach ein paar Presswehen, stellte sie das Kopfteil ein wenig höher, damit die Schwerkraft besser wirken konnte und sagte "So jetzt muss die Kleine aber langsam raus!" gesagt getan, wenige Presswehen später war der Kopf geboren und ich fühlte ihre kleine Nase und ihren Mund - toll! Der Arzt winkte meinen Mann zu sich und er fragte mich ganz aufgeregt: "Darf ich gucken, darf ich gucken..." "Ja..." und er guckte - was er sah: einen gestauten grauen Kopf und meine Pobacken ;-) Was hatte er auch anders erwartet...?
Mit der nächsten Wehe war sie dann um 20.22 komplett geboren (den Dehnungsschmerz beim Austritt von Kopf und Schulter habe ich diesmal als länger und intensiver empfunden, dennoch sehr gut auszuhalten) und es war Liebe auf den ersten Blick.
Wundervolle 3050 g auf 51 cm mit einem Kopfumfang von 34,5 cm und roten Haaren (super!). Ich drehte mich sofort um und nahm sie in meine Arme. Die Herausforderung am Vierfüßler ist die Entwirrarbeit im Anschluss, besonders da die Kleine die Nabelschnur um den Nacken hatte und mein Infusionsschlauch im Weg war. Und dann saß ich noch auf meinem rechten Fuß von dem ich nur mit Hilfe runter kam ;-)

Endlich lag die Kleine auf meiner Brust. Gerade mal vier Stunden nach der ersten regelmäßigen Wehe und eine Stunde nach Ankunft im Kreissaal. Die Schmerzen waren sehr gut aushaltbar gewesen. Ich war einfach nur glücklich, die Kleine nach kurzem Weinen ruhig und zufrieden und der Papa stolz ohne Ende. Er wird wohl nie den Anblick ihres Kopfes in leichtem grau zwischen meinen beiden Pobacken vergessen - ein Anblick mit dem er nicht gerechnet hatte ;-) Männer! Traumatisiert hat ihn das zum Glück nicht.

Die Geburt lief so optimal, dass ich noch nicht einmal genäht werden musste, nur ein paar Schürfwunden, nicht der Rede wert. Auch der Arzt fand die Geburt toll und zeigte sich sehr begeistert. Die arme Frau die vor mir mit vorzeitigem Blasensprung da war, war ganz platt dass ich es schon geschafft hatte (sie bekam leider am Montag einen Kaiserschnitt, da ihrem Körper keine Wehen zu entlocken war).

Nochmal kurz zum Traum meiner Hebamme und zum "Titel" meines Berichts:
am Mittwoch träumte sie dass die Geburt so schnell verlaufen würde, dass wir es nicht mehr ins Krankenhaus geschafft hätten und die Kleine zu Hause auf die Welt gekommen wäre - das wollte sie mir natürlich vorher nicht erzählen.
Hätten wir die andere Hebamme gebeten zu uns nach Hause zu kommen, wäre es eine Hausgeburt geworden.

Somit habe ich den "Traum der Hebamme" am Tag der Geburt angefangen zu lesen und meine Hebi hatte einen Traum der beinahe wahr geworden ist ;-)

Unmittelbar nach der Geburt war mir klar: das will ich nochmal! Und nun ist es "bald" wieder soweit. Ich freue mich schon sehr darauf und wünsche allen baldigen Müttern ein ebenso wundervolles Erlebnis, wie ich es schon zweimal erleben durfte #winke

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hallo, danke für den bericht. bleibt ihr den diesmal zuhause?

lg und alles gute

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Hallo Traumkaeferli,

mittlerweile steht fest dass aus meiner Hausgeburt nichts wird. Meinem Mann wird bei dem Gedanken daran ganz schlecht und das sind denkbar schlechte Voraussetzungen.

Da die letzte Geburt so schnell ging und nachdem klar war, dass aus der HG nichts wird hat meine Hebi uns empfohlen nicht lange zu fackeln und direkt wenn es los geht ins Krankenhaus zu fahren. Damit kann ich mich sehr gut arrangieren!

LG und auch dir alles Gute!

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schade, mein mann brauchte zwar auch erst ein bisschen, hat sich dann aber mit dem thema auseinander gesetzt und gesehen das er absolut keine angst haben muss und hätte mich am ende dann nicht mehr ins krankenhaus gelassen :). aber am ende bekomme ich ja das kind und deswegen nehm ich da keine rücksicht auf meinen mann. den kann man unter der geburt aber auch sehr gut mit anderen dingen beschäftigen: schlafen, essen kochen, holz hacken,...:)

lg und alles gute

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Glückwunsch, toller Bericht...

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Danke schön!