Lillys Geburt- "Pünktlich wie du, Mama" (Rückblick auf eine Teenie-Schwangerschaft)

Meine Schwangerschaft war ein Schock. Für mich, meinen Freund, unsere Eltern. Wie konnte uns das nur passieren? Ich erinnerte mich an die Teenie-Eltern im Fernsehen und an meine spöttischen Gedanken "Wie kann man nur so verantwortungslos sein und nicht anständig verhüten?"

Nie hätte ich mir vorstellen können, selbst in die Situation zu kommen.

Mein Freund und ich haben glücklicherweise Eltern die -nachdem der erste Schock verdaut war- sehr unterstützend an unserer Seite standen. Mir standen alle Möglichkeiten offen, mein Freund und ich wägten die Optionen ab- und entschieden uns für unser Baby.

Unsere Eltern standen uns zur Seite, emotional und finanziell, und ich werde ihnen niemals zureichend dafür danken können.

Meine Schwangerschaft verlief durchweg komplikationslos. Ich hatte weder mit Übelkeit noch mit den stereotypen Geschmacksverirrungen zu kämpfen, dafür umso mehr mit den Konsequenzen, die mich in der Schule erwarteten. Während der Schwangerschaft wechselte ich nach und nach meinen kompletten Freundeskreis, mit Ausnahme meiner langjährigen besten Freundin, die trotz Allem bei mir blieb.

Trotz all dieser Probleme werden mir diese neun Monate für immer als schöne und spannende Zeit in Erinnerung bleiben. Natürlich würde ich rückblickend nicht so früh Mutter werden, aber ich habe so unglaublich schöne und emotionale Momente erlebt, dass ich trotz allem die Schwangerschaft niemals als schlecht bezeichnen könnte.

Ich weiß nicht, wie es für andere, ältere werdende Mütter ist, aber für mich war der erste Ultraschall ein unvergesslicher, fast schon magischer Moment. Erst dann wurde mir wirklich klar, dass mein Baby lebt. Gewusst habe ich das natürlich vorher, aber irgendetwas in mir brauchte den Beweis, um es auch wirklich zu glauben.

Und ich liebte meine Tochter von diesem Augenblick an. Keine Kinderliebe, keine Schwärmereien, sondern eine ganz andere, viel reifere Liebe als das.

Die ganze Schwangerschaft hat mich reifen lassen. Ich habe in diesen Monaten viel mehr gelernt und viel mehr an Verantwortungsbewusstsein gewonnen als in den vorherigen Jahren zusammen. Und mein Freund Lukas und ich begannen eine neue Art von Beziehung. Alles wurde ernsthafter, wenn auch anstrengender.

Lillys errechneter Geburtstermin war der neunte Mai 2012. Nachdem ich allerdings vorher kaum Vorwehen hatte und bei der letzten Untersuchung drei Tage zuvor nichts festzustellen war, ging ich mit der von mir verhandelten Erlaubnis meiner Frauenärztin weiterhin in die Schule. Ich wollte so wenig wie möglich verpassen und das Schuljahr bestehen, mein Handy war immer in Reichweite.

So wachte ich am neunten Mai, einem Mittwoch, eine Stunde bevor mein Wecker klingeln würde und mit sich leicht nach vorne ziehenden Rückenschmerzen, auf. Ich beschloss, diese Schmerzen zu ignorieren, machte mir in Ruhe einen Kaffee (Ich habe weder geraucht noch getrunken, der tägliche Kaffee war allerdings ein Muss) und packte meine Sachen für die Schule.

Meiner Mutter gegenüber erwähnte ich die Rückenschmerzen nicht. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte (und meine Mutter macht sich über alles und jeden übermäßige Sorgen).
Und so kam ich pünktlich in der Schule an.

Die ersten drei Stunden vergingen, die Schmerzen wandelten sich von ertragbar in äußerst schmerzhaft. In der vierten Stunde begab ich mich schließlich ins Krankenzimmer. Abgeholt werden wollte ich allerdings noch nicht. Vielleicht brauchte ich ja nur ein wenig mehr Schlaf?
In der großen Pause nach der vierten Stunde besuchte mich Lukas im Krankenzimmer. Mir ging es inzwischen noch schlechter und mein Freund wurde in Anbetracht des Datums unglaublich hibbelig und nervös. Wehen schlossen wir allerdings beide aus, denn es waren durchgängige Schmerzen ohne Pausen. Lukas verbrachte die gesamte Pause bei mir und ich beschloss gegen Ende der fünften Stunde, mich abholen und nach Hause bringen zu lassen.

Die nächsten 2 Stunden verbrachte ich auf dem Sofa in unserem Wohnzimmer. Meine Mutter wirbelte um mich herum, blätterte in ein paar alten Büchern die sie noch von ihrer letzten Schwangerschaft besaß, und riet mir dazu, es mit einem Bad zu versuchen.

Nun gut, okay. Meine Mutter hat das alles schon drei Mal durchgemacht. Sie wird schon wissen, was zu tun ist.

Ich setzte mich in die Badewanne, blieb ungefähr eine halbe Minute darin sitzen, und stöhnte "Ich muss hier raus!". Das Bad erwies sich als alles andere als hilfreich.

Die Schmerzen zogen sich immer weiter nach vorne in den Bauchbereich. Ich wurde nervös. Was, wenn etwas nicht stimmt?

Ich wollte zu meiner Frauenärztin. Meine Mutter hielt es für die bessere Idee, sofort ins KH zu fahren. "Immerhin ist heute doch der Geburtstermin!"

Im Krankenhaus angekommen wurde ich von einer netten Ärztin in Empfang genommen und in den Untersuchungsraum gebracht. Sie machte einen Ultraschall, schloss mich an einen Wehenschreiber an und wir warteten. Dann, ganz plötzlich, machte es "plopp" und ich blickte leicht entsetzt an mir herunter. Die Ärztin lachte ein wenig in sich hinein, untersuchte mich noch einmal kurz und wandte sich dann an mich: "Ich würde sagen, Ihr Kind kommt noch heute."

Ich spürte, wie mein Gesicht ganz kalt wurde und mein Herzschlag war auf einmal doppelt so schnell. Noch heute? Ich war emotional überhaupt nicht darauf vorbereitet. Ein Teil von mir hatte den Gedanken an die Geburt komplett verdrängt und auf einmal kam er zurück, mit einer überraschenden Wucht und Dringlichkeit.

Auf wackeligen Beinen kam ich schließlich mit der Ärztin am Arm wieder nach Draußen, wo meine Mutter und der inzwischen eingetroffene Lukas auf mich warteten.

"Das Baby kommt.", sagte ich und fiel meinem Freund in die Arme.

Ich wurde sofort in den Kreisssaal verfrachtet. Langsam wurden die Rückenschmerzen zu richtigen Wehen. Meine Mutter und Lukas flankierten mich und ich fühlte mich mit der ganzen Situation auf einmal schrecklich überfordert. "noch heute, noch heute", dachte ich. Und "noch heute" sollte früher kommen, als gedacht.

Ich krümmte mich unter einer Wehe, als mein Freund plötzlich sagte: "Ich kann das Köpfchen sehen! Sie hat dunkle Haare"
Irgendetwas an diesen Worten beflügelte mich, denn zwei schmerzhafte Wehen später war meine Tochter geboren. Ich fing vor Erleichterung an zu weinen und sowohl mein Freund als auch meine Mutter stimmten mit ein.

Dann wurde mir mein Baby auf die Brust gelegt. Sie war kleiner, als ich sie mir vorgestellt hatte, rot und mit einem leicht zerknautschten Gesicht und der weichesten Haut. Sie schrie nicht laut, es war mehr eine Art leises krächzen und dann öffnete sie dunkelblaue Augen und der kleine Mund spitze sich, ganz so als würde sie mir sagen wollen "Mama, das war anstrengend. Ich habe Hunger!"

Die nächsten Stunden war trotz der Erschöpfung an Schlaf nicht zu denken. Lukas, ich und unsere Eltern verbrachten die Zeit damit, unsere Tochter Lilly anzusehen, zu tragen, zu streicheln.

Irgendwann am Abend sagte meine Mutter dann: "Lilly ist eines der wenigen Kinder, die am errechneten Termin zur Welt kommen. Ich glaube nur 5 Prozent der Babys schaffen das."
"Ja, sie ist halt pünktlich wie du, Mama.", sagte ich und bezog mich auf ihre Überpünktlichkeit.

"Dann kannst du dir von deiner Tochter schon jetzt eine Scheibe abschneiden."

Nein, ich bin nicht unbedingt pünktlicher geworden. Dafür aber geduldiger, reifer, verantwortungsbewusster.

Ich möchte meine Tochter niemals missen wollen und ihr die beste Mutter sein, die ich sein kann.

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Du hast einen tollen Schreibstil. Und ich glaube Dir ehrlich gesagt kein Wort, weil die Schilderung derart unrealistisch und rosagefärbt ist... Sorry, falls Du die Wahrheit sagst.

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Naja, das hier ist natürlich eine Art "Mutmach-Posting", eher ein Rückblick für mich und das, was ich persönlich daraus gelernt habe. Der Fokus liegt auf den positiven Momenten.

Ich hätte jetzt auch schreiben können, dass ich viel geweint habe, dass ich vor der Frau in der Beratungsstelle einen schrecklich peinlichen Gefühlsausbruch hatte, dass ich mich wegen Lästereien das ein oder andere Mal im Schulklo eingeschlossen habe, um zu heulen, oder dass ich meine Tochter in der ersten Woche angeschrien habe, weil sie weinte und ich mir nicht zu helfen wusste.

Aber im Großen und Ganzen überwiegt das Positive. Mein Kind ist jetzt ein Jahr alt, ich blicke auf die Schwangerschaft und Geburt mit einer Distanz zurück und habe diesen Bericht geschrieben, nachdem ich mich jetzt gut ins Muttersein einfinden konnte. Das negative verdrängt man zudem auch gerne mal.

Dennoch würde ich sagen, dass der schlimmste Teil die ersten Monate mit Baby waren, nicht die Schwangerschaft oder die Geburt an sich. Es war viel schwieriger und stressiger, mit der neuen Situation "Kind" klarzukommen, als mit einem dicken Bauch.

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Was ist denn mit dir los?

Ich frag mich warum manche Leute einfach IMMER etwas negatives suchen müssen. Irgendwas läuft in eurem Leben doch schief!?

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Wunderschöner Bericht!!! Man merkt wie viel reifer als die meisten deiner Altersgenossen bist und wie sehr Du deine Kleine liebst !!!
Alles Liebe Euch für Eure gemeinsame Zukunft,

Kaddilinchen

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Großartig :-) sehr schön zu lesen!

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toller bericht :)

ich bin mit 16 das 1. mal mama geworden....
musste etwas schmunzeln ^^ die geburt hab ich damals auch verdrängt.
im gegensatz zu jetzt war das schon eine komische zeit :)
ich wusste zwar das da ein baby in mir wächst aber so richtig bewusst wurde mir das erst mit der geburt.
was das betrifft hab ich wohl zuviele männliche gene abbekommen *gg*
als es dann mit der geburt losgegangen ist war ich ganz schön überfordert...

schön das du soviel unterstützung von deinen eltern bekommst :)
sowas gibts leider viel zu selten :-/
ich find das auch ganz toll das du deine schule weitermachst!
da bist du auch eine ausnahme =)

in meiner alten schule gabs bestimmt 10 mädels die auch so früh schwanger geworden sind.
von denen die ich persönlich kenn bin ich die einzige die ihre ausbildung trotz baby weitergemacht & beendet hat.

bleib dran & mach deine schule auf jeden fall fertig auch wenns schwer ist!!
ich kenn leider soviele die groß geredet haben & meinten das sie später alles nachholen... gemacht hat es keiner!

auch wenns wirklich richtig hart war...
aber ich hab es nie bereut mich für meinen sohn entschieden zu haben <3

ich wünsch dir weiterhin viel erfolg & ganz viel spaß mit deiner kleinen tochter =)

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Schön geschrieben. Alles Gute für Eure kleine Familie, Ihr macht das schon #pro

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Ein ganz toller Bericht!!!Wunderbar geschrieben..Man muss nicht immer das"schlimme" erzählen...Ich wünsche euch alles Gute..

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Das ist sehr süß erzählt und beweist das man als teenie auch alles schaffen kann!

Ganz ganz viel Glück und freude euch!

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#pro Toller Bericht #pro #herzlichlichen Glückwunsch und weiterhin alles Gute :-)

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Ohh Gott. Das schönste Geburtsbericht das ich je gelesen habe.
#verliebt Tränen kullern bei mir ... sooo schööön.#verliebt