Meine spontane Geburt aus Beckenendlage, sehr lang

Guten Morgen!

Ich möchte euch gern von meiner Geburt erzählen, da vielleicht einige auch vor der Entscheidung stehen, was sie machen sollen, weil ihr Baby in Beckenendlage liegt. Natürlich läuft jede Geburt anders und es gibt keine Garnatie für einen gute oder schlechten Verlauf, aber ich habe erlebt, daß dies mit einer guten Klinik und einem sehr engagierten und erfahrenen Chefarzt keine Frage der Lage ist.

In der 34. SSW sagte mir meine Gyn bei der Vorsorge, daß mein Sohn sich in BEL gedreht hätte. ich war baff, ewar meine Tochter doch schon in der 24. SSW mit dem Kopf nach unten gelegen und hatte nie Anstalten zur Drehung gemacht.

Ich fing also an, den jungen Mann zur Drehung zu bewegen. Moxen, Akupunktur, indische Brücke, Taschenlampe und Spieluhr..... Nichts half und so langsam stellte sich bei mir eine Vorahnung ein, daß es bei der Beckenendlage bleiben würde.

meine Hebamme empfahl mir, mich zu informieren, welche Möglichkeiten mir bei einer Beckenendlage zur Entbindung zur Verfügung stünden, um den Kopf frei zu kriegen und für mich einen Fahrplan zu haben und nicht immer nur auf eine Drehung zu warten.
Meine Gyn kommt aus einem Krankenhaus, wo BEL spontan entbunden wird und war recht positiv bzgl einer normalen Entbindung eingestellt.

Von einer äußeren Wendung hatten wir Hebi und Gyn eher abgeraten, weil beide meinten, daß das Risiko einer Plazentaablösung höher wäre, als eine natürliche Geburt bei einem zweiten Kind aus der BEL heraus zu machen.

Da wir mitten im Ruhrgebiet wohnen, standen zwei Kliniken zur Auswahl, die wir uns anschauen konnten.
In der ersten gerieten wir an eine ganz tolle Ärztin, die uns gut und umfassend beraten hat und uns das Gefühl vermittelte, daß die Geburt aus BEL zwar etwas anders (ud vielleicht etwas kontrollierter und überwachter) abläuft, aber ansonsten eben eine ganz normale Geburt ist. Wir merkten, daß in der Klinik sehr viel Erfahrung da war und es dem Chefarzt ein Anliegen war, diese Art von Geburt anzubieten und, so oft es geht, möglich zu machen. Zudem gab es noch den Chefarzt der Brustklinik, der auch zur Verfügung stand, also eine Abdeckung durch zwei Chefärzte mit Erfahrung bzgl BEL-Geburten.
So wechselten sich die Kontrolltermine bei der Gyn und in der Klinik ab und mein Sohn machte keine Anstalten sich zu drehen. Die zweite Klinik haben wir uns ehrlich gesagt gar nicht mehr angeschaut, weil wir uns in der ersten spontan so wohl und gut aufgehoben gefühlt hatten.
Dann ein Kontrollbesuch in der Klinik, der mich etwas erschütterte.... Wir gerieten an einen jungen Oberarzt, der schallte und auf einmal Bedenken anmeldete, weil das Schätzgewicht unseres Babys bei ca. 3600 Gramm lag. Mit diese gewicht, so meinte er, würde er uns von einer spontanen Geburt abraten und einen Kaiserschnitt machen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Zwar hatte ich für mich nie ienen Kaiserschnitt komplett ausgeschlossen (zudem der dann in dem Krankenhaus meiner ersten Wahl mit meiner Beleghebamme und in der Nähe meines Zuhauses und somit meiner Tochter gewesen wäre), aber ich wollte doch endlich mal einen festen Plan, wie es wetergehen sollte. Erst das Hin und her mit der ersehnten Drehung, dann die Entscheidung, ob spontan oder Kaiserschnitt..... Mir war das alles zuviel....
Um uns nochmal abzusichern, machten wir einen Termin mit dem Chefarzt der Brustklinik (der von der Gyn hatte Urlaub) und konnten schon am nächsten Morgen dort vorstellig werden. Hier wurden unsere Bedenken wieder etwas zerstreut, da der Chefarzt sehr entspannt ob des Gewichts war und ich nun auch nicht klein oder schmal gebaut bin. Das Schätzgewicht wurde allerdings nochmal beim Schall bestätigt.
Nun kam mein ET und verstrich und es tat sich nichts Richtung Wehen. Dies scheint allerdings bei BEL recht normal zu sein, weil der Po nicht so ins Becken rutscht, wie es ein Köpfchen tut und von daher nicht so stark auf den Muttermund drückt.

Ich will ganz ehrlich sein: immer wieder schwankte ich zwischen Kaiserschnitt und Spontangeburt. Ich hatte Angst vor der spontanen Entbindung, weil meine erste Geburt nicht toll verlaufen war, ich hatte Angst, daß mein Sohn zu schwer werden würde und es doch auf einen Kaiserschnitt hinauslaufen würde und ich hatte Angst vor einem Not-KS während der Geburt.
Und doch hielt mich mehr vom Kaiserschnitt ab.

Dann kam Montag, der 15.10.2012. Kontroll-CTG bei meiner Gyn bei ET+13. Herztöne waren okay, aber man merkte doch langsam, daß das Baby etwas Stress bekam. Wehen nicht wirklich in Sicht. Und auf einmal schwenkte auhc meine Gyn um und meinte, ich solle lieber einen Kaiserschnitt machen. Da ich noch keine Wehen hätte, wäre wohl von einer Wehenschwäche auszugehen, was sehr ungünstig für die Geburt wäre, da mein Baby auch nicht klein wäre. Ich war wieder wie vor den Kopf gestossen. So lange gewartet, so lange immer wieder sich zusammengenommen und Mut geschöpft und jetzt das???? Nach dem ersten Schock versuchte ich den Chefarzt der klinik zuerreichen,d er aber im OP war.... Ich setzte mich mit meinem Mann hin und wir überlegten, was wir machen wollten. Es war dann doch sehr schnell für uns klar, daß wir den Kontrolltermin in der Klinik am nächsten tag abwarten wollten, um uns dann zu entscheiden. Am frühen Nachmittag rief dann der Chefarzt von sich aus zurück und ich merkte wieder einmal, wie engagiert und klar er war. Ganz klar: ich vertraute ihm voll und ganz.....

Also wartete ich auf den 16.10.2012...

Hier nun mein Geburtsbericht:

Nach dem ganzen Theater am Montag und Hin und Her bin ich doch tatsächlich am Dienstagmorgen um halb sieben aufgewacht und dachte: Autsch, das sind jetzt mal richtige Wehen.... War allerdings ganz gut auszuhalten und nicht so häufig. Ich bin erstmal runter, habe unsere Katze gefüttert, im Bad alles zum duschen fertig gemacht und dann meinen Mann geweckt.

Wir haben beide uns ganz in Ruhe fertig gemacht, meine Mutter kam noch auf einen Kaffee und ich habe gefrühstückt. Dabei hatte ich immer mal wieder aushaltbare Wehen.

Gegen kurz vor acht wurde ich dann unruhiger und drängte meinen Mann, mal langsam loszufahren. Autobahn war nicht besonders voll, wir kamen gut durch und waren kurz nach halb neun in der Klinik. 7 Minuten Fußmarsch zur Klinik mußten wir auch noch machen, weil nichts an Parkplätzen frei war.
In den ca. 45 Minuten hatte ich acht sehr aushaltbare Wehen.

Als wir auf der Station ankamen, begegneten wir auch direkt dem Chefarzt, der grinste und meinte, es wäre doch super, daß es nun doch noch so losgegangen wäre.
Also rein zu den Kreißsälen und erstmal ins CTG-Zimmer. Regelmäßige, gut aushaltbare Wehen, nur konnte ich irgendwann nicht mehr auf dem Rücken liegen und drehte mich auf die Seite. Bei der nächsten Kontrolle fand die Hebamme das gar nicht witzig. Leider gingen auf der Seite liegend die Herztöne von Samuel echt hoch und es wurde ewtas hektisch. Die Untersuchung durch die Hebamme hatte nämlich gezeigt, daß der Muttermund noch komplett zu und nach hinten gekippt war und auch der GMH noch zum Teil erhalten. Hieß also erstmal, daß es wohl eine längere Geburt werden würde... (haha) ....

Ich sollte dann trotzdem so liegen bleiben. Kurz nach neun machte es "knack" und meine Fruchtblase war geplatzt. Es lief und lief und lief und die Hebamme ließ sich Zeit, nach uns zu schauen. Ansage war dann, daß ich so liegen bleiben und auf keinen Fall aufstehen solle.
Die Wehen wurden langsam heftiger, die Herztöne immer noch hoch und mein Mann und die diensthabende Ärztin diskutierten ewig darüber, ob ich jetzt einen Zugang kriegen würde oder nicht. Ich hasse die Dinger und wir hatten mit dem Chefarzt besprochen, es so lang wie möglich zu vermeiden.
Die Ärztin schien sich allerdings schon Sorgen zu machen und bestand dann zumindest auf eine Blutentnahme. Mein Mann sollte unbedingt runter ins Foyer, um uns anzumelden mit Krankenkassenkarte usw., aber er wollte partout nicht. Schließlich ließ er sich darauf ein und ging.
Inzwischen hatte ich die Hebamme überredet, die Wehen im Vierfüßlerstand veratmen zu dürfen. Zum Blutabnehmen sollte ich weider auf die Seite, aber die Wehen waren so kaum auszuhalten. Ich meinte nur noch, sie sollen mir jetzt nen Zugang legen und bitte ne PDA geben.

Die Hebamme bestand erst auf eine Untersuchung durch die Ärztin, die tastete und meinte dann verdutzt, ob vorhin auch schon alles weich gewesen wäre.... Die Hebamme gab genauso verdutzt zurück, daß alles zu und hinten gewesen wäre und untersuchte dann auch nochmal. Ergebnis: Muttermund vollständig auf! Innerhalb einer Stunde von null auf hundert.....

Jetzt wurde es wirklich hektisch. Die Hebamme rief nur: "Wir müssen in den Kreißsaal! Wir müssen den Chef holen!"

Also rüber und auf´s Kreißbett und anfangen zu pressen..... Ich sollte in Rückenlage, was gar nicht ging.... Die Hebamme versuchte indes hektisch, den Chefarzt im OP zu informieren und die Anmeldung zu erreichen, um meinen Mann wieder hochzuholen.

Ich bestand dann darauf, in denn Vierfüßler zu wechseln, aufrecht an der hochgestellten Lehne des Kreißbettes und daraufhin wurde es für mich besser. Insgeheim schoß mir durch den Kopf: "was ist denn nun mit der PDA und da war doch auch noch ne aufgezogene Schmerzspritze....", aber ich war so in den Wehen, daß ich das gar nicht mehr hätte sagen können.

Die resolute Hebamme gab mir klare Anweisungen, nicht mehr zu schreien, sondern alle Kraft zum pressen zu verwenden. Immer nach unten drücken, Katzenbuckel machen, weiter, weiter, weiter....
Ich habe ständig oben in die Lehne gebissen, um nicht zu brüllen..... In den kurzen Wehenpausen mußte ich dann immer tief in den Bauch zum Kind atmen, damit er auch genügend Sauerstoff bekam....
Irgendwann kam dann doch der Zugang für den Wehentropf, den ich aber gar nicht merkte. Er hielt nur nicht, weil ich schweißgebadet war, sodaß sie irgendwann nur noch Pflaster um die ganze Hand wickelten.
Tja, wie beschreibe ich die Wehen noch.... Ein immenser Druck, ein scharfes Stechen, als der Körper kam, eine Presswehe später dann schon der Kopf. Es waren keinerlei Hilfen von Hebamme oder Arzt nötig, sie haben das Kind nur aufgefangen....
Samuel war um 11:03 Uhr geboren....

Komisch war, daß ich ja noch Richtung Wand guckte, und gar nicht direkt sehen konnte, wo Samuel war und was hinter mir los war. Er wurde dann recht schnell durch Axel von der Nabelschnur getrennt, ihc konnte mich umdrehen und er sollte mir auf die Brust gelegt werden- Huch, ich war ja noch vollständig angezogen..... Also alles hochschieben und ab zu Mama.....
Die Plazenta kam auch sofort nach und war vollständig.

Der Chefarzt versorgte dann noch meinen Dammriss zweiten Grades. Die Betäubungsspritzen taten schon echt weh und alles war beim Nähen auch nicht betäubt, aber lieber so, als noch eine Spritze.... Nach 25 Minuten war endlich das Nähen vorbei.... Ich hatte Samuel die ganze Zeit im Arm, war aber sehr am Zittern....

Nach weiteren zehn Minuten wurde ich ins normale Bett gelegt. Ich konnte selber rübergehen, wurde aber natürlich von der Hebamme geleitet.

Mein Mann und die Hebamme versorgten Samuel. Ich bekam recht heftige Nachwehen, aber es war aushaltbar....

Gegen 14 Uhr wurden wir dann auf die Station gebracht.

Entgegen aller Ängste war es eine tolle und sehr erfüllende Geburt. Und das, obwohl mein Sohn alle Schätzwerte hinter sich ließ:

Samuel Max war 52 cm groß, hatte einen Kopfumfang von 36,5 cm und wog 4230 Gramm.

Mir geht es nicht darum, Werbung für eine spontane BEL-Geburt zu machen, aber ich wollte schildern, wie "normal" so eine Geburt sein kann, wenn man sich in fachkundige Hände begibt und Vertrauen hat (auch, wenn man wie ich zwischendurch mal zweifelt oder verunsichert wird).
Jeder sollte nach seinem Bauchgefühl und wie man sich sicher fühlt, entscheiden!!!!

Alles Gute euch!

Love

1

Hallo und herlichen Glückwunsch!

Toll, dass ihr an einen solchen Arzt geraten seid, der euch das ermöglicht hat!!!

Darf ich fragen, in welchem KH ihr nun entbunden hattet?! Gern auch per VK.

Wir hatten Haltern angestrebt, habe aber weder von Haltern noch von einer anderen Klinik hier in der Nähe gehört, dass die BEL-Geburten so laufen lassen.

Alles Gute
Sunny

2

Toller Bericht! Herzlichen Glückwunsch! #herzlich

Und wow, was für Maße.... :-)

Mein Kleiner liegt auch noch in BEL, aber noch ist ja Zeit. Ich schiebe den Gedanken noch auf was wir machen wenn er sich nicht dreht.

3

sehr schöner Bericht,

danke für deine Erfahurngen.

Unsere kleine liegt auch noch ib BEL.Klar,wir haben noch Zeit,aber die gedanken macht man sich trotzdem.

viele Grüße

4

Wow. Wahnsinnig schöner Bericht. Das macht wirklich Mut für alle, die über eine BEL-Geburt nachdenken. Alles Gute für Euch!

5

Huhu,

wirklich ein toller Bericht.

Mein Sohn lag auch in BEL. Eine normale Geburt ging (leider) nicht, weil er einen grossen Kopf hatte (KU von 38,5 cm) und somit zulange im Geburtskanal gesteckt hätte.

Ich hatte auch lange, und intensive Gespräche mit dem Chefarzt, der meinen Wunsch nach einer normalen Geburt völlig verstehen konnte, und eigentlich auch unterstützt. Aber bei uns war das Risiko einfach zu hoch.

Letztendlich, war es eine gute Entscheidung, zumal auch hinterher gesagt wurde, das ich ihn nie hätte auf normalen Wege bekommen hätte, wegen dem KU.

Ich hatte aber lange Zeit ein Problem damit, mir fehlten einfach zuviele dinge.
Den ersten Schrei, die ersten drei Stunden. Das Gefühl einfach, entbunden zu haben.
Ich hatte einen Kaiserschnitt unter Vollnarkose.

Mir wurde damals gesagt, das ich ein kleinen Mutterleib habe, und er sich deshalb nicht mehr drehen konnte, und das auch bei Folgeschwangerschaften passieren kann.

Dein Bericht gibt mir Mut, doch normal entbinden zu können, wenn der Kopf nicht wieder so gross ist.

Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem kleinen Mann und alles gut.

lg

6

das hört sich alles ganz wunderbar an. ich finde es eine frechheit eine schwangere vor der geburt so zu verunsichern. gut das du selbst entschieden hast.

stell dir mal vor du hättest das geglaubt mit der wehenschwäche pahhh. man hat gemerkt wie fürchterlich nervös alle im krankenhaus sind und wie du die nerven behalten hast und auf das gehört hast, was dir dein körper gesagt hat.

gerade bei bel soll man doch unbedingt in den vierfüßler. liegen soll man da nur, damit die netten damen und herren besser schneiden können wegen ihrer nervosität.

lg

9

Der Chefarzt war sehr pro Vierfüßler, hat ja auch gemerkt, wie gut alles lief. Er ist wirklich sehr entspannt und hat auch keine Maßgaben wie "auf jeden Fall PDA" oder so....

Nur eben der Wehentropf, damit der Kopf noch gut geboren wird.....

LG Love

7

Ein toller mutmachender Bericht! Find ich super!!#liebdrueck
Und einen tollen Namen hat Euer Söhnchen, mein Großer heißt auch Samuel;-)

8

Ja, gute Wahl, gell? ;-)

Ich fand es sehr schwer einen Jungennamen zu finden, jetzt sind wir aber sehr glücklich damit!

10

Ich finde deinen Bericht super schön <3

Er nimmt wirklich die Angst vor einer BEL Geburt.

Ich finde es sehr schade, das soo viele Ärzte so viel Anst um eine BEL Geburt verbreiten, das sogar Hebammen deswegen völlig nervös sind und es kaum noch als normale Geburt ansehen können...

Alles liebe für euch

11

Toller Bericht. Habe auf der Wochenstation gearbeitet. Bin jetzt mit meinem 1. Kind schwanger und würde mich auf jeden Fall auch beraten lassen was spontane BEL Geburt angeht!