Lotte Hanna 3.8.12 - das Ergebnis zählt! (sehr lang)

Ihr Lieben, meine Hebamme hat mir geraten einen Geburtsbericht zu verfassen um das Geschehene besser zu verarbeiten.... das habe ich heute getan und ich möchte euch teilhaben lassen. Denn, es ist die Wahrheit: Das Ergebnis zählt! Ich habe nun auch ein Bild der kleinen Maus hochgeladen!!

Lotte Hanna - 3.8.2012 15:15 Uhr 2570g, 51 cm 33,5cm KU

In der Nacht vom 01. auf den 02. August bin ich öfter mal aufgewacht. Ich war total unruhig, konnte mir das aber nicht erklären. Wenn ich mich im Bett hin- und hergewälzt habe, hatte ich öfter ein wenig Flüssigkeit in der Hose... in der Schwangerschaft drückt es nun mal auf die Blase habe ich gedacht.... nach dem Aufstehen ging es mir irgendwie komisch. Ich kann noch immer nicht beschreiben, wie genau sich das geäußert hat. Mir war unwohl, ich war unruhig.... hatte so „ein Gefühl“, es tut sich was

Am 02. August, ein Donnerstag, bin ich wie gewöhnlich um 11:00 Uhr zur geburtsvorbereitenden Akupunktur gegangen. Ich habe die Hebamme dort angesprochen und ihr meine Gefühle
beschrieben woraufhin sie meinte, ich wolle mich darauf einstellen, dass ich Nachts noch in die Klinik fahre ….*SCHOCK* „Ach so.....“, dachte ich „na wir werden ja sehen!“. Nach der Akupunktur bin ich erstmal noch mit den anderen Mädels Eis essen gegangen. Anschließend habe ich wie eine Blöde Wäsche gewaschen und geputzt. Nach getaner Arbeit habe ich mich aufs Sofa gelegt und da war es schon wieder: So ein Schwall in der Hose..... „Och nee, schon wieder Pipi in der Hose.“, dachte ich. Da die Hebamme ja meinte, es ginge sicher bald los, habe ich auf gut Glück einen PH-Testhandschuh benutzt nachdem ich auf der Toilette war....... tiefblau (!!!!) „Ach Du Schreck, Fruchtwasser!! “ ...und gleich noch mal einen hinterher. „Das gibt’s doch gar nicht!“, dachte ich! Und wieder: tiefblau! PANIK! „Was jetzt?“, „erstmal Kliniktasche fertig packen...“ Das habe ich dann also getan. So richtig beruhigen konnte ich mich aber nicht. Ich saß hibbelig auf dem Sofa und habe überlegt ob ich nun noch mal 2 Stunden warten soll und noch mal testen oder ob ich meinen Mann anrufen soll... vielleicht auch lieber gleich im Kreißsaal? „Ach, ich irre mich bestimmt! Das kann doch kein Fruchtwasser sein. Das hätte ich doch gemerkt. Wie peinlich, wenn ich jetzt ins Krankenhaus fahre und da ist nichts...“, diese Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich habe mich dafür entschieden, dass im Kreißsaal anrufen sicherlich die beste Variante sei. Die Hebamme am Telefon (Tanja) meinte dann auch gleich: „Also, am besten machen Sie jetzt noch alles, was sie dringend erledigen müssen und kommen dann direkt hier her. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie nicht mehr nach Hause kommen. Sie haben einen Blasensprung.“ ~ Oh Oh ~ „Also echt!?“

Erstmal durchatmen!!! SMS an meinen Mann: „Es geht los!!!!!!!!!!!“ …........ „Ach Du Scheiße, und jetzt???“ Duschen! Und dann mit gepackter Tasche warten bis mein Mann da ist und wir los kommen.

Während der Fahrt in die Klinik haben wir noch ziemlich viele Späße gemacht! Mir ging es echt gut! Es war nicht so, dass ich ausgelaufen bin oder so. Keine Wehen.... nur ein bißchen Respekt vor dem, was jetzt vielleicht passiert! Ich war ja immer noch der Meinung, die schicken uns wieder nach Hause.

17:00 Uhr Ankunft in der Klinik. CTG! Alles super, keine Wehen. Na, das hätte ich denen auch so sagen können. Dann der PH-Test: Eindeutig Blasensprung! Nun wollten die von mir wissen, wann der war. Tja........... irgendwann zwischen 2 Uhr Nachts und 15:00 Uhr??? Da ich gegen 10:00 aufgestanden war und um 11:00 bei der Akupunktur war (da hatte es mal getröpfelt) habe ich mich entschieden „Ca. um 11:00“ zu antworten. Mittlerweile war es 19:00 Uhr. Die Hebamme hat uns noch mal spazieren gehen geschickt. Wir sollten um 21:30 Uhr wieder kommen. Früher, wenn Wehen einsetzen. Um 22:00 Uhr würden sie dann einleiten, wenn sich noch nichts getan hat. Also drehten wir unsere Runden durch den Krankenhauspark. Zum Glück hatten wir gutes Wetter. Es war eine total unrealistische Situation. Ich kam mir vor wie im Film und hatte immer noch nicht realsiert was bald passieren würde. 21:30 zurück in den Kreißsaal. Es hatte sich natürlich nichts von selbst getan. Alle Kreißsääle voll. Wir sollten uns noch ein wenig gedulden. Um 22:30 Uhr konnten wir dann das erste Mal „unseren“ Kreißsaal beziehen. Mir wurde das Bändchen zur Einleitung gelegt. Ich sollte versuchen zu schlafen. Mein Mann hat es sich auf der Liege neben mir bequem gemacht und wir haben versucht etwas TV zu schauen. 23:30 Uhr dann hieß es wir müssten den Kreißsaal noch mal verlassen, da ich momentan die einzige Schwangere ohne Wehen sei. … Man hat mein Bett ins Wartezimmer geschoben. So konnte mein Mann wenigstens bei mir bleiben. 30 Minuten später setzten bei mit prompt die Wehen ein. Erst noch ganz human aber schon bald ziemlich heftig, so dass ich wie ne bekloppte auf diesem blöden KH-Bett rumturnte und versuchte Wehen zu veratmen. Mein Mann konnte währenddessen tatsächlich schlafen, was mich beruhigte, denn soooo laut konnte ich dann wohl nicht sein. Während der Zeit im Wartezimmer waren wir ziemlich alleine. Etwa um 2 Uhr fragte mein Mann mal nach, wann wir denn endlich in den Kreißsaal könnten. Immer wieder hieß es „bald“!: Ich bekan dann wenigstens noch einen Pezziball, aber ich wollte nur in diesen beschissenen Kreißsaal einziehen um endlich „anfangen“ zu können.

Gegen 4:00 Uhr am Freitag war es dann so weit. Wir durften endlich in den Kreißsaal. Muttermund auf 4cm.... Hmm, also nicht wirklich viel passiert! Gut, dann eben mit Buscopantropf weiter... und das wo ich mir geschworen hatte, die Geburt meiner Tochter ohne Medikamente zu schaffen. Die nächsten Stunden verbrachten mein Mann und ich mit Turnen, Atmen, Musik hören (Katie Melua), Turnen, Atmen, Jammern..... Gegen 8:00 Uhr habe ich mir ein weiteres Schmerzmittel geben lassen. Das tut mir jetzt noch leid, denn es war ein Opiat und es hat die Kleine whl ziemlich schläfrig gemacht. In dem Moment war ich jedoch für alles offen, dass helfen würde. Um 10:00 Uhr habe ich sogar von mir aus um eine PDA gebeten. Die Hebamme meinte sie schaue noch mal nach dem Muttermund und würde meinen, wenn's da gut ausschaut, dann würde ich das sicher auch ohne PDA schaffen. Ich war natürlich einverstanden, denn die Vorstellung eine riesengroße Nadel im Rücken zu haben war jetzt nicht mein Traum. Die Hebamme strahlte mich an und meinte, der Muttermund sei vollständig geöffnet und nun würde es nicht mehr lange dauern. Das war so ein unglaublicher Moment. Ich hatte solche Angst, dass mein Muttermund sich aufgrund der Konisation nicht öffnen würde. Alles schien gut zu gehen und bald geschafft zu sein. Also gut,.... „PDA pha... brauch ich doch nicht!“, dachte ich. Auf ca. 2 Stunden solle ich mich einstellen. Ich war total glücklich und voller Vorfreude!

Nun ging es also in die „heiße Phase“. Zwischenzeitlich kam der Chefarzt, Prof. Sch....., fühlte nach dem Köpfchen, meinte er könne es schon tasten. Die Hebamme sagte, sie könne es sehen. „Ganz wenig Haare“. Unglaubliches Gefühl.....!

Gegen 13:00 Uhr holte die Hebamme ein weiteres Mal den Chafarzt. Der fühlte wieder, machte einen Ultraschall – das Baby liegt falsch im Becken. Das Gesicht schaut nach Oben (Sternengucker), der Rücken in Richtung meines Rückens und der Kopf sei überstreckt. Da mein Baby sehr klein sei, könnten wir Glück haben, dass wir es so schaffen. Es könnte aber möglich sein, dass „wir einen Kaiserschnitt machen müssen“..... „WAS??? Alles, nur nicht das. Ich tue alles, was ich kann um das zu vermeiden!“ höre ich mich noch sagen. Dann bekam ich doch eine PDA. Während des Stechens stritt sich der Anästhesist mit der Hebamme. Ziemlich blöde Situation. Zum Glück hat mein Mann sich da eingemischt. Dafür war ihm sogar die Hebamme später dankbar! Unter der PDA bekam ich noch eine Tokolyse und ich sollte diverse Lagerungswechsel versuchen. Anschließend wurde die Tokolyse gegen einen Wehentropf getauscht und es hieß PRESSEN!“ Immer wieder hörte ich, dass der Kopf sichtbar ist, aber die Kleine schaffte es einfach nicht.

Die Hebamme ging irgendwann raus und mit ihr kamen der Chefarzt und der Anästhesist zurück.

Es war 15:00 Uhr!!!!

Ab da ging alles so schnell.......... ich höre noch „Wir kommen nicht mehr drumherum. Wir machen jetzt den Kaiserschnitt. Sie bekommen dieses Baby sonst nicht“. PANIK, HEULEN, ICH ZITTERE AM GANZEN KÖRPER!! Mein Mann schaut mich verzweifelt an und wird auch schon von einem Assistenzarzt aus dem Zimmer geführt.

Ich bekomme ein OP-Hemdchen an, meine PDA wird aufgespritzt, ich muss mich auf die OP-Liege legen, die Arme werden festgeschnallt... Ich erinnere mich daran, dass der Anästhesist sagte, dass die PDA bei mir evtl. nicht so gut wirkt wegen meiner Skoliose.... ICH HABE SOLCHE ANGST! Während all dem ist mein Mann nicht bei mir! Ich fühle mich hundeelend!!! Eine junge Ärztin spricht beruhigend auf mich ein, zumindest sie versucht sich im mich zu kümmern. Es stehen ca. 15 Menschen um mich herum. OP-Schwestern, der Prof., der Anästhesist und wie sich im Nachhinein rausstellte Stundenten (!!!). Meine Bauchdecke wird desinfiziert und endlich kommt mein Mann in den Raum. Er setzt sich an mein Kopfende und ist den Tränen nahe..... ich heule sowieso schon!
Offensichtlich hat die OP begonnen, denn ich schreie „Auua, aua, ich merke noch was!“ Ich spüre wie der Arzt meinen Bauch aufreißt! Es tut wirklich höllisch weh! Er glaubt mir nicht. Auf das grüne Tuch, dass meinen Kopf fast bedeckt spritzt Blut. Mein Mann hält mir die Augen zu. Noch immer zittere ich am ganzen Körper! Es ist so furchtbar! Die ganze Zeit über Frage ich mich was ich falsch gemacht habe. Ich wollte einfach nur mein Baby bekommen..... ich habe Angst zu sterben!

Um 15:15 Uhr höre ich ein leises Quäken. Es ist so weit weg und so unwirklich! „War das unser Baby?“, frage ich meinen Mann. Er weiß es nicht, sieht es nicht. Die Hebamme hält uns das Baby für ca. 2 Sekunden über den „grünen Vorhang“ und eilt dann raus. Noch immer zittere ich am ganzen Körper!! Ich weiß nicht was jetzt mit mir passiert. Ich will zu meinem Baby. Jemand holt meinen Mann. Ich bin allein. Von dort an dauerte es noch ewig... ich wurde genäht! Ich fühle mich um den ersten Moment mit meinem Baby betrogen. Um den ersten Moment zu Dritt! Um den Moment des Wunders, des "es geschafft zu haben".

Erst um 16:00 Uhr war ich zurück im Kreißsaal und was ich da sah brachte mich zum Weinen: Mein Mann hielt unsere kleine Lotte in den Armen! Sie war kerngesund! Winzig, wunderschön!!! Endlich wurde sie mir auf die Brust gelegt und ich konnte sie spüren, sie riechen, sie sehen! Sofort hörte ich auf zu Zittern!!! Mir war klar: Es ist das Ergebnis, das zählt!! Es passiert etwas ganz wunderbares: Ich liebe!!!

Mein Mann blieb noch 2 Stunden bei uns. Dann konnte er nicht mehr!

Gegen 20:00 Uhr kam ich endlich auf die Station! In ein 4-Bettzimmer! Als die Kleine das erste Mal schrie musste ich weinen, weil ich mich vor Schmerzen nicht bewegen konnte um sie zu beruhigen.

Fakt ist, dass bei der Geburt unserer kleinen Tochter alles passiert ist, was ich nicht wollte: Schmerzmittel, Überfüllter Kreißsaal, Wehen im Wartezimmer, Kaiserschnitt, 4-Bettzimmer!!! Das Leben schreibt sich eben selbst!! Jetzt ist sie schon 4 Wochen alt, hat schon 1000 Gramm zugenommen und so langsam verdaue auch ich, wie alles gelaufen ist!

1

Hallo,

Hast du wirklich schön geschrieben!!!!!
Bei mir lief auch nicht alles Top.ich wurde auch um die ersten Momente mit meinem Sohn “betrogen “ durfte ihn erst nach 14 Stunden sehen.
Aber weist du was...du hast so recht.das Ergebnis zählt.
Alles andere ist Geschichte.
Obwohl ich es schon sehr krass finde, was dir beim Kaiserschnitt wiederfahren ist#schwitz
Respekt, dass du nach vorne schaust.
Toll wie dein Mann sich auch verhielt.

Sehr süße Maus hast du.

Euch alles gute#winke

2

Danke für die lieben Worte!

Ja, mein Mann ist großartig und war mir eine echt gute Stütze!!
Alles Gute für Dich!!

3

erst mal herzlichen glückwunsch!

Was du da erlebt hast, kommt mir leider nur zu gut bekannt vor. Daher habe ich mich einen Club gegründet für Frauen, denen es schwer fällt, die geburt zu verarbeiten. Vielleicht möchtest du ja zu uns stoßen.

http://www.urbia.de/club/Geburtstrauma

Ich wünsche dir und deinem kind trotzdem alles Gute weiterhin.

Gruß

Karin

4

Danke für den Hinweis. Sehr gerne. Reden/schreiben hilft immer.

5

Ein wirklicher Mut-Mach-Bericht - denn auch wenn alles anders gelaufen ist: Euch dreien geht es gut und ihr seid jetzt eine Familie! Man kann anscheinend so gut planen, wie man will, es kann immer etwas anders laufen. *alles gute* #blume

6

Danke Dir!!!

Ja, das stimmt..... Ich bin einfach nur froh, dass ich mich nicht für eine Hausgeburt oder ein Geburtshaus entschieden habe.......