Ging also doch ohne Hebamme :) Hausgeburt meiner Tochter

Nein, Hausgeburten sind nicht gefährlicher als Klinikgeburten. Und sie machen sogar Spaß, wie ich bei meiner eigenen Hausgeburt vor 6 Wochen erleben durfte. Nachdem ich meine erste Tochter in einer Klinik entbunden habe, in einer Geburt, wie sie kliniktypischer (Einlauf, Wehentropf, Dammschnitt, Kristellern, Rückenlage) nicht hätte sein können, stand für mich fest, soetwas niemals wieder zu machen. Ich wäre lieber in den Wald gegangen, als mir sowas nochmal anzutun.
Also - Hausgeburt. Nur, wie findet man eine gescheite Hebamme? Es gibt ja (dank unserer hervorragenden *kotz* Politik) kaum noch welche, die Hausgeburten machen, und es ist ja nicht nur mit ner Hebamme getan, sondern es sollte ja auch gegenseitige Sympathie herrschen.
Ich hatte mir ein paar Hebammen angeschaut, aber irgendwie war nicht die richtige für mich dabei. Und wenn ich mal eine passend für mich fand, war es todsicher eine, die leider keine Hausgeburten macht.
Also hatte ich mich damit abgefunden, mein Baby nun doch allein - ohne offizielle Hebamme - zur Welt zu bringen.
In der Mitte meiner Schwangerschaft lernte ich dann aber doch eine Hebamme kennen, mit der ich mir eine Geburt vorstellen konnte. Ganz sicher war ich mir aber noch nicht, deswegen machte sie erstmal nur die Vorsorge bei mir. Im Laufe der Zeit wurde ich mir aber immer sicherer, mit ihr auch gebären zu wollen. So weit, so gut.
Und dann kam der 26.4. (Dienstag nach Ostern), ich war bereits 8 Tage über Termin und dementsprechend entnervt und lustlos.
Wehen hatte ich seit Wochen, aber nur klitzekleine Miniwehen, die überdies nichtmal richtig wehtaten, geschweige denn auch nur IRGENDWAS auslösten. Der Muttermund war gut fingerdurchlässig, also nen Pups.
Ich hatte Elternbesuch von außerhalb, meine Eltern wollten eigentlich das Baby besuchen *lach*, aber das war ja noch nich da.
Kurz nachdem meine Eltern dann abends wieder abgefahren waren, merkte ich, dass ich möglicherweise nun doch mal echte Wehen hatte. Ich war just dabei, das Großkind ins Bett zu begleiten, es war 20:30 Uhr. Ich hatte aber keine ruhe mehr, mit ihr imBett zu liegen, also bin ich in die Badewanne gestiegen, um zu gucken, ob die Wehen danach vielleicht wieder schwächer werden. Ich rief meine Mutter noch an und sagte ihr, dass heute nacht oder morgen früh das Baby bestimmt kommt.
Um 20:45 (immer noch in der Badewanne) stellte ich fest, dass es wirklich echte Wehen waren und sagte meinem Mann, er solle doch mal die Hebamme anrufen und schonmal drauf vorbereiten, dass sie heute nacht vorbeikommen muss. Der Wehenabstand betrug 4-5 Minuten, und bei demselben Wehenabstand bei meinem Großkind dauerte es etwa 4 Stunden, bis das Baby da war. Das teilte mein Mann der Hebamme mit, meinte, sie solle in Ruhe ihren Kram zuende machen und dann langsam mal vorbeikommen. Sie hat eine Fahrtzeit von 20 Minuten, weil sie außerhalb wohnt.
Dann wollte mein Liebster das Großkind zu einer Freundin bringen, damit sie nich wach wird, wenn ich gebäre. Dazu kam es aber nicht mehr, ich sagte ihm, ich könne jetzt nicht allein sein, weil das Baby kommt. Da war es 21 Uhr, ich stieg aus der Wanne und hatte extreme Wehen ohne Pause.
Mein Liebster war ein bißchen konfus und wußte nicht, wie er nun weiterverfahren sollte. Er hat mich abgetrocknet, dann sind wir durch den ellenlangen Flur in Richtung Wohnzimmer gestiefelt, immer wieder unterbrochen von Wehen, die ich versucht habe zu veratmen. Ich hab ne gefühlte Ewigkeit durch diesen Flur gebraucht. Das war wie damals durchn KH-Flur latschen.
Gegen 21:15 kam ich dann auch mal im Wohnzimmer an und preßte zwischen 2 Wehen gerade noch so raus, dass die Hebamme doch SOFORT losfahren soll, weils wohl doch etwas schneller geht. Mein Liebster rief sie also an und sagte ihr selbiges. Sie wies ihn telefonisch an, starken Kaffee für den Dammschutz zu kochen. Er - ganz gehorsamer Ehegatte - taperte in die Küche (am Anfang des ellenlangen Flures) und überließ mich meinem Schicksal im Wohnzimmer *g*. Dort war aber nun dummerweise weder Couch noch Teppich mit Abdeckplanen versehen, und weil ich meinen geliebten Teppich nicht einsauen wollte, kniete ich mich kurzerhand aufs Laminat vor Teppich und Couch, schnappte mir einen Hocker, stützte mich mitm Oberkörper drauf und wehte wie eine Irre vor mich hin. Ich war offenbar laut genug, mein Liebster stürzte zwischen Kaffeekochen und Panikschieben nochmal ins Wohnzimmer und guckte nach, was ich da eigentlich so mache. Ich schnauzte ihn zwischen 2 Wehen an, dass er gefälligst das Fenster mal zumachen soll, damit nicht die halbe Nachbarschaft was von meiner Geburt hat. Unsere direkten Nachbarn im Haus wußten von meiner Geburt, aber bei den Passanten auf der Straße hätt ich mir gut vorstellen können, dass da jemand die Polizi ruft ob meines Gebrülls.
Und dann schrie ich, wo denn die verdammte Hebamme bliebe, der Kopf würde nämlich jetzt kommen. Ich hatte so einen unglaublichen Preßdrang, das ging gar nicht. Mein kluger Gatte versuchte mich zu beruhigen "Nein Schatz, das ist nur die Fruchtblase, die platzt". Ich konnte das Pressen dann nicht mehr verhindern, ich war immer noch fest überzeugt, der Kopf drücke mir aufn Steiß. Ich hab 3 Anläufe gebraucht (und dabei ging mir "Scheiße, jetzt biste gerissen" durchn Kopf, das hab ich nämlich gemerkt), in dem Moment machte es Platsch, die Blase sprang und der Kopf schoß hinterher. Nunja, wir hatten also ausnahmsweise mal beide recht *ggg*.
Da hockte ich nun also aufm nackten Boden, ach ne, ganz nackt nicht, mein Liebster hatte es gerade so geschafft, mir noch schnell eine Einmal-Wickelunterlage unterzuschieben, also da hockte ich nun mit hochgerecktem Hintern, aus dem ein Babykopf schaute, mit einem überforderten Gatten und ohne Hebamme. Nochmal gepreßt, und der halbe Körper kam hinterher. Und dann das erlösende Klingeln, mein Liebster schoß zur Tür, brüllte in den Hausflur "Lass alles stehen und liegen, das Baby kommt" (die Hebamme war bewaffnet mit Köfferchen, Taschen und dem Gebärhocker, und war dabei, alles gemütlich die Treppe raufzutragen), und sauste wieder zu mir, die Hebamme im Schlepptau. Sie machte einen Hechtsprung durch den ellenlangen Flur und kam gerade zurecht, das frischgepreßte Baby kurz vorm Aufprall aufn Boden aufzufangen. Das war verdammt gutes Timing. 21:36 war es da.
In der Zeit schaffte es mein Liebster endlich mal, den Teppich und die Couch zu präparieren, sodaß ich mitsamt Baby an Nabelschnur auf die Couch umsiedeln konnt, um dort die Nachgeburt abzuwarten. Das hat mich auch nochmal eine halbe Stunde Schmerzen gekostet, aber dann war alles raus.
Die lapidare Frage meines Mannes war: "Wozu sollte ich eigentlich den Kaffee kochen?"
Nunja, den Kaffee tranken wir dann zu dritt. Mir ging es blendend nach dieser Slapstickgeburt, wir haben uns hinterher totgelacht. Ich rief meine Mutter nochmal an kurz nach 22 Uhr und eröffnete ihr, dass ich gerade das Baby bekommen hab, ihre Reaktion war "Was, aber wir haben doch eben noch telefoniert"
Das Großkind ist nichtmal aufgewacht, verwunderlich, bei meinem Gebrüll.
Ich hab übrigens einen Brocken gepreßt, sie hatte 4140g bei 55cm und 36cm KU. Ganz ordentlich, wie ich finde, mit so einem Baby hab ich gar nicht gerechnet.
Natürlich war alles gesund, mein kleiner Riß war nicht der Rede wert und mußte nichtmal genäht werden.
Im direkten Vergleich Kh-Geburt vs. Hausgeburt schneidet meine Hausgeburt um Längen besser ab. Ich hab sie als weniger schmerzhaft und weniger anstrengend empfunden, der Dammriß heilte VIEL besser als die Dammnarbe nach dem Schnitt, ich war so schnell wieder fit, und im Hocken zu gebären ist gar kein Vergleich zur Rückenlage im KH. Es war einfach Wahnsinn, ich möchte gerne immer wieder so gebären dürfen.
Ok, und es ging verdammt schnell. Ich hab bei meiner ersten Geburt schon gedacht, das war schnell mit 3einhalb Stunden reiner Gebärzeit, aber diesmal wars ja noch schneller. Ne gute halbe Stunde hab ich gebraucht, und die Sache war gegessen.
Ja, also hat echt gefetzt. Zuhaus gebären macht Spaß.

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Hi,

herzlichen Glückwunsch erstmal.
Irgentwie kommt mir deine Geschichte sehr bekannt vor :-)

hatte am 5.5 auch ne HG:
-17.Uhr Blase springt, keine Wehen
-19.30 Hebi kommt Mumu gucken (bombenfest zu) keine Wehen, Hebi fährt heim schlafen
-bringe noch schnell meinen Sohn ins Bett
-so ab 21 Uhr mal leichte Wehen die aber nicht wirklich weh tun
-21.45 mal ein bad genommen
-22 Uhr Wehen werden fies ich denk mir aber lass mal deine Hebi noch bissl schlafen
-22.15 Hebi angerufen, weils jetz noch fieser wird ich manövriere mich graziel nach unten ins Wozi
-22.35 Ankunft hebi
-22.40 Ankunft baby nach 1,5 Presswehen

den weg zur Plastikplane hab ich nicht mehr geschafft am Schrank war schluss und die Plane wär auf der Couch gelegen

also alles quasi im vorbeigehen erledigt :-)

HG jederzeit wieder!!!!!

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echt toller bericht. wahnsinn :-D
ich hab mir extra eine klinik ausgesucht, welche nur drei min zu fuß weg ist und die nicht eine solche kh-atmosphäre hat, dank unserer kunst-studenten. geschnitten wird auch nur selten. lieber helfen und notfalls reißen lassen.

also gratulation zu so viel mut und zur zweiten tochter

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Ganz ganz #herzlich - lichen Glückwunsch zur gelungenen Hausgeburt! #ole
Ich hatte drei Tage vor dir, am 23.04.2011 auch eine HG, meinen Bericht findest du hier ebenfalls, ein paar Beiträge unter deinem ;-).

Das hast du echt klasse gemacht, kannst stolz auf dich sein!
HG - jederzeit wieder!

LG, Magic mit HG-Sternguckerle Robin (30.07.09) und ebenfalls HG-Sternguckerle Raphael (23.04.2011)

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Großer Gott. Man denkt, sowas passiert nur im Fernseh!!! Bin ich froh, dass ich kein Kind mehr will. ICH wäre vor lauter Angst wahrscheinlich verrückt geworden #schein

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Hallo!
Meine absolute Hochachtung!
Herzlichen Glückwunsch zu dieser super Geburt!
So stelle Ich es mir auch vor!

Endlich mal ein schöner Bericht zwischen all den intervenierten!

Meine erste Geburt war der absolute Wahnsinn, ähnlich wie deine. Da war auch alles dabei, Beine an diesen Beinhaltern festschnallen, Kopfschwartenelektrode, kristellern, aufschneiden...NIE WIEDER!
Wenn Ich nicht jetzt noch eine Hebi finde, da wo`s passt, mache Ich es allein!
Ich hab beim 2. auch ne HG gehabt. Ich hab ja den Vergleich und ich weiss, dass ich gebären kann!

Ich habe überhaupt keine Angst und bin schon sehr gespannt auf meine 4.Geburt!

Lasst es euch gut gehen.
Liebe Grüße, Uta

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Herzlichen Glückwunsch! Ein sehr unterhaltsamer Bericht! :D

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:D;D:D dein Bericht ist super, Glueckwunsch zu der tollen Geburt und dem kleinen Brocken, den du da geboren hast :)
Ich musste echt lachen als ich deinen Bericht gelesen habe - du mit nacktem Hintern, Baby schaut schon halb raus, aufm Wohnzimmerboden ;) und daneben ein total verwirrter Mann - die Szene fand ich echt genial.

Alles Gute euch!

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Erstmal Herzlichen Glückwunsch an euch und alles Gute!!!! Schön, dass es so gelaufen ist, wie Du es Dir gewünscht hast!
Aber ich verstehe irgendwie nicht, warum alle hier immer wegen der ach so schrecklichen Klinikgeburten rumwettern.
Natürlich gibt es leider immer noch ein paar Krankenhäuser, in denen das Gebären keine Spaß macht. Aber ich kenne eher Frauen, mich eingeschlossen, die sehr gute Erfahrungen mit Geburten im KH gemacht haben. Meine Geburt war total schön, ich konnte auch jederzeit selbst entscheiden, was ich wann wie machen wollte. Mich hat niemand irgendwo festgeschnallt und Kommandos erteilt.
Ich denke, wenn man sich ein wenig Mühe macht und vor der Geburt ein paar KH anschaut, dann weiß man auch, was einen erwarten wird.
Man muß sich ja nicht ein uralt-KH raussuchen mit einer extrem hohen Damm- und KS-Rate...