Die Geburt meines Sohnes Vincent

Hier möchte ich euch von Vincent seinem schweren Start ins Leben berichten. Es war nicht einfach, dabei fing es so leicht an.

Am 16.11. gegen 9.30 Uhr bemerkte ich, dass etwas anders war. Etwas war komisch. Es zog immer so im Unterbauch und in den Leisten. Ich schaute zur Uhr und dieses Ziehen kam alle 4-5 Minuten. Hmmm, was nun tun? Erstmal abwarteten, ob es wieder verschwindet. 11.30 Uhr hatte ich eh einen Termin beim Doc. Aber das Ziehen beunruhigte mich dann doch irgendwann und ich rief - auf Anraten der guten Melli - beim Arzt an, um sich dort schlau zu machen. Die Sprechstundenhilfe hat nur gelacht und gemeint, wir sollten mal in die Klinik fahren.

Gesagt getan. Also meinen Freund geweckt und wir sind gemeinsam los.

12 Uhr im Vivantes Hellersdorf angekommen und dort gleich ans CTG angeschlossen. Wehen wurden verzeichnet, der Muttermund war 1 cm offen. Da wir zu weit weg wohnen, wurde besclossen, dass sie gleich in der Klinik bleiben.

Schatz ist dann gegen 13 Uhr noch mal nach Hause gefahren, weil er Schlaf brauchte. Er hatte eine verdammt kurze Nacht, dank seiner Nachtschicht. Dafür ist 13.45 Uhr dann die Mellie vorbeigekommen und hat mich tatkräftig unterstützt und mir geholfen.

14 Uhr wieder CTG. Diesmal waren schon alle 1-2 Minuten Wehen zu sehen. Ich musste diese auch schon gut veratmen. Alles nicht so einfach. Es wurde mir gesagt, wenn die Wehen jede Minute kommen, soll ich mich melden und es geht in den Kreißsaal. Das war dann gegen 15 Uhr soweit. Muttermund war hier 4 cm offen.

Also runter und dort wieder ans CTG angeschlossen. Zuerst war alles gut, doch dann war mein Baby plötzlich nicht mehr zu sehen/hören. Also hat Melli der Schwester Bescheid gesagt. Die hat auch gleich die Ärztin geholt und es wurde hektisch. Ich wurde von der rechten Seite auf die linke umgelagert. Baby war immer noch weg. Dann hab ich ein Medikament gespritzt bekommen, was mein Herz wild zum Klopfen brachte ... Nebenbei hat Melli mit mir den Bogen für die Narkoseärztin ausgefüllt, falls ein Kaiserschnitt gemacht werden sollte. Doch dann war mein Baby wieder da. Alle waren erleichtert - irgendwie. Ich habe noch eine Infusion bekommen und wurde dann in den Kreißsaal geschoben.

Dort wieder ans CTG angeschlossen. Ab und zu kam eine Hebamme rein und guckte, wie es uns geht. Schaute nach dem Muttermund (6 cm) und verschwand wieder. Die meiste Zeit war ich mit Melli alleine und kämpfte mit den Wehen.

Irgendwann kam mein Schatz wieder. Muss gegen 18 Uhr gewesen sein, ich hatte kein Zeitgefühl mehr. Auch war ich schon sehr geschwächt und hab immer nur gemeint, dass sie mein Baby endlich rausholen sollen. Es tat schon sehr weh. Der Muttermund war dann laut der Hebamme schon fast offen, nur noch ein kleiner Saum hat gefehlt. Die Fruchtblase wurde aufgestochen. Die Hebamme schaute sich dieses an und meinte, dass es nicht mehr so gut aussieht.

Als später eine Ärztin reinkam, meinte diese, dass wir erst bei 8 cm sind. Später kam genau diese Ärztin wieder und meinte, dass sich seit 2 Stunden nichts mehr getan hat. Also wollten sie mich wieder umlagern.

Aber das stellte sich als schwierig heraus. Denn die rechte Seite mochte mein Baby nicht, da waren seine Herztöne dann wieder weg. Also in den 4-Füßler-Stand und auch da war Vincent nicht mehr da. Keiner wusste mehr einen Rat. Nun wurde es panisch, denn mein Baby kam nicht mehr wieder. Alles wurde für einen Notkaiserschnitt bereit gemacht und ich wurde in den OP-Raum geschoben.

Dort hat die Narkoseärztin mit mir gesprochen und keine 3 Sekunden später habe ich schon tief und fest geschlafen.

Als ich langsam wieder aufwachte, hörte man im Hintergrund ein Baby schreinen, Melli und Schatz waren bei ihr. Sie sagten, dass dieses Schreien zu meinem Kind gehört. Da hab ich vor Glück nur noch geweint.

Dann wurde es wieder hektisch. Ärzte kamen rein und berichteten, dass mein Baby nach Friedrichshain verlegt werden müsste, weil er nicht mehr atmet und die dort bessere Geräte haben. Mir wurde ganz schlecht. Ich wollte mein Baby sehen!

Also haben sie den kleinen Schatz kurz zu mir gebracht, für 1 Sekunde durfte ich seine Hand streicheln und schon war er wieder weg. Ich war fix und fertig.

Mein Freund ist dem Kleinen dann hinterher gefahren. Melli ist bei mir geblieben, solange, bis sie mich ins Zimmer gebracht haben, das muss gegen 1 Uhr gewesen sein. Die Nacht war unruhig. Schatz hatte noch angerufen und gesag, dass es unserem Baby gut geht. Dass ihm geholfen werden kann.

Am nächsten Morgen (17.11.) kam eine Ärztin rein und meinte, dass die Kinderärzte aus Friedrichshain gesagt haben, dass es sehr schlecht um meinen Vincent steht. Ich war ganz verwirrt und verängstigt, ich wollte nur endlich bei ihm sein. Es wurde dann auch bald ein Transport für mich organisiert und ich wurde auch nach Friedrichshain verlegt.

Dort angekommen wurde ich gleich zu meinem Kind gebracht, Schatz kam auch gerade an. Da lag er also, angeschlossen an viele Maschinen. Keiner erklärte irgendwas, es wurde nur alles fertig gemacht, damit er nach Neukölln konnte, weil die dort sich noch mal besser um ihn kümmern können. Ich habe nur noch geweint. Zu dem Zeitpunkt war mein kleines Baby mehr tot als lebendig. Und keiner rechnete ihm irgendwelche Chancen zu. Wir waren verzweifelt. Wieder konnte ich mein Baby nur 5 Minuten sehen.

Man versprach mir, dass sich jemand meldet, damit ich auch nach Neukölln kommen kann. Bis 19 Uhr habe ich gewartet und keiner kam. Dann hab ich es nicht mehr ausgehalten und bin den Schwestern dort auf den Geist gegangen. 20 Uhr war endlich ein Transport für mich organisiert. Und 21 Uhr war ich in Neukölln im Mutter-Kind-Zentrum.

Dort habe ich ganz schnell die Aufnahme hiner mich gebracht und wurde gleich zu meinem Sohn geführt. Alle haben mich freundlich empfangen und mir gleich sein Zimmerchen auf der Kinderintensivstation gezeigt. Dort lag er: Angeschlossen an Beatmungsgeräte. Bekam viele Infusionen, bekam sogar Bluttransfusionen und was weiß ich nicht alles. Ein grausamer Anblick.

Der diensthabende Arzt hat mir dann vieles erklärt: Er hat gesagt, dass Vincent ganz schlecht aussah, als er hier ankam. Er musste zu Beginn zu 100 % beatmet werden. Sie konnten es dann schon auf 80 % reduzieren. Ihm wurde viel Flüssigkeit gegeben, damit überhaupt ein Kreislauf zustande kam. Man hat mir endlich erzählt, dass Vincent viel schlechtes - sogenanntes grünes Fruchtwasser - geschluckt habe und auch eingeatmete hat, was zu einer Infektion in den Lungen führte und diese ihren Dienst versagten. Auch hatte er hohes Fieber und die Antibiotika schlugen nicht an. Es stand zu diesem Zeitpunkt sehr kritisch um den kleinen Mann. Aber der Arzt meinte, dass man hier alles versuchen wird - wirklich alles!

Ich habe meinem kleinen Vincent ganz viel Mut zu gesprochen und auch wusste ich nun, dass man uns hier helfen kann und will! Etwas beruhigter ging ich auf mein Zimmer und versuchte zu schlafen.

Das alles ist nun schon einige Tage her. Vincent lag insgesamt 2 Wochen auf der Intensivstation und dann noch mal fast 2 Wochen auf der Kinderstation, wo er das Trinken gelernt hat. Jetzt ist er seit dem 12.12. endlich zu Hause und wir genießen unser Familienglück!

Achso, der kleine Schatz wog bei der Geburt übrigens 4200 Gramm und war 53 cm groß, Kopfumfang 35,5 cm.

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Hallo,
dieser Start ins Leben war wirklich turbulent!!!#zitter
ABER ihr 2 habt es gut geschafft und dein Vincent ist ein echter kleiner KÄMPFER#huepf
Ich wünsche euch alles erdenklich Gute & Liebe und eine schöne Babyzeit!!!#verliebt

Gruß

Tina309#winke

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Danke Tina.

Die ersten 3,5 Wochen waren sehr hart. Mit jedem Tag mehr hatte ich mir den kleinen Prinzen nach Hause gewünscht. Und als er dann zu Hause war, fühlte ich mich die ersten Tage einfach überfordert.

Aber mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team. Vincent ist fit und es geht uns allen gut!

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man hab ich grad viele Tränen vergossen beim lesen... ich bin auch ziemlich emotional...

den Namen Vincent hät ich meinem kleinen auch fast gegeben... nun heisst er Clemens Pascal...

er kam auch per KS nach langer Zeit unter PDA

wir waren vorher noch lang in der Hebammenpraxis wo alles noch ganz normal aussah... aber laut Ärztin wollte er nicht durchs Becken durch.
Muttermund war schon vollständig eröffnet.

Die Zeit nach dem Kaiserschnitt war sehr schlimm für mich aber mittlerweile kann ich den kleinen sehr genießen und erfreue mich jeden Tag an seinem wundervollen lächeln das er uns schenkt! #verliebt

am 5.1. wird er nun schon 4 Monate #winke

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hallo,

alles liebe und gute zum neuen jahr!!!
ich las deinen kommentar bei einem anderen geburtsbericht und hab nun deinen gelesen.das war wirklich ein start ins leben wie in einem spannenden film!!! ich hatte immer wieder beim lesen grosse angst, ob es dein sohn gut schaffen würde!!!!
hast du offene fragen (auch medizinische, oder sonstige) wegen des geburtsablaufs??
oder hast du dir auf alles was mit euch beiden passierte schon einen passenden reim drauf gemacht??
vestehst du jetzt wieso was wie gemacht wurde???
oder sind noch dinge unklar oder offen???
findest du dass jemand in einem bestimmten moment oder in einer bestimmten situation besser anders reagiert hätte??( hebamme, freundin, partner, arzt, pflegepersonal...)??
du hast gemeint in der zweiten klinik wurdest du nicht richtig über die situation aufgeklärt.ich denke mir dass du recht hast, man hätte dir dort alles wichtige sagen müssen.andererseits warst du frisch operiert und ich denke das personal bangte ebenso wie du um das leben deines kindes. ich weiss, dass das keine entschuldigung ist, ich wollte dir damit nur sagen, höchstwahrscheinlich waren sie dort mit der situation überfordert.
mein sohn musste nach dem kaiserschnitt auch in die intensivstation und ich durfte ihn sieben tage nur besuchen gehen, nie im arm halten oder mehr berühren als mit der hand ihn zu streicheln, da er auch an vielen verschiedenen schläuchen hing.wenn man das als aussenstehender sieht, ist es schon ein schlimmer anblick, aber als mutter zerreisst es einem wirklich das herz. man weiss, wie schlecht es dem kleinen liebling geht, und darf ihn nicht bei sich haben um mit ihm zu schmusen und ihn zu trösten.
was mir damals kraft gab waren meine zimmerkolleginnen, wir waren fünf mütter mit unseren kindern in der neonatologie, sie zeigten mir ihre fots schon am ersten tag, teilweise hatten die babys bei der geburt nicht mal 600 g gewogen!!!und diese frauen schafften das auch. mir half die routine der anderen frauen auch beim abpumpen- jede pumpte ab, und egal wieviel es war, man freute sich mit der anderen mit wenn mal etwas mehr kam.rund um die uhr alle vier stunden abzupumpen war wie in einem surrealistischen theaterstück. punkt zwei uhr nachts klingelten vier verschiedene handy-klingeltöne, eines davon türkische musik- es war zum schreien komisch.aber die solidarität war wunderbar.das gab mir sehr viel kraft. ich konnte dann nach einer woche ihn normal stillen- und hab 16 monate gestillt, davon elf voll. heute ist mein sohn quietschlebendig und drei jahre alt!!!! man merkt überhaupt nicht mehr welch schlimmen start er hatte.
ausserdem, denk daran welch grosses glück ihr hattet. bei meiner tochter hatte die hebamme unter der geburt ( nach einer völlig komplikationslosen schwangerschaft) auch die herztöne verloren, ich machte sie drauf aufmerksam, sie setzte den schreiber um- ich sagte noch, so hoch...- das kann nicht der herzton sein, sie liegt doch schon mit dem köpfchen unten!!!( es war wohl meine baucharterie) -
doch 25 minuten bemerkte niemand ausser mir was-niemand war alarmiert- obwohl ich immer wieder sagte ich mach mir grosse sorgen um mein kind- bis ich darauf bestand dass die ärztin nun einen ultraschall macht -da ich wüsste dass es meinem kind ganz schlecht geht!!!
wenige minuten später sah man auf dem ultraschall dass das herz nicht schlug, es wurde sofort eine not-OP gemacht, meine tochter allerdings lebte nach der überstellung ins nächste krankenhaus mit neonatologie nur mehr sieben stunden.
ein völlig gesundes kind!!!sie war im bauch unter der geburt ertrunken.sie hatte fruchtwasser eingeatmet da die sauerstoffversorgung durch die nabelschnur kurzfristig nicht mehr geklappt hatte.sie konnte reanimiert werden, lebte aber eben wie gesagt nur einen tag lang.
geniesse dein gesundes kind- trotz des turbulenten starts, und denk dran dass es viel viel schlimmer mit euch beiden hätte kommen können.
ich hoffe dir ist das ein grosser trost. geburten sind nicht immer ideal. vor der kaiserschnitt-medizin sind frauen und kinder, die einen kaiserschnitt gebraucht hätten, gestorben.ich finde man muss - so schlimm diese erfahrungen sind- eben das gute dran sehen: sobald das kind lebt, muss man immer zuallererst dankbar sein.das ist meine meinung. jedes kind ist ein einzigartiges geschenk.
in diesem sinn ist dein vincent ein besonders wertvolles geschenk mit einer einzigartigen ersten geschichte auf seinem weg ins leben!!!!
liebe grüsse!!
s.