Mit einem Gipsabdruck fing alles an...LANG!

Hallo ihr Lieben, die Geburt unsere großen Tochter ist zwar schon eine ganze Weile her, aber ich bin jetzt erst dazu gekommen unseren Geburtsbericht fertig zu schreiben. Vielleicht mag es ja trotzdem jemand lesen:-)

So schnell kann´s gehen – herzlich willkommen bei uns, liebe Anna Lotti!

16.01.2007

Das erste Baby – bald ist es da und wir haben noch keinen Gipsabdruck von meinem Bauch. Ach, aber wir haben ja auch noch fast zwei Wochen Zeit.
Doch wir wollen lieber nicht mehr so lange warten und wagen es heute Abend.
20.00 Uhr
Nach dem Abendbrot geht’s los: Bauch ausgepackt und wieder mit Gipsbinden eingepackt.
Nebenbei bemerken wir, dass der Bauch doch ziemlich riesig ist und unsere Binden wohl hoffentlich gerade so reichen werden ;-).
Ich frage deinen Papa extra noch vorher: Meinst Du nicht, wir sollten den Bauch vorher etwas eincremen? Aber er meint nur, die Apothekerin hätte ihm versichert wir bräuchten keine Creme. Gut, gesagt getan. Doch nach dem Eingipsen so langsam die Trocknung beginnt wird mir klar: wir hätten doch eincremen sollen! Es war ziemlich unangenehm, da der Gips ganz schön fest wurde und sehr spannte. Auch das Entfernen des Gipsabdruckes war mit schmerzhaftem Ziehen verbunden, aber wir waren so „stolz“ auf unser Ergebnis, dass ich das zunächst mal vergesse.

22.00
Wir sind müde und gehen ins Bett. Während dein Papa schnell im Land der Träume ist, kann ich irgendwie überhaupt nicht einschlafen (komisch, da ich die letzten 9 Monate ständig und überall eingeschlafen bin;-)). Nun ja es zieht in meinem Bauch immer noch und ich bin etwas ratlos, was dieses Ziehen zu bedeuten hat. Also wälze ich mich hin- und her – zur Abwechslung gehe ich immer mal wieder zur Toilette.

23.30
Beim (keine Ahnung wievielten) Toilettengang habe ich etwas am Toilettenpapier – mein Adrenalin schießt in die Höhe – das muss er sein: der Schleimpfropf! Aaaahhh, was soll ich nur tun. Auf der Couch wälze ich meine Schwangerschaftsratgeberliteratur auf der Suche nach Antworten auf die Frage, was ich nun als nächstes tun soll. Aber die ganzen Bücher sind mir keine Hilfe, mir kommt nur ständig der Satz meine Hebamme in den Kopf: Solange du dich noch fragst, was du tun sollst, geht noch nicht wirklich los. Das weißt du dann schon ganz genau.
Gut, dann hoffe ich mal, dass das auch stimmt und versuche wieder einzuschlagen.
Hoffnungslos! Na gut, dann gehe ich mal wieder auf Toilette…

00.30
Kann immer noch nicht schlafen. Habe begonnen den Abwasch zumachen. Mitten in der Nacht den Abwasch??? Hatte nicht die Hebamme auch gesagt, dass es ein gutes Zeichen wäre, wenn wir anfingen den Haushalt so herzurichten, als würden wir die nächsten Tage nicht da sein. Sollte es heute Nacht wirklich schon losgehen? Meine Aufregung steigt ständig zumal ich bemerke, dass das Ziehen nicht ständig sondern in halbwegs regelmäßigen Abständen(10 Minuten) kommt. Okay, ganz ruhig. Noch mal auf Toilette, wieder die Ratgeberliteratur durchgeblättert und mich gefragt, ob ich nicht mal deinen Papa wecken sollten.

02.30
Die Frage beantwortet sich von selbst. Beim Toilettengang Nr.1000 motzt dein Papa nämlich aus seinem Bett: Soll das jetzt die ganze Nacht so weiter gehen mit deinem Rumgelaufe? Etwas verunsichert frage ich ihn: Was würdest du zu etwas mehr als normalen Schmerzen so alle sieben Minuten sagen?
Kaum habe ich meinen Satz zu Ende gesprochen, sitzt er im Bett und ruft: Was, wir wollten doch bei alle 10 Minuten losfahren. Echt, jetzt alle sieben Minuten? Motzig ist er nun gar nicht mehr ;-)
Erzähle ihm von meiner Verunsicherung, leider weiß er auch nicht so recht wie es nun weiter geht. Wir warten also einfach ein wenig und unterhalten uns.
Alle sieben Minuten bin ich mir sicher, dass wir SOFORT ins Krankenhaus müssen, aber kaum ist der Schmerz vorbei, denke ich wir sollten noch warten.
Ich gehe also erstmal duschen – man will ja schließlich gut aussehen;-) und dein Papa schmiert sich ein „Frühstücksbrot“. Schließlich hatte die Hebamme gesagt, man(n) solle auf jeden Fall gestärkt in den Kreissaal gehen.

04:00
Das Ziehen wird immer heftiger und wir beschließen nun doch ins Krankenhaus zu fahren – lieber zu früh als zu spät.
Beim Einsteigen ins Auto fühle ich mich seltsam ruhig und eher so als würde ich in den Urlaub und nicht zur Entbindung fahren. Mein letzte Gedanke beim Wegfahren: Beim nächsten Heimkommen bin ich eine Mama!

04:30
Bevor wir ins Krankenhaus fahren, müssen wir noch an eine Tankstelle – Batterien für unseren Fotoapparat kaufen! Ja, ich weiß, optimal vorbereitet sieht anders aus, aber wir hätten doch auch eigentlich noch 2 Wochen.

04:45
Die Hebamme nimmt uns am Kreissaal im Empfang. Es ist eine ganz ruhige besondere Stimmung so mitten in der Nacht auf der Geburtsstation. Die Hebamme schreibt ein CTG und untersucht den Muttermund – regelmäßige Wehen und MuMu 2 Zentimeter geöffnet. Ach du Schreck, nur 2 Zentimeter, laut der Rechnung meiner Hebamme (pro Cm/eine Stunde) dauert das hier also noch mindestens 8 stunden und die Schmerzen werden ja noch schlimmer. Gut, einfach nicht darüber nachdenken und immer schön atmen!

05:30
Spazieren gehen – so früh am Morgen, mitten im Winter bei Wind (der Sturm Kyrill war im Anmarsch) und Regen – auf solche Ideen können einen auch nur Hebammen bringen.
Da laufen wir also brav durch die Dunkelheit und alle 30 Meter müssen wir stehen bleiben, da die Wehen nun schon sehr intensiv sind. Dein Papa stützt mich bei jeder Wehe und wir machen unsere Witzchen darüber, was wohl die Leute denken, die uns hier so lang laufen sehen.

06.30
Erneutes CTG und Untersuchung – MuMu 3 Zentimeter. Was???? Ich hatte nach diesen Wehen mit mindestens 4 gerechnet. Der Vorschlag der Hebamme mich in Badewanne zu entspannen gefällt mir, zumal wir uns ja auch eine Wassergeburt wünschen.
Das warme Wasser tut zunächst gut, doch dann werden die Wehen heftiger und heftiger.
Nun bekommt dein Papa Arbeit, denn mir wird übel und ich muss mich übergeben – immer und immer wieder mit jeder Wehe. Irgendwann höre deinen Papa nach der Hebamme und neuen Spukschalen rufen – so richtig bekomme ich das aber gar nicht mehr mit, bin viel zu sehr mit diesen überwältigenden Schmerzen und dem Erbrechen beschäftigt.

9:00
Die Hebamme und dein Papa holen mich irgendwie aus der Wanne und bekomme ein Mittel gegen die Übelkeit und die Schmerzen gespritzt. Eine erneute Untersuchung ergibt MuMu 8 cm, aber daran kann ich mich kaum erinnern. Ich bin wie in einer Art Dämmerzustand und gebe kaum ein Wort (außer dem Gejammer bei den Wehen) von mir.

11.00
Nun bin ich an dem Punkt, wo ich nach Hause will! Nein, ich kann nicht mehr, ich halte das nicht aus und ich will auch nicht mehr!!! Diese Sätze hören Hebammen millionenfach und sie scheinen immer dann zu kommen, wenn das Ende in Sicht ist. Bei der nächsten Untersuchung sagt die Hebamme: MuMu vollständig geöffnet, ich mache jetzt die Fruchtblase auf und in einer halben Stunde ist ihr Kind da.
Eine halbe Stunde nur noch – okay, dass schaffe! Also auf in die letzte Runde.
Das Öffnen der Fruchtblase ist eine wahnsinnige Erleichterung und ich habe fast keine Schmerzen mehr. Da wir uns eine Wassergeburt gewünscht haben, bereitet die Hebamme alles vor und ich lasse mich ins warme Wasser gleiten.

11.30
Presswehen sollen das also sein?? Ich bin verunsichtert, ich spüre einen diffusen, leicht schmerzhaften Druck, aber Presswehen hatte ich mir anders vorgestellt. Ich versuche zu pressen, aber irgendwie klappt es nicht so richtig – die Wehen werden wieder weniger und deine Herztöne sind nicht so optimal. Also raus aus der Wanne, ab auf den Hocker!
Kaum sitze ich dort wird es richtig schmerzhaft und die Hebamme ermuntert mich zu pressen – okay, pressen, pressen, pressen… aber die Presswehen sind immer noch nicht so optimal und die Hebamme entscheidet mit der Ärtzin mich an den Wehentropf zu hängen. Die Vorstellung jetzt einen Zugang zu bekommen begeistert mich nicht (habe doch schließlich Angst vor Spritzen). Muss dann aber innerlich über mich selbst schmunzeln, denn ein Zugang legen ist, nichts gegenüber den Schmerzen der letzten Stunden. Der Wehentropf wird aber überflüssig, denn auf einmal kommen heftigste Wehen und ich muss unbedingt pressen. Zwischen den Wehen sehe ich die Ärztin und die Hebamme vor mir auf dem Boden hocken und miteinander über „wir müssen nun schnell schneiden…“ reden.
EEEEhhh, ihr beiden ihr braucht gar nicht zu flüstern, habe ich genau gehört was ich vorhabt – schießt es mir durch den Kopf und mit der nächsten We
he sind dann kommt der Schnitt und aber auch gleich schon dein Kopf. „Ganz viele dunkle Haare, wollen sie mal fühlen?“ Nein, ich will dass das hier zu Ende ist, denke ich und presse noch mal kräftig.

11.55
Und da liegst du vor uns in den Händen der Hebamme. Dein Papa sitzt auf dem Hocker hinter und ruft – auf meine Schenkel klopfend -: Da ist sie, da ist sie! Guck mal, da ist sie!
Ich bin zunächst nur froh, dass die Schmerzen endlich vorbei sind und kann auch heute noch nicht beschreiben wie meine Gefühle in diesem Moment waren – einfach unbeschreiblich. Endlich und doch schneller als gedacht auf dieser Welt - Unsere kleine Anna Charlotte – 50 Zentimeter – 2910 gr.!

Und heute bist du schon fast 4 Jahre, bist 103 groß und wiegst 16kg!

Es war ein tolles Erlebnis Dich auf die Welt zu bringen, aber noch viel schöner ist Dich auf dieser Welt aufwachsen zu sehen. Wir haben dich lieb!



1

Ist doch egal wie spät der Geburtsbericht ist. Vergessen tut man dieses einmalige Erlebnis eh nicht, oder? Dein Bericht ist echt schön geschrieben, sehr übersichtlich und emotional! Hatte Pipi in den Augen. Ja, die Zeit geht viel zu schnell rum! Unser Theodor wird am 09.11. schon ein Jahr alt! Charlotte ist unser Favoritenname für ein Mädchen! Sollte dieser Wunsch irgendwann nochmal in Erfüllung gehen?!?!

Eine schönes gemeinsames Leben wünschen euch

Theresa mit Theodor an der Hand

2

Danke, Theresa!
Du hast recht - habe mich beim Schreiben auch gewundert, dass ich noch soviel weiß!
Theodor stand bei uns auch auf der Liste - geworden ist es dann ein Johann und der ist auch schon wieder 13 Monate. Bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis ich seinen Geburtsbericht fertig habe.;-)
Liebe Grüße
drea24

3

Na, du bist doch jetzt einmal im Trott drin! Leg los! Ich würde mich freuen! Ich verschlinge die Dinger! Ich würde am liebsten mehrere schreiben! HIHI! Es kommen immer wieder neue Erinnerungen hoch oder es fallen einem passendere Formulierungen ein!
Ich habe heute den Brief zum 1. Geburtstag von unserem Schatz fertig geschrieben! Ich finde es so wichtig, dass man das aufschreibt, denn irgendwas verblasst immer! Der Link zu meinem Bericht steht in meiner VK, wenn du Zeit und Lust hast! Ich freue mich immer auf Anregungen und Korrekturen! Was ist denn aus dem Gipsbauch geworden? Johann ist doch auch ein schöner Name! Ich finde die alten Namen einfach viel schöner wie dieses neumodische Zeugs!

Lg

weiteren Kommentar laden
5

Ein ganz toller Bericht!

Vor allem ist es schön, dass dies kein "aktueller" Bericht ist, sondern ein älterer. :-)
Ich selbst habe auch nichts vergessen, obwohl das erste Mal schon über 12 Jahre her ist. Da bringe ich andere Dinge in jüngerer Vergangenheit viel leichter durcheinander - oder vergesse sie ganz.

Wenn man sich an diese ersten Emotionen gleich nach der Geburt auch dann noch erinnern kann, wenn das Kind schon längst ein größeres ist, dann ist das eine sehr gute Basis, denke ich. Zu wissen, wie viel dieser Mensch einem bedeutet, von Anfang an. ;-)

Liebe Grüße

6

jaaaaa - ein toller Bericht und herrlich lang, wie ne lustige Geschichte. Süss :-) Obwohl es für Dich sicher nicht süss war in dem Moment!!!! Klar!

Und stellenweise musste ich lachen....:-p#rofl

liebe Grüsse und alles Gute
Mandy mit #stern+#stern+#baby 8. SSW