Tochter ist sehr aggressiv

Hallo Zusammen,

Wir haben leider ein Problem mit unserer Tochter und ich hoffe, ihr könnt mir ein paar Ratschläge oder Erfahrungen geben.
Sie ist im November 3 geworden.
Mit ca. 1,5 Jahren ging es los, dass sie auf dem Spielplatz oder Kinderturnen anfing anderen Kinder zu kneifen, kratzen etc.
es kam immer aus dem nichts und ich hab teilweise echt geschwitzt, weil ich sie nie unbeobachtet lassen konnte. Wenn es auf Spielplätzen Spielhäuser gab, auf die ich nicht hoch konnte, hab ich gebetet, dass dort oben kein anderes Kind ist (übertrieben gesagt).
Ich hab ihr immer wieder gesagt „man haut nicht...das tut weh“ etc.
Ich habe immer gedacht, dass wird sich hoffentlich bessern, wenn sie reden kann. Aber sie redete immer besser und nichts hat sich gebessert. Letztes Jahr hat sie dann einen Bruder bekommen. Da war sie 2 Jahre und 4 Monate. Ich kann die beiden wirklich keine Minute alleine lassen. Sie haut, sie schubst, sie kneift.
Manchmal spielt sie kurz normal mit ihm, dann schiebt sie immer ihren Unterkiefer vor, wird ganz angespannt und dann haut sie o.ä..
Ich hab manchmal das Gefühl sie kann garnicht anders. Manchmal haut sie sich dann auch selber, ich glaube weil sie ihn garnicht unbedingt weh tun will. Ach ich weiss auch nicht. Das ist einfach so schade und für sie ist es ja auch nicht schön.
Ich erkläre ihr jedes Mal, dass wir nicht hauen und dass wir so nicht zusammen spielen können. Dann schick ich sie kurz in ihr Zimmer für eine Pause, bzw. wenn wir in ihrem Zimmer waren, verlassen ihr Bruder und ich das Zimmer.
Das stört sie dann aber nicht weiter, sie spielt dann einfach irgendwas.
An manchen Tage muss ich sie gefühlt, alle 10 Minuten ins Zimmer schicken. Das ist ja auch blöd.
Anderes Beispiel. Sie ist auf dem Arm von meinem Mann und sie blödeln rum, plötzlich schiebt sie wieder den Unterkiefer vor und kneift ihn plötzlich.
Wir beschäftigen uns wirklich viel mit ihr. (Auch einzeln), kuscheln viel und versuchen ihr viel Aufmerksamkeit zu geben. Haben auch schon andere Sachen versucht (Belohnungssysteme), aber nichts hilft so recht.

Hat vielleicht noch jmd. einen Ratschlag für uns?

Danke und liebe Grüsse,

Nadine

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Wie bringst du denn im direkten Kontakt mit ihr sonst noch rüber, dass du dieses Verhalten auf gar keinen Fall in Ordnung findest? Entgegen einer Vorschreiberin finde ich schon, dass ein Kind mit 3 Jahren alt genug ist, um sich in andere hineinzuversetzen und zu verstehen, dass andauerndes (!) Hauen, Kneifen, Schubsen etc. nicht geht. Hier geht es ja nicht mehr um einzelne Ausrutscher. Erklärungen hat dein Kind inzwischen ja auch zur Genüge erhalten.

Ich finde, es klingt, als hätte deine Tochter überhaupt keine Hemmschwelle mehr. Und ganz ehrlich: Da sie anscheinend keine Konsequenzen erfährt, dir ihr als solche vorkommen, ist das dann ja auch nicht verwunderlich.

Bestimmt werde ich gleich von einigen gesteinigt. Aber als meine Dreijährige einmal ein einjähriges Kind, was ihr überhaupt nichts getan hat, einfach aus persönlichem Frust über irgendwas umgeschubst hat, hat sie von mir eine echt strenge Ansage kassiert. So heftig, dass sie wirklich auch geheult hat. Sie musste sich bei dem Kind entschuldigen und der Spielplatzbesuch war auf der Stelle vorbei. In so einem Fall säusele ich nicht sanft rum. Da kann man am Tonfall schon sehr deutlich merken, wie sauer mich das macht.

Ich kann so etwas einfach überhaupt nicht ausstehen. Anderen, vor allem wehrloseren Kindern, grundlos weh tun geht einfach gar nicht. Und das dulde ich auch keine Meter weit. Nicht, bei einer Dreijährigen.

Da es dir schwer zu fallen scheint, deiner Tochter in dieser Hinsicht Grenzen aufzuzeigen, würde ich dir zu Terminen in einer Erziehungsberatungsstelle raten.

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Welche Konsequenzen hat das aggressive Verhalten sonst noch, außer erklären unf kurz ins Zimmer gehen?

Habt ihr das Problem schon msl beim KiA angesprochen?

Wie verhält sie sich im KiGa?

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Wenn sie z.B. mit einem Spielzeug haut, kommt es weg.
Sie darf, wenn ich koche meistens eine Folge Fernsehen. Das fällt dann für den Tag auch weg.
Ehrlich gesagt weiss ich nicht, was sonst Konsequenz machen könnte?
Der KiA hat nur gesagt, sie ist halt eifersüchtig auf den Bruder bla, bla.
In den KiGa geht sie seit September erst. Dort gibts wohl keine Probleme. Sie ist dort die jüngste. Ich glaube bei älteren Kindern, traut sie sich nicht, bzw. Kontern die vielleicht.

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Ich finde es interessant, dass Du beobachtest, dass sie immer den Unterkiefer vor schiebt, bevor sie haut oder schubst.

Da würde ich als erstes ansetzen. Wenn sie den Unterkiefer vor schiebt, sofort (blitzschnell) die Situation verändern. Z.B. sie wegheben. Vielleicht könnt Ihr dann einige "Fehltritte" vermeiden.

Und dann würde ich vor allem auf die Hintergründe schauen. Entthronung ist ein wichtiges Thema, das hat der Kinderarzt ja schon angesprochen. Dazu kann ich Dir dieses Buch empfehlen:
https://www.buecher.de/shop/grundschule/das-gewuenschteste-wunschkind-aller-zeiten-treibt-mich-in-den-wahnsinn/graf-danielle-seide-katja/products_products/detail/prod_id/59186535/
Es ist wichtig, dass sie in dieser für die Kinder wirklich schweren Phase gut begleitet wird.

Mit 3 ist sie ja noch klein. Sie kann sich noch nicht in andere Personen hinein versetzen. Die Erklärung, dass hauen weh tut, kann sie noch garnicht verstehen. Ihr Gehirn kann das einfach noch nicht. Sie kann das zwar wiederholen, wenn man sie fragt, aber sie kann es nicht verstehen. Wie man einen Satz in einer Fremdsprache wiederholen kann ohne ihn zu verstehen.

Was man aber mit ihr üben kann, ist Gefühle bei sich und anderen zu erkennen. Z.B. auf dem Spielplatz gemeinsam überlegen, ob das weinende Kind traurig oder eher wütend aussieht. Oder in Bilderbüchern, beim Einkaufen, beim Abholen vom Kindergarten... Und auch mit ihr über ihre eigenen Gefühle sprechen. Wenn sie fröhlich ist oder albern, aber auch wenn sie wütend, traurig oder enttäuscht ist. Müde, hungrig, aufgeregt...

Und falls Ihr mit dem blitzartigen Verändern der Situation nicht alle "Fehltritte" verhindern könnt, dann im Fall von Hauen/Schubsen... immer gleich reagieren.

- Immer sofort hingehen
- Die Situation verändern (Kind anfassen oder wegheben...)
- Die Regel formulieren (Nein! Hauen ist verboten.)

Und das wirklich IMMER und SOFORT.

Manche wenigen Kinder lernen Regeln nach einmal erklären. Die meisten brauchen viele Wiederholungen, und das möglichst konsequent (immer und sofort). Und manche Kinder brauchen tatsächlich bis zu 100 Wiederholungen für jede einzelne Regel. Das ist dann schon sehr anstrengend und bedeutet viiiiiel Erziehungsarbeit.

Ihr habt da ein etwas intensiveres Exemplar Kind erwischt. Es ist Eure Aufgabe sie gut zu begleiten und ihr zu zeigen, was sie alles für das soziale Zusammenleben braucht.

Falls Du das Gefühl haben solltest, dass doch etwas anderes als einfach ein etwas intensiveres Wesen dahinter steckt, dann nerv den Kinderarzt ruhig und bitte um weiter Hilfe (Diagnostik, Ergotherapie...)!

Gute Nerven für Euch!

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort :)

Ich versuche auch immer sofort zu reagieren, wenn sie ihren Kiefer vorschiebt. Viele „Angriffe“ kann ich dann auch verwehren. Immer schaffe ich es aber leider nicht.

Das Buch habe ich tatsächlich schon. Auch viele andere Bücher, die ich mit ihr lese, die das Thema Wut behandeln.
Aber so richtig fruchtet Nichts.
Sie stört es ja auch nicht, dass ich sie ins Zimmer schicke, darum ist das wohl auch keine Konsequenz für sie.

Das mit den Gefühlen benennen find ich einen guten Ansatz. Das probieren wir mal.

Danke und liebe Grüsse.

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Von Konsequenzen wie aufs Zimmer schicken, Fernsehverbot und Co. halte ich auch nichts. Davon können so kleine Kinder nichts lernen. Sie fühlen sich nur von den Eltern ungerecht behandelt und die Abwärtsspirale nimmt Fahrt auf.

Ich hoffe, dass der Ratgeber Dir auch so gute Impulse gibt, wie mir! #pro

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Hallo,
ich möchte dir empfehlen mit den Pädagogen im Kindergarten darüber zu sprechen. Auch wenn sie das Verhalten nicht im Kindergarten zeigt, ist es für die Erzieher/innen wichtig zu wissen wie die Situation zu Hause ist und gleichzeitig können sie dir Tipps und Ratschläge geben. Es ist immer schwierig von außerhalb ein Verhalten zu beurteilen und Tipps zu geben, wenn man das Kind und seine Lebenssituation/ sein Umfeld nicht kennt. Aber mit ihren gerade 3 Jahren befindet sie sich natürlich entwicklungspsychologisch gesehen auch in der Autonomiephase (Trotzphase) und lernt sich selbst und das Wirken auf andere kennen. Außerdem wird sicherlich das Thema Eifersucht (aufgrund des neuen Familienmitglieds) eine Rolle spielen.
Liebe Grüße und gute Nerven! :-)