Weiß nicht mehr weiter. Kind (4) will alles bestimmen/sagt immer nein

Hallo, mein Problem steht schon im Titel. Meine Tochter wird in 8 Wochen 4 Jahre alt. Sie hat schon immer einen starken Willen. Bisher habe ich das nicht unbedingt als negativ angesehen und dachte auch, sie darf so sein wie sie ist. Mittlerweile ist der Alltag aber eine Katastrophe, es vergeht keine Stunde ohne einen Ausraster. Beispiel beim Essen: sie möchte das Brot nicht essen weil sie ein anderes möchte. Ich erkläre ihr, dass es das selbe Brot ist, welches sie jeden Tag bekommt. Sie schreit und wütet bis zu 30-40 min und sagt dann aus heiterem Himmel „ok ich ess jetzt das Brot“. Manchmal isst sie es dann tatsächlich und redet dann zuckersüß mit mir oder das Spektakel geht von vorne los. wenn ich ruhig sage „ok dann ess es eben nicht“ oder sage „ich verstehe, du hast momentan was gegen das Brot“ es ist immer das selbe, es ist vollkommen EGAL wie ich reagiere. Dann geht es weiter beim
Anziehen, an manchen Tagen rastet sie komplett aus und reißt sich die Klamotten wieder vom Leib weil sie kratzen würden. am nächsten Tag funktioniert es mit den selben Klamotten aufeinmal reibungslos (habe ich alles getestet). Dann geht es weiter beim spielen, sie sagt genau wie ich spielen muss und was ich sagen muss usw. es ist richtig NERVIG. Sie akzeptiert einfach nie einen Vorschlag von mir, weiß alles besser, will alles so machen wie sie es denkt. Bei anderen Kindern das selbe. Sie rastet aus wenn ihr nicht passt wie das andere Kind spielt. Sie schreit das Kind dann seit neustem richtig an.(so eine Situation ist auch der Grund warum ich Hilfe suche ) Wenn sie sich beruhigt hat schämt sie sich und entschuldigt sich aufrichtig und unaufgefordert beim Kind. Aber 5 min später ist alles vergessen und sie rastet erneut aus zb weil sie nicht nach Hause möchte. Es ist ein einziger Kampf und ich merke wie ich Angst vor bestimmten Situationen mit meiner Tochter bekomme. Ich kann nichts zu ihr sagen ohne das ich schon „zusammenzucke“ weil in 90% der Fälle ein Theater veranstaltet wird. sie sagt ständig „ne will ich nicht“ einfach bei allem. Ich habe das Gefühl sie steht sich selbst im Weg weil sie eig ein total sensibles und emotional intelligentes Kind ist. Sie fühlt sich in diesen Momenten offenbar selber nicht wohl aber schafft es einfach nicht es zu unterlassen. Was soll ich tun? Wie kann ich ihr helfen? Danke, fürs Lesen dieses Romans :-))))

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Es hört sich ein bisschen so an als wäre sie überfordert mit ihren erlebten Emotionen. Vielleicht braucht sie etwas mehr Führung (nicht im Sinne von Dominanz) und Orientierung.
Es ließt sich etwas wie bei Kindern die "Bedürfnisorientiert" erzogen werden aber nur lernen das sie selbst Bedürfnisse haben- und die anderen?
Sie merkt ja das da irgendwas nicht stimmt?
Sie scheint ja kognitiv ganz fit zu sein.
Wenn sie so übergriffig mit dir spielt würde ich das zurück melden: ich mag nicht mit dir spielen, wenn ich nicht auch mal so spielen darf wie ich mag. Und wenn sie dann ausflippt würde ich sowas sagen: ich sehe dich ärgert das ich auch etwas spielen möchte. Jetzt schreist du. Vielleicht kannst du dich beruhigen und wir spielen einfach gemeinsam weiter?
Wenn nicht würde ich das Spiel beenden, ihr anbieten sie zu trösten. Wenn sie nicht mag würde ich ihr anbieten das ich einfach warte bis es wieder geht, dann könne sie sich total gerne wieder an dich wenden!

So irgendwie...ich würde versuchen das es dich nicht mehr so aus deiner Souveränität holt wenn sie am Rad dreht...Versuch etwas gelassener zu werden und vor allem liebevoll, zugewandt aber verlässlich in deinen Ansagen!

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Hey, das Gefühl habe ich auch. Sie braucht und will denke ich mehr Führung. Heute hatten wir echt nen schönen Tag. Ich hab in den Situationen beim gemeinsamen Spielen nämlich genau so reagiert wie du es beschreibst. Am Abend haben wir sogar gemeinsam auf einem Blatt Papier gemalt ohne das es eskaliert ist, weil sie sich über mich aufregt 😅 ich denke ich muss ihr mehr aufzeigen das man mit schreien nicht weiter kommt. Mein Fehler ist, dass ich auch aufgrund meiner zweiten Schwangerschaft, zu oft den leichten Weg gegangen bin. Die Situation mit dem anderen Kind hat mich wachgerüttelt und so erschrocken,dass ich da jetzt drastisch zurück rudern werde. LG

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Das hört sich doch gut an! Weiter so!
Es ist nicht immer leicht so gelassen zu bleiben... gerade wenn man noch ein Baby oder Kleinkind hat, wenig Schlaf usw.
Und man darf auch mal ärgerlich werden... dann ist aber m.E. wichtig sich zu entschuldigen und zu erklären.
Sie ist ja durch das Geschwisterkind auch in einer neuen emotionalen Situation in der sie Sicherheit, Halt und Verlässlichkeit braucht!

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Ich würde damit spiegeln versuchen. Also ihr Verhalten mal spiegeln: Ich sage nett etwas, sie ranzt mich an, ich sage ganz ganz ranzig etwas zurück mit dem Nachsatz: Na, wie fühlt es sich an so angeranzt zu werden?

Zusammenzucken würde ich nicht, ich denke es ist an der Zeit, dass du mal ein Machtwort sprichst, oder am besten gleich mehrere.

Das Beispiel mit der Kleidung zum Beispiel. Du hast das ja selbst getestet. Das war alles nur Show. Die kratzte überhaupt nicht. Am anderen Tag ging es problemlos.
Also das Beispiel mit der Kleidung: Du musst ihr ganz unmissverständlich klarmachen, dass sie diese Kleidung heute anziehen WIRD (ob ihr das passt oder nicht. Das interessiert dich überhaupt nicht. DU bestimmst. Merk dir das)

Sie will das Brot nicht? Gut, dann gibt es nichts. Sie will rumschreien??? Ja, Mensch, ab aufs Zimmer, oder in dir letzte Ecke vom Keller... die will nämlich nicht nur rumschreien, sie will dich mit dem Schreien auch ganz bewusst nerven!!! Und genau das darfst du nicht zulassen!!!

Also zweierlei: Erstens Deine Position im Vergleich zu ihr klarmachen: Ich Chef du nix
Und zweitens: Setz dich endlich durch

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Ach du heiliges Kanonenrohr! manche Kinder standen anscheinend ganz schön lange in der hintersten Ecke vom Keller 🤦🏼‍♀️

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Oh... mach es bitte nicht so, das ist ja brachial!

Ich wünsche dir gute Nerven für die nächste Zeit.

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Das klingt ganz schön anstrengend. Ein bisschen Trotz und austesten was geht ab und an ist total okay finde ich aber das geht mir zu weit. Ihr leidet ja alle darunter und das kann es nicht sein. Spreche es vielleicht mal beim Kinderarzt an oder frage im Kiga nach ob sie Angebote für Unterstützung bei eurem Problem empfehlen können. Vielleicht wäre ja eine Art Erziehungsberatung oder ähnliches etwas dort gibt es meines Wissens auch Gruppen Angebote wo sich deine Tochter mit anderen Kindern mit ähnlichen und anderen Problemen ausprobieren kann. Zumindest zu nicht Coronazeiten.

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Das klingt einfach ganz, ganz typisch für das Alter. Meine Tochter, 4,5 Jahre, hat das nach wie vor....es ist wirklich seit Monaten schwierig mit ihr, nur gaaaanz langsam wird es besser. Der Sohn meiner Schwester: gleiches Spiel! Bei Freunden von uns: gleiches Spiel!
Ich habe mir in den letzten Monaten auch wahnsinnig viele Gedanken gemacht und überlegt, was man tun kann, denn ich bin zwischendurch kurz vor dem Wahnsinn. Leider denke ich, dass man da eben einfach durch muss. Die Phase nervt unfassbar, aber es wird vorbeigehen! Ich habe es oft nicht geschafft, aber es hilft eben einfach ruhig zu bleiben, mehr Zeit einzuplanen, vorher Absprachen zu treffen („Such dir doch für morgen Früh bitte schon jetzt Kleidung raus“, „Wenn wir mit dem Essen fertig sind putzen wir sofort die Zähne und spielen dann noch etwas“). Manchmal war das ganz gut, dann konnte sich das kleine Gehirn schon auf etwas einstellen und es gab weniger Spontan-Ausraster.
Ich wünsche dir gute Nerven und halte durch! Leb ihr vor, wie man mit Frust umgeht. Es ist nicht schlimm, frustriert und wütend zu sein...sprich auch deine Gefühle dabei offen aus („Ich bin jetzt schon ein bisschen traurig, dass du das Brot nicht isst, ich habe mir viel Mühe gegeben“)...und niemals mit einem vor Wut schäumendem Kind diskutieren. Da kommt im Gehirn nichts an und es schreien sich alle nur in Rage 😄

Alles Gute! Ihr schafft das! 💪🏻

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Hallo du liebe.
Meine Tochter ist auch vier und ja, manchmal ist es anstrengend, aber nicht ansatzweise so wie du es beschreibst und sämtliche vierjährige die ich kenne verhalten sich auch nicht so. Für mich hört sich dieses Verhalten ehrlich befremdlich an. Ich kenne eine vierjährige, die sich ähnlich anstrengend verhält, ihre Mutter ist alleinerziehend, hat ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber und lässt so ziemlich alles mit sich machen, irgendwie haben sich ihre Rollen vertauscht. Sie kann das aber, ich schätze mangels Partner, schlecht reflektieren, weil sie ja immer alleine mit ihr ist. Wenn die kleine bei uns (ohne ihre Mutter) ist, verhält sie sich höchst unkompliziert. Wie ist das bei euch, bei anderen, bei deinem Partner- dem Vater?

Ich bin absolut gegen brachiale Erziehunhsmethoden und bei manchen Antworten stellen sich mir alle Haare zu Berge und ich empfinde größtes Mitleid mit den Kindern.

Meine Tochter und ich führen eine bedürfnisorientierte Beziehung, das bedeutet aber nicht dass sie alles bestimmt und machen kann was sie will. Ich versuche ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Sie muss mir aber auch Respekt entgegenbringen, so wie ich ihr, würde sie mir diktieren wollen wie ich mit ihr zu spielen habe, würde ich sagen dass mir das so nicht Spaß macht und ich entweder so spiele wie ich mag, oder ich würde sonst aufhören zu spielen. Kleidung kann sie sich ja immer selbst aussuchen. Dem Drama mit dem Brot würde ich nicht soviel Beachtung beimessen und ruhig bleiben, ich denke sie spürt deine Unsicherheit und spiegelt dir das einfach wider. Sie braucht von dir Entspannung und Gelassenheit um selbst so sein zu können, für mich hört sich das sehr angespannt an.

Jesper Juul finde ich super, die Bücher „dein kompetentes Kind“ und „Leitwölfe“.

Beste Grüße

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Ich finde deine Antwort gut, aber ich finde nicht, dass das Verhalten befremdlich ist! Es gibt Kinder, die sind von Natur aus mit einer größeren Frustrationstoleranz auf die Welt gekommen, andere müssen da noch mehr lernen. Ich denke auch nicht, dass du es bei deinem Kind besser „gemacht“ hast, es ist einfach so.

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Hallo,

meine Tochter ist zwar erst gerade 3 geworden aber genauso gut gelaunt wie deine. Und es liegt bei uns wohl eher nicht an der Erziehung, weil die beiden größeren Jungs nicht so heftig waren.

So einen richtig guten Tipp habe ich leider nicht. Bei uns hilft auch nix. Weder Kooperation, noch klare Ansage, noch ins Zimmer bringen. Wir können es einfach nur aussitzen. Deswegen würde ich versuchen die Nerven zu behalten und wenn es ganz schlimm wird, weggehen. (Wobei meine Tochter dann brüllend hinterherrennt und sich an meinem Bein festkrallt.)

Gute Nerven wünsche ich euch!

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Danke, das beruhigt mich ehrlich! Da sie mein erstes Kind ist plagen mich aktuell viele Selbstzweifel. Sie ist resistent gegen alles. Es ist einfach komplett egal wie ich reagiere. das mit dem festkrallen kommt mir auch bekannt vor, trösten darf ich sie dann im Übrigen aber trotzdem nicht. Langsam ertappe ich mich, wie ich anfange andere Mütter zu beneiden deren Kinder mir alle so flexibel erscheinen :-))))

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Also vor kurzem hatte sie plötzlich von einem Tag auf den anderen eine gute Phase und war fast den ganzen Tag umgänglich. Aber auch da weiß ich nicht woran es lag.

Es gibt eben so Kinder, die sich besonders gut durchsetzen können. Ist doch vielleicht besser als anders herum. Da machst du nichts falsch, das ist eben der Charakter.

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Mein Sohn ist auch sehr willensstark mit seinen 3 und ich merke auch das es immer mehr zunimmt mit dem von dir und deiner Tochter beschriebenen Verhalten.

Wenn es eine Situation zulässt z. B. Im Spiel versuche ich den Spieß um zu drehen. So kommt er auf andere Gedanken und macht eher mit.

Vielleicht klappt es auch wenn deine Tochter mal bestimmen darf was du anziehen sollst oder was es zum Frühstück gibt. Das genießen die kleinen Rabauken doch sehr.

Nicht immer und im kleinen Rahmen. Ansonsten heißt es wohl die Phase überstehen.

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Ich fühle soooo mit dir. Meine Tochter (3)ist in allen Punkten genauso und war auch schon immer ein super anstrengendes Kind. Das fing mit laaangen Schreiphasen als Baby an, ständig anscheinend reizüberflutet. Sie braucht den ganzen Tag meine Aufmerksamkeit. Sie will sogar bestimmen ob ich jetzt zur Toilette gehe oder nicht. "erlaubt" sie es nicht, stellt sie sich brüllend an die Tür und klopft gegen.
Ich muss sie, wenn wir vom Schlafzimmer nach unten gehen, an die Hand nehmen, gehe ich nur eine Stufe vor ihr und nicht im Gleichschritt gibt es Gebrüll. Warte ich nicht auf sie und gehe schon vor (sie ist durchaus in der Lage die Treppen alleine zu laufen) gibt es Gebrüll. Ich soll dann noch mal hochkommen und sie holen.
Morgens werde ich schon mit schlechter Laune von ihr geweckt. Die steht auf und das heulen wegen irgendwas geht los, da bekomm ich direkt schon zum Start in den Tag eine Krawatte.
Sie hat überall ihre Finger zwischen und hört nicht auf das was ich sage. Bettgehzeit ist hier mittlerweile bei 22.30 Uhr. Ohne Mittagsschlaf. Vorher Einschlafterror mindestens 1,5 Std.
Male ich mit ihr, reißt sie mir immer genau den Stift aus der Hand, den ich gerade benutze oder malt auf meinem Bild oder nimmt es mir weg. Beim Spielen genauso.

Ich bin echt am Ende meiner Kräfte und ich schreie und meckere zunehmend nur noch und ich will das eigentlich echt gar nicht. Aber ich hab so eine innere Unruhe in mir, da habe ich einfach keinen langen Faden mehr.

Weiß auch nicht, wie ich noch groß reagieren soll 🤷‍♀️

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Gibt dem Kind mehr selbstbestimmung.

schmierst du das Brot noch für dein Kind? Wenn ja deck den Tisch und stell 2 bis 3 verschiende Brotsorten hin und eine kleine Auswahl an Aufstrich hin und es soll sich selber das Brot machen. Wenn es das nicht möchte den Frust einfach Aushalten.

Genauso beim anziehen. Leg in den Kleiderschrank nur Sachen die es anziehen darf und dann sucht es sich jeden Tag selber was raus.

Wieviel darf sie zuhause denn bestimmen und wie reagierst du denn du was durchsetzen möchtest.

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Dass deine Tochter sich nach einem Wutausbruch von selbst entschuldigt und anscheinend bereits ihre Emotionen reflektiert finde ich toll und es zeugt von Reife.
Es zeigt auch, dass sie sich noch nicht anders regulieren KANN.

Immer, wenn ich das Gefühl habe, ich komme mit meinem Kind in so eine Schleife, die bei beiden Seiten Druck und Widerstand erzeugt, dann versuche ich (mittlerweile, hat lang bei mir gedauert) eben genau keinen Druck aufzubauen und mehr Eigenverantwortung zu gestatten. Das hilft im Moment sehr.
Interessant sind auch Bücher, die dieses Thema behandeln, es gibt zB "Das kleine Nein" oder auch "Der Gewitterritter".. da gibt es aber sicher auch noch unzählige andere.
LG und weiterhin gute Nerven!