Trotzphase oder was anderes?

Ich schreibe absichtlich hier... da ich hoffe das es Mütter gibt, denen es ähnlich erging und die mir ein paar Tipps geben können.
Mein jüngstes Kind wird 3 und treibt mich in den Wahnsinn. Wenn ich verstehe wie sich Eltern fühlen, deren Kinder ihre Trotzphase richtig ausleben, dann jetzt. Es ist keine Entschuldigung, das ich alleinerziehend bin, meine großen Kinder so nicht waren und ich nicht die Geduldigste bin. Ich möchte mein Kind nicht anschreien, aber leider schaffe ich es oft nicht ruhig zu bleiben und werde lauter. Wenn er nicht gerade ausflippt und ich an meine Grenzen komme, ist er ein tolles, fürsorgliches und fröhliches Kind. Ich liebe meinen Sohn (und meine großen Kinder) mehr als alles andere auf dieser Welt und möchte nur, das es ihm gut geht und er glücklich ist. Ich hab wahnsinnige Angst, das er das Vertrauen in mich verliert und einen Schaden von meinem Schimpfen davon trägt. Er hat doch nur noch mich. Klar geht es bei uns auch mal lauter zu und die beiden Großen bekommen sich mal in die Haare, aber ist er wirklich davon so? Es gibt nichts, was er nicht nach quatscht und dann zu einem von uns sagt. Das reicht von "Nicht in diesem Ton" über "Halt jetzt deinen Schnabel" bis hin zu "Mach was ich dir sage"... Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob sein Verhalten noch zum trotzen zählt oder ob ich mir ernsthaft Sorgen machen und Hilfe holen muss.

- er nimmt seinen Nuckel schräg in den Mund und drückt ihn gegen einen
- er wirft mit Spielzeug durch die Gegend, wenn etwas nicht klappt oder man sagt, das jetzt aufgeräumt wird
- er knallt (auch beim einkuschel) seinen Kopf gegen meinen
- er läuft weg, egal wie lieb und oft ich ihm sage wo wir lang laufen
- er schreit, beisst, haut und tritt, wenn er seinen Willen nicht bekommt

Ich hoffe, das jetzt keine Vorwürfe kommen, was für eine schlechte Mutter ich bin und freue mich über Tipps, wie ich in Zukunft besser mit seinen Wutanfällen umgehen (und ruhig auf ihn einwirken) kann.

Liebe Grüße

1

Besorg dir das Buch „die Schimpfdiät.“ Sehr empfehlenswert und beruhigend.😊

3

Vielen Dank 😊

2

Vielleicht möchtet Ihr in der Familie an Eurer Sprache arbeiten? Denn es ist klar, dass ein Kleinkind alles nachspricht und dann auch in den Kindergarten trägt. Damit zeichnet man ein Bild von der Familie. Belies Dich doch mal zum Thema gewaltfreie Kommunikation.

Zum Thema Trotzanfälle kann ich das Buch vom "Gewünschtesten Wunschkind" empfehlen. Da gibt es Hintergrundwissen und Strategien für den Umgang mit solchen Situationen.
https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID131088935.html?ProvID=11000523&gclid=Cj0KCQiA48j9BRC-ARIsAMQu3WRkPndvsqMoOxNxBbS4sxtRB0vanKBDsAqzE1AS46R064neuxfygMcaAmO0EALw_wcB

4

Danke für deine Antwort 😊

Ich glaube, das kam falsch rüber. Zwischen meinen großen Kindern und mir herrscht keine Kommunikation, die von "Gewalt" geprägt ist. Wir haben ein sehr enges Verhältnis, können offen und locker über alles reden - was aber nichts mit Ausdrücken oder dergleichen zu tun hat. Das ein oder andere Wort ist sicherlich nicht für Kinderohren bestimmt bzw. klingt es ganz anders, wenn ein kleines Kind so redet wie 2 Jugendliche - wo wir wissen, das es weder böse noch ernst gemeint ist.

5

Ohne jetzt eine Fachfrau zu sein kommt es mir aufgrund der Beschreibung jetzt nicht total unnormal vor. In dem Alter werden halt ganz klar Grenzen getestet.
Wie geht ihr damit um, wenn er mit Sachen wirft oder euch weh tut?
Ich bin auch eher eine strengere Mutter, ich schimpfen durchaus auch mit meiner Tochter wenn sie ausflippt. Für ihr kindliche Trotzen hat mir die Erkenntnis geholfen, das sie sich einfach noch nicht anders ausdrücken kann. Ein Wutanfall weil ich sie nicht mit Sommerkleid im Winter raus lasse? Weil sie sich Käsebrot gewünscht hat und dann doch lieber Nutella möchte? Sowas konnte mit 3 hier auch total eskalieren. Mitlerweile ist sie 4 1/2 und in der Lage solche Dinge über Kommunikation zu regeln. Es wird immer viel geschrieben man soll den Kindern alles erklären warum und wieso.... Nach meiner Erfahrung ist eine 3 jährige mitten im Trotzanfall nicht wirklich Aufnahmebereit. Ich wurde und werde auch durchaus mal lauter, wenn sie z. B. Wie gestern mit dreckigen Winterstiefeln über den weißen Wohnzimmerteppich läuft. Wenn sie wirklich Mist gebaut hat schick ich sie auch mal ins Zimmer und lasse sie 10 Minuten weinen bevor ich hoch gehe und wir uns wieder vertragen. Meiner Meinung nach brauchen Kinder Grenzen. Ich habe eine total liebevolle Beziehung zu meinen Kindern und wir kuscheln und unternehmen sehr viel miteinander. Aber meine Tochter (mein Sohn ist erst 10 Monate, da steht mir die Trotzphase noch bevor) nimmt mich ernst und liebt mich dadurch nicht weniger. Undnich bin der Meinung das genau durch diesen Punkt und unsere Konsequenz solche Situationen nur Behr sehr sporadisch auftreten.
Ich wünsche Dir viel Kraft!!

7

Vielen lieben Dank für deine Antwort 😊
Genau darauf hoffe ich auch. Das er in 1, 2 Jahren alt genug ist zu verstehen warum bestimmte Dinge einfach nicht gehen und ich nicht mehr schimpfen muss, sondern ihm erklären kann, warum sein Verhalten gerade nicht in Ordnung war.

6

Für mich klingt es jetzt nicht unnormal, was da bei euch abläuft.

Das Nachsprechen bekannter Sätze nannte ich immer liebevoll "Den Spiegel vorhalten". Man lernt daraus auf jeden Fall einen respektvolleren Sprachgebrauch und merkt, dass man Sätze regelmäßg sagt, die man selbst eventuell als abwertend empfindet. Hier muss man entweder schauen, ob man seinen eigenen Sprachgebrauch anpasst oder aber dem Kind klar macht, dass es Dinge gibt, die Erwachsene sagen, Kinder jedoch nicht zu sagen haben.

Wie sieht ansonsten deine Reaktion auf die beschriebenen Handlungen aus? Bei uns gab es immer entsprechende Konsequenzen, sodass unerwünschtes Verhalten alsbald nicht mehr auftrat.

8

Danke auch dir für deine Antwort 😊
Wenn es vor kommt, das ich laut werde und er weint, warte ich kurz und gehe dann zu ihm und nehme ich in den Arm. Ich erkläre ihm, warum ich geschimpft habe und sage ihm, daß man gewisse Dinge nicht tut und ich das nicht möchte... Spielzeug geht kaputt, beißen tut weh, etc.

9

*ihn

10

Hallo,

klingt soweit recht normal für ein willensstarkes Kind.

Wenn Du selbst temperamentvoll bist, kann es gut sein, dass Dein Sohnemann das vor Dir hat und damit meine ich nicht das, was in Eurer Familie an Streitereien laufen mag.
Kinder sind keine neutralen Lehmklumpen, die nur durch ihr Umfeld geformt werden. Jedes Kind bringt einen eigenen, ererbten Charakter mit, der nur bedingt geformt werden kann. Und es gibt eben auch starke Charaktere, die ihren Kopf schon als kleine Kinder durchsetzen wollen.

Unsere Tochter (13, erstes Kind) hat sich als Baby schon nicht ablenken lassen, obwohl das angeblich bei jedem Baby funktionieren soll. Sie wusste da schon, dass sie an die Steckdose wollte und nichts anderes. Basta!

Sie war als kleines Kind sehr schwierig, schwieriger, als unser Sohn, obwohl der ADS hat und auch nicht gerade die Kooperation in Person ist.

Unsere Tochter hat übrigens kein ADS oder sonst etwas bedenkliches. Wir vermuten lediglich, dass sie hochbegabt ist. Außerdem scheint sie gemeinsame Vorfahren mit Maggie Thatcher zu haben. #schwitz

Was bei unseren beiden Kindern damals schon sehr wichtig war, waren feststehende Grenzen, kurze, klare Ansagen inklusive der drohenden Konsequenz und keine Ausnahmen.
Teilweise haben wir von 3 bis 1 runter gezählt, bis die Konsequenz kam. Dann wissen die Kinder, wie nahe sie an der Konsequenz sind.

Wenn sie Sachen geworfen haben, waren die Sachen erstmal weg. Wer was wegwirft, will es offenbar nicht mehr. Das haben wir schon so gemacht, als sie 2 waren. Mit drei hatten sie das begriffen und haben sich das Werfen mit Gegenständen, die nicht dazu da waren, verkniffen.

Wenn sie nicht aufräumen wollten, waren die Sachen im Müllsack und im Keller. So muss man die nicht mehr aufräumen...

Wenn sie uns mit Gegenständen angegangen sind, war der Gegenstand ebenfalls weg, sprich' in Eurem Fall der Nucki. Den würde ich nicht lange einkassieren, aber zumindest mal 5 Minuten oder so.

Wenn sie beim Kuscheln grob wurden, war das Kuscheln beendet. Wir haben dann gesagt, dass wir so nicht mit ihnen kuscheln wollen. Das fanden sie natürlich nicht gut und haben geweint. Dann haben wir es nochmal probiert, und dann ging es normalerweise.

Wer wegläuft, bleibt im Buggy oder an der Hand, egal, ob ihm das gefällt oder nicht. Da geht die Sicherheit vor.

Wer haut, tritt und beißt, hat eine Auszeit in seinem Zimmer gewonnen. Das ist hier tatsächlich eine logische Konsequenz, weil jemand, der sich nicht gesellschaftskonform verhält, für eine Weile von der Gesellschaft ausgeschlossen wird.

Wenn unsere Tochter sich brüllend auf den Boden geworfen hat (falls Euer Sohn das auch macht), habe ich sie aus dem Laden getragen oder wohin beiseite gelegt, wo sie nicht weiter störte, und gewartet. Zwischendurch habe ich freundlich nachgefragt, ob sie bald fertig ist. Irgendwann ist sie dann aufgestanden und war wieder gut gelaunt.

Bei unserer Tochter war es so, dass sie ohne Publikum am besten wieder runter kam. Wenn man bei Wutanfällen auf sie eingeredet oder sie gar in den Arm genommen hat, wurde sie nur immer wütender, und dann hat sie auch angefangen, uns zu treten oder zu schlagen.
Wenn man sie stattdessen in ihr Zimmer verfrachtet hat, wurde das Wüten ohne Zuschauer schnell unattraktiv. Dann kam sie wieder aus ihrem Zimmer und dann konnte man sie trösten und vernünftig mit ihr reden.

Das war bei unserem Sohn anders. Der wollte eigentlich getröstet werden, auch wenn er gerade wütend war. Da musste man in der Nähe bleiben, mit ihm sprechen und auf den Moment warten, wo er in den Arm genommen werden wollte.

Das mag für Dich als Mutter von zwei älteren, kooperativen Kindern hart klingen, aber bei willensstarken Kindern kommt man mit den sanften Methoden nicht durch.

Ich bin mir sicher, dass unsere Kinder irgendwann untragbar gewesen wären, wenn wir nicht durchgegriffen hätten.
Das wurde uns später auch so von Erzieherinnen und Lehrern bestätigt.

Trotzdem gab es auch bei uns immer wieder Situationen, wo uns nichts mehr eingefallen ist, weil unsere Tochter so auf Krawall gebürstet war, dass nichts mehr durchdrang, und damit meine ich nicht jetzt in der Pubertät, sondern als sie klein war.
Ich hatte z.B. mal im Supermarkt eine Auseinandersetzung mit ihr, wo sie mich angebrüllt hat, ich hätte ihr gar nichts zu sagen. Da war sie ganze 5, und dachte ich diskutiere mit einer 14-jährigen mitten in der Pubertät. #zitter
So hat sie sich heute, in der Pubertät, übrigens noch nicht wieder aufgeführt. #schwitz

Da kommt man an seine Grenzen und wird laut und sagt Dinge, die man eigentlich nicht sagen sollte.
Bei unserem Sohn kommt das auch schonmal vor. Der war zwar in der Trotzphase nicht so schlimm, aber danach und im Grundschulalter durch sein ADS.
Er hat auch schon Lehrer an ihre Grenzen gebracht. #schwitz

Einen Schaden tragen Kinder nicht davon, wenn die Eltern streng sind und mal schreien.
Schlimm ist es, wenn die Eltern ungerecht sind, sich die Meinung der Kinder gar nicht erst anhören oder sagen, sie hätten das Kind nicht mehr lieb, wenn es nicht hört. Wichtig ist auch, sich wieder zu vertragen und die Situation mit dem Kind zu besprechen.
Ganz schlimm finde ich stundenlanges Anschweigen. Das hat meine Mutter nämlich gemacht, wenn ich nachhaltig nicht brav war. Das fand ich viel übler, als mal angebrüllt zu werden und gut.

LG

Heike

11

Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort und die vielen Tipps bzw. die Konsequenzen / Erfahrungen aus eurem Alltag!!! 😊

12

Hallo liebe Mama,
mein Sohn (bald 4) war sehr ähnlich. Ich denke auch, dass das Verhalten im normalen Rahmen ist :-)
Wie schon eine andere Vorschreiberin, kann ich dir ebenfalls das Buch "das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten....." empfehlen! Es wird gut erklärt, warum Kinder so reagieren, wie es dein Sohn momentan tut. Das hat mir geholfen, anders auf ihn einzugehen und mein Verhalten zu reflektieren.
Alles Gute für Euch!#winke

13

Ich bin über deinen Post gestolpert und habe dazu noch folgenden Gedanken. Ich erwische mich momentan dass ich das Gefühl habe schon eine große Tochter zu haben, die bald 6 ist und mit der man sich gut unterhalten kann, sie ist vernünftig etc. Desto weniger Verständnis habe ich wenn sie sich ab und zu wie 5 verhält, und wegen Kleinigkeiten (in meinen Augen) weint. Vielleicht passiert dir das ähnlich, wenn du es einfach gewohnt bist, mit den Großen vernünftig und normal zu sprechen und es dich vielleicht einfach nervt, dass der Kleine aus für dich nicht nachvollziehbaren Gründen tobt. Da würde es dann zusätzlich zu den Tips der Vorschreiber helfen, etwas deine eigene innere Einstellung zu den Trotzanfällen zu ändern. LG