Ist mein Kind so falsch?

Hallo zusammen,
ich muss mir einfach mal was von der Seele schreiben. Erwarte da auch keinen Rat, sondern vielleicht einfach ein bißchen Zuspruch.
Zur Situation: unser Sohn ist 3,5 und ein kleiner Wirbelwind. Er ist sehr aktiv und am liebsten draußen. Er fährt Fahrrad wie ein Großer, rennt unheimlich schnell und bewegt sich gerne und viel. Aktivitäten im Haus (malen, basteln etc.) sind nicht so seins, außer sich mit seinen Autos beschäftigen, das macht er gerne :-)
Er ist meiner Meinung nach super schlau und benimmt sich eben wie ein 3jähriges Kind. Er hat Stärken und Schwächen wie jedes andere Kind. Wir haben keine große Familie und den einen Teil sehen wir nicht so oft, da wir recht weit entfernt wohnen (500km).
Aber wenn sie da sind, habe ich das Gefühl, dass sie mich/uns nur bemitleiden. Es ginge ja nur noch ein paar Jahre so, wir müssen durchhalten. Und sowas kommt, weil er nicht still am Tisch sitzt oder jemanden zum spielen auffordert. Oder weil er allgemein aktiv ist. Ich habe damit keine Probleme, mein Kind ist toll und genau richtig so. Aber scheinbar wirkt er nach außen ganz furchtbar. Das tut mir echt weh... der Abschuss war der Spruch „ihr dachtet halt, ihr bekommt ein Kind wie aus dem Bilderbuch und das ist eben nicht so“. Ich dachte ich spinne. Natürlich ist es so. Ich finde, ich habe ein Bilderbuchkind. Natürlich hört er nicht aufs Wort, sitzt im Restaurant nicht still 2 Stunden am Tisch, aber sorry, muss er das mit 3 Jahren?? Er ist eben lebhaft, aber muss ich deswegen bemitleidet werden?! 🥺

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Spannend wäre, die genauen Situationen zu kennen in denen deine Familie das Verhalten deines Sohnes unangemessen fand. Natürlich lobst du als Mama ihn in den Himmel 😅 Ohne beide Seiten zu kennen kann man echt GAR nichts dazu sagen.

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Beispiel: im Restaurant sitzt er am Tisch, isst sein Essen und möchte anschließend (nach ca. 30min) aufstehen. Er bleibt einfach keine Stunde am Tisch sitzen. Und das wäre nicht normal.

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Wie hat er sich denn im Restaurant allgemein benommen?

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Seltsam. Habt ihr euch über ihn beschwert? Oder wollte ihr eigentlich ein 2. Kind, so dass die Verwandten denken, ihr bekommt kein 2. , weil dein Sohn so anstrengend ist?

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Das kann man aus der Ferne doch gar nicht beurteilen. Ich kenne seeehr anstrengende Kinder, wo die Eltern auch der Meinung sind, so muss ein Kind sein, ich kenne für meine Begriffe normale Kinder, da sind die Eltern der Meinung sie sind total wirbelig.
Und sowieso, was für den einen "normal" ist für den anderen zu laut und für den dritten zu leise.

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"Er ist meiner Meinung nach super schlau und benimmt sich eben wie ein 3jähriges Kind"
"Oder weil er allgemein aktiv ist. Ich habe damit keine Probleme, mein Kind ist toll und genau richtig so. Aber scheinbar wirkt er nach außen ganz furchtbar."
"rennt unheimlich schnell und bewegt sich gerne "

Hm....darf ich fragen, was er dann nach dem Essen macht, wenn er nicht mehr am Tisch sitzt? Es soll Kinder geben, die beschäftigen sich dann noch eine Weile mit einem mitgebrachten Spiel oder Malzeug, das fällt bei eurem ja weg.
Und es gibt Kinder, die rennen dem Service dauernd johlend vor die Füße und von Tisch zu Tisch, was natürlich sehr "willkommen" ist 😎🙄

Der Spruch mit dem Bilderbuch ist natürlich Quatsch, aber vielleicht wäre mal ein etwas realistischer und kein rosa verklärter Blick auf's Kind hilfreich? Wie benimmt er sich denn im Kindergarten?
LG Moni

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Da fehlt mir etwas die Beschreibung der Situation:

aktiv bei Kindern kenne ich mit

- aktiv
- ADHS aktiv (mit Benehmen!)
- ADHS völlig durch den Wind

- kennt Regeln, aber interessiert es nicht aktiv
- kennt keine Regeln und Mama findet es toll aktiv

Mit ADHS aktiv kann man super ins Restaurant gehen.
2 Stunden am Tisch sitzen ist schwierig. Stimmt. Mit Organisation aber gut möglich.
Bezugsperson beschäftigt sich mit Kind, damit sich die anderen unterhalten können.

Aufstehen unter Einhaltung der Regeln möglich. Bspw. wenn eine erwachsene Person NACH dem Essen und VOR dem Nachtisch mit dem Kind eine Runde spazieren geht.
Das hat bei mir gut geklappt als Kind.

Beschäftigung, das ein Kind mag, kann man gut mitnehmen.
Meine war in dem Alter motorisch sehr aktiv. Nur still sitzen wäre eine Zumutung gewesen.
Am Tisch bleiben, Mini Lük spielen, Kartenspiel oder was sie in dem Alter tischfähiges mochte, klappte super.
Das klappte auch mit 3 Jahren ohne andere Gäste zu nerven.

Mit "Kind bekommt keine Beschäftigung, darf unruhig sein und es ist doch normal in dem Alter - aktv" gehe ich nicht ins Restaurant. Wobei ich da die Eltern eher anstrengend finde.


Kinder müssen nicht ganz still am Tisch sitzen.
Wohl aber können Erwachsene Anreize bieten, damit Kinder kindgerecht zumindest am Tisch bleiben oder in Begleitung draußen einen Spaziergang machen.

Schafft ein Kind das noch nicht oder probt häufiger den Aufstand, gehe ich mit dem Kind erst wieder ins Restaurant, wenn ein paar grundlegende Dinge klappen. In manchen Phasen war mir das mit meinem Kind zu stressig. Zwei Wochen später wieder problemlos möglich. Die Grundregeln waren bekannt.

Mit Erwachsenen, die erwarten, dass Kind da sitzen, die Klappe halten, regungslos am Tisch sitzen, Handflächen auf den Tisch und nur sprechen, wenn sie gefragt werden. Mit denen gehe ich nicht essen. Geht auch nicht mehr, die gab es noch in meiner KIndheit.


Bemitleiden bringt nicht viel.
Wie sich ein Kind in dem Alter benimmt, kommt auch auf das Verhalten der erwachsenen an.
Lass ich mein Kind einfach machen, ist es stressig für andere. Will ich nicht.
Also beschäftige ich mein Kind sinnvoll.
Kippt die Stimmung oder Kind ist müde oder ähnliches, gehe ich auch schon mal mit Kind raus. Frische Luft und Abstand tut dann gut. Wobei ich die Situationen im Grunde schon vorher hatte kommen sehen und selbst der Sturkopf war, der es probieren wollte. Ahnend, dass es an dem Tag zu viel sein würde.

Auswachsen ist so eine Sache.
Das klappt, wenn es Regeln gibt und das Kind mit der Zeit lernt sich daran zu halten. Wenn die Situation Tagesformabhängig schief lief.

Kommt es bei ADHS vor, sind Regeln und Klarheiten umso wichtiger. Um es dem Kind zu vereinfachen gibt es noch zusätzliche Wege. Elterntraining z.B.

Fehlt die sinnvolle Beschäftigung oder das Kind darf machen, was es will: weil es ja altersgerecht sehr aktiv ist. Dann wird auswachsen nur dann funktionieren, wenn das Kind selbst den Wunsch entwickelt nicht mehr negativ aufzufallen und sich selbst bemüht Orientierung zu finden.
Das ist für das Kind sehr anstrengend und für andere Menschen auch. Wo die Eltern da sind, ist die Frage....

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Sind das zufällig Verwandte ohne oder mit ziemlich großen Kindern?

Die "besten" Erziehungstipps haben in meiner Familie die 80jährigen, kinderlosen Großtanten🙄

Eine Bekannte meiner Schwiegermutter meinte, mein Kind hätte bestimmt Asperger, da er mit 3,5 sehr gerne Dinge abzählte🤦‍♀️

Du hast zwei Ohren und einen Mund🤷‍♀️ Sag etwas oder ignoriere die Kommentare.

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Und genau so einer Großtante würde ich dann sobald sie sich über ihren Ehemann beschwert mitteilen "Ach, du musst halt noch ein paar Jahre durchhalten, aber bald ist es geschafft."

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Ich hätte dir gerne privat geschrieben, aber leider geht das nicht.
Ich bin Therapeutin und ein Kleinkind muss nicht 2 Stunden am Tisch sitzen können. Die konzentrationsspanne Bein kleinen Kindern beträgt ungefähr 10-15 Minuten, bei 10 jährigen steigt sie auf 20-30 Minuten. Gerade kleine Kinder lernen durch Bewegung. Man kann versuchen im Restaurant Beschäftigung für den Tisch zu nutzen, aber es wird nicht lange funktionieren. Ich gehe bzw ging deswegen mit Kleinkindern nicht in ein Restaurant.
Lass dir nicht einreden dass er das können muss. Nur weil er aktiv ist heißt es nicht, dass er adhs oder sonstiges hat. Man kann es ggf abklären lassen.

Das paradoxe in unserer Gesellschaft ist doch, dass alle meckern, dass Kinder zu wenig Bewegung haben, aber gleichzeitig fordern alle, dass sie still sitzen.

Dein kleiner erkundet die Welt, er probiert sich aus...

Frage auch die Erzieher in der Kita, frage sie, ob ihnen was aufgefallen ist. Sie haben ein geschultes Auge und können dir was zu deinem Kind sagen, was hier durch die Anonymität und die Ferne nicht beurteilbar ist.
Ich denke dennoch, dass er sihh normal entwickelt.

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Therapeutin?!

....und dann so ein Text?!

Ein Hoch auf meine Vorurteile diesbezüglich, ich fühle mich leider darin wieder bestätigt

Noch dazu. <<<< Das paradoxe in unserer Gesellschaft ist doch, dass alle meckern, dass Kinder zu wenig Bewegung haben, aber gleichzeitig fordern alle, dass sie still sitzen.<<<<

Du kannst doch so eine Aussage in dem Zusammenhang wie die TE ihn hier schildert, nicht SO benutzen.
Wie kann man sowas denn vermitteln?!
Lernt man sowas auf einem zusätzlichen Tagesseminar, vielleicht noch mit so ner stolzen Urkunde?! #augen

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An was genau störst du dich? Verstehe ich nicht ganz.

Kleinkinder können keine 2 Stunden still sitzen bzw. müssen sie das tatsächlich nicht können. Es ist halt auch wissenschaftlicher Fakt, dass sie das noch nicht können 🙈

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Ich musste bei deinem Text schmunzeln. Mein Sohn war auch "aktiv", ein "Wirbelwind". Für mich war das auch normal weil ich es nicht anders kannte,ich fand ihn toll, wenn es auch sehr anstrengenden war. Von aussen betrachtet sahen es die meisten nicht als normal an als er nach dem Essen aufstehen und raus auf den Spielplatz wollte, er konnte garnicht still sitzen, dafür stundenlang laufen, Rad fahren und klettern, mit knapp 4 sprang er das erste Mal vom 3 Meter Turm im Schwimmbad, mit 5 dann vom 5 Meter Brett😬.
Wie gesagt für uns war es normal, aber wir merkten schon das Freunde und Verwandte mit ihm teilweise überfordert waren. Wir haben auch oft zu hören bekommen das man uns bemitleidet weil bei uns immer Action war ( im muss dazu sagen er hat immer gut gehört und sich an Regeln gehalten, er wurde verhältnismäßig streng erzogen sonst wäre es wahrscheinlich noch schwieriger gewesen).
Als er in die Schule kam wurde er wesentlich ruhiger und jetzt beneiden uns alle um unseren tiefenentspannten Teenager, vor allem die ,die uns früher bemitleidet haben, und uns immer erzählten wie pflegeleicht ihre Mädels sind, sind jetzt mit den Nerven am Ende und wir genießen die Zeit mit unserem Sohn.
Wenn die Leute denken sie müssen euch bemitleiden, lass sie, von aussen sehen viele Situationen anders aus 😏.

LG
Visilo

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Ich denke, dass man von außen da nichts sagen kann. Wir kennen Dein Kind nicht.

Bei uns gibt es die Regel, dass die Kinder am Tisch bleiben, bis alle aufgegessen haben.

Im Restaurant wird nicht rumgerannt sondern sitzen geblieben und eben gemalt, gelesen oder mit Autos gespielt. Anschließend gehen wir aber auch direkt auf den Spielplatz. Aber so klappt es für alle gut.

Meine Jungs sind aber auch nicht mega wild würde ich behaupten. Klar drehen die auch auf, aber sie wissen, wenn Schluss ist. Das hat eigentlich immer schon gut geklappt.

Vielleicht hat Eure Verwandtschaft das Gefühl, dass ihr zu lasch seid? Ich persönlich finde es mega anstrengend, wenn im Restaurant Kinder über Tische und Bänke klettern und die Eltern das als normal abtun. Ich denke, dass man da als Eltern Grenzen setzen muss. „Wir sind im Restaurant und die anderen möchten ihre Ruhe. Bleib bitte sitzen, bis wir fertig sind und dann gehen wir auf den Spielplatz und du kannst toben. Aber hier bitte nicht.“ das verstehen Kinder schon mit 3 und jünger, denke ich.

LG

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Bleib bitte sitzen, bis wir fertig sind und dann gehen wir auf den Spielplatz und du kannst toben. Aber hier bitte nicht.“ das verstehen Kinder schon mit 3 und jünger, denke ich.

Genauso funktioniert es bei uns in der Familie wie auch bei Freunden schon seit vielen Jahren, auch bei durchaus lebhaften Kindern, wir haben ja auch nicht nur Trantüten 😉 Deswegen finde ich auch den Beitrag der sogenannten "Fachfrau" kompletten Unsinn mit den 10 bis 15 min Aufmerksamkeit #klatsch Das habe ich noch nie irgendwo gehört, und wir kennen auch Kita-Erzieher und Lehrer.
Wir beschäftigen ein Dreijähriges nach dem Essen noch locker 30-45 min am Tisch, bis einer mit dem Kind dann rausgeht. Da gibt es soviele Möglichkeiten, die mit Wett-Bierdeckelhaus-bauen anfangen über leise Pixibuch vorlesen, Minilück, Bandolino u.v.m.
LG Moni

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Zwischen etwas verstehen und etwas umsetzen können liegen noch Welten, und es gibt einige Kinder die es eben nicht umsetzen KöNNNEN. Unserer war so wirbelig, dem konnte man nichts vorlesen, der sprang ständig auf. Man konnte kein Minilük mit ihm machen. Es gibt Kinder die haben nichtmal die 10-15 Minuten (die pro Tätigkeit zu verstehen sind, also es müssen je 10 Minuten LÜK und dann 10 Minuten Pixielesen und dann 10 Minuten Kartenhausbauen gehen und nicht nach 10 Minuten geht gar nix mehr). Wenn das Essen länger als 15 Minuten dauerte war ich durch mit den Nerven beim Versuch den Kleinen irgendwie "am Tisch" zu halten.

Aber "kann nicht" heißt ja nicht dass man nix dagegen tut!
Wir haben mit einer Erzieherin gesprochen die uns Tipps gab wie wir ihm "beibringen" einer Geschichte zu folgen (mit Figuren nachgespielt, Wortbingo gespielt), wir haben mit Ergotherapeuten gesprochen wie man seine Konzentration verbessert. und binnen einem Jahr hatten wir aus einem "einer bleibt sitzen und wartet aufs Essen und der andere springt draußen mit dem Kind rum" Kind ein "3-Gänge auch bei Regenwetter möglich" Kind.