Tod des Opas 6 Jährige

Hallo,
Ich bin auf der Suche nach Hilfe, um zu verstehen, was heute passiert ist.
Mein Papa ist heute gestorben.
Wir haben unserer 6 jährigen Tochter schon länger erzählt, dass Opa krank ist und vielleicht bald stirbt.
Gestern ging es ihm ganz übel. Wir sind zu ihm und waren noch einmal mit den Kids bei ihm, damit sie ihn nochmal sehen können.
Er hatte Demenz und anderes. Aufgrund der Demenz waren sie nicht mehr so oft bei ihm. Meine 6 jährige Tochter ist bei den Großeltern mit aufgewachsen, seitdem sie 1 Jahr alt war. Nur halt seit einem Jahr nicht mehr so oft.
Jetzt komm ich heut heim und setz mich hin. Sag komm mal her. Sie, mal wieder total aufgedreht. kommt zu mir her, springt mir auf den Schoß, ich starte mit: der Opa ist. Dann fällt sie mir ins Wort: der Opa ist tot oder. Hast du mir ja mal erzählt oder so der Wortlaut. Und sie hatte dabei fast ein Grinsen auf der Backe. Hüpft von mir runter und haut ab zu ihrer 2 jährigen Schwester. Später kam sie nochmal her und hat sich zu mir hingelegt und gemeint, der Opa darf aber nicht tot sein. Was können wir machen, damit er wieder lebt.
Ich bin total enttäuscht. Ich dachte sie weint ein bisschen oder ist traurig. Ich versteh die Welt nicht mehr.
Ich überlege, ob ich sie nochmal morgen mit ins Krankenhaus nehme, um den gestorbenen Opa anzuschauen. Vielleicht hilft das irgendwie zu begreifen.
Sorry für den langen Text.
Karin

1

Erstmal mein herzliches Beileid für dich und deine Familie!
Bitte nimm deine Tochter nicht mit ins Krankenhaus. So etwas verträgt ein 6-Jähriges Kind ganz bestimmt noch nicht gut. Du bist „enttäuscht“ über die erste Reaktion deines Kindes, aber dafür kann dein Kind nichts. Kinder gehen oft ganz anders mit schlimmen Nachrichten um, als Erwachsene. Das „Grinsen“ kann ein Zeichen von Unsicherheiten oder Überrumpelung sein. Die nächste Reaktion war, dass der Opa nicht tot sein soll. Ich finde, dass sie sehr viel Mitgefühl für ihre 6 Jahre zeigt.
Vor gut einem Jahr ist auch mein Papa an Demenz gestorben. Meine Tochter, damals 4 1/2 hat (natürlich) auch nicht großartig getrauert. Sie wusste, dass der Opa „krank im Kopf“ ist und es ihm immer schlechter gehen würde. Sie war nur traurig, dass ich traurig war. Jetzt ist das schon ein Jahr her und erst letzte Woche musste sie plötzlich vor dem Schlafengehen weinen, weil sie den Opa vermisst und fand es sehr traurig, dass er nicht mehr da ist. Diese Reaktion hat mich ebenfalls überrascht.
Jeder Mensch geht unterschiedlich mit Trauer um. Dass ein kleines Kind noch keinen Bezug zum Tod hat und keine Erwachsenenreaktion darauf zeigt ist wirklich nichts Verwerfliches oder etwas, worüber man sich Gedanken machen müsste, sondern ganz normal.

2

Ich würde ihr nicht den verstorbenen Opa zeigen.
Lass ihr die schönen Erinnerungen und versuche nicht eine für dich adäquate Reaktion aus dem Kind heraus zu pressen.
Sie ist 6 und weiss dich noch gar nicht, was das alles heißt.

Ich selber kann mich sogar erinnern, dass ich mit 6 Jahren bei der Beerdigung meiner Oma gefragt habe, ob wir jetzt endlich heim gehen....

Sicher nicht weil ich Oma nicht lieb hatte.
Aber begreifen konnte ich das sicher noch nicht und fand wohl eher verstörend, wie ungewohnt sich alle anderen verhielten.

3

Mein aufrichtiges Beileid!

Warte erstmal ab. Mit nehmen und den Opa zeigen würde ich sie nicht. Ich finde das auch mit fast 40 einer der schwersten Momente, wenn man nochmals am offenen Sarg steht und weiß dass mich mit Mitte 20 der Anblick meiner toten Oma völlig mitgenommen hat.

Ich denke ihre Trauer kommt noch. Beantworte ihre Fragen und erzähle in knappen Worten was ansteht. Dann wird sie schon nachdenken und fragen.

4

Mein Beileid zum Tod deines Vaters. Ich schließe mich meinen Vorrednern an. Der Begriff Tod ist noch viel zu abstrakt für die Kleinen, als das sie das ganze Ausmaß erfassen können. Auch die kindliche Phantasie hilft ihnen, sich das ganze auch schön zu reden. Als meine Babys gestorben sind, hat die kleine Tochter einer Freundin gesagt, wir müssen nicht traurig sein. Denn ihre Oma sei ja auch im Himmel und wird sich bestimmt gut um unsere Tochter kümmern, ihr abends vorlesen etc. Damit war das Thema für sie durch. Und ehrlich gesagt, fand ich den Gedanken so süß das er mich auch irgendwie getröstet hat.

5

Ich kann mich noch an den Tod meines Uropas erinner. Wir Urenkel waren da auch ungefähr so alt. Wir haben aber auch nicht getrauert. Es ist normal, dass Menschen sterben. Bei der Beerdigung waren wir zusammen bei der Großtanten spielen und waren glücklich.
Für kinder ist der Tod normal. Es gehört dazu und alte Menschen sterben halt. Heißt nicht, dass man sie nicht weniger lieb gehabt hätte.
Ist doch eigentlich schön, wenn man damit so leichtfüßig umgehen kann :)

6

Mein Beileid zu eurem Verlust.

Du trauerst, aber solltest für deine Tochter dennoch einen klaren Kopf bewahren: Bitte nimm deine Tochter nicht mit ins KH oder zeig ihr auf andere Art den toten Opa.

Deine Tochter ist erst 6 Jahre alt und hat vermutlich nicht viel Erfahrung mit dem Thema Tod. Sie muss den Begriff erstmal für sich füllen, begreifen was das bedeutet. Vermutlich hat der Verlust für sie auch schon viel eher begonnen. Du schreibst, sie hatte erst häufigen Kontakt und nun schon 1 Jahr weniger. Der "Einschnitt" durch den Tod ist für sie nicht so groß.

Gib ihr Zeit, geh auf ihre Fragen ein und mach ihr kein schlechtes Gewissen, weil sie deine Erwartungen nicht erfüllt... Das ist überhaupt nicht böse gemeint. Aber die Trauer wird noch kommen bei ihr, wenn der Opa hier und da fehlt...

7

Mein herzliches Beileid!
Mit 6 Jahren kann sie natürlich sagen, dass der Opa tot ist und auch Erklärungen dazu wiederholen, aber die Endgültigkeit, dass der Opa an Weihachten, nächstes Jahr und immer tot sein wird kann ein Kind diesen Alters nicht begreifen. Entsprechend wird die Trauer dann auch situativ immer wieder an solchen Erkenntnissen rausbrechen.

Ich würde es ihr anbieten mitzukommen und den Opa nochmal zu sehen, denn Kinder wollen be-greifen. Dann sieht das Kind, das ist der Körper, der Opa den ich liebte ist da nicht mehr. Sorg aber bitte dafür, dass jemand da ist, der für das Kind da sein kann, wenn es nach einer oder fünf Miuten zu viel wird und sie Eis essen will, damit Du Dich um Deine eigene Trauer als Tochter kümmern kannst.

Erwarte nicht von Deinem Kind, dass es trauert wie Du uns zu den gleichen Zeitpunkten. Ja, das rumbocken bei irgendwelchen Kleinigkeiten und das drüber reden wollen, wenn es am wenigsten passt kann Ausdruck von Trauer sein.
Ein lachendes, tobendes Kind hat den Verstorbenen nicht vergessen, es macht das was seine Aufgabe ist: Kind sein und das Leben weiter tragen.

Kinder wollen aktiv trauern, vielleicht will sie ein Bild malen, was mit ins Grab geht oder was basteln, was in die Blumen gesteckt wird. Es gibt kein richtig oder falsch, mach Vorschläge, aber keine Vorgaben. Sorg dafür, dass jemand für sie da ist, damit Du Deine eigene Trauer leben kannst.

8

Auch von mir mein Mitgefühl.

Ich war damals auch etwa 6 oder bisl jünger als meine Oma starb. Ich war mit im Krankenhaus und auf einmal sollte ich raus gehen und stand im Flur während es hektisch wurde und Leute hin und her rannten.
Meine Mama war total traurig aber ich fand es gut so und habe nicht geweint.
Meiner Oma ging es nicht gut und ich war mir sicher dass es ihr jetzt besser geht und sie als hellste Stern zu mir leuchtet und blinkt und ich sie ja so sehen kann.

Als mein Papa starb war meine Jüngste 7 glaub ich, wir haben viel gemeinsam geweint, aber mein Papa war auch ein super Opa, lustig, immer lieb zu meinen Kindern und er starb ganz plötzlich.

Ich habe meinen Kindern immer die Entscheidung gelassen, ob sie mit zur Beerdigung möchten oder nicht, ob sie mit zum Grab möchten oder nicht.
Ich finde dass Trauer etwas unglaublich intimes ist und man daher jedem, besonders Kindern, seine eigene Art der Trauer zugesteht.

Vielleicht kommt es bei deiner Tochter noch dass sie weinen wird, vielleicht ist mit dem Tod des Opas für die auch alles gut und sie ist damit im Reinen.
Dass du ganz anders trauerst ist doch klar, würde jetzt der Vater deiner Kinder sterben, dann wäre es auch etwas anderes für sie.

Bisher war ich auf mehreren Beerdigungen und jedes Mal waren es die Kinder, die trotzdem alle Erwachsenden traurig waren, gelacht haben, gespielt haben und so allen Trauernden gezeigt haben dass das Leben schön ist und es weiter geht.

Sieh dir dein Kind an, welch ein Segen dass Kinder dem Thema Tod oft noch offener entgegentreten und statt dem Ende das Leben sehen!

9

Mein aufrichtiges Beileid.

Mein Papa hat mit 17 seinen Vater verloren und ihn im Sarg nochmal gesehen. Ihn belastet das bis heute. Er hat mir öfters gesagt das er das nicht hätte tun sollen und mein Papa ist absolut kein Weichei oder besonders sensiblen Mensch. Ganz im Gegenteil! Ich würde es also auch nicht machen.