starke Impulsivität 5jährige - Ich weiß nicht mehr weiter

Hallo.

ich brauche mal ein bisschen Rat und Meinungen im Bezug auf meine Tochter. Ich fürchte es wird ein längerer Text und hoffe trotzdem, dass sich jemand findet, der ihn bis zum Ende liest.

Meine Tochter wurde im November 5, ihr Bruder ist 2 ¼, ich bin in der 27. SSW mit Baby Nr. 3.

Ich denke ich fange mal vorne an, da ich hoffe so die meißten Fragen schon beantworten zu können und man sich so ein umfassenderes Bild machen kann.
Sie war schon immer sehr fordernd. Schlief die ersten 8 Wochen nur auf mir, lebte dann 6 Monate im Tragetuch, bevor ich sie auch nur 5 Minuten ablegen konnte. Mit einem Jahr kam sie in die Kita (was sie sehr brauchte, da wir sie daheim geistig einfach nicht mehr auslasten konnten, sie forderte so viel ein – es tat ihr letztlich wirklich gut). Dort fiel sie durch beißen auf (andere Kinder), aber auch durch ihre hohe Selbstständigkeit. Sie war immer „weiter als die anderen“. Die Kita gab am Ende zu, dass sie sie oft überfordert haben, da sie mit 2 schon in ganzen Haupt- und Nebensätzen sprach, sich selbst komplett anziehen konnte (und dies z. B. in der Kita dann auch konnte). Schlafen war schon immer eine Katastrophe. Die Nächte, die sie durchgeschlafen hat, kann ich an beiden Händen abzählen. Heute noch begleiten wir sie in den Schlaf (sind aber dabei dies zu reduzieren, immer öfter schafft sie es selbst.), noch heute wacht sie jede Nach auf (und kommt zu uns), schläft dann aber sehr sehr unruhig und nur mit Körperkontakt.

Ihren Bruder liebt sie (meist) abgöttisch. Sie war am Anfang nie eifersüchtig oder auch grob zu ihm. Klar, mittlerweile wehrt sich der kleine Kerl (und das nicht zu knapp, er schlägt auch mal oder beißt sie – er hat es ja so von ihr gelernt) und sie wehrt sich dann zurück. Aber größtenteils spielen beide harmonisch miteinander und scheinen eine sehr tiefe und enge Verbindung zu haben.

Wutanfälle und eine starke, unabänderliche eigene Meinung hatte sie schon sehr früh mit einem Jahr, die sich nur mehr steigerten und mit 2,5-3 Jahren so stark waren, dass sie täglich 1-2 Stunden (mal am Stück, mal unterbrochen) schreiend, strampelnd, wütend und sich selbst beißend auf dem Boden lag (und nicht selten vor Erschöpfung einschlief). Die Kinderärztin riet zur Ergo-Therapie und einer Untersuchung im SPZ. Uns machte insbesondere das Selbstverletzende Verhalten Sorge.

Im SPZ waren wir im Herbst 2018 – also um den vierten Geburtstag herum. Sie wurde dort von einer Heilpraktikerin getestet – die auch Rücksprache mit Kindergarten und Erzieherinnen hielt. Im Grunde „kam heraus“, dass sie kognitiv extrem weit und voraus ist, sozial/insbesondere emotional einiges hinterher. IQ wurde mit 118 (ab 120 spricht man in dem Alter von hochbegabt (und das sage ich nicht aus stolz dazu, ich empfinde eine Hochbegabung eher als Fluch; ich sage es, damit man es einordnen kann)) gemessen/angegeben. Sie interessiert sich sehr für Buchstaben und Zahlen. Rechnet bis 10 sicher, zählt bis 99 sicher. Schreibt nach Gehört und kennt ca. 20 (Groß-) Buchstaben.

Die Ergotherapeutin empfahl uns sie mit dem sogenannten Neurofeedback zu behandeln.
(Neurofeedback ist eine wissenschaftliche Methode zur Selbstregulierung des Gehirns. Der Klient wird dafür mit einem EEG verkabelt, während er auf einem Bildschirm ein Film oder Videospiel ansieht. Der Bildschirminhalt meldet durch Veränderung an das Gehirn, was gewollt und was erreicht wird. Auf diese Weise wird dem Gehirn sprichwörtlich ein Spiegel vorgehalten, es trainiert ganz selbstständig auf die optimale Leistung hin. Quelle: https://www.jaki-bay.de/methoden/neurofeedback/)
Wir haben auch einen klassische Ergo (Bällebad, Sägearbeit, Malen, Motorikraum...) versucht, aber dies hat überhaupt nix gebracht, die Therapeutin wusste eigentlich nicht, was man mit ihr „noch machen könnte“, da sie das Verhalten in der 1 zu 1 Situation nicht zeigte.

Das Neurofeedback haben wir jetzt bis zum Sommer 2019 ca. 1 ½ Jahre gemacht. Sie war zumindest etwas ausgeglichener, die Wutanfälle nicht mehr ganz so stark und vor allem: sie biss sich nicht mehr selbst. Wir und die Therapeutin waren der Meinung, dass es nun erstmal gut sei und wir das ganze lange genug gemacht haben, so dass das "Gelernte" gefestigt ist.

So. Nun sind wir ein halbes Jahr nach der Therapie eigentlich am gleichen Punkt. Sie beißt sich wieder. Sehr stark und mittlerweile fast täglich. Es ist eine Mischung aus einer bewussten Reaktion auf eine Wutsituation andererseits aber auch eine Übersprungshandlung.

Die größten Baustellen sind meiner Meinung nach:
1) die Selbstverletzung in Form von Beißen.
2) sehr hohe Impulsivität (wurde jetzt auch bei U9 so ins U-Heft notiert). Sobald man sie anspricht und ihr das Gesagte nicht in den Kram passt (salopp formuliert), dann wird sie sehr wütend. Tritt, wirft Dinge durch die Gegend, beißt sich. Sie schreit dann wie am Spies oder läuft weg (daheim dann in ihr Zimmer z.B. – dort bleibt sie aber nur kurz). Manchmal befürchte ich, dass sie nochmal ernsthaft Dinge kaputt macht und nicht nur ein Glas umschmeißt). Oft reagiert sie dann mit..
3) …Erpressung. Sie sagt dann Dinge wie „Willst du dass ich weiter schreie? Dann mach weiter so.“ oder „Wenn ich jetzt z.B. das Eis bekomme, dann schreie ich sooooo laut.“ oder „wenn du nicht willst, dass ich traurig bin, dann darf ich jetzt ein Video schauen.“
Natürlich gehen wir nicht darauf ein und bleiben bei unserem Standpunkt, aber sie ist dabei sehr willensstark und beharrlich und hat am Montag z.B. auf einer 45-minütigen Autofahrt geschrien und getobt und versucht uns zu Erpressen, weil wir ihr gesagt haben, dass es kein Video mehr gibt.
4) Sie ist zwar sehr harsch und taff, dennoch ein sehr sensibles kleines Ding, die auf die kleinsten Veränderungen stark reagiert. Sie steht sich oft selbst im Weg. Sie sieht die Welt auch nur in schwarz und weiß (war schon immer so), ein grau scheint es nicht zu geben. Entweder, jemand ist ihr Freund oder sie kann ihn nicht leiden. Entweder sie mag etwas oder eben nicht. Es gibt nichts dazwischen. Entweder sie hat die beste Laune und singt und tanzt, oder sie schreit aus Leibeskräften, weil sie wütend/traurig ist.
5) Sie kann sich kaum allein beschäftigen. Im Grunde benötigt sie immer jemanden, der sich mit ihr beschäftigt. Aber dabei hat sie sehr klare Regeln.

Es gibt da sicher noch mehr, das sind aber die schlimmsten.
Im Moment empfinde ich die Probleme mit ihr besonders stark und es kostet mich sehr viel Kraft. Ich gebe zu, dass ich diese Kraft und die Geduld mit ihr gerade oft nicht habe. Ich werde laut. Ich versuche, sie nie wegzuschicken, sie nicht „auf ihr Zimmer“ zu verbannen oder ähnliches. Aber doch ist es emotional gerade sehr schwierig. Ich versuche immer mich auf ihre Taten zu beziehen (salopp „Treten ist doof.“ statt sowas zu sagen wie „dass du immer deine Bruder tritt, du nervst mich damit.“)
Mein Mann sagt auch, dass ich gerade oft sehr streng mit ihr ins Gericht gehe. Es tut mir verdammt leid und es tut mir weh. Ich fühle mich ihr manchmal nicht so nah wie meinem Sohn. Ich verstehe sie und ihre Gefühle leider oft überhaupt nicht- mein Mann hingegen schon, die beiden sind sich aber auch sehr sehr ähnlich. Er war (aus Geschichten meiner Schwiegermutter heraus) wohl genauso als Kind.

Ich weiß, dass gerade sehr viel in Ihr wütet und es tut mir so leid, da ich merke, dass sie selbst einfach nicht im Gleichgewicht ist. Klar – sie wird nochmal große Schwester, das bringt Unsicherheiten mit sich. Dazu haben wir uns nun doch nach langem zögern und hin und her und wieder hin überlegens dazu entschlossen, dass sie 2021 eingeschult wird (Kognitiv müsste sie definitiv nächstes Jahr in die Schule gehen, emotional hat sie aber bei weitem nicht die Reife) – da war auch viel Unsicherheit, die wir aber versucht haben von ihr fern zu halten - aber klar, sie wurde von der Kooperationslehrerin getestet usw.. Außerdem bin ich durch die Schwangerschaft nicht mehr so belastbar, wir hatten ca 6 Wochen eine Familienhilfe, weil ich den Haushalt aufgrund der Übelkeit nicht mehr bewältigen konnte. Ich habe die Kinder den Sommer über aufgrund der Übelkeit und Müdigkeit leider auch mehr Video gucken lassen als ich es wollte und sollte.

Ok. Und was will ich nun von euch? Ich weiß es gerade selbst nicht mehr. Ich fühle mich so unfassbar hilflos mit ihr, dass ich nicht weiß, wo mir der Kopf steht.
Ihre Unausgeglichenheit, ihre Wut und ihre Sichtweise auf die Welt (schwarz-weiß), belastet die Familie. Dennoch tut sie mir so leid, aber ich habe keine Ahnung wie ich ihr helfen kann.

Vllt. hab ihr da Ideen? Oder habt ihr Erfahrungen oder Input?

Danke fürs Lesen und danke für eure Zeit. Alles Liebe.

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vllt. noch ein Nachtrag, die ihre Sichtweise sehr gut beschreibt:

Gestern ist sie mit Ihrer Freundin vom Spielplatz "abgehauen" - zu ihrer Freundin nach Hause (Wegzeit vll. 1 1/2 Minuten). Aber es war dunkel, ich hatte ihnen gesagt, sie dürfen noch 5 Minuten spielen, dann komme ich wieder und wir gehen, bitte ohne Gebrüll und Geschrei, nach hause, da da der Papa wartet und wir Abendessen wollen. 4 Minuten später rief mich die Mama ihrer Freundin an, dass sie jetzt bei Ihnen wären.
Ich habe versucht ihr keine Vorwürfe zu machen, war aber dennoch sehr klar, dass ich ihr Verhalten enttäuscht. Ich versuchte ihr klar zu machen, warum sie das nicht machen darf und warum ich mir Sorgen mache. Sie entschuldigte sich. Aber ich konnte nicht sofort umswitchen, ich war enttäuscht. Sie sagte dann "Du gehst in letzter Zeit nur blöd mit mir um. Du bist eine blöde Mama." Ich weiß, viele Kinder sagen das mal so - aber sie fühlt das so, hundert Pro. Ich versuche ihr dann ohne böse zu sein oder so aber dennoch ganz rational klar zu machen, dass der Tag auch gute SAchen hatte. Frage Sie z.B. ob es blöd war, dass wir bei ihrer Freundin waren oder blöd war, dass wir zum "lebendigen Adventskalender" waren usw., sie versteht das dann auch, aber sie kommt von ihren Gedanken nicht weg.

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Hallo!

Ich kann sehr gut verstehen, dass es belastend ist.
An deinen Schilderungen fehlt mir ein bisschen, wie ihr mit der Situation umgeht. Also, wie ihr konkret auf ihre Impulsivität reagiert, ob ihr später noch einmal mit ihr redet etc.

Ich bin jetzt kein Experte, aber ich würde an eurer Stelle einen Kinder- und Jugendpsychotherpeuten oder auch einen Kinderpsychiater hinzuziehen. Ward ihr nach dem Ende der Therapie nochmal im SPZ, was raten die denn?

Ich kenne diese starke Impulsivität vor allem aus dem Erwachsenenbereich und weiß, dass man da psychotherapeutisch viel machen kann. Vielleicht wäre das ein Ansatzpunkt.

Alles Gute für Euch!

Lg Tomate

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Ich versuche mal zu beschreiben.

Wir versuchen sie zunächst zu beruhigen und den wahren Grund zu erfahren. Wir reden normal mit ihr. Ich biete ihr an sie in den Arm zu nehmen.
Das beißen kommentieren wir meist nicht.

Wir versuchen auch im Nachhinein oder allgemein mit ihr zu reden, warum es immer so eskaliert, dass es einfacher ist, Sie redet "normal" ohne schreien.

Ich frage auch, ob es etwas gibt, dasss sie belastet. Da kimmz aber oft nur "Quatsch" raus, zum Beispiel, dass wir ihr nie etwas kaufen oder sie keine Elsa Puppe hat. Sie bekommt zwischendurch (öfter mal die Gummibärchen die sie mag oder fruchtzwerge, selten ein kleines Playmobil figürchen). Sie ist dabei auch sehr gerecht und möchte auch immer für ihren Bruder etwas.

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ich würde auch definitiv einen therapeuten hinzuziehen. hier kann dir so gut wie niemand konkret helfen.

ich denke, dass ihr verhalten nichts mit der hochbegabung zu tun hat - da steckt wahrscheinlich mehr dahinter.

holt euch auf alle fälle ganz schnell hilfe. auch zuliebe der geschwister.

alles gute.

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Ich denke es hängt alles zusammen. Sie versteht sehr viel) (kognitiv), kann dies aber v mit v ihren Stärken Gefühlen nicht zusammen bringen.

Das eine bedingt dann das andere.

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Einiges davon kommt mir von unseren Großen bekannt vor.

Es kommen bei euch zwei Sachen zusammen : der Charakter eurer Tochter und die ganzen äußeren Umstände.

Bei uns war es zum Beispiel so, als die Schule anfing, war unsere Große das halbe Jahr vorher und das halbe Jahr danach einfach - kurz gesagt - zum Kotzen. Ehrlich. Die hat gewütet, war unzufrieden, alles erschien ihr unfair usw. Sie ging mir so auf die Nerven.. Und es tat mir so leid.
Dann wurde ich einen Monat vor Schulbeginn auch noch schwanger mit Nummer drei. Auch das hat ihr wahnsinnige Angst gemacht.

Und ich bin mir sicher, dass das alles auch deine Tochter beschäftigt.
Natürlich hat es auch mit dem Charakter zu tun :es gibt Menschen, die haben einfach eine eher negative Grundstimmung. Unsere Große gehört leider ebenfalls dazu, während die Mittlere ein Sonnenschein ist, mit sich und der Welt im Reinen usw.
Unsere Große schlief schon immer schlecht. Die Mittlere schon immer super.

Jetzt stelle dir vor, ein Mensch, der eh viel Aufmerksamkeit, Bestätigung, aber auch Förderung und Grenzen braucht, der schnell alles negativ sieht und fühlt, macht sich Sorgen, weil er spürt, dass sich wieder etwas stark verändern wird. Schule bzw die Gespräche deswegen, die Mama ist wieder schwanger usw.
Und wenn man eh schlecht schläft, schläft man mit Sorgen noch schlechter.
Und ist noch schlechter drauf.
Kriegt mehr Ärger. Denn Mama ist wegen der Schwangerschaft eh schon anders drauf.
Und man spürt noch mehr die Veränderungen. Wird wütend. Schläft noch schlechter. Noch schlechtere Laune. Noch mehr Ärger.

Und so weiter.


Es ist eine schwierige Phase. Nicht nur für eure Tochter. Auch für euch.

Ich würde euch empfehlen, vielleicht mal zu einer Familienberatung zu gehen, um zu sehen, wie ihr alle besser damit umgehen könnt. Und damit auch eure Tochter merkt, dass ihre Probleme gesehen werden. Auch wenn sie sie selbst nicht so benennen kann.

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Hey. Danke für deine Antwort und deine Erfahrung.

Bei einer Familienberatung waren wir schon msl, es hat uns damals nucgt writer gebracht, leider gibt es dort immer noch die gleiche Person...

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Ihr habt viele gute ansätze und du hadt auch gute antworten bekommen...

Man kann als mensch und als mutter nicht immer perfekt sein und perfejt reagieren das geht nicht...und ist auch nicht schlimm.

Ich würde empfehlen:

-schaut ob es bei euch eine erziehungsberatungsstelle gibt und nehmt evtl mal kontakt auf
-vllt auch nochmal kontakt ins spz aufnehmen
-eine therapeutin für euer kind aber auch für euch,denn auch ihr braucht mal jemanden zum reden
Und vllt lest ihr euch mal ins thema wackelzahnpubertät ein...vllt trifft davon ja auch etwas zu

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Danke für deine Antwort
Ich habe schon viel gelesen zu dem Thema. Auch andere Themen. Adhs schließen sowohl Ärztin als auch wir aus. Ich bin mir relativ sicher dass sie hochsensibel ist

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Hallo,

zunächst einmal würde ich euch raten, das Kind nicht in einem SPZ von einer Heilpraktikerin testen zu lassen, sondern euch an eine Kinder- und Jugendpsychiatrie zu wenden. Nur alleine die Aussage, dass ein Kind ab einem IQ von 120 als hochbegabt gilt, ist nicht korrekt. Ab 120 gilt der IQ als sehr hoch. Ab 130 gilt man als hochbegabt. Egal wie alt der Mensch ist.
So wie du deine Tochter beschreibst mit all ihren Fähigkeiten, gehe ich nicht davon aus, dass ihr IQ "nur" bei 118 liegt. Ich würde auch Richtung sehr hohe Intelligenz mit Tendenz zur Hochbegabung tendieren. Ich habe ein getestetes hochbegabtes Kind und bei einem Kind steht das Ergebnis noch aus. Meine Kinder wurden in einer KJP getestet. Der Große, weil er die gleichen Auffälligkeiten zeigte wie deine Tochter. Die Überweisung bekamen wir vom Kinderarzt zum Ausschluss von ADHS. Heraus kam ein IQ von 137 und maßlose Unterforderung. Mein 3. Kind ist zwar nicht verhaltensauffällig, reagiert aber auf die Schule mit Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit etc. Sie ist von der Auffassungsgabe, vom logischen Denken und von ihrer Sprache noch weiter als der Große damals. Deshalb vermuten der Kinderarzt und ich auch hier eine Hochbegabung. Es ist wichtig, dass du eine Diagnose bekommst. Anders kannst du deinem Kind nicht helfen. Hochbegabung hört sich für nicht Betroffene toll an. Ich sehe es mittlerweile als Handycap. Hochbegabte denken anders als normal Begabte, überspringen Gedankengänge und finden sich schwer mit Erklärungen und Gedanken von anderen zurecht. Das kann in der Schule zum großen Problem werden. Gerade in Mathe, wo der Lehrer einen Rechenwege erklärt, der für das hochbegabte Kind aber völlig unlogisch ist und er seinem eigenen Rechenweg nicht mehr traut, weil es alle anders machen. Ein Kind und auch die Eltern müssen lernen damit umzugehen. Deshalb ist es wichtig, zeitig eine Diagnose und Hilfe zu bekommen.

LG
Lotta

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Danke dir für deine Antwort und das teilen der Erfahrung.

Uns würde es vom spz so erklärt.
Ich will sie even nucgt so sehr durch testen, das war immer unser Graus.

Ich sagte ja, dass ich eine hochbegabung eher als Fluch denn segen sehe. Mein Mann ist zwar nicht getestet, zeigt aber deutliche Anzeichen einer hochbegabung.
Eine unterforderumg vermuten wit auch immer wieder, aber ich will sie auch nicht zu sehr fördern, weil ich Angst habe, dass sie dann im. Der Schule noch mehr probleme bdmmmt. Meine Gedanken gsbdn nämlich genau in die Richtung wie du es mit Mathe beschreibst. Bei meinem Mann war das auf jeden Fall so.

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Sie wird so oder so in der Schule unterfordert sein. Deshalb würde ich jetzt alles an geistigem Input geben, was sie fordert. Die Reaktionen, die deine Tochter zeigt, sind Hilfeschreie von Unterforderung. Das macht sie völlig unzufrieden und unausgeglichen. Dadurch, dass sich nichts ändert, wird das immer schlimmer und staut sich auf. Und wenn das Maß voll ist, benötigt sie ein Ventil zum Druckabbau. Deshalb tickt sie aus. Und da sie weiß, dass dieses Austicken und die Impulsivität anderen gegenüber nicht schön ist und Konsequenzen hat, lässt sie es an sich selbst ab, indem sie sich beißt. Im Kindergarten beißt sie, weil sie sich unverstanden fühlt. Es ist gerade ihre einzige Möglichkeit um zu zeigen, dass es ihr zu viel ist, dass keiner sie versteht. Das gleiche gilt für Diskussionen mit euch. Sie ist in der Lage so weit zu denken, dass sie ihre eigene Meinung bilden kann. Das können Kinder mit ca. 8 Jahren. Da sie aber erst 5 ist, kann sie euch noch nicht klar machen, was sie wirklich gerade denkt. Deshalb rastet sie aus. Ich erachte es als falsch, sie nicht regulär einzuschulen. Noch ein Jahr im Kindergarten wird es nicht besser machen, eher im Gegenteil. Der Abstand zu ihren Spielpartnern wird noch größer sein und das Unverständnis wird noch größer.
Diese IQ-Tests gingen hier 2x 2 Stunden und haben meinen Kindern sogar Spaß gemacht weil sie zum einen gefordert waren und zum anderen das Fachpersonal wusste, wie sie auf die Kinder eingehen können.

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Hallo,

geht zu einem Kinderpsychiater. Das sind die Fachleute für Hochbegabung und für AD(H)S.
Wenn Ihr schnell einen Termin wollt, zahlt privat.
Weder irgendwelche Heilpraktiker in SPZs, noch Ergotherapeuten können so etwas sicher feststellen oder ausschließen.

Der Wert >130 = hochbegabt sagt nicht unbedingt etwas über die Befindlichkeit des Kindes aus. Es gibt Kinder, die "nur" überdurchschnittlich intelligent sind, aber genauso leiden, wie Hochbegabte, und es gibt Hochbegabte, die sich gut anpassen können und einfach mitlaufen.

Sehr intelligente Kinder passen häufig weder in den Standard-Kindergarten, noch in die Standard-Grundschule, weil die auf solche Kinder nicht eingerichtet sind.
In Deutschland werden, in der Regel, nur die schwachen Kinder gefördert. Die starken Kinder können zusehen, wo sie bleiben.
Bei Erwachsenen nennt man das Problem der tiefgehenden Unterforderung Bore Out und das ist mittlerweile ähnlich anerkannt, wie Burn Out.
Aber Kinder sollen sich gefälligst zusammen reißen. Die sind nur schlecht erzogen...

Es ist alles andere als ungewöhnlich, dass chronisch unterforderte Kinder AD(H)S-artige Symptome entwickeln.
Außerdem wäre ich mir nicht so sicher, ob Deine Tochter nicht doch auch AD(H)S hat.

Deine Tochter klingt, wie eine Mischung aus unseren beiden Kindern, bis auf die Selbstverletzung, was keiner der beiden gemacht hat oder macht.

Unsere Tochter (12) ist eine ungetestete, aber defintiv sehr intelligente und durchsetzungs- und willensstarke Überfliegerin, die aber in der Lage ist, sich mit einer langweiligen Schulumgebung zu arrangieren, wenn das für sie andere Vorteile mit sich bringt.
Sie hätte in der Grundschule locker eine Klasse überspringen können, wollte das aber nicht, weil sie bei ihren Freundinnen und der Lehrerin bleiben und nicht ein Jahr zu Hause nacharbeiten wollte.
Sie hat als Baby quasi auf meinem Arm gelebt, hielt (und hält) Schlafen für eine Zumutung, braucht aber eigentlich eher viel Schlaf, konnte sich schlecht alleine beschäftigen, und hat schon im Kindergarten Erwachsene an die Wand diskutiert. Ihre Trotzphase war früh und heftig. Im Vorschulalter dachten wir, wir hätten hier einen Teenager, von wegen der Sprüche. #schwitz

Unser Sohn (9) ist ein schusseliger, impulsiver Träumer mit ADS und überdurchschnittlicher Intelligenz. Dieses schwarz-weiß Denken hat er auch.
Er war ein Dezember-Kann-Kind, und wir haben ihn spät eingeschult, weil ihm, wie Deiner Tochter, die Reife fehlte.
Unser Kindergarten war sehr gut. Der schaffte es, auch unsere Kinder zu beschäftigen.
Wir ahnten also erstmal nichts Böses...
In der 2. Klasse kam dann der große Knall, weil Sohnemann unterfordert war und die Revolution gegen die Lehrerin ausgerufen hat, die überhaupt nicht mit ihm klar kam. #schwitz
In der Zeit war er fürchterlich. Er ging beim kleinsten falschen Pieps in die Luft, sowohl bei uns, als auch gegenüber anderen Kindern, die dann gleich mal eine hängen hatten.
Er fing an, richtig böse, sarkastische Bemerkungen zu machen und war andererseits total deprimiert. Irgendwann sagte er, er werde die Schule kündigen. Da würde er sowieso nichts lernen.

Wir waren dann bei einem Kinderpsychiater, der einen IQ-Test machte und die Situation mit der Lehrerin analysierte, die unseren Sohn nicht fordern wollte, weil der sich erstmal benehmen und das 5. Blatt mit den gleichen Übungen machen sollte.
Er empfahl, dass unser Sohn eine Klasse überspringen sollte.
Da unser Sohn das unbedingt wollte, hat er in gut 3 Monaten den Stoff des fehlenden Jahres plus Schreibschrift nachgeholt. Die neue Lehrerin kam prima mit ihm zurecht und sein letztes Grundschulzeugnis war mit lauter 2en. (1en schafft er kaum, weil er zu viele Schusselfehler macht.)
Jetzt, auf dem Gymnasium, steht ihm das ADS im Weg. Grundsätzlich ist er dort aber richtig, was die Lehrer auch so sehen.

Bei ihm wäre es besser gewesen, ihn früher einzuschulen, weil er dann an eine fähigere Lehrerin geraten wäre. Aber das konnten wir damals nicht ahnen.

Es hilft jedenfalls nicht, die Kinder vor der Schule vom Lesen, Schreiben und Rechnen fern zu halten, damit sie sich dort nicht langweilen.
Unsere Kinder konnten das beide vor der Schule nicht, weil sie keine Lust dazu hatten.
Sehr intelligente Kinder begreifen die Dinge zu schnell und langweilen sich dann trotzdem.
Ich sage nur, ein ganzes Schuljahr in gut drei Monaten nachmittags neben den Hausaufgaben, Hobbies und Verabredungen...
(Die hatten wir nicht gestrichen. Irgendwann musste das Kind ja auch mal entspannen.)

Was hilft, sind jahrgangsübergreifende Klassen (die es hier nicht gibt) und/oder gute Lehrer, die den flotten Kindern Futter geben.

Wenn Eure Tochter in diesem Kindergarten jetzt schon unterfordert ist, macht es ein weiteres Jahr dort nicht besser, sondern eher schlimmer.

"Mein Mann sagt auch, dass ich gerade oft sehr streng mit ihr ins Gericht gehe. "

Was Erziehung angeht, brauchen unsere beiden Kinder, Leute, die ihnen kurz und klar sagen, was sie von ihnen erwarten und die Konsequenzen durchziehen, wenn die Kinder nicht hören.
Herum schwafeln, führungsschwach wirken und Inkonsequenz ist so ziemlich das Falscheste, was man bei ihnen machen kann.
Unsere Tochter hat mit 3 mal richtig schön Oma nach ihrer Pfeife tanzen lassen, als die meinte, wir wären immer so streng zu dem armen Kind und das ginge ja auch nett. Wir lagen am Boden vor Lachen. #rofl
Irgendwann hat es Oma dann auch gereicht. ;-)

Diese Erziehungsansätze ohne harte Grenzen und Konsequenzen, sondern lediglich mit Erklären und Vorleben sind keine Methoden, die bei jedem Kind funktionieren.
Das reden die Leute, die sie propagieren zwar gerne sich und anderen Eltern ein, aber das ist ein Märchen.
Bei sehr intelligenten Kindern funktioniert das z.B. häufig nicht und bei AD(H)Slern schonmal gar nicht.

Mediennutzung darf bei unserem Sohn übrigens auf keinen Fall zu viel werden, sonst verstärken sich bei ihm negative Verhaltensweisen.

LG

Heike

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Klingt mega stressig....ein wenig kann ichs nachvollziehen....mein sohn ist in vielem genauso.

Ich lese heraus das sie eine sehr geringe Frusttrationstoleranz hat.
Würde sagen sie ist Gefühlsstark und war wohl ein High Need Baby und ist immernoch High Need,evtl auch hochsensibel dazu....Dazu kommt das sie hochintelligent ist (und 2 pkt vor hochbegabung,naja ich weiss nicht ob ich da dann "froh" wäre ,muss ja nur ein schlechter tag gewesen sein und sie ist es vllt doch)

Schwarz/weiss denken kenne ich auch gut,ein dazwischen gibt es bei meinem Sohn auch nicht.
Hochsensibel/Gefühlsstark bin ich mir bei ihm sicher,den rest vermute ich nur und bei uns vermute ich Asperger Autismus.
Mein Sohn tut mir auch leid,aber auch unsere Familie denn es belastet uns auch sehr,er kann sich einfach nicht einfügen und das tut mir am meisten in der seele weh.
Er denkt kein Stück an andere,nur an sich,trödelt morgens extra damit wir spät dran sind,damit seine schwester zu spät kommt,jeden morgen gibt es ärger deswegen und trotzdem ändert er es nicht und ich bin soooo wütend auf ihn deswegen,ich sehe es nicht ein das seine schwester auf schulweg begleitung verzichten muss nur weil er das so will,also gibt es immer stress,jeden morgen und ja ich bin da auch stur er muss sogut wie garnichts,nur morgens eben pünktlich ausm Haus kommen und da bleib ich auch weiterhin stur!
Ich bin sehr konsequent mit ihm,bei uns ist dieses Drama allerdings erst seit er 2,5 ist so...vorher war er das liebste baby und kleinkind auch wenn er sehr flott war mit allem...ich habe das Gefühl das seine emotionale/soziale Seite einfach nicht mehr hinterher kommt in seiner Entwicklung, im Kiga verweigert er auch sovieles weils ihm zu langweilig ist und wenn mal kein Konflikt entstehen kann ist er soooooo lieb,süss,verständlich,aber wehe jmd sitzt auf seinem Stuhl am Küchentisch,da rastet er aus,beharrt darauf das die Person da weg geht (ganz gleich ob er da sitzen will oder nicht) und da ist es auch egal wenn wir sagen das er doch an einem anderen Platz sitzen kann,wir nunmal Gäste haben,er muckiert solange bis er entweder von mir ins Zimmer geschickt wird weil ich es nicht mehr aushalte oder er seinen willen kriegt....kriegt er ihn nicht ist das Thema auch im nachhinein für ihn nicht erledigt,alle sind dann böse und gemein und wie kann man es nur wagen (das zieht sich durch viele Themen wo er meint das es ungerecht war/ist oder nicht so läuft wie er sich das ausgemalt hat)

Also ich verstehe dich sehr gut,aber der einzige Tipp ist wieder zum Kinderarzt oder Kinder/Jugendpsychologe, dahin werden wir jetzt wohl gehen,mein Gefühl täuscht mich eigentlich nie und irgendwas stimmt nicht,wenn dein Gefühl dir was ähnliches rät,dann hör drauf....meistens irren wir uns doch nicht.

Fühl dich gedrück und ganz viel Kraft

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Du hast schon einige Idee bekommen. --
Ich meine herauszulesen, dass Du sehr versuchst, auf "in Arm nehmen" "reden" "Verständnis zeigen"-Linie zu bleiben.
Vielleicht auch, weil Du Deine SEite nicht ganz so stark formuliert hast, ...

Spontan kam mir aber wirklich in den Sinn, dass dieses Kind vermutlich eine strengere, lautere, schimpfendere und härtere Erziehung braucht? --- reflektiere einfach mal Dien Verhalten: bist Du zu weich? zu wenig Konsequent? redest zu viel?

Ich kann Dir diese Frage nicht beantworten, -- aber mir fehlt ein wenig das "wirklich strenge" in Deiner Schilderung, sprich Disziplin und sprichwörtliche Erziehung in den Punkten, die nicht okay sind. (erpress-verhalten z.B.).

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Genau den Gedanken hatte ich auch...damit meinst du wahrscheinlich genauso wenig wie ich, das man wie ein General mit dem Kind spricht sondern dieses unendliche Gelaber (sorry ich muss mal überspitzen ;-)) bleiben lässt.

An die TE: ich kann dich sehr sehr gut verstehen! Mein 5 jähriges Exemplar ist ähnlich anstrengend, vom ersten Tag an. Wir sind demnächst zur Diagnose im KJP, auch um u.a. HB abzuklären. Im emotionalen Bereich hängt er hinterher, während er Erwachsene in Grund und Boden diskutiert.

Und ich habe mich die ersten Jahre dumm und dusselig erklärt weil ich ihn nicht mit "Strafen" oder "Konsequenzen" überrollen wollte. Bis zu einem Tag, als er wieder mal wütete, und ich wieder mal laberte, da hielt er sich die Ohren zu und schrie "hör endlich auf zu reden!!" Das war mein Wendepunkt. Heute kann ich das Wort 'bedürfnisorientiert' nicht mehr hören, das geht nicht gegen dich :-) aber bei meinem Großen und wahrscheinlich auch bei deiner Großen geht das am Kind vorbei. Seit ich aufgehört habe unnötig herum zu reden und zu erklären (er weiß es doch eh! Wie blöd muss er sich vorkommen wenn ich etwas zum x-ten Mal vorkaue?mama denkt ich bin zu dumm sonst würde sie nicht wieder davon reden!) und seit ich sehr klar bin und ohja ihn auch aufs Zimmer schicke wenn er zu weit geht, hat es sich etwas entspannt. Das entspricht zwar nicht meiner 'natürlichen ruhigeren sanfteren ;-) Art' - wahrscheinlich ist es bei dir ähnlich - aber anders funktioniert es nicht und darum muss ich das lernen. Er braucht diese Sicherheit, er braucht feste Strukturen und Bezugspersonen die fest stehen wie ein Fels in der Brandung. Das hat nichts mit lieblos zu tun.
Übrigens: Er konnte schon immer Körpernähe schwer aushalten, aber seit ich sicherer und fester und konsequenter in meinem Auftreten bin, will er oft- wenn auch nur für ein paar Sekunden- im Arm gehalten werden.

Kurzum: ihr habt schon wirklich viel versucht und von eurer Seite viel getan, ich denke es ist Zeit für eine KJP.
Das beißen könnt ihr evrl umlenken. Mein Sohn hat eine Beisskette, weil er bei Unruhe Kleidung kaputt beißt. Oder das klassische Wutkissen.
Ansonsten mag mein Sohn keine Forderung/Förderung im Sinne von wir setzen uns hin und lösen Aufgaben. Da hat er einfach kein Bock zu. Aber er mag, ich nenne es mal Auswärtsbespaßung, Musikschule, Turnen, Vorlesestunden in der Bücherei, Aktionsnachmittage von irgendwelchen Anbietern usw. Vielleicht ist das auch was für eure Tochter.

Wünsche dir ganz ganz viel Kraft. Führ dir immer wieder ihre Stärken und guten Seiten vor Augen um nicht den liebevollen Draht zu ihr zu verlieren. Alles Gute!! (sorry laaaaang)

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Danke for deine ausführliche Antwort.

Ja ich weiß was du mit dem Bedürfnisorientiert meinst. Ich glsube mir fehlt der Mittelweg 🙈.

Zu 50 Prozent kann ich gut mit ihr umgehen, da hilft es ihr tatsächlich ruhig mit ihr zu reden und es sich vun ihr erklären zu lassen (was gerade schief gelaufen ist, warum dies und das nicht die beste Idee war usw). Das hilft ihr, das selbst zu verbalisieren. Aber in der anderen Hälfte werde ich laut und bin einfach nur tierisch genervt. Und das ist so schlecht für sie, weil sie dann nur noch sieht, daaa wir böse zu ihr sind

Das mit dem beißen umlenken versuchen wir mal. Danke

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