Gewissensfrage; Glauben vs. KiGa, welchen Weg würdet ihr gehen?

Hallo allerseits,

Die Anmeldungen für die Kindergärten sind in unserem Bundesland erst in ein paar Monaten, dennoch zerbrechen wir uns bereits den Kopf, wo wir unser Kind ab dem nächsten Jahr anmelden möchten. Aktuell ist unsere Tochter zwei Jahre alt und besucht eine externe Tagespflege (Zusammenschluss von zwei Tagesmüttern), an denen wir geraten sind, nachdem wir keinen Krippenplatz erhalten haben (trotz Rechtsanspruch). Ich muss hier ein wenig ausholen: Unsere Wunschkrippe kommt von einem kirchlichen Träger und hatte in dem Anmeldungsjahr 17 Plätze frei, von denen 16 an Geschwisterkinder gingen von Gemeindemitgliedern. Soweit ich informiert bin, ist die KiTa verpflichtet 5% Kindern von Nicht- Gemeindemitgliedern aufzunehmen, die Zahl ist schnell voll. Noch dazu lagen wir damals nicht ganz im Einzugsgebiet.

Im Nachhinein sind wir sehr, sehr glücklich mit der Betreuung bei den Tagesmüttern gewesen. Die beiden arbeiten nach dem Montessori - Konzept, was unsere Tochter auch sehr gut annimmt. Ab nächstem Jahr scheidet sie leider dann bei den Tagesmüttern aus und wir müssen uns einen Kindergarten suchen.
Der bei uns am nächsten dran ist ebenfalls vom kirchlichen Träger und angegliedert an die o.g. Krippe. Um nicht wieder „böse“ Überraschungen zu erleben, besuchten wir diese und haben erfahren, dass meine Tochter einen Platz bekommen würde (vermutlich erst auch nur halbtags, weil die jetzigen Krippenkinder eher Anspruch haben auch Vollzeit), allerdings wurde uns indirekt mitgeteilt, dass wir dafür Gemeindemitglieder sein sollten und man sonst keinen Platz für uns garantieren kann, auch wenn wir jetzt durch einen Umzug 50 m davon entfernt wohnen.
Es ist der Kindergarten mit dem besten „Ruf“ bei uns in der Nähe.
Mein Mann ist vor Jahren aus der Kirche ausgetreten, ich gehöre einem anderen Glauben an. Wir beide wissen aus der Nachbarschaft, dass viele in der Kirche geblieben sind, um Anspruch auf die Plätze der umliegenden Kitas und Krippen zu haben. Viele raten uns auch offen dazu. Dennoch ist uns nicht ganz mulmig dabei, deswegen meinen Mann wieder in die Kirche aufnehmen zu lassen, wenn wir doch gar nicht wirklich hinter der Kirche stehen? Was für eine Ideologie vertreten wir da? Ich hoffe, dass sich niemand angegriffen fühlt, der in der Kirche ist, aber was vermitteln wir der Kirche oder die Gemeinde uns, wenn sie offen uns dazu rät beizutreten, obwohl wir den Glauben
nicht teilen?

Eine Alternative wäre es bei etwas entfernteren, städtischen Trägern zu versuchen. Unsere Chancen auf einen Platz sinken je weiter weg die Kita liegt, da erst die nächst gelegenen Familien Anspruch haben.

Es gibt noch eine Alternative C, die ist allerdings auch aufgrund der Entfernung eher unwahrscheinlich, da wir vermutlich ebenfalls keinen Anspruch haben werden: Ein Montessori- Kindergarten in einem anderen Viertel mit langen Wartelisten, zu denen unsere TM raten.

Was würdet ihr tun? Kindergartenplätze sind ohnehin knapp in unserem Bundesland und ich würde mir einfach wünschen, dass unsere Tochter im Kindergarten in Kontakt mit den umliegenden Familien kommt.


Ein kleiner Zusatz noch für alle, die noch weiterlesen möchten:
Eine Bekannte von mir, die ich neulich zufällig traf, erzählte, dass als sie bei dem kirchlichen Kindergarten anfragte, diese ihr unter der Hand einen Platz im Kindergarten und einen Krippenplatz für ihre Kinder vermittelten, da sie in der Kirche sei (wenn auch in einer anderen Gemeinde), ohne dass sie den offiziellen Weg der Anmeldungen gehen müsse wie der Rest von uns, auch wenn das eigentlich zwei Neuanmeldungen gewesen wären. Wir reden hier von hart umkämpften Betreuungsplätzen. Ich freue mich natürlich für meine Bekannte, aber für bikulturelle Familien wie wir ist das natürlich ein Schlag ins Gesicht und es verdeutlich uns umso mehr, dass die Leitungen ganz offenbar Familien in der Kirche bevorzugen (was irgendwo auch ihr gutes Recht ist, da die Kirche größtenteils die Finanzierung stemmt).

Ich hoffe, irgendjemand konnte sich bis hierher durchkämpfen und vielen Dank fürs Lesen! 🙈

Liebe Grüße

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Ich möchte nur einen Punkt ansprechen: dass die Kirche den größten Teil der Finanzierung stemmt, halte ich für unwahrscheinlich. Bei den meisten kirchlichen Einrichtungen tragen die gerade mal 1-5% der Kosten, der Rest wird von der öffentlichen Hand, sprich auch von euren steuern bezahlt!

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Das ist natürlich ein interessanter Hinweis. So ähnlich entschuldigend hatte damals die Krippenleitung bei unserer Ablehnung telefonisch argumentiert, dass sie gezwungen wäre nur 5% anders- oder nichtgläubige Kinder aufzunehmen, da das die Kirche so möchte und diese eben finanziell hauptsächlich für die Einrichtung verantwortlich sei.
Ob das im Detail jetzt stimmt, habe ich natürlich nicht verfolgt.

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Ich hatte mal einen Probetag in einer christlichen Kita. Da hing ein Kreuz über dem Tisch und die Kinder haben vor jedem Essen gebetet. Der Fall war klar für mich. Ich wollte nicht das meine Tochter zuhause dem Herrgott fürs Essen dankt. Jede Kita setzt das sicher anders um. Ich war auch in den 80 er Jahren in einem christlichen Kindergarten, geschadet hat es mir nicht. Versuch mal einen Probetag zu bekommen und achte auf dein Bauchgefühl.

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Ich weiß genau, wie du dich da gefühlt hast.
Ich selbst war witzigerweise auch in einem christlichen Kindergarten (allerdings katholisch), da einfach der Ort, in dem wir damals lebten, stockkatholisch war und es war für mich in Ordnung.
Ich habe ein wenig auch Angst vor dem folgenden Effekt: Wenn man hauptsächlich evangelische Kinder aufnimmt, ist natürlich und das war bei unserem Besuch dort offensichtlich, die kulturelle Diversität gering. Ich möchte nicht, dass sich dann meine Tochter „anders“ fühlt, weil wir eigentlich nicht Teil der Kirche sind und diese Kultur zu Hause nicht vertreten (und auch wenn ich weiß, dass viele der Eltern aus dem Grund in der Kirche geblieben sind). Was natürlich nicht heißen soll, dass man durchaus als Minderheit herzlich in eine andersgläubige Gesellschaft aufgenommen werden kann.

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Ist dein Kind überhaupt getauft?

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Nein, das ist sie tatsächlich nicht. In der offiziellen Anmeldung wird aber nur gefragt, ob wir Gemeindemitglieder sind oder nicht, eine Taufe wird nicht erwähnt.

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Dann wäre deine Tochter ja eigentlich kein Gemeindemitglied, oder?

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Hallo,

Also unsere Tochter ist in einem evangelischen Kindergarten. Wir sind beide nicht in der Kirche und Zwergi ist nicht getauft. Ich finde christliche Werte allerdings sehr gut, habe nur nix mit Religion am Hut.
Manchmal will sie vorm Essen beten. Das finde ich ok. Es kam auch schon. Al vor, dass sie auf dem Klo saß und dabei Preiset den Herrn gesungen hat.

Bei uns sind bestimmt ein Drittel der Kinder nicht christlichen Glaubens ergo nicht in der Gemeinde. Ich finde die Regelung bei euch sehr seltsam und würde mich ehrlich gesagt zu nix nötigen lassen.

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Danke für deinen Rat und das Teilen deiner Erfahrung !

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Mein Mann hatte mal einen kirchlichen Träger, als Arbeitgeber. Er hätte den Job nicht bekommen, wenn er nicht in der Kirche ist. Darauf hin ist er der Kirche beigetreten, obwohl er nichts mit dem Kirche am Hut hat. Am Ende müsst ihr es selber entscheiden

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Ich bin auch aus der Kirche ausgetreten und nach ein paar Jahren für den Job wieder rein. Da ich die Kirchensteuer eigentlich komplett zurück erhalte beim Steuerbescheid bin ich erstmal geblieben.
Das ist das eine , das andere ist ja die Anbindung an die Kirche durch den Kindergarten. Das kann unterschiedlich viel sein. Da würde ich mich erkundigen , das kann nämlich echt nerven ständig mit zur Kirche zu gehen.
Wenn das aber im Rahmen ist, würde ich schon versuchen dort einen Platz zu bekommen.

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Danke für deinen Rat!

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Hm. Also eigentlich bin ich immer dafür, hinter dem Konzept des KiGas zu stehen, sei es Montessori, Waldorf, katholisch, Waldkindergarten etc. Ihr lebt den Glauben nicht aus, weiß eure Kleine überhaupt, wer oder was Gott ist?
Andererseits verstehe ich euch total. Ihr habt fast keine andere Wahl, als den KiGa zu nehmen.
Ich würde um einen Schnuppertag bitten, damit ihr seht, wie "christlich" es da zu geht uns ob der Gute Ruf stimmt. Gleichzeitig kann man ansprechen, was ihr für Voraussetzungen erfüllen müsstet.
Wir mussten bei der Anmeldung sowieso noch Alternativen angeben und uns in mehreren KiGas anmelden. Daher würde ich einfach mal alle anrufen wie es ausschaut, mich auf alle Wartelisten setzen lassen und dann den nehmen, der uns am besten gefällt (falls alle zusagen).

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Danke dir, so ähnlich werden wir das handhaben. Das Konzept im pädagogischen Sinne gefällt mir in der reinen Theorie ganz gut, dennoch behagt es mir nicht, dass einer von uns zwanghaft dafür der Kirche beitreten muss. Eigentlich wollten wir es gerne so handhaben, dass unsere Tochter die Grundzüge der uns bekannten Religionen mitbekommt und sich selbst irgendwann aktiv für einen Glauben (oder auch nicht) entscheiden darf, sobald sie selbst alt genug ist, dies zu verstehen.

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Wenn ich das lese, bin ich schon sehr froh, dass bei uns die Platzvergabe komplett über die Gemeindeverwaltung läuft.
Nach der Konfession wird überhaupt nicht gefragt obwohl es zwei kirchliche Kindergärten gibt.
Was die Kosten angeht - Baumaßnahmen an den Kindergärten trägt hier zu 75% die Gemeinde. Die restlichen 25% muss die Kirchengemeinde selber aufbringen. Die Erzieherinnen werden aus irgendeinem Topf öffentlicher und kirchlicher Dienst bezahlt. Also die Kirche hat an den Kosten der Kindergärten bei allem den geringsten Anteil.

Wir haben uns für den evang. Kindergarten entschieden, weil der von den Betreuungszeiten für uns am besten passte. Mein Mann ist katholisch, ich schon lange aus der kath. Kirche ausgetreten, unsere Tochter ist nicht getauft.

Einen wirklichen Rat kann ich Dir nicht geben. Ich kenne nun aber auch einige Paare, da ist z.Bsp. ein Partner aus der einen Kirche aus- und in die andere eingetreten, damit eine kirchliche Trauung stattfinden kann und danach ist er wieder ausgetreten.

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Danke für deine Antwort, mich ärgert die Organisation in unserer Stadt diesbezüglich auch sehr. Natürlich könnten wir die Sache ganz locker sehen und einfach der Kirche beitreten (bzw. mein Mann), aber ich finde so ein Glauben ist eine große Sache und eine Religion doch nicht irgendein Abo, dass man dann wieder kündigt, wenn es nicht passt 🙈. Es wird weiterhin noch eine sehr schwierige Entscheidung...

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Ich würde auch einen Probetag machen und es mir ansehen. Ich bin gläubig und wieder eingetreten weil ich wollte das meine Tochter getauft wird. Das ist sie auch. Daher könnte ich mich gut mit einem kirchlichen Kiga anfreunden. Wir haben hier auch einen, der hat einen wirklich sehr guten guten Ruf, wir haben aber auch einen Pastor der ganz toll mit Kindern umgehen kann. Bei uns passten leider die Betreuungszeiten nicht (8-12 Uhr und komplette Schulferien), sonst wäre meine Tochter wohl auch da gelandet. Ihr solltet euch schon ein wenig mit dem ganzen Konzept identifizieren können. Wenn das so ist und der Kiga wirklich passt dann würde ich auch eintreten. Denke es gibt schlimmeres als die Kirche zu unterstützen 😉

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Danke für deine Erfahrung! Das Konzept sagt uns schon sehr zu, dass mit dem pr Betrag werden wir auf jeden Fall in Angriff nehmen. Liebe Grüße !