Schnuller weg - nur noch Wut

Hallo.

Meine zweite Tochter ist (wie ich schon öfter schrieb) sehr, sehr willensstark, konnte erst seit dem etwa 3. Geburtstag etwas Frust ertragen. Sie ist insgesamt einfach sehr anstrengend, strotzt jeder Konsequenz und schreit einfach unglaublich viel.

Soweit so gut. Der ersten Tochter war es eher leicht, den Schnuller mit 2 abzunehmen. Bei der wütenden Kleinen nicht dran zu denken. Sie hat den Schnuller immer gehabt, auch gebraucht, sie hat Tags wie Nachts wirklich auch stundenlang geräuschvoll gesaugt. Sie ist jetzt 3,5 Jahre alt.

Natürlich wurden die Zähne sichtlich schlechter. Sie hat einen sichtlich offenen Biss, laut Zahnarzt einen Kreuzbiss. Der Zahnarzt sagte natürlich schon lange, der Nucki müsse weg. Ich war bislang nicht stark genug. Nun verfärbten sich die Zähne auch noch, weswegen ich mich doch zum finalen Schritt entschlossen habe. Wir haben schon ewig und drei Tage darüber gesprochen, als es nun ernst wurde, habe ich einen Entwöhnungssauger besorgt. Wider Erwarten schien der "Entzug" gut zu laufen. Eine verheulte Nacht, einige Proteste gegen die Nuckibissschiene, aber es lief und auch der Entwöhnungssauger wird nun nicht mehr genutzt. Zumindest das erleichtert mich sehr und ich werde natürlich nicht rückfällig.

Allerdings besteht sie nun nur noch aus Wut und Frust. Sie ist seit fast drei Wochen in einem Ausnahmezustand, der mal wieder seinesgleichen sucht. Nahezu jede Kommunikation, jede Spielsituation, einfach alles führt zu unbändiger Wut, sie schreit, schmeißt Dinge, schlägt, tritt, beißt, kneift. Bestimmt 20 Ausraster täglich, aus denen sie sich mal schneller, mal langsamer rausholen lässt, bzw auch mal vor Erschöpfung einschläft, wenn niemand mehr Nerven hat, sie in ihrer Wut zu begleiten. Sogar im Nachtschlaf windet sie sich oft tretend und motzend umher. Sie fragt zwar nicht nach dem Nucki, ich denke aber schon, dass der vorher durch Saugen abgebaute Frust nun einfach noch da ist?!

Hat Jemand Erfahrungen, Ideen, Tipps? Ich halte es einfach nicht mehr aus diesen ewigen Krampf, egal was man tut oder nicht tut...

LG

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Erfahrung habe ich zwar nicht, aber ich denke der Nucki war die ganze Zeit eine Ablengunk für ihr Gefühle. Sie hat (noch) nicht die Möglichkeit gehabt sich damit auseinander zu setzen und für sich eine Regulierung zu finden.

Das Alter hat es in sich. Das ist auch bei meinem Sohn nicht anders. Das Verhalten ist dem nach nicht ungewöhnlich.
Aber sie muss lernen mit ihren Gefühlen umzugehen. Und braucht eure Unterstützung.
Versuche ihr ihre Gefühle zu benennen. Am besten bevor es zum Ausraster kommt.
Sie meckert, du benennt es.
"Du bist gerade wütend, weil du gerade XY lieber wolltest. Das auch wirklich ärgerlich. Aber vielleicht können wir eine Alternative finden."
Die muss verstehen warum sie sich zur Zeit so fühlt und was sie dagegen tun kann. Das wird nicht immer gehen, aber mit jedem Mal wenn es klappt, wird sie dazugelernt haben.

Ich kann immer wieder das Buch " Das gewünscheste Wunschkind allerzeiten treibt mich in den Wahnsinn" sehr empfehlen.

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Ich kenne den Blog gut und mag ihn auch. Jedoch hilft bei ihr einfach nichts. Sie ist ja trotz Nucki auch ständig unreguliert gewesen. "Normale Trotzanfälle" kenne ich ja auch von der Großen.

Natürlich versuchen wir es täglich aufs Neue. Aber wenn einfach seit Jahren diese Ausraster an der Tagesordnung sind und es einfach vieler Tage einfach noch schlimmer ist, als sonst, dann ist jede Reserve verbraucht. Manchmal kann ich einfach nur denken, was denn jetzt schon wieder ist, und sie einfach nicht begleiten.

Übrigens stand in einem der vielen tollen Berichte des Blogs auch, wie sehr es die Mutter geschlaucht hat, als sie (weiß nicht mehr genau 1,5 Wochen lang?) die Trotzanfälle ihres kleinen Sohnes gespiegelt hat, wie geschlaucht sie war dass sie selbst nur noch geheult hat. Dann denke ich mir, wie glücklich ich wäre, wenn hier mal etwas nach 1,5 Wochen abgehakt wäre...

Dennoch Danke.

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Oje, das kann ich sehr gut verstehen.
Ich bin mit meinem Racker schon oft an meinen Grenzen, aber bei euch scheint es noch Mal krasser zu sein.
Vielleicht redest du mit einem Elterncoach. Ich wusste es auch nicht, aber das ist heut zu Tage tatsächlich ein Beruf.

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Ich weiß ja nicht, was ihr schon alles durch habt. Das was du hier beschreibst, erinnert mich an ein Kind das ich kenne. Sie hat eine Wahrnehmungsstörung mit verringerter Wahrnehmung. Sie war bzw. ist bei vielem extrem und dieses extreme Schnullern gab es auch bei ihr.

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Wir fangen bei ihr nun an, therapeutisch gezielt zu schauen. Mein Bauchgefühl sagt eigentlich, dass es nur ein extrem starker Sturkopf ist, mit einer wirklichen Diagnose rechne ich nicht, aber vielleicht irre ich mich ja. Dass sie aber oft weit über das durchschnittliche Maß hinausschießt steht definitiv fest.

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Klingt jetzt doof aber habt ihr die Möglichkeit auf einen Reiterhof zu kommen? Ponyreiten, Pony putzen und streicheln, sowas halt?
Ich sehe auf dem Hof immer Kinder die so bei der Sache sind, kein Stress möglich da die Pferde eine solche Ruhe ausstrahlen.
Auch bei mir, ich kann noch so Stress haben, sa ist es sofort verflogen.

Ist nur ne Idee wie gesagt, kein Allheilmittel. Aber vielleicht ne Auszeit vom wüten. Auch für dich❤❤

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Ich hane meine Pferde für die Kinder aufgegeben. Ich war zeitweise reiten, Beiden würde es regelmäßig gut tun, aber Wundereffekte hatte ich nicht, im Gegenteil, es war wg der lauten, hibbelgigen Art beider Kinder sehr anstrengend und schwierig, der Umgang mit Pferden ist nunmal auch mit Gefahren verbunden, wenn die Kinder sich dann nicht einigermaßen adäquat verhalten.

Mir würde das mal wieder sehr gut tun, aber mir fehlt noch die Zeit und die geeignete RB, ich war recht speziell unterwegs, da passt eine 0815 RB nicht. Aber fürs innere Gleichgewicht waren meine Pferde damals wunderbar.

LG

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Oh je, das was du beschreibst ähnelt sehr meiner Tochter Nuhr das sie tun Glück denn Schnuller Nuhr nachts hat. Sie hat kaum Frustrationstoleranz und steigert sich sehr in Situationen rein ( würde und auch von der Kita so bestätigt) und ist Recht anstrengend. Nachts haben wir oft Schreiattacken gehabt ( zu Zeit besser) ich selber habe bei ihr das Gefühl dass sie ohne Schnuller einfach nicht runter kommen würde. Sie hat den Schnuller noch und ich mag ihn ihr auch einfach nicht nennen weil ich nicht weiß wie sie sonst zu Ruhe kommrn soll. Wir haben es schon abends mit Hörspiel versucht aber die hört konsequent zu Ende, ist dann übermüdet, irgendwas an ihr wackelt auch immer, Beine, Arme, immer unruhig. Für abends fällt mir höchstens Traumreise hören und rücken streicheln ein. Am Tag evt wenn sie so einen Anfall hat, kissen boxen, Ball werfen, und ansonsten halt einfach da sein und warten. Nützt ja nichts.
Diesen Entwöhnungsschnuller hat sie den direkt als Ersatz akzeptiert? Wir überlegen auch so einen zu hohen.
Da sie aber gerade in eine neue Kita Gruppe kommt und ohne Windel ist warten wir noch. Lg

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Sie hat mittags erst gemeckert, abends hat sie ihn dann mal reingesteckt. Aber er taugt zum Saugen natürlich gar nicht und wird sehr schnell wieder herausgenommen. Aber es ist ihr wichtig, den Sauger im Bett, teilweise sogar in der Hand zu halten. Manchmal kommt er für eine Minute in den Mund, dann wieder heraus. Tagsüber ist das Thema aber durch, auch in allen früheren, selbstverständlichen Situationen.

Ich muss nur aufpassen, weil sie nun bei extremsten Attacken nun auch an den Fingern lutscht. Sie lässt es auf Aufforderung dann aber sein.

LG

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Nuckeln hilft Kindern bei der Selbstregulation. Ich habe schon viele Post von dir gelesen .ich habe häufig daran gedacht dass deine Tochter einfach so sehr an die Grenzen geht um von dir reguliert zu werden. Sie hat das einfach noch nicht gelernt das selbständig zu tun. aus der Ferne ist das natürlich schwer zu bewerten aber grundsätzlich glaube ich dass deine Tochter enge Grenzen klare Strukturen benötigt um reguliert zu werden. Vielleicht hilft es auch sie in solchen Wutausbrüche besonders fest in den Arm zu nehmen, damit sie die Begrenzung regelrecht fühlt.
Das ist ja für euch alle belastend. Vielleicht gibt's ja eine Schnulleralternative? Ein Schnuffeltuch ?

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Guten Morgen.

Weißt du, ich komme mir oft blöd vor, aber alles, was geschrieben wird, habe ich schon versucht. Es gab ja auch hunderte Möglichkeiten, da ihr Verhalten an der Tagesordnung ist und nicht nur phasenweise.

Ich bin seit so langer Zeit so straight, eigentlich denke ich eher, ich übe zuviel Druck aus, aber ich gebe hier beiden Kindern so sehr einen engen Rahmen vor, weil ich natürlich vieles auch versuche im Keim zu ersticken.

Es sind Situationen, die oft in der ersten Sekunde eskalieren. Man sagt, heute kommt de zu Besuch, und schon steigert sie sich rein, ohne, dass es durch etwas aufzuhalten wäre. Sie bockt zu 95 Prozent beim Zähneputzen, egal, ob ich ruhig bleibe, geduldig, konsequent, ablenkend, selten lässt sie sich diplomatisch durchführen.

Das Festhalten habe ich auch schon gemacht, tatsächlich ist sie dabei ruhig geworden und ganz schnell erschöpft eingeschlafen. Aber was mich so wahnsinnig macht, dass hier niemals eine Taktik, die mal wirkte, erneut hilft. Ich möchte ihr ja helfen, bin aber meist machtlos, weil nichts hilft. Es ist so unendlich frustrierend.

LG

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Wir hatten auch immer wieder extreme Phasen, ihre Wut hat meine Tochter (sie wird nächsten Monat 4) auch oft an uns oder anderen Kindern ausgelassen. Wir hatten auch sehr lange das nächtliche Ausrasten.

Mein Mann geht nun mit meiner Tochter regelmäßig klettern in die Kletterhalle. An der Wand kann sie wirklich Grenzen erfahren. Es wird uns von allen Seiten bestätigt wie gut ihr das tut. Vielleicht gibt es einen Sport der ihr hilft sich zu regulieren? Bei uns ist es inzwischen wirklich besser geworden.

Ich drücke euch die Daumen.

Viele Grüße

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Reagiert sie bei neuen Situationen mit Wut?
Kann sie Mimik lesen?
Schaut sie dir in die Augen?
Meidet sie Veränderungen?
Hat sie Ticks?
Spezialinteressen?

Mein Asperger Autist war auch so ein kleiner Wutmensch. Mit 3,5 hätte niemand gedacht, dass er Autist ist. Man dachte einfach, er hätte vielleicht ne Hochbegabung, da er sehr weit war. Eine Teilhochbegabung hat er wirklich, doch die Diagnose Asperger haben wir erst nach der Grundschule erhalten.
Das heißt nicht, dass deine Tochter auch Asperger ist. Aber du kannst ja mal drauf achten, ob du es ausschließen kannst.
Lg

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Guten Morgen.

Ich würde eigentlich sagen, weder das eine, noch das andere. Eine tendenzielle Hochbegabung in Kombi mit ADHS wird bei der Großen vermutet, aber da es nicht so problematisch ist derzeit, warten wir mit weiterem ab, wie es in der Grundschule läuft.

Die Kleine spricht zwar ausgezeichnet, aber eine Hochbegabung vermuten wir überhaupt nicht. Empathisch ist sie ebenfalls sehr. Allerdings zeigt sie trotzdem teilweise Zwangsverhalten, was aber auch mit ihrer Sturheit zusammenhängen könnte. Die Therapeutin hat aufgrund meiner letzten Schilderungen aber gesagt, das müssten wir uns genauer anschauen. Diesen Monat ist der erste Termin diesbezüglich. Ich bin mal gespannt.

Ich wünsche mir ja einfach nur, dass es hier mal etwas entspannter zugeht und nicht alle paar Sekunden einer der Beiden eskalieren muss.

LG