Gibt es den Erziehermangel wirklich?

Hallo ihr Lieben,

ich bin gerade etwas ratlos. Ständig liest man vom Fachkräftemangel in den Kitas und hört von fehlenden Plätzen.
Ich bin Grundschullehrerin und darf damit in Baden-Württemberg in Kitas als Fachkraft arbeiten.
Aber so dringend scheint es keiner zu haben...
Klar, ich bin Quereinsteiger, aber ich habe mein Studium sehr gut abgeschlossen, mehrere Jahre Berufserfahrung und bin bereit mich privat in das neue Feld einzuarbeiten.

Irgendwie scheitert es aber...

- Nach zwei Bewerbung werde ich direkt zur Hospitation eingeladen, bekomme eine tolle Rückmeldung von der Einrichtungsleitung, aber der Träger hat auf ein mal kein Interesse mehr. Ohne Angabe von Gründen. Die Stelle ist immer noch ausgeschrieben.
- Weitere zwei mal habe ich erlebt, dass sowohl Träger als auch Hausleitung mich gerne genommen hätten, aber eine (!) andere Erzieherin des Teams Bedenken hatte, weil ich keine Erfahrung habe. Also wurde nichts draus. In beiden Einrichtungen fehlen knapp 200% und ich wäre die einzige Quereinsteigerin gewesen.
- Die Stadt neben meinem Wohnort beklagt in Zeitungsartikeln die fehlenden Bewerber und vergibt "Mitarbeiter werben MItarbeiter-Prämien". Meine Bewerbung wir dort angeblich seit 6 Wochen bearbeitet. Am Telefon wird mir mitgeteilt, dass es noch dauern wird...
- Eine Einrichtung, die angeblich 3 ganze Stellen offen hat, möchte mich nehmen, kann mir aber mit den Arbeitszeiten überhaupt nicht entgegen kommen. (Ich möchte einen Stellenanteil zwischen 40 und 60% und muss mir die Kinderbetreuung mit meinem Mann teilen. Dazu brauche ich einen festen Dienstplan - egal ob Vor- oder Nachmittage - nur eben konstant. In 6 Monaten geht meine Tochter selber in die Krippe, danach wäre ich ganz frei.)

Ich kann das Gejammere, dass Fachkräfte fehlen, gerade echt nicht hören. Hinzu kommen die teilweise prekären Betreuungssituationen vor Ort. Gut, dass das die Eltern nicht so mitbekommen. Zum Heulen, wie da aus einer Bildungseinrichtung ein Ort der Bewahrung wird.
Die Fachkräfte erledigen nur noch das nötigste und jeder kämpft ums überleben. Über die angespannte Stimmung und den permanten Stress, der sich auf die Kinder überträgt, ganz zu schweigen.

Ist in Wirklichkeit kein Geld da?
Hat jemand ähnliche Erfahrungen machen müssen?
Ich bin gefrustet und musste es mal rauslassen.#sorry

Danke für's Zuhören :-)

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Mir scheint du bist überqualifiziert und gleichzeitig unflexibel.

Mangel heißt ja nun nicht, dass man das mit allem besetzen muss. Unsere Kita hat von 6.00-18.00 Uhr auf, ich kann mir nicht vorstellen, dass hier eine Kollegin mit „Sonderwünschen“ gern gesehen wäre und dann wäre sie uU schnell wieder weg, weil sich das dann aufs Arbeitsklima auswirkt.
Wenn ich also trotz akutem Mangel ständig nicht passen würde, würde ich mir schon mal Gedanken machen.

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Sind das schon Sonderwünsche, wenn man feste Arbeitszeiten haben will? Muss man als Erzieherin pausenlos länger da bleiben oder auf Abruf eher kommen?

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Die ubflexibilität ist für die Einrichtungen erfahrubgsgemäß wirklich schwierig. Es gibt wechseldienste, feste Zeiten für teamsitzungen etc. Meine Schwester wäre als Kinderpflegerin in münchen (mit Berufserfahrung) wegen Teilzeit fast nicht untergekommen und das bei der Stadt als Träger...

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Ich könnte mir vorstellen, dass du letztlich überqualifiziert bist und (neben Kompetenzgerangel) die somit gerechtfertigte höhere Finanzierung die Träger abschreckt.

Ich bin staatlich anerkannte Ergorherapeutin, darf also bis zu 7 beeinträchtigte/förderbedurftige/verhaltensauffällige Kinder gleichzeitig in einer Therapieeinheit betreuen, aber um als Aushilfe in einer Regel-KiTa zu arbeiten fehle mir die Kompetenz...😒

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Hm manchmal ist es überqualifiziert genauso schwierig wie unterqualifiziert, wenn ich jemanden überqualifiziertes im Bewerbungsgespräch habe frage ich mich schon sehr genau, was die Person bewegt in einem anderen Job zu arbeiten, wie schnell sie wieder weg ist, wie viel ich investieren muss um sie für den Job, den sie nie ausgeübt oder gelernt hat fit zu bekommen. (Allerdings eine ganz andere Branche).

Ja den Fachkräftemangel gibt es. Aber es sind hier im Umkreis vor allem die Einrichtungen die nicht gut laufen, eine schlechte Stimmung herrscht oder die Leitung sich nicht kümmert, ... Die guten Einrichtungen bekommen dann schon wieder jemand. In der 5 Jahren Kita die ich jetzt erlebe (kleine Großstadt in Baden-Württemberg) hat es nur in der Krippe des Großen ernsthafte Personalprobleme gegeben. Der Kindergarten und die Krippe der Kleinen waren bis auf kurze Übergangszeiten immer gut besetzt. Aber anderen Einrichtungen sowohl städtisch als auch kirchliche Träger trifft es da härter.

Ich finde es aber auch erstaunlich, dass ein Team bei so etwas mit entscheiden darf. Personalentscheidungen treffe ich als Leitung alleine. Ich nehme immer noch jemand zweites mit ins Vorstellungsgespräch, damit ich es hinterher reflektieren kann, aber ich würde eine Entscheidung nicht mit dem Team diskutieren.

Neben der überqualifikation und der Frage ob du dauerhaft bleibst, würde ich mich fragen, wo dein Kind betreut ist, ob du schon einen kitaplatz sicher hast. Keine Ahnung, ob du da eine beruhigende Antwort geben kannst.

Warum arbeitest du nicht wieder als Grundschullehrerin?

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Manchmal hängt es an den dümmsten Dingen, die einen erstmal total übertrieben schwer gewichtet vorkommen.

Ich fürchte auch, dass es an den festen Arbeitszeiten liegt.
Ich war etwas ratlos, mein Sohn hatte seine Eingewöhnung ganz gut geschafft und kurze Zeit später wurde er extrem anhänglich. Die Erzieher morgens um 7 Uhr wechselten ständig. Ich hatte erwartet, das bei U3 Kindern Kontinuität hoch gehalten wird. Fehlanzeige!
Sogar Erzieher aus anderen Gruppen waren dann da.
Ich halte es für möglich, das eine von drei Erziehern der Gruppe um 7 Uhr anfängt zu arbeiten. Das würde mir direkt passend gesagt, das sei UNMÖGLICH!!

Flexibel heißt das Zauberwort. Keine Ahnung warum. Ich fange jeden Morgen um sieben Uhr an. Ne Kollegin immer ne Stunde später. Naja..

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Hallo,

ich werde jetzt im Juni fertig mit der Erzieherausbildung und habe mich im Februar bei verschiedenen Einrichtungen bzw. Trägern beworben.
Ich konnte letztlich zwischen 4 Angeboten wählen, bei einem Gespräch hätte ich mir sogar die Einrichtung frei wählen können, weil so viele Stellen frei waren.
Das soll kein Angeben sein, sondern zeigen, dass es durchaus einen Mangel gibt.
In meiner Klasse sind 16 Leute, 14 haben eine Anstellung gefunden...
Und wir sind hier eher im ländlichen Bereich, in der Stadt sieht es noch schärfer aus.
Lebe übrigens in Sachsen.
Aber könnte mir durchaus vorstellen, dass du leider überqualifiziert und damit zu teuer bist 😐 auch wenn ich diese Einstellung echt Quatsch finde...

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Ich bin Erzieherin in Berlin und ja, wir haben einen Mangel.
Wenn ich mit 40 Kinder über mehr als zwei Stunden alleine sein muss, Sprech ich von Aufbewahrung und nicht mehr von Pädagogik. Das ist leider oft so.

Im übrigen würde ich als Kollegin auch mürrisch werden, wenn du als du als einzige einen festen Dienstplan hast und alle anderen um dich herumplanen. Da würde meine Chefin dich trotz Mangel nicht einstellen können, weil du nicht flexibel einsetzbar wärst :)

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Ich bin Erzieherin und kann den Mangel ebenfalls bestätigen. Ich werde erst wieder anfangen und mir einen Arbeitgeber suchen, sobald es mir privat möglich ist: mache mir bzgl Teilzeitstelle aber keine Sorgen.

Was ist denn mit dem Lehrermangel? Du bist Grundschullehrerin und „musst“ oder „möchtest“
du im Kitabereich als Quereinsteiger arbeiten? Wieso arbeitest du nicht als Grundschullehrerin?

Bei uns herrscht ein absoluter Lehrermangel. Auch die Grundschule unseres älteren Kindes fehlt es an Lehrernachwuchs. Eine Mama eines Grundschülers ist in unser Bundesland gezogen, hatte in ihrem BL einen 1,1er Schnitt. Dennoch wird sie hier nicht eingestellt, da sie nicht im unserem BL Grundschullehrerin geworden ist. Da ist also eine Top Grundschullehrerin welche hier her gezogen ist, gerne als solche arbeiten würde und wird trotz Lehrermangel nicht eingestellt?!

Irrsinnig, aber ist so. Jetzt arbeitet sie als Schulbegleiterin weil sie keine Stelle bekommt.

Doch der Lehrermangel ist hier dennoch Fakt!



Übrigens: das hat mit Überqualifikation m.E. eher weniger zu tun, als mit den Ausbildungsschwerpunkten - es ist ein anderes Berufsfeld.

..übrigens: bei uns dauert die Erziehersusbildung 5 Jahre. Auch zählen die Auszubildenden als „Studierende“ und erhalten einen Studentenausweis).
Klar brauchst du kein Abitur, aber einige haben es, sehr viele zumindest Fachabi.
Doch ob du es hast oder nicht, interessiert auf der Akademie nicht mehr. Der Schulabschluss ist nur ein Schlüssel der Türen aufsperrt und umso höher der Abschluss umso mehr Türen öffnen sich mit dem Schlüssel und es liegt an dir, welche du wählst.

Es tut mir freilich leid für dich, aber du bist nun mal keine Erzieherin, sondern Grundschullehrerin. Währest du Erzieherin, dann hättest du sicherlich schon einen Vertrag unterschrieben. Ich kenne sehr viele Erzieherinnen, darunter jedoch nicht Eine, welche lange auf eine Stelle warten musste. Insbesondere Teilzeitstellen nachmittags sind hier sehr gefragt. Teilzeitstellen vormittags werden hingegen sehr schnell intern vergeben.

LG

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Bezahlung wäre natürlich Thema - wie sieht es denn damit aus? Daran könnte es freilich auch scheitern!

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Oh Gott,
Fehler beim Tippen übers Cellphone: Okay. Aber das kann ich nicht so stehen lassen: WÄREST natürlich ohne H :)

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Was mir als erstes auffällt ist, dass du nicht flexibel bist. Da wärst du bei mir schon raus. Gleichzeitig bist du eine "Berufsanfängerin!" Du hast keine Erzieherausbildung absolviert.
Dich einzuarbeiten würde mir zu lange dauern.

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Dann arbeite doch wieder als Grundschullehrerin. Da hast du Vormittags feste Zeiten und die Vorbereitung ist flexibel.

Ich würde mich als Leitung ernsthaft fragen, warum du im Kindergarten arbeiten möchtest, denn da verdienst du ja weniger. Vielleicht haben die Sorge, dass du generell für einen Beruf mit kleinen Kindern nicht geeignet bist.

Der Fachkräftemangel scheint mir in Großstädten schwerwiegender zu sein. Besonders in Brennpunkten hat halt nicht jeder Lust zu arbeiten.