Ein "zu viel von allem"-Silopo

Ich muß sagen, das ich meine 5jhrige Tochter in den letzten Jahren ziemlich mit Spielzeug überhäuft habe. Ja, es ist einfach mit mir durchgegangen. Mein Mann hat es (schmunzelnd) ziemlich auf den Punkt gebracht: Das waren alles meine unerfüllten Kindheitsträume.

Es war ja auch immer alles gut, sie selber kann sich super alleine beschäftigen. In den letzten Wochen ist mir aber aufgefallen, das mehr "rumdrömmelt", als das sie sich (wie gewohnt) beschäftigt. Sie ist immer sehr umsichtig mit ihrem Hab und Gut umgegangen und hängt eigentlich sehr an ihren Sachen. In letzter Zeit ist einiges aus Unachtsamkeit kaputt gegangen, das kannte ich so noch nicht.

Heut war ich dann das erste Mal irgendwie richtig enttäuscht. Laut Wetterbericht sind wir jetzt mal mit Unwettern dran, also raus und alles sichern. Da finde ich im Sandkasten (halb verbuddelt) ihre neue Taucherbrille, natürlich jetzt mit Kratzern. Das war der Auslöser, für das was danach kam. Meine Schmerzgrenze war erreicht. Zeitgleich kam mir aber wieder in Erinnerung, wie meine Mutter reagiert hat, wenn mir etwas kaputt ging...nennen wir es mal, etwas dramatisch. Fand ich schon als Kind doof und rückblickend erst recht.

Also habe ich ihr klar gesagt, wie Scheiße ich das finde (natürlich ohne das Wort;-)). Ein kurzes #bla meinerseits. Und dann habe ich gesagt, das ich mir da jetzt erst Mal Gedanken machen muß, weil es halt einfach nicht mehr funktioniert und sich jetzt was ändern wird. Und das sie doch auch mal überlegen soll, woran es liegen kann. Thema vom Tisch.

Sie zog geknickt ab und räumte (ohne Aufforderung) ihr Zimmer auf, holte kommentarlos den Staubsauger und ein Staubtuch. Ich war platt, habe sie aber einfach machen lassen.

Nach 20 Minuten kam sie, setzte sich zu mir und sagte: "Mama, ich glaube ich habe einfach zu viel Spielzeug." "Hm, das glaube ich auch. Und jetzt?" "Wir können ja aussortieren und auch etwas wegwerfen." Ich dachte ich hör nicht richtig, mein Kind, die wandelnde Inventarliste, das Kidn welches sich bisher von nichts trennen wollte. "Mama, ich fang jetzt mit den Spielen an." 10 Minuten später ruft sie mich. Fein säuberlich hat sie Stapel gemacht. Einer kann weg (weil Unvollständig usw), einer soll mit zum Flohmarkt und einer soll bleiben. Ich war sprachlos, diese Klarheit dabei. Wow! Jetzt gerade ist sie bei ihrer Spielküche dabei udn ich bin schon mächtig gespannt.

Ich bin mächtig solz auf mein Kind, auch etwas auf mich....denn es war ja auch für mich eine Bestätigung, das man nicht radikal durchgreifen muß. Den obligatorischen Müllsack habe ich ja nie ausgepackt. Letztendlich ist ja meine Tochter ein "Opfer" meines Kaufwahns geworden.

Das sie jetzt nicht alles alleine schafft ist mir klar. Zieht sie das jetzt (auch mit meiner Unterstützung, falls gefordert) aber durch, dann fahren wir morgen in den Baumarkt und kaufen Farbe für ihre Wände. Das stand eh auf dem Plan, wird dann nur etwas vorgezogen. Kleinkindzimmer ade, mein Mädchen wird "groß"#verliebt.

So, das war mein totales, stolzes Silopo zum Freitag.
#winke

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Das klingt doch prima - zum einen, dass du so reflektiert bist und die Ursache siehst ;-) und zum anderen, wie deine Tochter Ordnung ins Chaos bringt. Hut ab für euch beide. :-)

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Ja, ich bin echt geplättet, sie zieht das jetzt die ganze Zeit durch, mit dieser anfänglichen Klarheit...diese fasziniert mich total. Ich zwinge sie aber gleich mal zur Pause, nicht das die Stimmung noch kippt;-).

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Wow, wirklich toll! #pro

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Man muss ja nicht alles gleich weggeben zum Flohmarkt oder in den Müll. Ich habe in so einer Phase einfach einiges erstmal zur Seite geräumt und dann nach 2-3 Monaten getauscht: Das bisher Bespielte kam in den Keller, die "Kellerkinder" wieder ans Licht zum Bespielen. Fanden die Kinder ganz gut, und es war Abwechslung. Was altersgemäß nicht mehr passend war, wurde dann entgültig weggegeben bzw. verkauft.

5

Oh ja, ich hätte so gerne mal Spielzeug "durchgetauscht", das ging leider nicht mit ihr. Es hat sie total nervös gemacht, irgendwie brauchte sie ihr Hab und Gut um sich....deswegen nenne ich sie ja auch "wandelnde Inventarliste". Nur der "Ordner: vorrübergehend im Keller" war wohl bisher nicht abrufbar;-).
Heute geht es plötzlich, von sich aus möchte sie, das der Kaufladen, die Little People Sachen und die Holzeisenbahn auf den Dachboden kommt. Sie ist so klar in ihren Entscheidungen, das macht mich richtig sprachlos. Sie ist jetzt wirklich die ganze Zeit bei der Sache, nimmt sich nach und nach Bereiche ihres Zimmers vor. Klar ruft sie mich zwischendurch.
Alles was sie heute entscheidet ist ja nicht entgültig, selbst die Müllsäcke stehen hier ja noch ein paar Tage. Bin mal gespannt, wie sie ihre Aktion morgen bewertet. Aktuell ist sie mächtig erstaunt über den Platz in ihrem Zimmer;-).

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Ach wie schön, da kannst Du auch stolz sein ;-)